rodex
17.02.2002, 22:00 |
FAZ: Wenn die Dollarblase platzt Thread gesperrt |
Wenn die Dollarblase platzt
JOACHIM FELS, Morgan Stanley
Die sieben fetten Jahre für den Dollar dürften sich allmählich dem Ende zuneigen. Zuletzt hat er gegenüber den Hauptkonkurrenten Yen und Euro noch einmal zulegen können. Aber die Leitwährung der Welt ist mittlerweile so stark überbewertet wie seit Mitte der achtziger Jahre nicht mehr. Und ebenso wie am Aktienmarkt müssen Kursblasen auch am Devisenmarkt letztlich platzen.
Wann die Dollarblase platzt, vermag niemand zu sagen. Ein potentieller Auslöser könnten weitere Firmenpleiten à la Enron sein. Sie würden den bisher großen Appetit der internationalen Anleger auf amerikanische Aktien und Unternehmensanleihen untergraben und damit den riesigen Kapitalzustrom nach Amerika versiegen lassen.
Ein weiterer potentieller Auslöser wäre ein erneuter Einbruch der amerikanischen Konjunktur, die sich derzeit auf dem Erholungspfad befindet. Ein solcher"double dip" würde das Vertrauen in die Allmacht Alan Greenspans schmälern und die Regierung in Washington auf den Plan rufen, von ihrer Politik des starken Dollar abzurücken, um die Exporte zu stimulieren.
Wenn die Dollarblase platzt, gibt es eigentlich nur einen Kandidaten, der den Investoren in aller Welt einen sicheren Hafen mit einer breiten Auswahl an interessanten Anlagemöglichkeiten bieten kann - den Euro. Japan wird sich auf absehbare Zeit mit Händen und Füßen gegen eine deutliche Aufwertung des Yen wehren. In Europa dagegen wäre ein stärkerer Euro willkommen - die Inflationsraten würden endlich merklich fallen, und die Europäische Zentralbank könnte die Zinsen weiter senken.
Für eine deutliche Aufwertung des Euro in den nächsten Jahren spricht einiges. Erstens ist der Euro gegenüber dem Dollar nach dem Bewertungsmodell von Morgan Stanley derzeit um etwa 10 Prozent unterbewertet - dies ist die größte Abweichung des Euro von seinem fairen Wert seit Beginn der Währungsunion.
Zweitens sind die Aussichten für ein dauerhaft höheres Wachstumstempo in der Wirtschaft des Euro-Raums allen Unkenrufen zum Trotz ausgezeichnet. Die Deregulierung vieler Gütermärkte der letzten Jahre sowie der Wettlauf der Regierungen bei der Senkung der Einkommen- und Körperschaftsteuersätze erhöhen die Handlungsmöglichkeiten und die Leistungsanreize für die Bürger und die Unternehmen. Auch sind Europas Arbeitsmärkte dank des Vormarsches von befristeten Beschäftigungsverhältnissen und Teilzeitjobs weit weniger sklerotisch als in der Vergangenheit. Jeder Prozentpunkt zusätzlichen Wirtschaftswachstums schafft daher mehr Stellen als früher. In fünf Jahren könnte die Arbeitslosigkeit im Euro-Gebiet auf das derzeitige amerikanische Niveau von 5,5 Prozent sinken.
Drittens wird der Euro davon profitieren, daß sich das Vereinigte Königreich und Schweden allmählich mit dem Gedanken an den Beitritt zur Währungsunion anfreunden dürften. Das Vereinigte Königreich ist attraktiv für ausländische Direktinvestitionen, die dann dem Euro helfen würden. Außerdem verschärft der Beitritt zweier wirtschaftlich gesunder Länder den Wettbewerb um mobiles Kapital innerhalb der größeren Währungsunion. Damit würde sich der Reformdruck weiter erhöhen.
Viertens haben sich die großen Abflüsse von Portfolioinvestitionen der Jahre 1999 und 2000 im Verlauf des vergangenen Jahres in einen (noch mageren) Zustrom verwandelt. Dies ist vorerst ausschließlich einem hohen Nettozufluß in europäische Aktien zu verdanken, der die Nettoabflüsse im Rentenbereich mehr als ausgeglichen hat. Einiges spricht dafür, daß sich der positive Saldo der Portfolioinvestitionen im Euro-Raum im laufenden Jahr weiter erhöht.
