COSA
17.01.2002, 18:20 |
US-Wirtschaftsdaten: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Baubeginne, etc. Thread gesperrt |
Hallo!
Zu den gestrigen Daten noch einige Anmerkungen. Obwohl diese mittlerweile bestens bekannt sein dürften, kurz das m.E. nach Wichtigste:
~ Die Industrieproduktion für den Dezember ging um -0,1% zurück; dabei konnte die Autoproduktion allerdings um +4,6% zulegen, wie die Produktion der langlebigen Güter stieg diese den zweiten Monat in Folge. Im Jahresvergleich ging die IP um -5,6% zurück, das ist die schlechteste Performance seit 1982. Der Novemberwert wurde von -0,3% auf -0,4% nach unten revidiert.
Der zweite Sektor, der eine gewisse Stabilität aufweist, ist der high-tech-Bereich; nach drei Quartalen der Schrumpfung (zwischen -13,6% und -26,0%) sieht man dort auf jährlicher Basis ein Wachstum von +0,24%.
Die Kapazitätsauslastung fiel weiter auf nun 74,4% von revidierten 74,5%.
Der Überblick seit 1967 zeigt das Ausmass der Schrumpfung der Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung:
<center> </center>
~ jetzt geht es weiter mit den Daten von heute und da zuerst mit den Initial Jobless Claims - den Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung für die Woche bis zum 12.1.2002. [/b]
<center> Link zur Originalquelle</ul>
<center>[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" /> </center>
~ dann noch die New Residential Construction - die Baubeginne und Baugenehmigungen für den Dezember. [/b]
<ul> ~ [b] die Zahlen:
~ Die Zahl der Baugenehmigungen für Privathäuser liegt bei 1,653 Mio., saisonbereinigt und als jährliche Quote, damit ca. 4% höher als die vorläufige Angabe des Vormonats von 1,595 Mio. - revidiert, zuletzt 1,564 Mio. Der Vorjahreswert wurde um ca. 6% übertroffen. Die Konsensschätzungen hatten lediglich bei 1,560 Mio. gelegen.
~ Die Zahl der Baugenehmigungen für Ein-Familien-Häuser wuchs ebenfalls, auf jetzt
1,249 Mio., das sind 3% oberhalb des revidierten Novemberwertes von 1,211 Mio. (zuvor: 1,140 Mio.).
~ Die Zahl der Baubeginne für Häuser in Privatbesitz ging zum November hin um 3% zurück auf 1,570 Mio. und hat die Konsensschätzungen von 1,610 Mio. nicht erreicht. Im Jahresvergleich liegen die Baubeginne allerdings 2% höher. Der Vormonat wurde von 1,645 Mio. auf 1,625 Mio. nach unten revidiert.
~ Die Baubeginne der Ein-Familien-Häuser betragen 1,293 Mio. und ca. +4% im Monatsvergleich. Den Abfall zum November dürften die Baubeginne für Mehrfamilienhäuser (-26,5%) verursacht haben, da wird jede Wohnungseinheit in einen Haus auch als solche in der Statistik geführt.
~ Im Nordosten wie im Mittleren Westen wurden Rückgänge und im Westen ein Anstieg von rund 8% gesehen.
~ Link zur Originalquelle</ul>
Die Baugenehmigungen und Baubeginne zusammen mit den Hypothekenzinsen seit 1995:
<center>[img][/img] </center>
Fazit: Bei der Beurteilung der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung ist Vorsicht angesagt. Der Immobilienmarkt zeigt sich nun trotz einer kurzzeitiger Schwäche erstaunlich robust; eigentlich wurde ihm im Frühjahr letzten Jahres ein"Überleben" bis in den Herbst prognostiziert, aber"Totgesagte" scheinen länger zu leben.
schöne Grüsse
Cosa
<center>
<HR>
</center> |
dottore
17.01.2002, 19:52
@ COSA
|
Re: Sauber, merci für den Top-Service! Wie wärs mit 'nem double dip, à la 80/82? (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Cosa
17.01.2002, 20:17
@ dottore
|
Hmmm..... |
Schönen Abend dottore!
Double-dip? Wer weiss das schon. Momentan spricht so viel für eine Erholung und das alles auf Kosten der sogenannten Verbraucher. Da wird sich privat verschuldet was das Zeug hält; diese Rechnung muss doch bezahlt werden.
