LenzHannover
22.01.2002, 23:00 |
@dottore Lebenserwartung"früher" und die Medizinqualität heute.. Thread gesperrt |
Hallo dottore,
beim für und wieder zur heutigen Medizin wird immer wieder das hohe durchschnittliche Lebensalter von heute mit dem von früher verglichen.
Manches mag helfen, vieles mag nicht schaden, Jürgen kann wohl keiner
so recht helfen -das nur am Rande-.
Nun stand wo, das früher (ich gehe mal von vor mind. 200 Jahren und früher aus) die Säuglingssterblichkeit sehr hoch war und dadurch der Durschnitt gering war.
Gibt es diesbezüglich brauchbare Statistiken / Infos?
<center>
<HR>
</center> |
Campo
23.01.2002, 00:03
@ LenzHannover
|
Re: @dottore Lebenserwartung |
>Hallo dottore,
>beim für und wieder zur heutigen Medizin wird immer wieder das hohe durchschnittliche Lebensalter von heute mit dem von früher verglichen.
>Manches mag helfen, vieles mag nicht schaden, Jürgen kann wohl keiner
>so recht helfen -das nur am Rande-.
>Nun stand wo, das früher (ich gehe mal von vor mind. 200 Jahren und früher aus) die Säuglingssterblichkeit sehr hoch war und dadurch der Durschnitt gering war. >
>Gibt es diesbezüglich brauchbare Statistiken / Infos?
hallo,
also, soweit ich weiß, fließt die Säuglingssterblichkeit nicht in die Statistik der durchschnittlichen Lebenserwartung mit ein. Es werden nur die Menschen berücksichtigt, die das erste Lebensjahr hinter sich haben. Trotzdem: seit wann werden eigentlich zuverlässige Statistiken geführt? Ich muß immer wieder schmunzeln, wenn ich höre, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Mittelalter so um die 40 jahre betragen haben soll. Wie kriegt man das raus? Es kann doch nur eine Schätzung sein.
Gruß
Campo
<center>
<HR>
</center> |
rodex
23.01.2002, 00:28
@ Campo
|
Re: @dottore Lebenserwartung |
>Ich muß immer wieder schmunzeln, wenn ich höre, dass die durchschnittliche
>Lebenserwartung im Mittelalter so um die 40 jahre betragen haben soll. Wie
>kriegt man das raus? Es kann doch nur eine Schätzung sein.
Man kann auch in Archive gucken.
Rodex
<center>
<HR>
</center> |
Herbi, dem Bremser
23.01.2002, 13:43
@ Campo
|
Re: @zur Frage Lebenserwartung - (-: Retro auricular flächen aktivität.-).. |
>Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn ich höre, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Mittelalter so um die 40 Jahre betragen haben soll. Wie kriegt man das raus? Es kann doch nur eine Schätzung sein.
Hi Campo,
blättere mal in einer guten Web-Suchmaschine nach"forensische Altersdiagnostik".
Wenn dir das Lesen einer Dissertation kein Gräuel bereitet und du etwas über Knochen lesen möchtest, dann klick an
http://www.henkeronline.de/Dissertation/Diskussion/diskussion.html
Textprobe:
In diesen Altersklassen ist neben diesen Merkmalen auch auf das Nichtvorhandensein der Merkmale zu achten, die typisch sind für die niedrigen und hohen Altersklassen. Die Makroporosität und die Retroauricularflächenaktivität sind für die Altersbestimmung der maturen und senilen Skelette gut geeignet. Vor allem die retroauriculare Aktivität ist oft ein sehr guter Sterbealterindikator, obwohl sie von BUIKSTRA & UBELAKER (1994) lediglich als sekundäres Merkmal angegeben wurde.
Als Pferdenarr probier doch
http://www.reiten-in-berlin.de/anatomie/gebiss.htm
mit"Altersbestimmung anhand der Gebißveränderung".
Die drei Beispiele zeigen eine grobe Richtung, wo's lang geht bei der"exakten" Altersbestimmung anhand von Knochen- oder Zahnfunden.
