Wal Buchenberg
13.02.2002, 16:30 |
Was ist dran an der Kritik am Zinskapital? Thread gesperrt |
Die Kritik am „ausbeuterischen Zinskapital“ taucht hier und anderswo immer wieder auf und diese Kritik hat eine lange Geschichte. Es wäre verkehrt, diese Kritik als grundlos abzutun. Daher ein paar Gedanken für ein kritisch-distanziertes Verständnis:
Grundlegend für diese Kritik ist:
- Das Zinskapital ist Erwerb ohne Arbeit.
- Das Zinskapital ruiniert die arbeitende Gesellschaft.
Im Grunde ist das dieselbe Kritik, die Marx am Kapital überhaupt geübt hat, die Marx’sche Kapitalkritik wird hier nur auf eine bestimmte Form des Kapitals konzentriert.
Was ist also an dieser Kritik dran?
1. In der Frühzeit des Kapitalismus - noch im Mittelalter gab es im Wesentlichen nur diese zwei Kapitalformen: Das Handelskapital und das Wucherkapital (Zinskapital).
Die Kritik am Wucherkapital war in dieser Zeit besonders heftig und scharf (vgl. Luthers Reden gegen den Wucher), weil der Zinsfuß in der Tat oft so hoch war, dass er den Unternehmer- oder Handelsprofit mit einschloss. Insofern bereicherte sich damals das Wucherkapital an den Bauern, Handwerkern und Händlern und akkumulierte Reichtum auf deren Kosten.
In der heutigen Zeit scheint das in Teilbereichen wieder zuzutreffen:
Laut des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich Hoppenstedt, „arbeitet ein Drittel des „Mittelstandes“ (kleines und mittleres Kapital) mit einem Jahresumsatz bis zu fünf Millionen Euro ohne jeden Gewinn. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen besitzt kein Eigenkapital.“ (spiegelonline/wirtschaft/0,1518,180580.00.html)
Dieser Bereich des kleinen und mittleren Kapitals sind nach Meinung der Zinskritiker die „Opfer des Finanzkapitals“. Das ist jedoch eine ganz kurzsichtige und kurzfristige Sicht. Tatsächlich sind es ganz normale Opfer der kapitalistischen Konkurrenz, die dem Bankrott zugehen, nicht weil die Zinsrate so hoch ist, sondern weil ihre individuelle Profitrate so niedrig ist.
Die Wirkungen mögen ähnlich sein wie beim Wucherkapital des Mittelalters, die Ursachen sind aber ganz umgekehrt.
2. Das moderne Kredit- und Bankenwesen ist gerade nicht die Fortsetzung des mittelalterlichen Wucherkapitals, sondern es ist gerade im Kampf gegen dieses Wucherkapital entstanden und entwickelt worden.
Wer genaueres wissen möchte, der sollte die Geschichte der ersten Kreditbanken in Norditalien und Holland studieren, die kommunale Einrichtungen waren, gerade um für die Handels- und Industrieunternehmen den Zinsfuß niedrig zu halten und das Wucherkapital niederzuhalten.
Das moderne Kreditsystem ist das ziemliche Gegenteil des Wucherkapitals und dient tatsächlich dazu, die Profitrate im gesellschaftlichen Durchschnitt möglichst hoch zu halten, während das mittelalterliche Wucherkapital die Profitrate möglichst aufgezehrt hat.
Wie das im Einzelnen geht, ist ein ziemlich komplizierter Prozess. Auf der Oberfläche kann man jedoch sehen, dass der allgemeine Zinssatz ganz den Konjunkturen folgt: Ist die Geschäftslage gut, dass steigt der Zins, ist die Geschäftslage schlecht - wie gegenwärtig - dann sinkt der Zins. Nirgends wird da ein Versuch sichtbar, die Profite der Unternehmen zu ruinieren.