Die Konjunkturparameter scheinen z.T. zu drehen, die Wachstumsrate der ECRI Frühindikatoren war letzten Freitag mit +0,3% erstmals seit dem Mai 2000 wieder im positiven Bereich. Der Konjunkturindex des Fed-Bezirkes wurde vorhin mit 14,7 statt der erwarteten -2,5 gemeldet. Die Halbleiterbranche scheint ihr Tränental zu verlassen und und und....
Was fehlt sind die Investitionen der Unternehmen. Das schaut auf den Diagrammen anders aus als noch in der Rezession Anfang der 90iger Jahre.
M.E. passt die Vorstellung von einer drehenden Konjunktur und einem ATH des Dows sogar für dieses Jahr zusammen. Und dann muss die offene Rechnung beglichen werden. Der erste dip wäre dann im Vergleich zum zweiten nur eine Minidelle und der Absturz könnte dann erfolgen.
Wenn das Ganze ein Strategiespiel auf einem Brett wäre, wäre es interessant und spannend einfach zuzuschauen; aber da doch so viele menschliche Schicksale damit verbunden sind, könnte man fast schreien.
herzliche Grüsse
Cosa
<center>
<HR>
</center> |
Ecki1
17.01.2002, 22:41
@ Cosa
|
Re: Hmmm.....! |
Wenn das Ganze ein Strategiespiel auf einem Brett wäre, wäre es interessant und spannend einfach zuzuschauen; aber da doch so viele menschliche Schicksale damit verbunden sind, könnte man fast schreien.
So ist es leider, und nur rechtzeitige Allgemeinbildung nach JüKü`s glänzendem Vorbild hätte dies vielleicht verhindern können. In der nächsten"Runde" muss die Aufklärungsquote von Anfang an höher liegen,
findet Ecki1 und dankt ebenfalls sehr herzlich für den hervorragenden Service.
<center>
<HR>
</center>
|
JüKü
18.01.2002, 00:37
@ Ecki1
|
Re: Hmmm.....! / Glänzendes Vorbild? |
>
>Wenn das Ganze ein Strategiespiel auf einem Brett wäre, wäre es interessant und spannend einfach zuzuschauen; aber da doch so viele menschliche Schicksale damit verbunden sind, könnte man fast schreien.
>So ist es leider, und nur rechtzeitige Allgemeinbildung nach JüKü`s glänzendem Vorbild hätte dies vielleicht verhindern können. In der nächsten"Runde" muss die Aufklärungsquote von Anfang an höher liegen,
>findet Ecki1 und dankt ebenfalls sehr herzlich für den hervorragenden Service.
Du überschätzt mich; vor 2 Jahren war ich noch ganz dumm und heute nur nicht mehr ganz so.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
18.01.2002, 09:41
@ Cosa
|
Re: Aby Cohen tastet schon nach der Rouge-Box |
Hi Cosa,
vielen Dank zunächst für die Einschätzung, die ich teile. Dazu...
>Was fehlt sind die Investitionen der Unternehmen. Das schaut auf den Diagrammen anders aus als noch in der Rezession Anfang der 90iger Jahre.
... hatte Standing Bear diese schönen Passagen gestern reingestellt:
Sooner or later, foreigners are likely
to get worried about U.S. financial assets. They've seen
how billions of dollars in capitalization can disappear
overnight...and how even the biggest companies can cook
the books until the pan burns.
"The Germans are on to us," says yesterday's
Prudent Bear's Market Summary. A German press story
reveals that S&P 500 companies are reporting earnings
that are 70% higher than GAAP would permit."America's
pro-forma disease," says the headline on FAZ.net.
The prices that Germans and other investors will
pay for U.S. stocks depend on earnings. Not only are
past earnings hugely overstated...estimated earnings for
the future turn out to be complete fantasy.
Das legt das bereits bekannte Szenario nahe: Die"normalen" deutschen Investoren (Fonds) werden sich eher hüten, nach drüben zu gehen. Das ergibt sich schon aus Haftungsgründen. Sie könnten sich nicht rechtfertigen, in einen total überrissenen Markt gestiegen zu sein.
US-Banks bzw. deren Affiliates in Euroland aber könnten sich hier noch einmal kräftiger verschulden und die Kohle nach drüben zu schaufeln, wie sie es vor dem letzten von Dir geposteten Quartal (als das dann stoppte, das berühmte, von Dir ausführlich gepostete, zunächst unerklärliche"increase/decrease-Phänomen") getan hatten. Das könnte einen im wesentlichen US-driven Vorstoß zum ATH 13k auslösen.
Gleichzeitig würde der € wieder schwächeln, den wir eigentlich jetzt vor allem anschauen sollten. Schwacher € = starker $ = starke Börse drüben.
