XSurvivor
26.01.2002, 07:23 |
Bitteres Leben unter dem Goldstandard - aus dem Geldcrash-Forum Thread gesperrt |
da immer wieder von den Goldenthusiasten behauptet wird, daß die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ach so stabil und wohlhabend gewesen wäre, ist es an der zeit, die damaligen Lebensumstände genauer zu betrachten.
Es wird von den Goldbefürwortern immer allgemein von"Wohlstand" und"Reichtum", sogar von"Freiheitsmetall" gesprochen - doch wer war unter dem Gold wohlhabend, reich und frei?
Doch nur der, der das Gold besessen hat - eine winzige Minderheit!
Für diese Minderheit also sprechen die Kreise, welche heute wieder eine Goldwährung wollen. Die Bevölkerung in der Masse, wie auch die Erdbevölkerung hat durch Gold nur Schaden.
Wie waren nun die ach so guten Verhältnisse unter der Goldwährung vor dem Ersten Weltkrieg? (entnommen aus: Prof. Ruhland, System der politischen Ã-konomie, 1908):
Einmal wurde eine gewaltige Vermögenskonzentration (wie nicht anders beim Gold zu erwarten) erreicht: Beispielsweise konzentrierte sich nur bei der 1870 gegründeten"Deutschen Bank" bereits um die Jahrhundertwende 3 Mrd. Mark = 2 Prozent des damligen gesamten Volksvermögens!
Noch deutlicher wird die Vermögenskonzentration, wenn man die Entwicklung der reichsten Personen, welche die ersten 10 Milliarden Mark besaßen näher betrachtet:
Jahr - Personen
1896 - 2957
1899 - 2129
1902 - 1853
1905 - 1500
Prof. Ruhland dazu:"In dem Maße aber, als das Vermögen sich in immer weniger Händen zusammenfindet, in gleichem Maße muß die Zahl der Vermögenslosen wachsen.... Die rache Konzentration des Vermögens in immer weniger Händen, welche in den vorstehenden Ziffern zum Ausdruck kommt, verschärft sich noch sehr wesentlich, wenn wir fragen, wie viele Personen über die ökonomische Verwaltung des Vermögens verfügen? Dann werden die ersten 10 milliarden Mark welche 1905 noch 1500 Personen gehörten, vielleicht von nur 30 Personen verwaltet!"
"Die Zahl der Reichen wird immer kleiner, die der Besitzlosen immer grösser.... Die eigentliche Verwaltungsherrschaft für gewiss die Hälfte des deutschen Volksvermögens liegt so heute tatsächlich in den Händen von vielleicht 150 Personen. Die ganz überwiegende Masse der Reichen begnügt sich mit der Position eines arbeitslosen Rentners, der höchstens sich darauf beschränkt, fortlaufend den Börsenkurszettel bei seinem Morgenkaffe zu studieren Die ungleich grössere Masse der fast Vermögenslosen (in Preußen heute wohl 86,5 % der Gesamtbevölkerung) ist mit ihrem Lebensunterhalt auf Dienstleistungen bei diesen 150 führenden Kapitalisten angewiesen..."
Die Lebensverhältnisse der großen Masse waren unvorstellbar schlecht: In der Stadt: Kleinste Wohnungen, ohne Heizung, sanitäre Einrichtungen, vollgepfropft mit Menschen...
Noch schlimmer waren die Verhältnisse auf dem Land.
Interessant auch die Kriminalitätsstatistik, die deutlich macht, daß viele nur durch Diebstahl überhaupt am Leben bleiben konnten:
Verurteilte Verbrechen pro 100.000 personen der Bevölkerung
Jahr
1882 - 1040
1890 - 1105
1900 - 1198
1904 - 1214
Ruhland:"Die Zunahme der Verurteilten überhaupt hat von 1882 bis 1904 59,9% erreicht.... Speziell die Diebstahlkurve schliesst sich an die wirtschaftliche Lage der gewerblichen Arbeiter an..."
Auch die Staatsverschuldung stieg unter dem Gold explosionsartige wie bei jedem Zinssystem):
Jahr
1874 - 3150 Mio. Mark
1890 - 8214
1905 - 15205
Ähnlich die Verschuldung der Städte und Kommunen (bspw. Kommunaldarlehen):
Jahr
1870 - 1,8 Mio. Mark
1890 - 37,4
1900 - 87,6
1906 - 222,7
Wie oben stehende Daten deutlich machen, war das leben unter dem Goldstandard alles andere als ein Vergnügen. Nur eine Minderheit konnte davon profitieren.
Diese mit der Gold - Zinswährung wachsenden Probleme führten schnurstracks zum Ersten Weltkrieg.