Dass Unternehmen in der Konkurrenz zurückbleiben, sich wegen zurückgehender Profite verschulden und dann Bankrott gehen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Bank ist da in jedem einzelnen Fall der Pastor, der das tote Unternehmen zu Grabe begleitet, aber das Grab hat nicht der Pastor geschaufelt.
Wo es um den Bankrott großer Unternehmen geht, da ist der Banker immer derjenige, der noch (fremdes) Geld nachwirft, wie wir jetzt bei Kirch und anderen Pleitenkandidaten sehen können.
Die Kritik am „Finanzkapital“ ist also etwas, was für kleine Selbständige und kleine Unternehmer typisch ist. Großunternehmer verstehen sich prima mit den Bankern.
Insofern greift diese Kritik wirkliche Missstände des Kapitalismus auf. Insgesamt mangelt es dieser Kritik jedoch sowohl an korrekten historischen Kenntnissen wie an Verständnis für den Gesamtablauf der kapitalistischen Wirtschaft.
3. Die „Abschaffung des Zinses“, von der diese Kritiker schwärmen, wird heutzutage jedes Mal dann erreicht, wenn die Inflationsrate höher ist als der Zinssatz. Das ist zum Beispiel gegenwärtig in Japan der Fall. Niemand denkt jedoch, in Japan sei deswegen das Paradies eingekehrt. Abschaffung des Zinses kann für kleine Selbständige und für kleine Unternehmer, die nicht mehr konkurrenzfähig produzieren und verkaufen, eine Atempause bedeuten. Deren Existenzangst steht hinter dieser Kritik am Zins- oder Finanzkapital. Für diese Wenigen ist die Sache dringend und diese Leute sind also keine „Spinner“. Um die Sache für alle dringend zu machen, wird jedoch behauptet, die Abschaffung des Zinses sei die Lösung für die Probleme der Menschheit.
Das will hier niemand abkaufen, und das wird auch in Zukunft niemand abkaufen.
Gruß Wal Buchenberg
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Jochen
13.02.2002, 17:00
@ Wal Buchenberg
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Re: Was ist dran an der Kritik am Zinskapital? |
>Die Kritik am „ausbeuterischen Zinskapital“ taucht hier und anderswo immer wieder auf und diese Kritik hat eine lange Geschichte. Es wäre verkehrt, diese Kritik als grundlos abzutun. Daher ein paar Gedanken für ein kritisch-distanziertes Verständnis:
>Grundlegend für diese Kritik ist:
>- Das Zinskapital ist Erwerb ohne Arbeit.
>- Das Zinskapital ruiniert die arbeitende Gesellschaft.
>Im Grunde ist das dieselbe Kritik, die Marx am Kapital überhaupt geübt hat, die Marx’sche Kapitalkritik wird hier nur auf eine bestimmte Form des Kapitals konzentriert.
>Was ist also an dieser Kritik dran?
>1. In der Frühzeit des Kapitalismus - noch im Mittelalter gab es im Wesentlichen nur diese zwei Kapitalformen: Das Handelskapital und das Wucherkapital (Zinskapital).
>Die Kritik am Wucherkapital war in dieser Zeit besonders heftig und scharf (vgl. Luthers Reden gegen den Wucher), weil der Zinsfuß in der Tat oft so hoch war, dass er den Unternehmer- oder Handelsprofit mit einschloss. Insofern bereicherte sich damals das Wucherkapital an den Bauern, Handwerkern und Händlern und akkumulierte Reichtum auf deren Kosten.
>In der heutigen Zeit scheint das in Teilbereichen wieder zuzutreffen:
>Laut des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich Hoppenstedt, „arbeitet ein Drittel des „Mittelstandes“ (kleines und mittleres Kapital) mit einem Jahresumsatz bis zu fünf Millionen Euro ohne jeden Gewinn. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen besitzt kein Eigenkapital.“ (spiegelonline/wirtschaft/0,1518,180580.00.html)
>Dieser Bereich des kleinen und mittleren Kapitals sind nach Meinung der Zinskritiker die „Opfer des Finanzkapitals“. Das ist jedoch eine ganz kurzsichtige und kurzfristige Sicht. Tatsächlich sind es ganz normale Opfer der kapitalistischen Konkurrenz, die dem Bankrott zugehen, nicht weil die Zinsrate so hoch ist, sondern weil ihre individuelle Profitrate so niedrig ist.
