cdg
27.02.2002, 10:12 |
Frage zu Debitismus Thread gesperrt |
nachdem ich vor wenigen Tagen das Buch"Umbruch" hier bestellt und umgehend erhalten habe (danke) und eigentlich meiner Unart des Kritikasters nachgehen wollte, um diesen Heinsohn/Steiger- und Debitismus-Kram zu zerprflücken, bin ich doch irgendwie beeindruckt, nahezu überzeugt. Gratulation.
Fragen noch:"Fractional Banking und Debitismus". Inwiefern ist das per Fraktionierung"entstandene" Geld geschuldet?
Welche Effekte hat Leveraging generell? (steht dem Geleveragedden eine adäquate Schuld gegenüber?)
Wo bekomme ich die Bücher von HS und Herrn Martin her?
Danke, cdg
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dottore
27.02.2002, 11:40
@ cdg
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Re: Frage zu Debitismus |
>nachdem ich vor wenigen Tagen das Buch"Umbruch" hier bestellt und umgehend erhalten habe (danke) und eigentlich meiner Unart des Kritikasters nachgehen wollte, um diesen Heinsohn/Steiger- und Debitismus-Kram zu zerprflücken, bin ich doch irgendwie beeindruckt, nahezu überzeugt. Gratulation.
>Fragen noch:"Fractional Banking und Debitismus". Inwiefern ist das per Fraktionierung"entstandene" Geld geschuldet?
Bei Fraktionierung wird ein Kredit gewährt (ex nihilo). Damit ist nur eine Gläubiger/Schuldner-Beziehung entstanden. Wird das diesen Kredit dokumentierede Papier (sofern es ZB-fähig ist, z.B. Bankschuldverschreibungen, wobei nicht die Schuldnerbank einreichen darf) an die ZB verpfändet, gibt diese Zug und Zug ZB-Geld heraus (zu den entsprechenden Konditionen,"Leitsatz" usw.). Das verpfändete Kreditdokument muss immer längere Laufzeit haben als das ZB-Geld und: mit diesem ZB-Geld kann der Kredit nicht abgelöst werden.
Dazu muss wieder späteres ZB-Geld erscheinen, was wiederum noch später fällige Kredite voraussetzt. Ohne immer neue Kredit mit immer späterer Endfälligkeit kein neues ZB-Geld (Noten oder ZB-Konten, die bei der ZB beide passiv verbucht werden).
>Welche Effekte hat Leveraging generell? (steht dem Geleveragedden eine adäquate Schuld gegenüber?)
Leveragen, einfaches Beispiel: Ich habe für 100.000 Aktien und beleihe sie zu 50 %. Mit den 50.000 kann ich was anderes oder wieder Aktien kaufen. Die 50.000 sind Kredit, siehe oben.
>Wo bekomme ich die Bücher von HS und Herrn Martin her?
Von HS gibt's wohl eine Neuauflage, das alte bei Rowohlt ist vergriffen. Ansonsten fragen: osteiger@uni-bremen.de. Martin: Langen-Müller-Herbig (fast alles schon vergriffen,"Krisenschaukel" evtl. noch lieferbar).
Gruß
d.
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cdg
27.02.2002, 13:57
@ dottore
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Re: Frage zu Debitismus |
tausend dank,dottore, das Verstehen hat weiter zugenommen (es scheint heir ein Trend bei mir ausgelöst worden zu sein..), weiteres:
>Das verpfändete Kreditdokument muss immer längere Laufzeit haben als das ZB-Geld und: mit diesem ZB-Geld kann der Kredit nicht abgelöst werden.
Ist das Usus, bzw. Gesetz, der Zentralbanken? Entschuldige mein Unwissen. Ich habe bereits Literatur zur Ã-konomie der Notenbanken bestellt. Gibt es da ein empfehlenswertes Werk?
>Dazu muss wieder späteres ZB-Geld erscheinen, was wiederum noch später fällige Kredite voraussetzt. Ohne immer neue Kredit mit immer späterer Endfälligkeit kein neues ZB-Geld (Noten oder ZB-Konten, die bei der ZB beide passiv verbucht werden).
Ist also in dem Sinne der Ausdruck"fiat-money" unzutreffend, als dass es immer einen Gegenwert, eine verpfändete Sicherheit, gibt, die aber heutzutage eben nicht Edelmetall ist, sondern eben auch Kredite sein können, die zunehmend für Überraschungen sorgen können?
>>Welche Effekte hat Leveraging generell? (steht dem Geleveragedden eine adäquate Schuld gegenüber?)
>Leveragen, einfaches Beispiel: Ich habe für 100.000 Aktien und beleihe sie zu 50 %. Mit den 50.000 kann ich was anderes oder wieder Aktien kaufen. Die 50.000 sind Kredit, siehe oben.
Ok, verstanden.
>>Wo bekomme ich die Bücher von HS und Herrn Martin her?
>Von HS gibt's wohl eine Neuauflage, das alte bei Rowohlt ist vergriffen. Ansonsten fragen: osteiger@uni-bremen.de. Martin: Langen-Müller-Herbig (fast alles schon vergriffen,"Krisenschaukel" evtl. noch lieferbar).