Bei näherer Betrachtung gibt es für eine Goldwährung/Goldstandard keinerlei Rechtfertigung. Immerhin war es mit dem Papiergeld möglich, eine numehr fast 60 jährige Friendenszeit in Europa zu begründen. Jedoch wird auch dieses Papiergeld scheitern, da sich über den Zinseffekt die Schulden immer mehr aufbauen - hätten wir jedoch Gold-Geld nach dem Zweiten Weltkrieg gahbt, wäre das System schon längst zusammengebrochen und wir stünden vielleicht schon vor dem Vierten Weltkrieg...
Die Goldbefürworter sollen endlich einmal Argumente auftischen:
1.) Wie ein mittelloser Staat eine Währung begründen kann?
2.) Wie man eine Kapitalflucht durch Gold aus den schwachen Staaten verhindern will, wenn es keine Wechselkurspuffer mehr gibt?
3.) Wie man eine Golddiktatur (daß die wenigen großen Goldbesitzer weltweit den Preis und die Bedingungen diktieren) verhindern will?
4.) Wie man verhindern will, daß sich das Gold als Tauschmittel verabschiedet, indem es gehortet/vergraben wird?
5.) Wie die umlaufende Geldmenge einer steigenden Wirtschaftsleistung angepaßt werden soll, wenn die Minen nicht genug fördern können?
Die Befürworter einer Goldwährung lassen sich eigentlich nur in zwei Gruppen einteilen:
1.) Unwissende
2.) Vertreter des Goldmonopols
Die Gefahr ist groß, daß nach dem nächsten Crash von interessierter Seite eine Goldwährung eingeführt wird - nicht weil das sinnvoll wäre, sondern um Macht auszuüben.
Vorsicht ist angesagt!
<ul> ~ Geldcrash-Forum</ul>
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Ecki1
26.01.2002, 08:37
@ XSurvivor
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Re: Stabileres Leben unter dem Goldstandard (bei guter Familienplanung) |
Hallo XSurvivor
Du scheinst Dich nicht genau informiert zu haben. Die schlechten Lebensbedingungen betrafen hauptsächlich Grossfamilien in Städten. Sie waren durch Landflucht entstanden, da man trotz knapp gewordener Bewirtschaftungsfläche nicht auf grosse Kinderzahlen verzichten wollte. Diese Gewohnheiten übernahm man nunmehr in der Stadt in der sorglosen Annahme, Ressourcen und Arbeit würden sich von alleine ergeben.
Mit dem Goldstandard (den ich nicht einmal unbedingt für nötig halte, solange wenigstens das Verschuldungsverbot für den Staat gilt) hat das nicht das Geringste zu tun. Es gibt heutzutage genügend Länder mit schlechten Lebensbedingungen, die wie alle anderen keinen Goldstandard mehr besitzen.
Daher eine Frage: Wie willst Du denn Deine finanziellen Angelegenheiten regeln, falls wir in eine bedeutende Edelmetallhausse laufen? Oder fürchtest Du Dich davor? Wie sind die Goldminen in Deinem Depot gelaufen? Etwa schlecht?
Informationen zu Gold, Goldstandard etc. findest Du ausser hier im Forum bei:
Gold Eagle
321Gold
Goldseiten
Kitco
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XSurvivor
26.01.2002, 10:02
@ Ecki1
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Goldstandard bringt nichts |
>Du scheinst Dich nicht genau informiert zu haben. Die schlechten Lebensbedingungen betrafen hauptsächlich Grossfamilien in Städten. Sie waren durch Landflucht entstanden, da man trotz knapp gewordener Bewirtschaftungsfläche nicht auf grosse Kinderzahlen verzichten wollte. Diese Gewohnheiten übernahm man nunmehr in der Stadt in der sorglosen Annahme, Ressourcen und Arbeit würden sich von alleine ergeben.
Der Beitrag stammt aus dem Geldcrash-Forum, wo ich ihn kopiert habe.
Er soll nur die These der Goldbugs widerlegen, daß die zeit des Goldstandards eine Blütezeit war. Ursache der Stadtflucht ist damals wie heute in den Entwicklungsländern die schlechten Lebensbedingungen auf dem Land.
Es zeigt sich jedoch deutlich, daß die Goldwährung/Goldstandard überhaupt nichts positives ür die Bevölkerung bringt.
>Mit dem Goldstandard (den ich nicht einmal unbedingt für nötig halte, solange wenigstens das Verschuldungsverbot für den Staat gilt) hat das nicht das Geringste zu tun. Es gibt heutzutage genügend Länder mit schlechten Lebensbedingungen, die wie alle anderen keinen Goldstandard mehr besitzen.