Wie soll denn ein Unternehmen pleite gehen, das eine Profitrate hat? Profitrate heißt doch immer letztlich ein + in der Bilanz. Ein Unternehmen, welches aber mit + arbeitet, & sei das + noch so niedrig, kann nicht pleite gehen.
Gruß
Jochen
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Wal Buchenberg
13.02.2002, 17:37
@ Jochen
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Re: Profitrate |
>Wie soll denn ein Unternehmen pleite gehen, das eine Profitrate hat? Profitrate heißt doch immer letztlich ein + in der Bilanz. Ein Unternehmen, welches aber mit + arbeitet, & sei das + noch so niedrig, kann nicht pleite gehen.
>Gruß
>Jochen
Hallo Jochen,
hast du einerseits recht, je nachdem wie die Profitrate berechnet wird.
Gerade für kleine Unternehmen gilt aber, dass sie keine Rücklagen bilden können, um ihren Betrieb zu modernisieren. Sie können so über Jahre hinweg ständig um Plus liegen und werden plötzlich vom Markt verdrängt, weil andere bessere Produkte anbieten oder ihre Produkte billiger herstellen und vertreiben können.
Dann brauchen diese Unternehmen plötzlich Kapital, um zu modernisieren und rennen zur Bank. Meist wird damit das Unglück nur hinausgezögert. Dann ist aber nicht die Bank schuld, wenn sie pleite gehen, sondern ihre mangelnde Konkurrenzfähigkeit.
Gruß Wal
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JüKü
13.02.2002, 17:59
@ Wal Buchenberg
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Re: Profitrate |
>>Wie soll denn ein Unternehmen pleite gehen, das eine Profitrate hat? Profitrate heißt doch immer letztlich ein + in der Bilanz. Ein Unternehmen, welches aber mit + arbeitet, & sei das + noch so niedrig, kann nicht pleite gehen.
>>Gruß
>>Jochen
>Hallo Jochen,
>hast du einerseits recht, je nachdem wie die Profitrate berechnet wird.
>Gerade für kleine Unternehmen gilt aber, dass sie keine Rücklagen bilden können, um ihren Betrieb zu modernisieren. Sie können so über Jahre hinweg ständig um Plus liegen und werden plötzlich vom Markt verdrängt, weil andere bessere Produkte anbieten oder ihre Produkte billiger herstellen und vertreiben können.
>Dann brauchen diese Unternehmen plötzlich Kapital, um zu modernisieren und rennen zur Bank. Meist wird damit das Unglück nur hinausgezögert. Dann ist aber nicht die Bank schuld, wenn sie pleite gehen, sondern ihre mangelnde Konkurrenzfähigkeit.
>Gruß Wal
Gewinn ist das was in der G+V entsteht und in die Bilanz übernommen wird. Dort sind selbstverständlich auch Abschreibungen und erforderliche Rückstellungen enthalten - sollten sie jedenfalls, sonst wird falsch kalkuiert.
Und wenn ein Unternehmen von einem günstigeren und besseren Anbieter"verdrängt" wird, dann ist das ja wohl absolut OK - oder soll der schlechte dann subventioniert werden?
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Wal Buchenberg
13.02.2002, 18:11
@ JüKü
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
Recht hast du - dem Buchstaben und dem Gesetz nach.
Was aber sind der der Praxis"erforderliche Rückstellungen? Erforderlich ist letztendlich das, was der Markt fordert. Gibt es eine technische Revolution in der Branche (oder eine markttechnische durch Unternehmenszusammenschluss etc.), dann werden die juristisch"erforderlichen" Rückstellungen nicht reichen.