Danke."Krisenschaukel" ist bestellt. Die Neuauflage von HS kommt erst, ich frage mal Herrn Steiger per email.
>Gruß
>d.
Gruß retour, würde das ganze gern mal live verklickert bekommen. Wo, wann gibt es Vorträge, Seminare, Trainings?
cdg
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dottore
27.02.2002, 15:46
@ cdg
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Re: Frage zu Debitismus |
>tausend dank,dottore, das Verstehen hat weiter zugenommen (es scheint heir ein Trend bei mir ausgelöst worden zu sein..), weiteres:
>>Das verpfändete Kreditdokument muss immer längere Laufzeit haben als das ZB-Geld und: mit diesem ZB-Geld kann der Kredit nicht abgelöst werden.
>Ist das Usus, bzw. Gesetz, der Zentralbanken? Entschuldige mein Unwissen. Ich habe bereits Literatur zur Ã-konomie der Notenbanken bestellt. Gibt es da ein empfehlenswertes Werk?
Ohne Witz: Am besten erklärt es der GB Buba 2000 selbst (gibt's kostenlos bei jeder LZB). Dort vor allem ab S. 46. Ansonsten zentral:
EZB, Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3, Nov. 2000. Erklärt bis ins Kleinste den ZB-Mechanismus (Tel. FFm 1344-0 und sich ein Ex. von der Presseabteilung schicken lassen, auch kostenlos, denk Dir was aus).
>Ist also in dem Sinne der Ausdruck"fiat-money" unzutreffend, als dass es immer einen Gegenwert, eine verpfändete Sicherheit, gibt, die aber heutzutage eben nicht Edelmetall ist, sondern eben auch Kredite sein können, die zunehmend für Überraschungen sorgen können?
Wie man's nennt ist mir wurscht. Aber sonst ist es genau so wie Du schreibst. In USA übrigens (Gegensatz zu EZB-Raum) nur Staatspapiere, also kommt diese Überraschung als letzte (ca. 530 Mrd $, bei ca. 6 Mrd. $ US-Bundesschulden, alle noch AAA und mehr geht nicht; andere Ratings z.B.:
Kolumbien BB, Brasilien BB-, Venezuela B - in umgekehrte Reihenfolge sollten die fallen, falls... da viele Banken diese Titel auch im Nostro haben, wird's dann für die wieder eng und für deren Schuldverschreibungen auch, die andere Banken bei der Buba eingereicht haben, usw.).
>Gruß retour, würde das ganze gern mal live verklickert bekommen. Wo, wann gibt es Vorträge, Seminare, Trainings?
Ich kann's gern am Rande des nächsten EW-Treff bringen, oder auch direkt drin. Das Problem bei Debitismus: Es sträubt sich zunächst alles in einem, sich vorstellen zu müssen, dass das ganze Wirtschaften nichts als eine Endloskette (rückwärts-vorwärts) von
Krediten-Kredittilgungen-Zinsen-Neukrediten-Nettoneukrediten-Krediten-auf-Kredit
usw., usw. ist. Geld ist (heute!) immer Forderung, es gab nie einen"Geldbestand" (auch nicht bei Währungsreform mit"Erstausstattung" = Kopfgeld, es ist immer noch als Schuld der BRD gegen Buba existent) als solchen, in Forderungen kann nie gespart werden (gesamtwirtschaftlich), Forderungen sind nur zedierbar (auch ein"Bezahlen" beim Kaufen ist nur eine Forderungszession), Notenbanken geben nie Kredit, sondern verwandeln nur bereits bestehende Kredit immer nur vorübergehend in ZB-Geld um, Notenbank-"Zins" gibt's nicht, was die ZB kassiert, ist immer nur ein Anteil an dem Zins auf die Papiere, die bei ihr verpfändet sind, Wirtschaft ohne"new credits" (Greenspan) in größter Not, Zins = Zeit-, bzw. Raumüberbrückungsphänomen, Staat als (zunächst!) infallibler Schuldner, bis es dann doch kracht, Inflationen laufen langsam an (geht nicht anders), Deflationen können im Extremfall"Crashs" sein, es muss immer zweimal verbucht werden, Geldanlage ist immer ein Wechsel der Anlageform, Gold ist ein Aktivum (wie alle Sachen, die nicht geleveragded wurden) ohne Passivseite, gewirtschaftet wird unter Schuldendruck (Rest"freiwillig", aber Rest kaum sichtbar), alle Produktion muss vorfinanziert werden, vorhandene Nachfrage reicht nie aus, um alle Märkte zu räumen, kalkulierte Preise sind nicht realisierte, Tausch geht nach Schuldrecht, nicht nach Sachenrecht, usw. usw.
Vielleicht sich mal in der Real-Enzyklopädie (Link oben) einlesen plus den Diskussionen dazu.
Gruß
d.