Wie gesagt, der Beitrag soll nur zeigen, daß der Goldstandard nichts positives für die Bevölkerung bringt. Auch papier-zinsgeld führt letztlich zu den gleichen Zuständen.
>Daher eine Frage: Wie willst Du denn Deine finanziellen Angelegenheiten regeln, falls wir in eine bedeutende Edelmetallhausse laufen? Oder fürchtest Du Dich davor? Wie sind die Goldminen in Deinem Depot gelaufen? Etwa schlecht?
[b]Ich habe keine Goldminen. Nochmals: Der Beitrag aus dem Geldcrash-Forum, wo gerade eine Diskussion über den Sinn einer Goldwährung läuft, soll nur zeigen, daß eine Goldwährung rein gar nichts bringt - außer Elend und Armut.
Welche Währung willst Du denn nach dem Crash haben - oder schaust Du nur auf Deine Goldminen?
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Holmes
26.01.2002, 10:37
@ XSurvivor
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Elend 19. Jhr. und Produktivität |
Hi,
ich denke, das Elend im 19. Jahrhundert lag in erster Linie an der zu geringen Produktivität. Die Produktivität war zu gering, als dass die Arbeiter die Konsumenten ihrer eigenen Produkte hätten werden können und dürfen. Die Mindeerheit konnte die Produkte der industriellen Produktion"problemlos" verkonsumieren. Heute schwierig.
Die Leute sind auch nicht freiwillig in die Städte gezogen, sondern aufgrund der Einhegung (in England). Ob ähnlicher Grund in Deutschland, weiss ich nicht. Würde mich aber mal interessieren.
Gruss
Holmes
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Ecki1
26.01.2002, 18:38
@ XSurvivor
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Re: Patentrezepte für Währungen gibt es nicht. |
Welche Währung willst Du denn nach dem Crash haben - oder schaust Du nur auf Deine Goldminen?
Jederzeit stabile Preise aller Güter und Dienstleistungen kann es in einer Marktwirtschaft schon allein aus Zyklizitätsaspekten heraus nicht geben. Angebot und Nachfrage schwanken mindestens mit den Modeströmungen der Konsumenten und damit automatisch die Preise. Andere Gründe können sich überlagern.
Da ich durchaus ein wenig Ahnung von Portfoliodiversifikation, von Risiko und Rendite, von Markt und Börse habe, würde ich mich niemals auf die Qualitätsversprechungen zu irgendeiner Währung verlassen, sondern in immer verschiedene Anlagekategorien streuen, wozu unter anderem eben auch Goldminen zählen. Solltest Du auch so machen.
Von mir aus kann es ruhig weiterhin Papierwährungen geben, vorausgesetzt, alle Kreditversprechen sind besichert und der Staat macht keine Schulden mehr oder bilanziert wenigstens vernünftig.
Gruss: Ecki
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Oldy
26.01.2002, 20:34
@ Ecki1
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Re: Patentrezepte für Währungen gibt es nicht. |
>Welche Währung willst Du denn nach dem Crash haben - oder schaust Du nur auf Deine Goldminen?
>Jederzeit stabile Preise aller Güter und Dienstleistungen kann es in einer Marktwirtschaft schon allein aus Zyklizitätsaspekten heraus nicht geben. Angebot und Nachfrage schwanken mindestens mit den Modeströmungen der Konsumenten und damit automatisch die Preise. Andere Gründe können sich überlagern.
$$$ Das ist richtig! Aber nur für einzelne Warenpreise. Das allgemeine Preisniveau, welches den Wert des Geldes bestimmt, kann durch Geldmengenveränderungen in etwa und mit Zeitverzögerung gesteuert werden und das wird auch gemacht. Fehlerhaft und mit dem heutigen Geld fast unmöglich, aber doch.
>Da ich durchaus ein wenig Ahnung von Portfoliodiversifikation, von Risiko und Rendite, von Markt und Börse habe, würde ich mich niemals auf die Qualitätsversprechungen zu irgendeiner Währung verlassen, sondern in immer verschiedene Anlagekategorien streuen, wozu unter anderem eben auch Goldminen zählen. Solltest Du auch so machen.
>Von mir aus kann es ruhig weiterhin Papierwährungen geben, vorausgesetzt, alle Kreditversprechen sind besichert und der Staat macht keine Schulden mehr oder bilanziert wenigstens vernünftig.
>Gruss: Ecki
$$$ Na, in wieviele Währungen hast Du gestreut? Waren Pesos auch dabei? Wo wirst Du sein, wenn sowohl Dollar wie Euro den Weg des Peso gehen werden? Merke die Wortwahl: gehen werden!
Gruß Oldy
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