Was ich sagen will: Ein Unternehmen, das immer brav mit Gewinn fortwirtschaftet, aber den Anschluss verpasst, geht unweigerlich pleite. Sichtbar wird die Misere in der Bilanz natürlich erst, wenn das Saldo ins Minus rutscht. Die ökonomischen Ursachen liegen jedoch in mangelnder Konkurrenzfähigkeit.
Zu sagen, ein Unternehmen geht pleite, weil es Miese macht, ist doch etwas gedankenlos oder nicht?
Gruß Wal
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Wal Buchenberg
13.02.2002, 18:14
@ Wal Buchenberg
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Muss mich leider für heute verabschieden.:-) (owT) |
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JüKü
13.02.2002, 18:19
@ Wal Buchenberg
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>Recht hast du - dem Buchstaben und dem Gesetz nach.
>Was aber sind der der Praxis"erforderliche Rückstellungen? Erforderlich ist letztendlich das, was der Markt fordert. Gibt es eine technische Revolution in der Branche (oder eine markttechnische durch Unternehmenszusammenschluss etc.), dann werden die juristisch"erforderlichen" Rückstellungen nicht reichen.
Leider richtig.
>Was ich sagen will: Ein Unternehmen, das immer brav mit Gewinn fortwirtschaftet, aber den Anschluss verpasst, geht unweigerlich pleite.
Ja, früher oder später. Ist auch richtig so.
Sichtbar wird die Misere in der Bilanz natürlich erst, wenn das Saldo ins Minus rutscht. Die ökonomischen Ursachen liegen jedoch in mangelnder Konkurrenzfähigkeit.
Ja, und wenn das so ist - weg mit dem Laen.
>Zu sagen, ein Unternehmen geht pleite, weil es Miese macht, ist doch etwas gedankenlos oder nicht?
>Gruß Wal
Nicht sofort pleite, aber irgendwann sicher.
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Jochen
13.02.2002, 18:21
@ Wal Buchenberg
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>Recht hast du - dem Buchstaben und dem Gesetz nach.
>Was aber sind der der Praxis"erforderliche Rückstellungen? Erforderlich ist letztendlich das, was der Markt fordert. Gibt es eine technische Revolution in der Branche (oder eine markttechnische durch Unternehmenszusammenschluss etc.), dann werden die juristisch"erforderlichen" Rückstellungen nicht reichen.
>Was ich sagen will: Ein Unternehmen, das immer brav mit Gewinn fortwirtschaftet, aber den Anschluss verpasst, geht unweigerlich pleite. Sichtbar wird die Misere in der Bilanz natürlich erst, wenn das Saldo ins Minus rutscht.
Du hattest aber geschrieben:"Tatsächlich sind es ganz normale Opfer der kapitalistischen Konkurrenz, die dem Bankrott zugehen, nicht weil die Zinsrate so hoch ist, sondern weil ihre individuelle Profitrate so niedrig ist."
Das heißt halt, die Profitrate ist im Plus, und sie gehen bankrott. Das kann halt nicht sein. Eine Sache, über die schon Marx gestolpert ist. Gibts übrigens auch als Berechnung, Walter Ellis"Marx`s Theory of the Declining Rate of Profit and the Collapse of Capitalism" in: The Classical Theory of Economic Groth", London, 1984.
Übrigens ist der Großhandel froh, wenn er Gewinne von 0,5 % (!) macht. Müßte man mal die Profitrate ausrechnen von diesen Großkapitalisten.
Gruß
Jochen
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Euklid
13.02.2002, 18:36
@ Jochen
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>>Recht hast du - dem Buchstaben und dem Gesetz nach.
>>Was aber sind der der Praxis"erforderliche Rückstellungen? Erforderlich ist letztendlich das, was der Markt fordert. Gibt es eine technische Revolution in der Branche (oder eine markttechnische durch Unternehmenszusammenschluss etc.), dann werden die juristisch"erforderlichen" Rückstellungen nicht reichen.