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cdg
27.02.2002, 16:58
@ dottore
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Re: Frage zu Debitismus |
danke, echt spannend,
ich suche mich weiter einzulesen und letztendlich interessieren mich Modelle zu einer sozio-ökonomischen Utopie, da werde ich sicher auch fündig werden (wobei ich die Ithaka Hours ganz gut fand, ist aber wohl makroökonomisch naiv)und Modelle für Prognose der Marktentwicklungen. (Mit der"Hitparade" der fallenden Staaten kann man ja schon arbeiten.) Wobei natürlich die Suggestibilität der Massen und"Fachleute" an den Märkten der noch entscheidende Faktor ist.
danke, echt spannend
cdg
>>tausend dank,dottore, das Verstehen hat weiter zugenommen (es scheint heir ein Trend bei mir ausgelöst worden zu sein..), weiteres:
>>>Das verpfändete Kreditdokument muss immer längere Laufzeit haben als das ZB-Geld und: mit diesem ZB-Geld kann der Kredit nicht abgelöst werden.
>>Ist das Usus, bzw. Gesetz, der Zentralbanken? Entschuldige mein Unwissen. Ich habe bereits Literatur zur Ã-konomie der Notenbanken bestellt. Gibt es da ein empfehlenswertes Werk?
>Ohne Witz: Am besten erklärt es der GB Buba 2000 selbst (gibt's kostenlos bei jeder LZB). Dort vor allem ab S. 46. Ansonsten zentral:
>EZB, Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3, Nov. 2000. Erklärt bis ins Kleinste den ZB-Mechanismus (Tel. FFm 1344-0 und sich ein Ex. von der Presseabteilung schicken lassen, auch kostenlos, denk Dir was aus).
>>Ist also in dem Sinne der Ausdruck"fiat-money" unzutreffend, als dass es immer einen Gegenwert, eine verpfändete Sicherheit, gibt, die aber heutzutage eben nicht Edelmetall ist, sondern eben auch Kredite sein können, die zunehmend für Überraschungen sorgen können?
>Wie man's nennt ist mir wurscht. Aber sonst ist es genau so wie Du schreibst. In USA übrigens (Gegensatz zu EZB-Raum) nur Staatspapiere, also kommt diese Überraschung als letzte (ca. 530 Mrd $, bei ca. 6 Mrd. $ US-Bundesschulden, alle noch AAA und mehr geht nicht; andere Ratings z.B.:
>Kolumbien BB, Brasilien BB-, Venezuela B - in umgekehrte Reihenfolge sollten die fallen, falls... da viele Banken diese Titel auch im Nostro haben, wird's dann für die wieder eng und für deren Schuldverschreibungen auch, die andere Banken bei der Buba eingereicht haben, usw.). >
>>Gruß retour, würde das ganze gern mal live verklickert bekommen. Wo, wann gibt es Vorträge, Seminare, Trainings?
>Ich kann's gern am Rande des nächsten EW-Treff bringen, oder auch direkt drin. Das Problem bei Debitismus: Es sträubt sich zunächst alles in einem, sich vorstellen zu müssen, dass das ganze Wirtschaften nichts als eine Endloskette (rückwärts-vorwärts) von
>Krediten-Kredittilgungen-Zinsen-Neukrediten-Nettoneukrediten-Krediten-auf-Kredit
>usw., usw. ist. Geld ist (heute!) immer Forderung, es gab nie einen"Geldbestand" (auch nicht bei Währungsreform mit"Erstausstattung" = Kopfgeld, es ist immer noch als Schuld der BRD gegen Buba existent) als solchen, in Forderungen kann nie gespart werden (gesamtwirtschaftlich), Forderungen sind nur zedierbar (auch ein"Bezahlen" beim Kaufen ist nur eine Forderungszession), Notenbanken geben nie Kredit, sondern verwandeln nur bereits bestehende Kredit immer nur vorübergehend in ZB-Geld um, Notenbank-"Zins" gibt's nicht, was die ZB kassiert, ist immer nur ein Anteil an dem Zins auf die Papiere, die bei ihr verpfändet sind, Wirtschaft ohne"new credits" (Greenspan) in größter Not, Zins = Zeit-, bzw. Raumüberbrückungsphänomen, Staat als (zunächst!) infallibler Schuldner, bis es dann doch kracht, Inflationen laufen langsam an (geht nicht anders), Deflationen können im Extremfall"Crashs" sein, es muss immer zweimal verbucht werden, Geldanlage ist immer ein Wechsel der Anlageform, Gold ist ein Aktivum (wie alle Sachen, die nicht geleveragded wurden) ohne Passivseite, gewirtschaftet wird unter Schuldendruck (Rest"freiwillig", aber Rest kaum sichtbar), alle Produktion muss vorfinanziert werden, vorhandene Nachfrage reicht nie aus, um alle Märkte zu räumen, kalkulierte Preise sind nicht realisierte, Tausch geht nach Schuldrecht, nicht nach Sachenrecht, usw. usw.
>Vielleicht sich mal in der Real-Enzyklopädie (Link oben) einlesen plus den Diskussionen dazu.
>Gruß
>d.
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