Montag 28. Januar 2002, 18:19 Uhr
Heimelektronik-Hersteller Schneider stellt Insolvenzantrag
Traditionsunternehmen Zahlungsunfähig - Produktion von neuer Laser-Technik gelang
Durchbruch nicht
Türkheim (AP) Der renommierte Heimelektronik-Hersteller Schneider hat am Montag Insolvenzantrag gestellt.
Der Vorstand hatte den Schritt bereits am Wochenende angekündigt, nachdem mehrere Banken die Firmenpolitik
des seit Jahren angeschlagenen Unternehmens nicht mehr
hatten mitragen wollen. Der einst erfolgreiche Produzent von
Hifi-Geräten, Fernsehern und Computern litt nicht nur unter
der dem Druck der asiatischen Konkurrenz, auch bei der
Entwicklung eines neuen Laser-TV-Gerätes ging der Allgäuer
Firma das Geld aus.
Laut einer Unternehmenssprecherin bestellte das Memminger
Amtsgericht unmittelbar nach dem am Montagnachmittag
wegen Zahlungsunfähigkeit gestelltem Antrag einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Auch für
die in Gera ansässige Tochter Schneider Laser Technologies AG sei vor Ort Insolvenz erklärt
worden. Der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu nannte den Schritt von Schneider
«offensichtlich unausweichlich».
Der CSU-Politiker kritisierte, dass das Traditionsunternehmen trotz einer Serie von
Bemühungen von Seiten des Staates und Banken nicht ausreichend Konsequenzen gezogen habe. Wiesheu erinnerte, dass zuletzt 1998 unter
Vermittlung seines Ministeriums eine neue Finanzierungsbasis für das angeschlagene Unternehmen gefunden worden sei, das seitens der Banken
einen Forderungsverzicht und Neukredite beinhaltet habe.
«Grundlage für eine sinnvolle Weiterentwicklung war allerdings ein gewisser Abbau beim Personal und eine spürbare Steigerung der Qualität.
Stattdessen wurde bei Schneider Personal aufgebaut und der Umsatz nach oben getreiben, nicht aber der Ertrag», erklärte Wiesheu. Der Minister
kündigte aber neue Unterstützung zur Rettung von Arbeitsplätzen an: «So weit sich hier Spielräume ergeben, wird die staatliche Seite im Rahmen
ihrer Möglichkeiten tragfähige Konzepte unterstützen.
Allein in seinem Allgäuer Werk in Türkheim beschäftigt Schneider nach eigenen Angaben rund 650 feste Mitarbeiter und 150 mit Zeitverträgen. Im
thüringischem Gera arbeiten 40 Beschäftigte an der Entwicklung des neuen Laser-Fernsehens. Schneider fehlen nach eigenen Angaben in der
Unterhaltungselektronik bis 2003 rund zehn Millionen Euro und in der Lasertechnik-Sparte weitere 14 Millionen Euro. Ab 2003 wollte Schneider
mit einem Sanierungskonzept schwarze Zahlen schreiben.
Im Laser-TV-Bereich investierte das Unternehmen seit 1990 rund 50 Millionen Euro. Für die Innovation, mit der Fernsehbilder in Kinoqualität an
jede Wand projiziert werden sollen, hatte der Geraer Forscher Christhard Deter 1997 den Deutschen Zukunftspreis erhalten. Bislang konnte das
Unternehmen aber nur wenige Geräte im professionellen Bereich verkaufen. Den immer wieder angekündigten und dann wieder verschobenen
Einstieg in den Massenmarkt für Heimanwender wollte Schneider zuletzt binnen zwei Jahren schaffen.
Seit über zehn Jahren in roten Zahlen
Kritiker warfen dem mittelständischen Unternehmen vor, sich mit dem Risiko der teuren Technologie-Entwicklung übernommen zu haben. Auch die
Produktion von Fernsehgeräten im Hochlohnland Deutschland habe kaum mit den großen asiatischen Herstellern konkurrieren können. Seit über
zehn Jahren war der Konzern nicht aus den roten Zahlen gekommen. Im Dezember musste das Unternehmen in einer Gewinnwarnung erneut
mitteilen, dass statt dem für 2001 angekündigten Gewinn ein siebens-stelliger Fehlbetrag zu erwarten war
<ul> ~ aus aktuellen Yahoo-Nachrichten</ul>
<center>
<HR>
</center> |