Außerdem kämen drüben die Bagholders endlich voll zum Zuge: Die berüchtigte "Distribution", wo die Fat Cats noch einmal schön abladen können.
The S&P 500 is expected to produce about $28 in
average earnings for 2001. Estimates for 2002 are all
over the place...but bunch up in the $40 to $50 range.
Die Frage von Standing Bear,"ob die alle unter Drogen stehen", ist eine mehr rhetorische. Sie stehen unter den Rauschdrogen"USA - God's own Country" und"The only way is up".
Und weiter:
Almost never have earnings increased so much from
one year to the next. And in the coming year, what could
make them do so? Consumers will only buy a car if the
manufacturer is willing to lose money selling it to him.
And what industry is so exuberant as to trigger a new
burst of capital investment? Suppose earnings don't rise
much at all next year?
Das ist ganz zentral! Der Consumer Boom wird auf Kosten von Profits, Earnings und dann natürlich Investments laufen, evtl. kommt sogar noch eine kleine Erholung der Investments in Teilbereichen hinzu, was das Good Feeling noch verstärken könnte, aber insgesamt und vor allem vor dem Hintergrund der weltweit abschmierenden Konjunktur, von Japan ganz zu schweigen, erscheint ein solides post-rezessionales Up der US-Investments fast ausgeschlossen. Die Amerikaner haben überall starke Konkurrenz und werden auf ihrem Home Market (das Stahlproblem bitte auch beachten!) angegriffen.
Dazu sollte die Import-Statistik genauer betrachtet werden. Särkere US-Importe = weniger profits der US Companies = schwache Investment-Konjunktur drüben.
Sooner or later, we predict, foreign holders of
U.S. dollar assets are going to become suspicious of the
numbers and doubtful of the integrity of the people who
prepare them. They may even want their money back...
Der Verdacht, dass alle Zahlen drüben gefälscht sind und die WPs das auch noch abgesegnet haben (Enron!) lässt sich nicht mehr ausräumen. Das muss noch nicht gleich den Abzug der Kohle bedeuten, aber - siehe oben - kaum zusätzliche, die ex Auslandsadressen nach drüben geht.
Damit würde es Richtung ATH mit relativ dünnen Umsätzen gehen, typisch für die finale Fünf.
"A major top is forming," say the Aden sisters,
"and the dollar remains vulnerable. Once the dollar
index declines and stays below 115, it will be a strong
sign it's headed even lower this year." Pamela and Mary
Anne recommend"keeping a 40% position" in CD's of Swiss
francs, British pounds and euros.
Typisch für ein"major top" ist sein Täuschungspotenzial. Dazu würde eine - womöglich V-förmige"Erholung" vor allem der Sentiments (in die auch steigende Kurse eingehen) - gut passen.
Es käme dann zunächst zu einer ausschließlich consumer- und sentiment-driven"Erholung", die fälschlicherweise als"Schaut her, schon haben wir es wieder hinter uns" interpretiert würde...
... bis sich dann das ganze Elend der US Companies auf breiter Front entfaltet (gefälschte Bilanzen, völlig fantastische Gewinnerwartungen, und on top: kaum nennenswerte Steigerung der Investitionen), was dann den Post-V-Crash der Finanzmärkte einleitet:
- Die privaten Anleihen gehen Richtung Junk.
- Der Dollar dreht deutlich sichtbar
- Es wird Kasse gemacht (jetzt auch von Ausländern, wobei dann auch die Japaner nicht mehr anders können, sie wollen schließlich nicht US-Papieren dastehen, die sich modo argentino entwickeln).
Kurzum: Die von Dir schon gezeigte Schere zwischen consumer spending (credits) und Investments wird evtl. noch größer, jedenfalls kaum nennenswert kleiner. Bis dann das ganze Theater einstürzt, in dem die herzige Soap"Ever getting rich even quicker" 20 Jahre lang vor immer vollem Haus gegeben wurde.
Das auch noch:
- In a stunning reversal of the recent trend, investors
took bad news to be bad news. Will this temporary lapse
into sanity last more than one day?
Nein. Der"one day" geht offenbar zu Ende, er lag am unteren Punkt des V.
Den Rest bitte bei Standing Bear nachlesen, speziell die Richebächer- und consumer-Passagen, SB's Kommentare sind auch sehr hübsch. Er steht längst außerhalb des Theaters und sieht, wie sich das Dach schon senkt.