>>Was ich sagen will: Ein Unternehmen, das immer brav mit Gewinn fortwirtschaftet, aber den Anschluss verpasst, geht unweigerlich pleite. Sichtbar wird die Misere in der Bilanz natürlich erst, wenn das Saldo ins Minus rutscht.
>Du hattest aber geschrieben:"Tatsächlich sind es ganz normale Opfer der kapitalistischen Konkurrenz, die dem Bankrott zugehen, nicht weil die Zinsrate so hoch ist, sondern weil ihre individuelle Profitrate so niedrig ist."
>Das heißt halt, die Profitrate ist im Plus, und sie gehen bankrott. Das kann halt nicht sein. Eine Sache, über die schon Marx gestolpert ist. Gibts übrigens auch als Berechnung, Walter Ellis"Marx`s Theory of the Declining Rate of Profit and the Collapse of Capitalism" in: The Classical Theory of Economic Groth", London, 1984.
>Übrigens ist der Großhandel froh, wenn er Gewinne von 0,5 % (!) macht. Müßte man mal die Profitrate ausrechnen von diesen Großkapitalisten.
>Gruß
>Jochen
Natürlich kann die Profitrate im Plus sein und trotzdem geht das Unternehmen den Bach runter!
Beispiel:Betriebseinnahmen 530 000 DM abzüglich Betriebsausgaben 510 000 DM.
Du hast also 20 000 DM Profit!
Wenn dann die Unternehmergattin noch einen Pelz vom Unternehmer zu Weihnachten will dann wird der Laden den Bach runtergehen!
Ich denke doch daß der Profit den Lebensunterhalt decken muß oder nicht?
Also geht der Laden sogar dann Bankrott wenn die Gattin auf den Pelz verzichten würde.
Und so selten sind diese Zahlen noch gar nicht einmal!
Gruß EUKLID
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Jochen
13.02.2002, 18:47
@ Euklid
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
Privatentnahmen sind logischerweise einberechnet, wenn mich meine Buchhaltungskenntnisse nicht trügen.
Gruß
Jochen
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Euklid
13.02.2002, 19:08
@ Jochen
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>Privatentnahmen sind logischerweise einberechnet, wenn mich meine Buchhaltungskenntnisse nicht trügen.
>Gruß
>Jochen
Privatentnahmen haben mit dem Betrieb und dem Profit überhaupt nichts zu tun und genau das ist ein Problem.
Wenn Du 1 000 000 DM Umsatz machst brauchst Du einen Gewinn vor Steuern von mind 300 000 DM.Von diesen 300 000 DM müssen als Ansparabschreibung für Investitionen mindestens 100 000 DM im Betrieb verbleiben um konkurrenzfähig zu bleiben.Die restlichen 200 000 DM werden der Einkommen- Steuer unterworfen und dann bleiben nach Steuern wenns geschickt gemacht wird 120 000 DM zum Leben übrig.Und genau deswegen weil Du bei einem Umsatz von 1 000 000 DM eine Rendite von 30% vor Steuern brauchst gehen auch die Mittelstandsunternehmen demnächst reihenweise Pleite.
Gruß EUKLID
Die Ammenmärchen daß man als Selbständiger so viel Steuern spart habe ich hier schon einmal gefordert zu beweisen.Vielleicht legt sich der Schraubenhändler ein paar Schrauben zuhause in den Keller?In der Firma kann man es nicht mehr lassen wenn man es zum Leben braucht.Daraus folgt daß bei einer Gewinnquote von 10% die heute sehr schwierig zu erreichen ist mindestens 3 000 000 Umatz gefahren werden müssen.Und wer hat die überhaupt?
Bei 1 000 000 DM Umsatz rechnet sich nichts mehr!
