Hi,
aus der NZZ (gekürzt):
<font color="FF0000">Britische Pensionsfonds in der
Aktien-Falle </font>
Verschärftes Umschichtungsproblem durch
neue Regeln
Mit der anhaltend schwachen Performance von
Aktienanlagen werden Altersvorsorgesysteme,
die nach angelsächsischem Muster als reine
Kapitaldeckungsverfahren aufgezogen sind, auf
eine harte Bewährungsprobe gestellt. Im
Zusammenspiel mit neuen Bilanzierungsregeln
sehen sich die britischen Pensionsfonds zu
massiven Umschichtungen von Aktien in
Obligationen gezwungen.
hln. London, 21. Februar
Anders als in den USA ist der britische
Pensionsfonds auch heute noch vorwiegend nach
dem «Defined-Benefits»-Schema aufgezogen und
zahlt somit eine von der Gehaltshöhe abhängige
fortlaufende Rente. Da man einer Verbindlichkeit mit
einem nach hinten offenen Ende aktivseitig am
besten auch ein ähnlich strukturiertes Asset
gegenüberstellt, weisen die britischen
Pensionsfonds traditionell einen
überdurchschnittlich hohen Aktienanteil von mehr
als 70% auf. In jüngster Zeit haben sich allerdings
immer mehr Unternehmen dafür entschieden, ihre
Altersvorsorgekonzepte auf «Defined
Contributions», also garantierte Einzahlungen, zu
verlagern. Sie versprechen sich davon eine
Entlastung, weil dadurch Marktrisiken stärker auf
den Pensionsnehmer verlagert werden. Kürzlich
erst kündigte zum Beispiel British Telecom als einer
der grössten Pensionsfonds-Träger in
Grossbritannien an, in Zukunft keine Verträge mehr
mit garantierter Rente abzuschliessen. Zuvor hatten
bereits Adressen wie Lloyds TSB, Sainsbury oder
der Chemiekonzern ICI ähnliche Massnahmen
getroffen. Zuletzt haben Unternehmen wie
Ernst&Young und Iceland das Tempo noch
verschärft, indem sie nicht nur neue Rentenbezüger
ablehnen, sondern auch die laufenden Beiträge der
bisher Versicherten künftig auf
«Defined-Contribution»-Schemata verlagern. Durch
diese Schritte wurden einige Kontroversen
ausgelöst. Gleichzeitig wurde auch der Ruf nach
Reformen laut.
FRS 17 verbreitet Angst und Schrecken
In Grossbritannien ist zurzeit das Kürzel FRS 17 in
aller Munde. Hinter dieser Kennung verbirgt sich
eine Bilanzierungsregel im Rahmen der vom
britischen Accounting Standards Board (ASB)
aufgestellten Financial Reporting Standards (FRS).
Die Richtlinie soll durch höhere Anforderungen an
die Transparenz eine korrekte Ermittlung von
Fondswerten und damit die Abbildung der
tatsächlichen Risikosituation eines betrieblichen
Sondervermögens erzwingen. Branchenkenner
befürchten allerdings, dass für die verbesserte
Transparenz ein hoher Preis gezahlt werden muss.
Letztlich wird FRS 17 dafür verantwortlich gemacht,
dass die Pensionsfonds den
«Defined-Benefits»-Programmen den Rücken
kehren.
<font color="FF0000">Die Richtlinie soll zwar erst 2003 verbindlich
werden, löst aber bereits heute heftige
Diskussionen und zum Teil gravierende
Umschichtungen an den Börsen aus, die sich zu
marktbeherrschenden Trends entwickeln könnten.</font>
Es gilt zu bedenken, dass die betrieblichen
Pensionsfonds in Grossbritannien ein kumuliertes
Anlagevolumen von rund 1,1 Bio. £ verwalten.
Kerngedanke des sehr komplizierten und selbst von
Fachleuten nur schwer zu durchschauenden
FRS-17-Paragraphen ist es, die tatsächliche Über-
oder Unterdeckung eines Pensionsfonds zu
ermitteln und die Differenz separat in der Bilanz
auszuweisen.
Diese Beträge sind zwar nicht gewinnwirksam,
schmälern aber die Eigenkapitalreserven eines
Unternehmens und können schwach kapitalisierte
Firmen in Schwierigkeiten bringen bzw. Spielräume
bei der Dividendenausschüttung einengen. Das
Chemieunternehmen ICI beispielsweise weist
gegenwärtig eine Unterdeckung von rund 450
Mio. £ aus, was immerhin einen Fünftel der
Marktkapitalisierung der ICI darstellt.
Es muss also schlechter werden, bevor es besser werden kann.
Gruß
d.
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