Frank1
15.01.2002, 08:18 |
Bericht: Im Sumpf gestrandet Thread gesperrt |
Im Sumpf gestrandet
Frankreichs berühmtester Untersuchungsrichter wirft den Bettel hin - entnervt über das mafiose Geflecht, das seine Arbeit lähmte.
[TA] - Von Jürg Schoch, Paris
Bisher war er wortkarg, die Medien wimmelte er konsequent ab. Am Montag aber schüttete er in der Zeitung"Le Parisien" sein Herz aus in einem langen Interview. Richter Eric Halphen hat definitiv genug. Er verlässt den ehrenwerten Stand der Richter und geht auf Arbeitssuche. Vorher aber schreibt er noch sein Buch fertig, das den Titel tragen soll:"Sieben Jahre Einsamkeit".
Sieben Jahre, von 1994 bis 2001, hatte Halphen die HLM-Affäre untersucht. HLM ist das Kürzel für den sozialen Wohnungsbau. Während Jahren kassierten die Parteien"Kommissionen" jener Bauunternehmen, denen das Gemeinwesen die Aufträge zuhielt. Am meisten Schmiergelder flossen in die Kasse des gaullistischen Rassemblement pour la République (RPR). Es gibt konkrete Hinweise, dass Jacques Chirac selber die Hand im Spiel hatte, als er noch Pariser Bürgermeister und RPR-Chef war.
Halphen sagt rundheraus:"Die"politischen" Untersuchungen sind haargenau wie jene der Mafia, niemand spricht." Die Mentalität von Politikern, die in Affären verwickelt sind, vergleicht er mit jener von Drogenhändlern. Und dass die Herrschaften, sofern opportun, wie Pech und Schwefel zusammenhalten, erfuhr der 42-Jährige schon 1996. Damals wollte er bei Jean Tiberi, in jenem Zeitpunkt Pariser Bürgermeister, eine Hausdurchsuchung vornehmen. Im Treppenaufgang machte die Polizei rechtsumkehrt -"auf Befehl von oben". Oben: Das war Jean-Louis Debré, Innenminister und Intimus von Chirac.
"Sehr schlechter Richter"
Obwohl Halphen"die Schatten des Systems" schon lange entdeckt hatte, erkühnte er sich vergangenes Jahr, dem Staatspräsidenten eine Vorladung zwecks Befragung zu schicken. Das Elysée sprach von Amtsmissbrauch, dem Untersuchungsrichter wurde der Fall entzogen. Halphen sei eben, kommentierte am Montag RPR-Sprecher Patrick Devedjian,"in technischer Hinsicht ein sehr schlechter Richter gewesen". Er spielte auf einige Formfehler an, welche die Obrigkeit zum Vorwand genommen hatte, Halphen abzuhalftern.
Halphen wurde, wie er sagt, beschattet und gefilmt; sein Telefon sei abgehört worden. Als Folge der HLM-Affäre verlor er nicht nur seine Ehefrau, sondern auch sämtliche Illusionen."Als ich ins Gerichtswesen eintrat, hatte ich ein Ideal: Vor der Justiz sollen alle gleich sein." Seine heutige Erkenntnis:"In der Justiz gibt es zwei Gangarten." Der Fall Halphen ist in der Tat symptomatisch für Frankreichs Gerichtsbarkeit. Gegen Dutzende von Politikern liefen oder laufen Untersuchungen. Und obgleich alle wissen, dass Hunderte von Millionen Franc illegal verschoben wurden, wird praktisch nie einer verurteilt. Das"Gesetz des Schweigens" wird wie kein anderes befolgt in diesem Land.
Quelle: http://www.newswindow.ch/article/0,1001,222989,00.html
<center>
<HR>
</center> |
Fischli
15.01.2002, 08:55
@ Frank1
|
Na, das koennte auch in einem anderen Land spielen...... |
>Im Sumpf gestrandet
>Frankreichs berühmtester Untersuchungsrichter wirft den Bettel hin - entnervt über das mafiose Geflecht, das seine Arbeit lähmte. >
>[TA] - Von Jürg Schoch, Paris
>Bisher war er wortkarg, die Medien wimmelte er konsequent ab. Am Montag aber schüttete er in der Zeitung"Le Parisien" sein Herz aus in einem langen Interview. Richter Eric Halphen hat definitiv genug. Er verlässt den ehrenwerten Stand der Richter und geht auf Arbeitssuche. Vorher aber schreibt er noch sein Buch fertig, das den Titel tragen soll:"Sieben Jahre Einsamkeit".
>Sieben Jahre, von 1994 bis 2001, hatte Halphen die HLM-Affäre untersucht. HLM ist das Kürzel für den sozialen Wohnungsbau. Während Jahren kassierten die Parteien"Kommissionen" jener Bauunternehmen, denen das Gemeinwesen die Aufträge zuhielt. Am meisten Schmiergelder flossen in die Kasse des gaullistischen Rassemblement pour la République (RPR). Es gibt konkrete Hinweise, dass Jacques Chirac selber die Hand im Spiel hatte, als er noch Pariser Bürgermeister und RPR-Chef war.
>Halphen sagt rundheraus:"Die"politischen" Untersuchungen sind haargenau wie jene der Mafia, niemand spricht." Die Mentalität von Politikern, die in Affären verwickelt sind, vergleicht er mit jener von Drogenhändlern. Und dass die Herrschaften, sofern opportun, wie Pech und Schwefel zusammenhalten, erfuhr der 42-Jährige schon 1996. Damals wollte er bei Jean Tiberi, in jenem Zeitpunkt Pariser Bürgermeister, eine Hausdurchsuchung vornehmen. Im Treppenaufgang machte die Polizei rechtsumkehrt -"auf Befehl von oben". Oben: Das war Jean-Louis Debré, Innenminister und Intimus von Chirac.