Das ist die Wahrheit und deswegen geht es zu Ende egal ob hohe oder niedrige Zinsen.Der Moloch Staat erwürgt im finalen Stadium alle Firmen.
Gruß EUKLID
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Jochen
13.02.2002, 19:34
@ Euklid
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>>Privatentnahmen sind logischerweise einberechnet, wenn mich meine Buchhaltungskenntnisse nicht trügen.
>>Gruß
>>Jochen
>Privatentnahmen haben mit dem Betrieb und dem Profit überhaupt nichts zu tun und genau das ist ein Problem.
Privatentnahmen vermindern das Eigenkapital und Privateinlagen erhöhen das Eigenkapital. Um den unternehmerisch erwirtschafteten Erfolg (Gewinn oder Verlust) zu ermitteln, müssen somit die Privateinlagen und -entnahmen neutralisiert werden. Dies geschieht, indem Privateinlagen vom Eigenkapital abgezogen und Privatentnahmen hinzugefügt werden.
Du hast natürlich recht, daß durch abnorm hohe Steuern usw. praktisch nix mehr übrig bleibt, um was zu verdienen, geschweige denn zu investieren. Mir ging es darum zu zeigen, daß die Profitrate immer auf einen Profit/Gewinn, und sei er noch so klein, hinweist. Und daraus folgt halt, daß bei einer existierenden Profitrate ein Unternehmen nicht pleite gehen kann. Mit einer Verlustrate sehr wohl, aber das hat der gute Marx leider übersehen.
Gruß
Jochen
(hoffe, wir reden noch vom gleichen:-)
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Euklid
13.02.2002, 21:26
@ Jochen
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Re: erforderliche Rückstellungen? |
>>>Privatentnahmen sind logischerweise einberechnet, wenn mich meine Buchhaltungskenntnisse nicht trügen.
>>>Gruß
>>>Jochen
>>Privatentnahmen haben mit dem Betrieb und dem Profit überhaupt nichts zu tun und genau das ist ein Problem.
>Privatentnahmen vermindern das Eigenkapital und Privateinlagen erhöhen das Eigenkapital. Um den unternehmerisch erwirtschafteten Erfolg (Gewinn oder Verlust) zu ermitteln, müssen somit die Privateinlagen und -entnahmen neutralisiert werden. Dies geschieht, indem Privateinlagen vom Eigenkapital abgezogen und Privatentnahmen hinzugefügt werden.
>Du hast natürlich recht, daß durch abnorm hohe Steuern usw. praktisch nix mehr übrig bleibt, um was zu verdienen, geschweige denn zu investieren. Mir ging es darum zu zeigen, daß die Profitrate immer auf einen Profit/Gewinn, und sei er noch so klein, hinweist. Und daraus folgt halt, daß bei einer existierenden Profitrate ein Unternehmen nicht pleite gehen kann. Mit einer Verlustrate sehr wohl, aber das hat der gute Marx leider übersehen.
>Gruß
>Jochen
>(hoffe, wir reden noch vom gleichen:-)
Nein wir reden offensichtlich leider nicht vom gleichen,denn ich gehe davon aus daß ein Unternehmer mit einem minimalen Profit nicht überleben kann (physisch);-)Selbst wenn die Firma einen garantierten Profit von 5000 DM erwirtschaftet hat und dies jedes Jahr erwirtschaftet kann er nicht physisch überleben.Zu seinem Profit muß er mindestens das gleiche Gehalt wie der letzte seiner Arbeiter erwirtschaften da er ja nicht zum Sozialamt kann oder?
