Euklid
28.01.2002, 19:40 |
Bestandsaufnahme oder Kassensturz? Thread gesperrt |
In den nächsten 10 Jahren kommen in verschärftem Maße keine Probleme sondern ganze Problemfelder auf uns zu.Ich versuche mal (nur ein Versuch) die ganze Dimension des Problems irgendwie zu ordnen.
1.)Staatsverschuldung! Hier gibt es meines Erachtens nichts mehr zu ordnen und das höchste aller Gefühle wäre noch ein Erreichen von ausgeglichenen Haushalten.Also ich will mal etwas Optimismus zeigen daß ihr euch nicht gleich erschießt und ich mir dann noch Vorwürfe machen müßte;-)Also setzten wir voraus daß wir bis in 5 Jahren fertigbringen wenigstens keine neuen Schulden mehr zu machen.Dies wäre dann der 1.1.2007 (Haushaltsjahr 2007)Die Last die es hier zu bewältigen gibt beträgt ca 80 MRD DM ungefähr 40 MRD Euro.Wir legen das mal gleichmäßig um auf ungefähr 32 Millionen arbeitende Bürger um.Das macht dann pro Bürger in etwa mal schlanke 1250 Euro pro Jahr.
2.)Rentenversicherung
Da wir ja immer älter werden gehen wir mal grob davon aus daß wir hochanständig sind und unseren geliebten Beruf bis 65 Jahre ausüben.Sicher eine gewagte Prognose!Das Durchschnittsalter soll sich bis 2010 um ca 83 Jahre bei Frau und 79 bei Mann eingependelt haben.Rechnen wir also mal nur im Mittel mit 81!
Jetzt haben wir also 2 Faktoren (Alter) und höhere Zahl von Rentnern.Gegenüber vor 15 Jahren ist die Rentenbezugsdauer ca von 13 auf 16 Jahre gestiegen.Dies gibt ein Erhöhungsfaktor von ca 23%.
Die Rentnerzahl steigt bis zum Jahre 2010 um ungefähr 15% an (die sogenannte Rentnerschwemme).
Akkumulieren wir diese beiden ungünstigen Faktoren dann wird klar daß hier ungefähr 1,23 mal 1,15 gleich 41% höhere Beiträge her müssen egal wo sie nun im einzelnen herkommen.Daß dies noch nicht einmal mehr Hercules stemmt dürfte wohl klar sein.Da sich neuerdings die Arbeitgeber zieren auch nur hälftig daran mitzuwirken (es wird halt geriestert) streut man uns bewußt Sand in die Augen und gibt allen Ernstes vor der Staat würde einen Zuschuß zur Riester-Rente leisten.Ja wie wohl füllt der Herr Riester denn seine Riester-Kasse.? Natürlich mit Steuern also hätten wir uns den Umweg der Riesterei gleich sparen können.
Der mittlere Rentenversicherungsbetrag (Arbeitgeber und Arbeitnehmer-Anteil) liegt bei ungefähr 1060 DM im Monat.Also werden wir hier da sich die Arbeitgeber vom Halbprinzip abwenden die 43% alleine tragen müssen. Das macht halt ungefähr 456 DM im Monat und 5470 DM im Jahr.Bitte nichts beschönigen denn den Riester-Zuschuß zahlen sie und nicht der Mann im Mond.Also verbuchen wir jetzt saubere 2800 Euro im Jahr.
3.Krankenversicherung
Hier erwischt es uns noch härter als unter Punkt 2 weil ja die Rentner anwachsen,länger leben,und gleichzeitig am teuren medizinischen Fortschritt teilnehmen wollen.Und zu guter letzt soll das natürlich für eine Minimalbeteiligung an Beiträgen erfolgen.
Also Faktor 1,15 für steigende Rentnerzahl
Erhöhungsfaktor Bezugsdauer für Leistungen aus der Krankenkasse 1,23
Medizinischer Fortschritt 1,20 geschätzt
Das gibt ungefähr einen Faktor von 1,70 Auch hier wird mit einem Ausstieg der Arbeitgeber vom Halbteilungsgrundsatz auszugehen sein.
Bei einem durchschnittlichen Beitrag von 782 DM im Monat werden auch hier Mehrbelastungen von 274 DM im Monat unvermeidlich sein.Dies ergibt auf das Jahr gerechnet ungefähr 1681 Euro.
Zusammen werden also ungefähr 1250 Euro plus 2800 Euro plus 1680 Euro fällig sein.Das ergibt nach Adam Riese 5730 Euro pro Jahr (11200 DM)
Hier ist keinerlei Steigerung durch Inflationsrate eingerechnet sodaß man an Kaufkraft ungefähr mit 11000 DM Einbuße rechnen muß gegenüber dem heutigen Zustand.Für diverse Sparmaßnahmen wie Streichungen von Sonderzulagen wie Weihnachtsgeld durch die Arbeitgeber oder Sonderzahlungen die ja ebenfalls Rückwirkungen an ausfallenden Arbeitgeberbeiträgen nach sich ziehen ist in dieser Rechnung noch nichts enthalten.