>
>"Sehr schlechter Richter"
>Obwohl Halphen"die Schatten des Systems" schon lange entdeckt hatte, erkühnte er sich vergangenes Jahr, dem Staatspräsidenten eine Vorladung zwecks Befragung zu schicken. Das Elysée sprach von Amtsmissbrauch, dem Untersuchungsrichter wurde der Fall entzogen. Halphen sei eben, kommentierte am Montag RPR-Sprecher Patrick Devedjian,"in technischer Hinsicht ein sehr schlechter Richter gewesen". Er spielte auf einige Formfehler an, welche die Obrigkeit zum Vorwand genommen hatte, Halphen abzuhalftern.
>Halphen wurde, wie er sagt, beschattet und gefilmt; sein Telefon sei abgehört worden. Als Folge der HLM-Affäre verlor er nicht nur seine Ehefrau, sondern auch sämtliche Illusionen."Als ich ins Gerichtswesen eintrat, hatte ich ein Ideal: Vor der Justiz sollen alle gleich sein." Seine heutige Erkenntnis:"In der Justiz gibt es zwei Gangarten." Der Fall Halphen ist in der Tat symptomatisch für Frankreichs Gerichtsbarkeit. Gegen Dutzende von Politikern liefen oder laufen Untersuchungen. Und obgleich alle wissen, dass Hunderte von Millionen Franc illegal verschoben wurden, wird praktisch nie einer verurteilt. Das"Gesetz des Schweigens" wird wie kein anderes befolgt in diesem Land. >
>Quelle: http://www.newswindow.ch/article/0,1001,222989,00.html
<center>
<HR>
</center> |
apoll
15.01.2002, 17:23
@ Frank1
|
Re: Bericht: Im Sumpf gestrandet |
>Im Sumpf gestrandet
>Frankreichs berühmtester Untersuchungsrichter wirft den Bettel hin - entnervt über das mafiose Geflecht, das seine Arbeit lähmte. >
>[TA] - Von Jürg Schoch, Paris
>Bisher war er wortkarg, die Medien wimmelte er konsequent ab. Am Montag aber schüttete er in der Zeitung"Le Parisien" sein Herz aus in einem langen Interview. Richter Eric Halphen hat definitiv genug. Er verlässt den ehrenwerten Stand der Richter und geht auf Arbeitssuche. Vorher aber schreibt er noch sein Buch fertig, das den Titel tragen soll:"Sieben Jahre Einsamkeit".
>Sieben Jahre, von 1994 bis 2001, hatte Halphen die HLM-Affäre untersucht. HLM ist das Kürzel für den sozialen Wohnungsbau. Während Jahren kassierten die Parteien"Kommissionen" jener Bauunternehmen, denen das Gemeinwesen die Aufträge zuhielt. Am meisten Schmiergelder flossen in die Kasse des gaullistischen Rassemblement pour la République (RPR). Es gibt konkrete Hinweise, dass Jacques Chirac selber die Hand im Spiel hatte, als er noch Pariser Bürgermeister und RPR-Chef war.
>Halphen sagt rundheraus:"Die"politischen" Untersuchungen sind haargenau wie jene der Mafia, niemand spricht." Die Mentalität von Politikern, die in Affären verwickelt sind, vergleicht er mit jener von Drogenhändlern. Und dass die Herrschaften, sofern opportun, wie Pech und Schwefel zusammenhalten, erfuhr der 42-Jährige schon 1996. Damals wollte er bei Jean Tiberi, in jenem Zeitpunkt Pariser Bürgermeister, eine Hausdurchsuchung vornehmen. Im Treppenaufgang machte die Polizei rechtsumkehrt -"auf Befehl von oben". Oben: Das war Jean-Louis Debré, Innenminister und Intimus von Chirac.
>
>"Sehr schlechter Richter"
>Obwohl Halphen"die Schatten des Systems" schon lange entdeckt hatte, erkühnte er sich vergangenes Jahr, dem Staatspräsidenten eine Vorladung zwecks Befragung zu schicken. Das Elysée sprach von Amtsmissbrauch, dem Untersuchungsrichter wurde der Fall entzogen. Halphen sei eben, kommentierte am Montag RPR-Sprecher Patrick Devedjian,"in technischer Hinsicht ein sehr schlechter Richter gewesen". Er spielte auf einige Formfehler an, welche die Obrigkeit zum Vorwand genommen hatte, Halphen abzuhalftern.
>Halphen wurde, wie er sagt, beschattet und gefilmt; sein Telefon sei abgehört worden. Als Folge der HLM-Affäre verlor er nicht nur seine Ehefrau, sondern auch sämtliche Illusionen."Als ich ins Gerichtswesen eintrat, hatte ich ein Ideal: Vor der Justiz sollen alle gleich sein." Seine heutige Erkenntnis:"In der Justiz gibt es zwei Gangarten." Der Fall Halphen ist in der Tat symptomatisch für Frankreichs Gerichtsbarkeit. Gegen Dutzende von Politikern liefen oder laufen Untersuchungen. Und obgleich alle wissen, dass Hunderte von Millionen Franc illegal verschoben wurden, wird praktisch nie einer verurteilt. Das"Gesetz des Schweigens" wird wie kein anderes befolgt in diesem Land. >
>Quelle: http://www.newswindow.ch/article/0,1001,222989,00.html
...ich meine doch"Verschwörung des Verschweigens" und die Pressehure spielt mit.
<center>
<HR>
</center> |