Die Buchweisheit hilft im praktischen Leben nichts.Man kann nun höchstens noch darüber streiten ob es unbedingt 120000 DM sein müssen im Jahr.Aber bedenke daß hierbei ja auch Krankenversicherung und Rentenversicherung mit abgedeckt sein müssen.Und was hier fällig ist brauche ich ja nicht zu kommentieren denn die Sätze sind bekannt.Die Zahlen die ich für die Rendite genannt habe sind faktisch richtig.Und das beweißt fast die Unmöglichkeit heute noch ein Unternehmen zu gründen.Es geht tatsächlich nur noch bei Arbeitsplätzen außerhalb von Produktionen also im Prinzip bei Dienstleistungen.Die Arbeitsplätze in der Produktion funktionieren nur bei einem sehr großen Kapitaleinsatz und daran krankt es gewaltig.Die Gründerwelle am Neuen Markt zeigt daß auch hier fast nur Pleiten zu erwarten sind obwohl diese Firmen über riesiges Geld durch die Emiisionen zur Verfügung hatten.Obwohl sie auf deutsch mit Geld zugeschissen wurden (Entschuldigung) ist der Erfolg sehr dünn.Das Publikum wird für lange Jahre diese Lektion gelernt haben.
Gruß EUKLID
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Wal Buchenberg
14.02.2002, 09:46
@ Wal Buchenberg
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Re: Zinsrate & Profitrate (Ergänzung) |
Ergänzung: Zinsrate & Profitrate
Ich hatte geschrieben, dass kleine und mittlere Unternehmen dem Bankrott zugehen, nicht weil die Zinsrate so hoch ist, sondern weil ihre individuelle Profitrate so niedrig ist. Dazu noch einige Erläuterungen:
Das folgende Schaubild:
[img][/img]
wurde im Economist folgendermaßen kommentiert:
„Letztes Jahr erlebte den tiefsten Fall der Profite seit den 30er Jahren.“ (Economist, 26.01.2002, 24) Gleichzeitig hatten sich die Unternehmen weiter verschuldet: „Companies’ interest payments are absorbing a record share of their profits, yet they continued to borrow more throughout last year.“ (Economist, 26.01.2002, 24)
Die Unternehmensgewinne teilten sich also in Unternehmensprofit und Zins im Verhältnis 80: 20 (günstigster Fall) bis zu 50: 50 (Ungünstigster Fall).
Das Verhältnis hat sich zuletzt verschlechtert, nicht weil die Zinsrate gestiegen ist (sie ist in der Zeit gefallen), sondern weil die Profite gefallen sind und gleichzeitig der Anteil des Fremdkapitals gestiegen ist.
Profitable Unternehmen haben nach meiner Kenntnis eine Gewinnrate von rund 15 % (schwankt konjunkturbedingt und sinkt tendenziell seit dem Hoch von 1950). Großunternehmen haben im Allgemeinen einen Fremdkapitalanteil zwischen 30 % und 40 %. Die Zinszahlungen übertreffen hier nie den Unternehmerprofit.
Anders ist das bei Unternehmen mit wenig Eigenkapital und/oder niedriger Profitrate. Wenn ein Unternehmen zu 100 % mit Fremdkapital arbeitet, dann beginnen Unternehmensprofite erst jenseits der Zinsrate von z.B. 7%.
Viele kleine Unternehmen erreichen aber nur eine Profitrate von 2 % oder 3%. Steigt deren Fremdkapitalanteil über 50 %, dann bringt das den Tod auf Raten - die Zinsen fressen die Profite auf.
Nebenbei: Die durchschnittliche Lebensdauer von Unternehmen liegt in Deutschland bei rund 40 Jahren - mit sinkender Tendenz.
5. Im übrigen haben Staatsschulden und Konsumentenkredite eine andere Dynamik als Unternehmenskredite, insofern der Staat und die Konsumenten diese Kredite nicht gewinnbringend anlegen. Gewinnbringend angelegte Kredite sind (in der Regel) ihre eigene Einkommensquelle, sie können (in der Regel) also aus den damit erworbenen Gewinnen abgezahlt werden.
Staats- und Konsumentenkredite müssen aus anderen, zusätzlichen Einkommensquellen abbezahlt werden (Steuern, Lohn, etc).
Gruß Wal Buchenberg
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