Es geht also um mehr als nur den Verzicht von Urlaub auf den Kanaren.
Und man bedenke,daß man natürlich auf die breiteren Schultern noch mehr abladen wird bei gleichzeitig geringeren Leistungen.
Und vor allen Dingen ist die Summe für einen einzigen Durchschnittsverdiener.
Damit kann man sich das Szenario 2010 in etwa ausmalen.Die Kaufkraft wird am Ende der Fahnenstange angelangt sein und der Binnenmarkt ird noch mehr leiden als jetzt.Man könnte meinen daß die jüngeren den Aufstand proben werden und müssen denn wie sollen solche Lasten aufgefangen werden?Es ist am Ende egal wie man das Geld aus den Taschen zieht aber man wird es etwas unsichtbarer machen und den Lohn etwas schonen.Dafür kommt nur eine kräftige Mehrwertsteuererhöhung in Frage und das Argument der Steuerharmonisierung innerhalb der EU wird Triumphe feiern.Man wird sich bei der Harmonisierung nicht auf die Mitte der Belastungen einigen sondern immer am jeweils oberen Level der gesamten EU-Länder.Und der Ausblick und die Kosten für die EU-Erweiterung?Hier bin ich ratlos!Dies kann nur noch über den Konkurs gehen!
Gruß EUKLID
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Zardoz
28.01.2002, 21:02
@ Euklid
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Kleine Korrektur... |
>3.Krankenversicherung
>Hier erwischt es uns noch härter als unter Punkt 2 weil ja die Rentner anwachsen,länger leben,und gleichzeitig am teuren medizinischen Fortschritt teilnehmen wollen.Und zu guter letzt soll das natürlich für eine Minimalbeteiligung an Beiträgen erfolgen.
>Also Faktor 1,15 für steigende Rentnerzahl
>Erhöhungsfaktor Bezugsdauer für Leistungen aus der Krankenkasse 1,23
>Medizinischer Fortschritt 1,20 geschätzt
>Das gibt ungefähr einen Faktor von 1,70 Auch hier wird mit einem Ausstieg der Arbeitgeber vom Halbteilungsgrundsatz auszugehen sein.
>Bei einem durchschnittlichen Beitrag von 782 DM im Monat werden auch hier Mehrbelastungen von 274 DM im Monat unvermeidlich sein.Dies ergibt auf das Jahr gerechnet ungefähr 1681 Euro.
... der Krankenversicherung. Soweit mir bekannt, fallen 80% der Ausgaben der Krankenversicherung in den letzten zwei Lebensjahren der Versicherten an. D. h. das Anwachsen des Anteils der Älteren hätte eine wesentlich höhere Steigerung der Kosten und damit Beiträge zur Folge.
Nice night,
Zardoz
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Euklid
28.01.2002, 21:39
@ Zardoz
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Re: Kleine Korrektur... |
>>3.Krankenversicherung
>>Hier erwischt es uns noch härter als unter Punkt 2 weil ja die Rentner anwachsen,länger leben,und gleichzeitig am teuren medizinischen Fortschritt teilnehmen wollen.Und zu guter letzt soll das natürlich für eine Minimalbeteiligung an Beiträgen erfolgen.
>>Also Faktor 1,15 für steigende Rentnerzahl
>>Erhöhungsfaktor Bezugsdauer für Leistungen aus der Krankenkasse 1,23
>>Medizinischer Fortschritt 1,20 geschätzt
>>Das gibt ungefähr einen Faktor von 1,70 Auch hier wird mit einem Ausstieg der Arbeitgeber vom Halbteilungsgrundsatz auszugehen sein.
>>Bei einem durchschnittlichen Beitrag von 782 DM im Monat werden auch hier Mehrbelastungen von 274 DM im Monat unvermeidlich sein.Dies ergibt auf das Jahr gerechnet ungefähr 1681 Euro.
>... der Krankenversicherung. Soweit mir bekannt, fallen 80% der Ausgaben der Krankenversicherung in den letzten zwei Lebensjahren der Versicherten an. D. h. das Anwachsen des Anteils der Älteren hätte eine wesentlich höhere Steigerung der Kosten und damit Beiträge zur Folge.
>Nice night,
>Zardoz
Aber ich wollte doch wenigstens etwas optimistisch bleiben damit sich die Leser nicht gleich erschießen;-) Aber natürlich hast Du Recht!
Gruß EUKLID
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