black elk
29.01.2002, 13:25 |
Aktuell sehr niedrige Vola: ManfredF zu ManfredZ Thread gesperrt |
Hallo Manfred,
ich versuch mal ein Beispiel zu konstruieren. Großspekulanten sind z.B. Banken und Fonds.
Die Bank A will auf einen fallenden Markt spekulieren und sich gleichzeitig vollständig absichern. Sie verkauft Futures (um diese später wieder billiger zurückzukaufen, die Differenz ist der Gewinn) und sichert diese über den gleichzeitigen Kauf von Calls tief im Geld ab. Geschäfte unter Banken werden nicht so abgewickelt, wie die Trades der Kleinen, sondern, die Bank A ruft die Bank B an:"schreibst Du mir 4000 Calls 3700 Jan01?" Die Bank B hat genügend eigene Aktienbestände, um diese Calls gedeckt zu schreiben. Sie kassiert von Bank A die Prämie (33Mio Euro).
Wie ist das Risiko verteilt?
Bank B hat auf ihre Aktienbestände gedeckte Calls geschrieben. Zum Verfallstag muß sie diese Optionen wieder zurücknehmen. Fällt der Markt, werden diese Optionen billiger, evtl sogar wertlos. Die Differenz ist der Gewinn für Bank B. Steigt der Markt, so steigt der Wert der Aktien genauso, wie der Wert der geschriebenen Calls. Zum Verfall muß Bank B diese Optionen zurücknehmen, diesmal zu einem höheren Preis. Auf den ersten Blick ein Verlust, da aber die Aktienbestände genauso zulegen, wie die Optionen, verbleibt ein minimaler Gewinn, aus dem Verlust der Zeitprämie der Optionen. Evtl. werden Bestände verkauft, um die Optionen zurückzukaufen.
Bank A hat Futures verkauft und Calls gekauft. Steigt der Markt, dann verliert die Futureposition, im gleichen Ausmaß steigt der Call. Ein Future verliert sowieso jeden Tag etwa 1/2 Punkt, die Optionen verlieren an Zeitprämie. Das dürfte sich die Waage halten.
Fällt der Markt, dann gewinnt die Futureposition. Der Call wird aber billiger. Auf den ersten Blick ein Nullsummenspiel. Aber, je weniger eine Option im Geld ist, desto geringer wird das Delta. D.h. grob gesagt, wenn der Dax jetzt nur um 100 Punkte fällt, dann gewinnt die Futureposition 100 Punkte, während die Option etwa den gleichen Wert verliert. Mit einem Extrembeispiel wirds deutlicher: Fällt der Dax auf 3700, dann gewinnt der Future (5200-3700) 1500 Punkte, die Option geht aber nicht auf 0, sondern durch die gestiegene Vola, kann eine solche Option, je nach Restlaufzeit noch ein paar hundert Euro wert sein. Sollte der Dax nun weitere 100 Punkte fallen, dann gewinnt der Future weitere 100 Punkte, die Option verliert vielleicht nur ein Äquivalent von 30 DaxPunkten.
Diese Art von Geschäften macht nur Sinn, wenn die Vola zu Beginn niedrig ist. Denn dann ist die Absicherung"billig".
Das Ganze könnte man doch auch mit gekauften Calls und Puts nachbilden?
Der Unterschied liegt darin, daß in obigen Beispiel nur die Calls bezahlt werden müssen. Ein Future kostet im herkömmliche Sinne nichts, es muß nur eine Margin (Sicherheitsleistung) hinterlegt werden. Für Banken kein Problem. Es wird mit dieser Future-Option-Konstruktion weniger Kapital benötigt.
Fazit: im worst case wirklich nur marginale Verluste von schätzungsweise 30 DaxPunkten.
Das Gewinnpotential schätze ich auf mehrer 100 DaxPunkte je Kontrakt. Ein Punkt beim DaxFuture ist übrigens 25€ wert. Mit den 4000 Calls können 800 Futures abgesichert werden. Das bringt bei einem Gewinn von nur 100 DaxPunkten netto 2Mio€.
Ich hoffe, das verständlich rübergebracht zu haben. Wenn noch was unklar ist, einfach nachfragen.
Gruß
ManfredF
Hallo Manfred,
ich versuch mal ein Beispiel zu konstruieren. Großspekulanten sind z.B. Banken und Fonds.
Die Bank A will auf einen fallenden Markt spekulieren und sich gleichzeitig vollständig absichern. Sie verkauft Futures (um diese später wieder billiger zurückzukaufen, die Differenz ist der Gewinn) und sichert diese über den gleichzeitigen Kauf von Calls tief im Geld ab. Geschäfte unter Banken werden nicht so abgewickelt, wie die Trades der Kleinen, sondern, die Bank A ruft die Bank B an:"schreibst Du mir 4000 Calls 3700 Jan01?" Die Bank B hat genügend eigene Aktienbestände, um diese Calls gedeckt zu schreiben. Sie kassiert von Bank A die Prämie (33Mio Euro).
