marsch
07.03.2002, 09:46 |
Indische Autorin Arundhati Roy muss für einen Tag ins Gefängnis Thread gesperrt |
Wegen Missachtung des Oberstes Gericht - «Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe» - Widerstand gegen Staudammprojekt
Neu-Delhi (AP) Wegen ihres Widerstands gegen ein umstrittenes Staudammprojekt in Indien ist die Schriftstellerin Arundhati Roy für einen Tag ins Gefängnis geschickt worden. Das Oberste Gericht in Neu-Delhi befand die Autorin am Mittwoch für schuldig, eben jene Instanz herabgewürdigt zu haben. Roy hatte im Oktober 2000 an einer Demonstration vor dem Obersten Gericht teilgenommen, das kurz zuvor den Bau des Narmada-Staudamms gebilligt hatte.
«Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe», erklärte Roy. «Ich bin bereit, die Folgen auf mich zu nehmen. Die Botschaft ist klar: Jeder Bürger, der das Gericht zu kritisieren wagt, tut dies auf eigene Gefahr.» Die Autorin trat die Haftstrafe am Mittwoch im Tihar-Gefängnis der Hauptstadt an.
Die aus zwei Richtern bestehende Kammer verurteilte Roy zusätzlich zu einer Geldstrafe von 2.000 Rupien (48,40 Euro). Falls sie das Geld nicht zahlt, muss sie für drei Monate ins Gefängnis, wie das Gericht mitteilte. Am Donnerstag werde sie entscheiden, wie sie sich in dieser Sache verhalten werde, erklärte die Schriftstellerin. Ihre Anwalt kündigte an, dass er das Urteil anfechten werde.
Juristen des Staudammprojekts hatten Roy verklagt und geltend gemacht, die Demonstranten hätten das Oberste Gericht in Sprechchören beleidigt. In einer Eingabe erklärte die Schriftstellerin daraufhin, sie bezweifle, dass das kritisierte Gericht in diesem Fall zuständig sei. Sie werde an dem Prozess daher auch nicht teilnehmen. Es entstehe der Eindruck, dass das Gericht möglicherweise geneigt sei, Kritiker zum Schweigen zu bringen. Wegen dieser Äußerungen wurde sie der Missachtung des Gerichts für schuldig befunden; die ursprüngliche Klage hingegen wurde abgewiesen.
Richter R.P. Sethi erklärte in seiner Begründung, die Meinungsfreiheit gebe niemandem das Recht, das Oberste Gericht in einen Skandal hineinzuziehen oder seine Würde herabzusetzen. Während der Verhandlung protestierten etwa 200 Demonstranten gegen die Verhandlung. Sie wurden vorübergehend festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht. Vor dem Gefängnis versammelten sich dennoch hunderte Anhänger Roys zu einer Mahnwache.
Die Autorin des Romans «Der Gott der kleinen Dinge» ist international mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Die Preissumme von 35.000 Dollar (40.313 Euro) für den britischen Booker-Preis 1997 spendete sie für die Kampagne gegen den Staudamm, der nach Ansicht der Kritiker Kleinbauern und Dorfbewohnern großen Schaden zufügt. Roy engagiert sich auch gegen das Atomprogramm der Regierung. Nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York und Washington trat sie als Sprachrohr der Dritten Welt gegen die politische und kulturelle Vorherrschaft der USA auf.
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silvereagle
07.03.2002, 13:32
@ marsch
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Re: Schönes Beispiel, warum es so schwer ist, die Welt zu verstehen |
Auf der einen Seite die"arme" Frau, die wegen praktizierten Rechts auf freie Meinungsäusserung ins Gefängnis gehen muss. Andererseits die"freie" Wirtschaft, die sich durch das Megaprojekt Gewinne und tausende Arbeitsplätze erhofft. Dann aber wieder die Kleinbauern, die wohl enteignet werden mussten (zumindest de facto), und ein (zumindest formal) rechtsstaatlich eingerichtetes Gericht. Wer hat nun Recht, und wer soll was dürfen? Das vielzitierte"Gemeinwohl" kann nicht wirklich helfen, denn jeder sieht es ganz woanders: Für die einen sind Meinungsfreiheit und Eigentum diejenigen Dinge, die aus Sicht des Gemeinwohls geschützt werden müssen; für die anderen sind es die Chancen für die"Volkswirtschaft", für den"Fortschritt" und die Tatsache, dass es eine höchste Instanz geben MUSS, um"Rechtssicherheit" für alle zu gewährleisten etc.
Dottore schrieb dazu einmal sinngemäss:"In der Mitte wirst Du am sichersten gehen." Nun, angesichts dieses nur exemplarisch und rein zufälligen, aber höchst komplizierten Sachverhalts möge man zuerst einmal festlegen´, wo da die"ultimative Mitte" liegen soll.
Persönlich neige ich zu folgender Einschätzung: Es gibt letztlich nur zwei Wege. Der eine setzt auf Selbstorganisation freier Individuen; der andere auf autoritären Zwang und"notwendige Führung". Auch ein Minimum an autoritärem Zwang setzt diesen für das Funktionieren des Systems unausweichlich voraus. Zwischen Zwang und Nicht-Zwang KANN es somit keinen Mittelweg geben. Keinen ehrlichen.
100 % ehrlich bin ich aber auch nicht.