Gebeinhäuser hat es ja im Mittleren Alter auch schon gehabt. Allerdings wurden oftmals in nachgeschalteten Entsorgungsparks die Knochen gleich zu K-Mehl oder K-Leim verarbeitet, so dass unsere Altersforscher vorwiegend in frischer Erde buddeln dürfen.
Gruß
Herbi
<center>
<HR>
</center> |
dottore
23.01.2002, 17:41
@ LenzHannover
|
Re: @dottore Lebenserwartung |
>Hallo dottore,
>beim für und wieder zur heutigen Medizin wird immer wieder das hohe durchschnittliche Lebensalter von heute mit dem von früher verglichen.
>Manches mag helfen, vieles mag nicht schaden, Jürgen kann wohl keiner
>so recht helfen -das nur am Rande-.
>Nun stand wo, das früher (ich gehe mal von vor mind. 200 Jahren und früher aus) die Säuglingssterblichkeit sehr hoch war und dadurch der Durschnitt gering war. >
>Gibt es diesbezüglich brauchbare Statistiken / Infos?
Hi,
also:
Christian Pfister:"Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie", 1994 ist - wenn überhaupt - das Buch dazu.
Danach Lebenserwartung bei Geburt im 18. Jh. zwiwchen 35 und 38 Jahren.
Aber im 16. Jh. hatte schon ein Kind, da die ersten 10 kritischen Jahre überstanden hatte, die Aussicht auf 57 Jahre.
Gute Quelle sind nicht die Archive, sorry, sondern vor allem die unüberblickbare Literatur der Leichenpredigten.
Danach Bauernjunge 17. Jh. 62 Jahre, Städter: 48 Jahre (Grund: Sanitärverhältnisse).
Mädel: 60 / 40.
Außerdem: Am längsten lebten Geistliche (bis heute. Durchschnittsalter der Kardinäle plus Papst bitte beachten!).
Und: Katholiken starben immer früher als Protestanten (10 Jahre im 17. Jh.!)
Grund: Geburtshilfe, Katholiken nehmen Krankheiten als"gottgegeben" hin (früher) und gingen später oder nicht zum Arzt.
Erste Betrachtung des Themas überhaupt (kenne es selber nicht):
Graunt:"Natural and Political Observations upon the Bills of Mortality", 1662.
Aktuelle Lage:
Afrika: etwa 50 Jahre
- so hoch wie in USA vor 1900,
- 55 bis 60 Jahre in Asien (in den 1920ern)
- 65 Jahre in Lateinamerika (Ende der 30er).
Alle Statistiken in diesem Bereich sind oberflau und praktisch erst ab WK II zu gebrauchen. Den meisten Zahlenmüll schaufelt die UNO, schau mal bei denen rein, ob sie auch was Historisches haben. Ich glaube, die fabrizieren nur anklagende Vergleiche von industrialized mit lesser developed countries.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Baldur der Ketzer
23.01.2002, 19:05
@ dottore
|
Re: @dottore Lebenserwartung |
>Außerdem: Am längsten lebten Geistliche (bis heute. Durchschnittsalter der Kardinäle plus Papst bitte beachten!).
>Und: Katholiken starben immer früher als Protestanten (10 Jahre im 17. Jh.!)
>Grund: Geburtshilfe, Katholiken nehmen Krankheiten als"gottgegeben" hin (früher) und gingen später oder nicht zum Arzt.
Hallo, dottore,
nachdem ich auch Geistliche in der Verwandtschaft habe, denke ich, diese Lebenserwartung ist zurückzuführen auf
- Streßfreiheit (alles geht seinen Gang)
- Sorgenfreiheit (voll alimentiert auf Lebenszeit, keine Existenzgefahr)
- Wohlstand in Grundbedürfnissen (Gläubige trugen schon immer freiwillige Gaben zum Pfarrer, damit sie drüben mal, na, Du weißt schon - noch im WKII kenne ich so einen Fall, die Bauern hatten nix zu fressen, aber beim Pfaffen häuften sich die Geselchten, bis sie verdarben und in die Mistgrube kamen - hergegeben für hungernde? Undenkbar!)
beste Grüße vom Baldur
<center>
<HR>
</center>
|