Wie ist das Risiko verteilt?
Bank B hat auf ihre Aktienbestände gedeckte Calls geschrieben. Zum Verfallstag muß sie diese Optionen wieder zurücknehmen. Fällt der Markt, werden diese Optionen billiger, evtl sogar wertlos. Die Differenz ist der Gewinn für Bank B. Steigt der Markt, so steigt der Wert der Aktien genauso, wie der Wert der geschriebenen Calls. Zum Verfall muß Bank B diese Optionen zurücknehmen, diesmal zu einem höheren Preis. Auf den ersten Blick ein Verlust, da aber die Aktienbestände genauso zulegen, wie die Optionen, verbleibt ein minimaler Gewinn, aus dem Verlust der Zeitprämie der Optionen. Evtl. werden Bestände verkauft, um die Optionen zurückzukaufen.
Bank A hat Futures verkauft und Calls gekauft. Steigt der Markt, dann verliert die Futureposition, im gleichen Ausmaß steigt der Call. Ein Future verliert sowieso jeden Tag etwa 1/2 Punkt, die Optionen verlieren an Zeitprämie. Das dürfte sich die Waage halten.
Fällt der Markt, dann gewinnt die Futureposition. Der Call wird aber billiger. Auf den ersten Blick ein Nullsummenspiel. Aber, je weniger eine Option im Geld ist, desto geringer wird das Delta. D.h. grob gesagt, wenn der Dax jetzt nur um 100 Punkte fällt, dann gewinnt die Futureposition 100 Punkte, während die Option etwa den gleichen Wert verliert. Mit einem Extrembeispiel wirds deutlicher: Fällt der Dax auf 3700, dann gewinnt der Future (5200-3700) 1500 Punkte, die Option geht aber nicht auf 0, sondern durch die gestiegene Vola, kann eine solche Option, je nach Restlaufzeit noch ein paar hundert Euro wert sein. Sollte der Dax nun weitere 100 Punkte fallen, dann gewinnt der Future weitere 100 Punkte, die Option verliert vielleicht nur ein Äquivalent von 30 DaxPunkten.
Diese Art von Geschäften macht nur Sinn, wenn die Vola zu Beginn niedrig ist. Denn dann ist die Absicherung"billig".
Das Ganze könnte man doch auch mit gekauften Calls und Puts nachbilden?
Der Unterschied liegt darin, daß in obigen Beispiel nur die Calls bezahlt werden müssen. Ein Future kostet im herkömmliche Sinne nichts, es muß nur eine Margin (Sicherheitsleistung) hinterlegt werden. Für Banken kein Problem. Es wird mit dieser Future-Option-Konstruktion weniger Kapital benötigt.
Fazit: im worst case wirklich nur marginale Verluste von schätzungsweise 30 DaxPunkten.
Das Gewinnpotential schätze ich auf mehrer 100 DaxPunkte je Kontrakt. Ein Punkt beim DaxFuture ist übrigens 25€ wert. Mit den 4000 Calls können 800 Futures abgesichert werden. Das bringt bei einem Gewinn von nur 100 DaxPunkten netto 2Mio€.
Ich hoffe, das verständlich rübergebracht zu haben. Wenn noch was unklar ist, einfach nachfragen.
Gruß
ManfredF
*******
Ich weiß nicht mehr wer den Chart mit der extremen Zunahme der Optionen gepostet hatte( ManfredF?). Ich muß gestehen nicht in vollem Maße den Durchblick zu haben. Allerdings ist eine niedrige Volatilität für eine Vielzahl von Optionsstrategien vorteilhaft. Was für ein Spiel wird da unter den Banken gespielt die ja selbst über große Bestände an Aktien verfügen, also keine ungedeckten Optionen schreiben.
Wer kann mir die Hintergründe und möglichen Strategien nennen, die die Großbanken jetzt fahren?
Danke
<center>
<HR>
</center> |
black elk
29.01.2002, 13:37
@ black elk
|
Re: Aktuell sehr niedrige Vola: ManfredF zu ManfredZ |
Sorry war doppelt.
Eine Antwort scheint recht klar, 'einigen' sich 2 oder mehr Großbanken auf diese Strategie können sie nur gewinnen. Ein zusätzlicher Gewinn würde entstehen, findet man noch einen Käufer für die Calls und manipuliert den Markt dann wie versehentlich *g* vor ein paar Wochen geschehen um ein paar hundert Punkte nach unten.
Trotzdem verstehe ich da einiges nicht, was passiert z.B. mit den Aktienbeständer des Call-Schreibers, wie wirkt sich das in der Bilanz aus. Werden nicht die Einnahmen aus den Calls durch die Aktienkursverluste übertroffen. Wie macht das Ganze Sinn?
<center>
<HR>
</center> |
black elk
29.01.2002, 13:45
@ black elk
|
So nun zeigt mal was ihr in der Praxis könnt, ihr Geldtheoretiker *g* |
[img][/img]
Manchmal muß man die alte Chose wieder aufbrühen. Vielleicht kommt da ja jetzt etwas raus.