Gruss silvereagle
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Josef
07.03.2002, 13:51
@ silvereagle
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Aber gehen wir denn nicht fast alle taeglich einen uns richtig erscheinenden |
Mittelweg? (Wenn er mir nicht richtig erscheinen wuerde, wuerde ich ihn gar
nicht gehn)
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silvereagle
07.03.2002, 14:04
@ Josef
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Re: D.h., die Variante eins (Selbstorganisation) ist Dir lieber? |
>(Wenn er mir nicht richtig erscheinen wuerde, wuerde ich ihn gar
>nicht gehn)
So könnte doch JEDER handeln, oder? Brauchts dazu autoritären Zwang?
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Zardoz
07.03.2002, 15:12
@ silvereagle
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Rein logisch betrachtet... |
>>(Wenn er mir nicht richtig erscheinen wuerde, wuerde ich ihn gar
>>nicht gehn)
>So könnte doch JEDER handeln, oder? Brauchts dazu autoritären Zwang?
... JA. Denn ohne die beiden Extreme gäbe es keinen Mittelweg.
Nice day,
Zardoz
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Euklid
07.03.2002, 19:44
@ Zardoz
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Re: Rein logisch betrachtet... |
>>>(Wenn er mir nicht richtig erscheinen wuerde, wuerde ich ihn gar
>>>nicht gehn)
>>So könnte doch JEDER handeln, oder? Brauchts dazu autoritären Zwang?
>... JA. Denn ohne die beiden Extreme gäbe es keinen Mittelweg.
>Nice day,
>Zardoz
Zardoz Du kannst auch den Mittelweg gehen wenn beide Extreme auf eine Linie fallen.Dann gehst Du schön auf den beiden zusammenfallenden Linien entlang und bist auch immer in der Mitte;-)
Gruß EUKLID
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Zardoz
08.03.2002, 00:12
@ Euklid
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Aber... |
>Zardoz Du kannst auch den Mittelweg gehen wenn beide Extreme auf eine Linie fallen.Dann gehst Du schön auf den beiden zusammenfallenden Linien entlang und bist auch immer in der Mitte;-)
>Gruß EUKLID
... lieber Euklid,
Du weißt schon, daß das mathematisch nicht sein kann, oder?
;-)
Nice night,
Zardoz
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Euklid
08.03.2002, 09:00
@ Zardoz
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Re: Aber... |
>>Zardoz Du kannst auch den Mittelweg gehen wenn beide Extreme auf eine Linie fallen.Dann gehst Du schön auf den beiden zusammenfallenden Linien entlang und bist auch immer in der Mitte;-)
>>Gruß EUKLID
>... lieber Euklid,
>Du weißt schon, daß das mathematisch nicht sein kann, oder?
>;-)
>Nice night,
>Zardoz
Ich habe eigentlich folgenden Vorgang gemeint:Als Kleinunternehmer der seit 13 Jahren selbständig ist beobachte ich folgende gesellschaftliche Veränderung:
Ich versuche krampfhaft immer in der Mitte zu bleiben was auch meinem Naturell entspricht.Was passiert aber wenn die eine Seite ob nun links oder rechts die Oberhand gewinnt?
Wird sie infolge der Massenanziehung auch mich ansaugen obwohl ich das gar nicht will.Wird sie infolge der Staubsaugerwirkung mich in den Schlund hineinziehen?
Zumindest kann diese egal welche Organisation dann folgendes zum Schlachtruf erheben:Wer nicht mit uns ist,ist gegen uns!Also konsequent gedacht müßte ich zum Feind in Organisation A werden.Jetzt ruft die Organisation B den gleichen Schlachtruf!Und da ich auch dort auch nicht heimisch werden will werde ich wohl immer mehr zum Aussätzigen!
Und dieser Prozeß ist voll am Laufen und die extremen Ränder nagen immer mehr gegen die Mitte.Und die Mitte wird aufgefressen!Also dehnen sich die Ränder immer mehr nach innen.Und mir bleibt am Schluß leider nur noch der Gang auf einem ganz schmalen Strich oder Linie.
Die Menschen sind bereit zum Verzicht wenn man ehrlich mit ihnen umgeht.
Leider sind unsere Politiker heute eine besondere Spezies.
Sie werben um Vertrauen und üben sich nur noch in Worthülsen.Warum werden die brisanten Themen wie Rentenbesteuerung und Krankenversicherung bis nach der Wahl verschoben?Klar nur deswegen weil man sich nicht traut die Wahrheit zu sagen!Und als Vertrauenstatbestand wirkt die SPD-Spendenaffäre jetzt wohl auch wieder.
Das Volk kann in diese Politik und die Politiker kein Vertrauen mehr haben.
Es ist geradezu ein Wunder daß das Volk noch so ruhig und besonnen reagiert.
Noch ist es Zeit die Rentenversicherung endlich mal auf Beine zu stellen die die nächsten 15-20 Jahre trägt und nicht nur eine Legislaturperiode.In 10 Jahren wird garantiert jede Regierung weggepustet die Hand an die Renten legt da mit jedem Jahr die Übermacht der Rentner als Stimmvieh zunimmt.
Gruß EUKLID der meint daß in 10 Jahren keine Mitte mehr existiert und deswegen sich woanders umsieht denn der Boden hier wird zu heiß!
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