Aby Cohen, die er nicht so schätzt, obwohl sie auch von 13k spricht, wird's übrigens beim Einsturz in der Künstler-Garderobe erwischen, wo sie gerade Rouge nachlegt.
Man weiß wirklich nicht mehr, ob man weinen oder lachen soll.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
18.01.2002, 10:23
@ dottore
|
Re: Aby Cohen tastet schon nach der Rouge-Box / Danke für das Szenario! (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Emerald
18.01.2002, 11:33
@ COSA
|
Re: US-Wirtschaftsdaten: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Baubeginne, etc. |
ich beschränke mich auf die immobilien-preise:
diese sind nur dank der jenseits von gut und böse erfolgten gelddruckerei
von mr. alan zustande gekommen. der markt wurde förmlich mit dollar ersäuft,
was in der tat ausschlieslich dem immobilien-markt zugute kam. tiefe zinsen,
tiefe hypotheken entsprechend nachfrage und steigende preise. hier hat der
dollar-segen bereits ein zeichen der inflation gesetzt.
dies dürfte jetzt bei immobilien passé sein, wie bei den automobil-verkäufen zu
zero-zins-finanzierung. die neuen autos stehen in den garagen und die alten
und noch fast neuen beim händler auf halde, wo der preis-zerfall mit jedem
tag grösser wird.
übrigens wird mit den zero-zins-verkäufen noch mancher finanzierer in
arge schwierigkeiten kommen, wenn der käufer privat-konkurs anmelden muss.
bei den amerikanern gehört dies zum daily business, also per saldo aller
ansprüche spricht alles für einen viel tieferen dollar.
mal abwarten bis das neue wto-mitglied china seine produkte zu tiefstpreisen
nach amerika verkaufen wird. meistens sind diese übrigens schlichtweg von
besserer qualität als einheimische artikel.
deflation?
emerald.
<center>
<HR>
</center> |
Cosa
18.01.2002, 11:35
@ dottore
|
Re: Haftung |
Hi dottore,
vielen Dank für das ausführliche Posting!
Jans Artikel hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen. Reichlich Stoff um Abby erblassen zu lassen.
Inwiefern haften Fonds denn für ihre Ergebnisse bzw. Investments? Das hiesse ja sie könnten rechtlich belangt werden; oder dann doch nur bei groben Fehlentscheidungen bzw. wenn ihnen fahrlässiges Verhalten nachgewiesen werden kann?
Grüsse aus der Schmuddelwetterstadt
Cosa
<center>
<HR>
</center> |
dottore
18.01.2002, 14:56
@ Cosa
|
Re: Haftung |
>Hi dottore,
>vielen Dank für das ausführliche Posting!
>Jans Artikel hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen. Reichlich Stoff um Abby erblassen zu lassen.
>Inwiefern haften Fonds denn für ihre Ergebnisse bzw. Investments? Das hiesse ja sie könnten rechtlich belangt werden; oder dann doch nur bei groben Fehlentscheidungen bzw. wenn ihnen fahrlässiges Verhalten nachgewiesen werden kann?
Letzteres, liebe Cosa, war gemeint. Fonds haften zunächst natürlich nicht. Das bezieht sich auf die Ergebnisse. Obwohl der Fall von Unilever-Pensionsfonds in London (die schöne Fondsmanagerin hatte sich nicht ums benchmarking gekümmert, wurde hier glaube ich auch ausführlich behandelt) schon eine tiefe Schneise geschlagen hat.
Sobald aber ein Fondsmanager sich in Märkte begibt, die - bereits deutlich erkennbar - mit Fantasie-Accounting-Methoden arbeiten, steckt er tief in Problemen. Er muss sich dann fragen lassen, ob er a) die Bilanzen der Firmen, deren Papiere er reingenommen hat, überhaupt gelesen und b) analysiert, d.h. also mit anderen (seriösen) Accounting-Methoden verglichen hat.
Ein Nicht-Zurkenntnisnehmen von solchen fundamentalen Daten und Fakten eines Unternehmens wie Bilanz und G+V muss sich der Manager als"grob fahrlässig" anrechnen lassen. Das resultiert schon allein aus der Sorgfaltspflicht, die BGB und HGB bei jeder Form von Geschäftsbesorgung als zwingend vorschreiben. In den Spezialvorschriften für Fonds dürfte Ähnliches stehen. Einen Haftungsausschluss kann man zwar in die Geschäftsbedingungen schreiben, aber die wischt in einem Fall des offenbaren Fantasie-Accountings jedes Gericht vom Tisch.
Grüße zurück
d.
<center>
<HR>
</center> |