Die Wette gilt, make your bets!
<center>
<HR>
</center> |
XERXES
29.01.2002, 13:49
@ black elk
|
Re: So nun zeigt mal was ihr in der Praxis könnt, ihr Geldtheoretiker *g* |
Die Frage mag zwar dumm erscheinen, aber was bildet der Chart ab?
<center>
<HR>
</center> |
black elk
29.01.2002, 13:57
@ XERXES
|
Re: So nun zeigt mal was ihr in der Praxis könnt, ihr Geldtheoretiker *g* |
>Die Frage mag zwar dumm erscheinen, aber was bildet der Chart ab?
..'Der zeigt 2 GDs des Wertes (in Mio Euro) der geschriebenen Calls (blau) und Puts (gelb).'
Wenn ManfredF möchte kann er ja selbst seine Erkenntnisse erläutern. Ich habe hier zwar selbst 'Option Volatility & Pricing' von Sheldon Natenberg, aber Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe.
<center>
<HR>
</center> |
ManfredF
29.01.2002, 14:15
@ black elk
|
Re: Aktuell sehr niedrige Vola: ManfredF zu ManfredZ/ André |
Eine Antwort scheint recht klar, 'einigen' sich 2 oder mehr Großbanken auf diese Strategie können sie nur gewinnen. Ein zusätzlicher Gewinn würde entstehen, findet man noch einen Käufer für die Calls und manipuliert den Markt dann wie versehentlich *g* vor ein paar Wochen geschehen um ein paar hundert Punkte nach unten.
seh ich auch so. Idealerweise finden die"Großen" noch Dumme denen sie ihre Calls und Puts (je nach Marktlage) aufs Auge drücken können. Siehe frama-board, mein Posting zu den 4800er Okt Calls
>Trotzdem verstehe ich da einiges nicht, was passiert z.B. mit den Aktienbeständer des Call-Schreibers, wie wirkt sich das in der Bilanz aus. Werden nicht die Einnahmen aus den Calls durch die Aktienkursverluste übertroffen. Wie macht das Ganze Sinn?
stimmt! Nur, die Bestände sind sowieso da. Wenn ich dafür noch Prämien kriege, isses doch besser, als wenn meine Bestände nur so rumliegen. Das Ganze macht in Summe Sinn. Sicherlich sind auch Verlustpositionen dabei. Weil aber 80% aller Kontrakte wertlos verfallen, isses egal
<center>
<HR>
</center> |
ManfredF
29.01.2002, 14:17
@ XERXES
|
Re: So nun zeigt mal was ihr in der Praxis könnt, ihr Geldtheoretiker *g* |
>Die Frage mag zwar dumm erscheinen, aber was bildet der Chart ab?
André hats schon erklärt. Das besondere dabei ist der Anstieg seit Jahresanfang. Bestimmt nutzen die"Großen" die niedrige Vola um für eine ganze Weile mal wieder Kontrakte zu erzeugen.
<center>
<HR>
</center> |
black elk
29.01.2002, 15:11
@ ManfredF
|
Re: Aktuell sehr niedrige Vola: ManfredF zu ManfredZ/ André |
Hi Manfred,
das macht Sinn-->
.. Nur, die Bestände sind sowieso da. Wenn ich dafür noch Prämien kriege, isses doch besser, als wenn meine Bestände nur so rumliegen..
Die Großbanken untereinander haben kompliziert verschachtelte Beteiligungen aus machtpolitischen (Stimmrecht, Einflußnahme auf ihre Kredite,..)und steuerrechtlichen Erwägungen. Die sind eigentlich totes Kapital und man kann nur über die Optionen + Futures Geld verdienen.
<center>
<HR>
</center> |
ManfredZ
29.01.2002, 22:57
@ black elk
|
Re: Aktuell sehr niedrige Vola: ManfredF zu ManfredZ |
Hallo Black Elk,
ich glaube, daß man ohne Insiderkenntnisse nicht wissen kann, welche Strategien sich dahinter genau verbergen.
Daß eine niedrige Volatilität für Termingeschäfte gut ist, stimmt nicht ganz - genauer müßte man sagen, eine extreme (hohe oder tiefe) Volatilität ist gut für die Derivative, weil es profitable Strategien für diese Extremfälle gibt. Bei einer mittleren Volatilität ist das Gewinnpotential jedoch ziemlich begrenzt.
Diesen dramatischen Anstieg sehe ich daher als eine Positionierung in Richtung einer explodierenden Volatilität, tiefer kann es kaum mehr gehen, der QQV (Volatilität des QQQ-Trusts) hat überhaupt ein All-time Low erreicht. Eine explodierende Volatilität wiederum läßt sich wohl nur bei stark fallenden Aktienmärkten vorstellen, was 100%ig durch den extremen Kapitalzufluß in die Anleihen bestätigt wird.
Gruß,
Manfred
<ul> ~ Bund-Analyse</ul>
<center>
<HR>
</center> |