Aus der FTD vom 22.1.2002 www.ftd.de/euro-umstellung
<font size=5>Euro brachte viele kleine Preisaufschläge </font>
Von Birgit Marschall und Christian Schütte, Berlin
Mit dem Start des Euro-Bargeldes sind viele Produkte in Europa teurer geworden. Besonders betroffen von dem Preisanstieg sind die Deutschen.
<font color="#FF0000">Die Einführung des Euro-Bargelds hat im Januar europaweit zu höheren Preisen geführt</font>. Wetterbedingte Engpässe bei Gemüse sowie Steuererhöhungen sorgten für einen zusätzlichen Teuerungsschub. <font color="#FF0000">Das ergibt sich aus den Beobachtungen von Verbraucherzentralen, aber auch aus einer neuen Studie der französischen Preisaufsichtsbehörde DGCCRF</font>.
<font color="#FF0000">Regierungen und Europäische Zentralbank (EZB) hatten bislang erklärt, dass die Euro-Einführung keinen nennenswerten Einfluss auf das durchschnittliche Preisniveau habe</font>. Viele Einzelbeobachtungen seit Monatsbeginn deuten jedoch darauf, dass vor allem kleine Geschäfte und Dienstleister die Bargeld-Umstellung zu Preiserhöhungen nutzten. Ob dies die Inflation nachhaltig erhöhen und damit auch die Zinspolitik der EZB beeinflussen wird, ist nach Ansicht von Ã-konomen aber noch offen.
"Nach dem scharfen Rückgang im zweiten Halbjahr 2001 scheint die Inflation jetzt wieder anzuziehen, <font color="#FF0000">weil die Bargeldeinführung zu deutlichem Aufrunden geführt hat", sagte am Montag Silvia Pepino, Ã-konomin von JP Morgan</font>. Die Volkswirte von Deutsche Bank Global Markets rechnen für die Euro-Zone im Januar mit einem Preisanstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.
<font color="#FF0000">In Deutschland werde der Anstieg mit 0,9 Prozent zum Vormonat noch viel höher ausfallen</font>, prognostiziert Deutsche-Bank-Ã-konom Stefan Bielmeier: <font color="#FF0000">"Der Effekt der Euro-Einführung ist hier offenbar besonders ausgeprägt."</font> Wegen der Anhebung von Ã-ko-, Tabak- und Versicherungssteuer hatten Volkswirte für Deutschland ohnehin eine Januar-Teuerung von 0,5 bis 0,6 Prozent zum Vormonat erwartet. Ein Kälteeinbruch in Südeuropa sorgt für weitere Preisanhebungen bei Nahrungsmitteln.
Nur Lebensmittelketten günstiger
<font color="#FF0000">Nach Einschätzung von Bielmeier hat zudem die Euro-Einführung"überall außerhalb der großen Lebensmittelketten" zu Preissteigerungen geführt</font>. Eine Studie des Kölner Instituts für angewandte Verbraucherforschung (IfaV) im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks hatte ergeben, dass Anfang Januar die Preise von 299 der insgesamt untersuchten 700 Produkte verändert wurden. <font color="#FF0000">In 72 Prozent dieser Fälle wurden die Produkte teurer</font>.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die ein Beschwerde-Forum im Internet betreibt (www.vz-nrw.de), hat inzwischen mehr als 2000 Meldungen über Preiserhöhungen im Zusammenhang mit dem Euro erhalten. Ein harter Preiswettbewerb im Winterschlussverkauf wird in Deutschland auch durch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) eingeschränkt. Der deutsche Wettbewerb sei daher schwächer als in anderen Ländern, sagte Ã-konom Bielmeier.
Frankreich: Besuch im Café teurer
Verbraucherverbände in Italien schätzen den Preisschub durch die Euro-Umstellung auf 0,4 bis 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. JP-Morgan-Volkswirtin Pepino setzt ihn etwas vorsichtiger mit 0,3 Prozent an. In Frankreich ergab eine neue Untersuchung der Preisaufsichtsbehörde, dass vor allem kleine Dienstleister wie Cafés, Autowerkstätten oder Schlüsseldienste ihre Preise zu Jahresbeginn deutlich angehoben haben. Videotheken schlugen sogar 5,5 Prozent zum Vormonat auf. Allerdings seien Anpassungen zum Jahreswechsel in diesen Branchen üblich. Französische Verbraucherverbände klagen auch über Aufschläge bei Automaten, Parkuhren oder Mautgebühren, die von der Aufsicht nicht beobachtet werden.
Offizielle Inflationsdaten für Januar werden in Deutschland erst am Monatsende veröffentlicht, eine Woche später als sonst üblich. Italien wird als erstes Euro-Land bereits an diesem Freitag eine Inflationsschätzung vorlegen. Treffen die Prognosen der Ã-konomen zu, dann wird die Jahresteuerungsrate in der Euro-Zone im Januar von 2,0 auf bis zu 2,4 Prozent hochschnellen und damit wieder weit über der Zielmarke der EZB liegen. Die deutsche Jahresrate wird nach Schätzung der Deutschen Bank von 1,7 auf 2,1 Prozent springen.
Die meisten Volkswirte setzen allerdings darauf, dass es sich bei dem Preisschub nur um einen Einmaleffekt handelt. Soweit Unternehmen ohnehin geplante Erhöhungen auf den 1. Januar vorgezogen haben, fällt der künftige Preisdruck entsprechend geringer aus. Auch muss sich zeigen, ob die Euro-Preise im Wettbewerb durchgehalten werden oder wieder abbröckeln."Es liegt nun bei den Verbrauchern, Missbräuche zu sanktionieren", mahnte die französische Aufsichtsbehörde.
© 2002 Financial Times Deutschland
Quelle: http://www.ftd.de
http://www.ftd.de/sp/ak/FTDQ0OZWPWC.html?nv=rs[/b]
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