Und fünftens dürfte eine Trendwende des Euro auch die Notenbanken der Welt auf den Plan rufen. In den letzten zehn Jahren haben sie einen immer größeren Anteil ihrer Devisenreserven in Dollar angelegt. Mit einem Anteil von knapp 70 Prozent der Weltdevisenreserven (gegenüber gut 50 Prozent 1991) hat der Dollar einen riesigen Vorsprung vor dem Euro, der als zweitgrößte Reservewährung der Welt gerade einmal auf knapp 13 Prozent kommt. Wenn die Dollarblase platzt, werden auch die Notenbanken Reserven in den Euro umschichten wollen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2002, Nr. 41 / Seite 33
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dottore
18.02.2002, 09:45
@ rodex
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Re: €-ZBs schichten in €-Reserven um? Wat'n Quatsch! |
>Wenn die Dollarblase platzt, werden auch die Notenbanken Reserven in den Euro umschichten wollen.
Was für ein Unsinn!
Wie sollten wohl die €-ZBs ihre $-Positionen (aktiv) in €-Positionen"umschichten", die sie bekanntlich nur passiv verbuchen können?
€-ZBs können T-Bonds nur verkaufen, indem sie dann andere $-Titel erhalten (z.B. täglich fällige). Und die wollen sie in € wechseln? Wie denn? Was buchen sie denn da? Euro an Kasse?
Wenn die €-ZBs Dollarforderungen verkaufen, verschwinden die ganz einfach aus der Bilanz. Ist wie wegwerfen. Aktiv- und Passivseiten schnurren gleichermaßen zusammen.
Die Buba könnte auch ihre Immobilien verkaufen (= Sachanlagen, ca. 2 Mrd €). Dann kriegt sie € dafür in Form von ZB-Geld (was auch sonst), und bucht die 2 Mrd aktiv aus und die 2 Mrd ZB-Geld passiv genauso.
>Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2002, Nr. 41 / Seite 33
Der Autor ist nichts als dumm, was bei der Adresse nicht verwundert. Aber das die FAZ keine Redakteure mehr hat, die solchen Unfug rausstreichen, wundert doch sehr.
Gruß
d.
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XERXES
18.02.2002, 10:02
@ dottore
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Re: €-ZBs schichten in €-Reserven um? Wat'n Quatsch! |
Ich denke mal, dass er mehr Japan und China im Sinn hatte.
Das die EZB nicht von EUR in USD umschichten kann, duerfte Herrn Fels bekannt sein.
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André
18.02.2002, 12:23
@ dottore
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Re: Der Artikel sprach m.W. nur von ZBs. Keine Unterscheidung! Wenn´s die von |
Japan oder Panama ist, geht eine Umschichtung schon, nur bei euro-ZB´s ist´s, wie Du schriebst, hirnrissig. Aber Unterscheidung fällt wohl bereits der FAZ schwer.
Gruß
und einen schönen Tag
A.
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Toby0909
18.02.2002, 13:02
@ dottore
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Dann kauft sie halt Gold? |
Nun ja - dann verkaufen die €ZB´s halt für die Dollars (bei denen sie geile Kursgewinne haben) Gold (welches richtig schön am Boden ist) - Summasummarum wäre das im Nachhinein ein richtig guter Deal gewesen (und Herr Eichel kann sich wieder über ein paar Milliarden aus BuBaGewinnen freuen)
In 5 - 10 Jahren kann Sie dann den Dollar für 20 Cent ankaufen - und das Gold für 2000 US$ verkaufen - und schon wieder einen geilen Gewinn gemacht.
Mal gucken ob die Herren Zentralbanker so intelligent sind - evtl. sollten wir auch ein paar Chinesen (Renmibi oder so) und Russen (Rubels) und"solches Zeugs" mit einkaufen?
Toby
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Emerald
18.02.2002, 13:52
@ Toby0909
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Re: Dann kauft sie halt Gold? |
@toby: Die Vergangenheit hat bewiesen, dass die zentral-banker nicht zu den
flexiblen market-maker gehören. vielmehr werden sie sich darauf vorbereiten,
communiques zu veröffentlichen, weshalb und warum, es wieder entgegen ihrer
akademischen beurteilung verlaufen ist.
und damit wird es sich zu tode laufen, denn diese boys verdienen gar nichts
dabei, oder sind solchermassen top-bezahlt, dass denken sowieso aussen vorn
bleibt, bzw. verpönt ist, da vorgaben bestehen, welche politisch nicht torpediert
(sprich z.G. des bürgers) umgesetzt werden dürfen und können.
Emrald.
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