Schlangenfuchs
22.04.2000, 22:56 |
Die Kreditspirale induziert von den Banken! Wie das genau geht mT Thread gesperrt |
Ein gewisser Dr. Richebächer erklärt in seinem Werbe-Aktienbrief, wie die Banken die Kreditspirale unterhalten. Die Idee ist bemerkenswert und sollte darum zur Kenntnis genommen werden. Sie gibt Einblick in das technische Wie der Kreditblase.
1. Text
"The prime culprits in this widespread credit creation are the banks.
In the past, banks lent money based on their deposits on hand. Reserve requirements kept loans in check. This way, credit creation grows together with cash deposits (remember, savings must equal credit to avoid inflation). And banks couldn't create money out of thin air. But times have changed. That’s not how it works now.
Here’s what’s going on today. Say a bank has $1 million on deposit, and the reserve ratio allows it to lend only $5 million. The bank can’t make more loans unless it gets more money on deposit. Or until it gets rid of existing loans.
Nowadays the bank can package the $5 million worth of loans into a bond - such as a mortgage or refinancing bond - and sell it on the bond market to individual investors like you and me.
Poof! The loans are gone -- off the bank's books. It’s free to lend another $5 million…without increasing its existing deposits! And the bank can repackage those new loans, sell them as a bond and loan out another $5 million. Ad infinitum. Talk about easy money.
Because of this trick, the bond market has boomed - more than tripling in the last 10 years.
And the Fed has lost control of the money supply. Wall Street financiers now create money and credit at the touch of a button."
2. Zusammenfassung und Erläuterung
Früher konnten die Banken nur bis zum 5-fachen dessen, was ihnen Kunden als Spareinlagen anvertrauten, als Kredite ausleihen.
Heute packen sie den vergebenen Kredit (5-fache Summe der Spareinlagen) in einen Bond (Hypothek od. Refinanzierungsanleihe) und verkaufen ihn zu einem Preis an Kunden wie du und ich.
a) Durch diesen Verkauf halten sie die bereits ausgeliehene Summe wieder in ihren Büchern (erzielte Preis für den verkauften Bond).
b) Der Kreditnehmer - legt das Geld in Aktien, Bonds oder Immobilien an - ist der Bank verpflichtet, die wiederum dem Käufer der Hypothek verpflichtet ist.
C) Die Bank gibt einen Teil des Zinses auf den Kredit an den Kunden weiter und verdient am Zinsunterschied zwischen Hypothekarzins und Bankkredit. (Zinsgeschäft)
D) Das wirkliche Problem besteht aber darin, dass die Bank nun die Depositen der Kunden von neuem bis zum 5-fachen als Kredit vergeben kann, da sie ja das Geld für den vergebenen Kredit wieder in den Büchern hält - und das zum zweiten Mal ausgeliehene Geld erneut an Investoren als Bond verkaufen kann. Et ad infinitum!
Die Bank hat letztlich als Intermediär gewirkt, indem sie einen Kredit vergab und die gleiche Summe wieder über den Bond aufnahm. Fällt der Kreditnehmer aus, dann fällt auch der Bond oder die Spareinlagen aus. Da die Bank aber buchhalterisch die Depositen wieder allimentiert hat, kann sie rein theoretisch das gleiche Geld wieder bis zum 5-fachen ausleihen. Wenn sich die banken gegenseitig diese Bonds abkaufen, dann ist damit die Geldmaschine erfunden worden und das Fed hat keinen rechtlichen Einfluss mehr.
In diesem Zusammenhang spielen auch die FannieMaes und FreddyMcs eine wichtige Rolle, weil sie solche und andere Bonds kaufen und das geliehen Geld über eine Staatsgarantie abdecken. Bricht das ganze System der fröhlichen geldvermehrung zusammen, dann bleibt alles an der Staatsgarantie hängen und das heisst letztlich 'Geld drucken und inflationieren'.
Kann das alles sein???
Dieser Text wurde dem folgenden Link entnommen:
http://www.dailyreckoning.com/rich_report1/page_2.cfm
(Es handelt sich um einen Aktienbrief, von dem ich bis vor heute noch nie gehört habe und den ich darum weder beurteilen noch empfehlen kann. Ich mache auch nicht Werbung dafür, sondern erwähne ihn nur als Quelle des obigen Textes, der mir aus genannten Gründen bemerkenswert erscheint.)
Beste Grüsse
Beste Grüsse
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JüKü
22.04.2000, 23:10
@ Schlangenfuchs
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Wo hat er abgeschrieben? |
Richebächer schreibt wahrlich nichts Neues, unter
http://www.fame.org (s. meine Link-Tipps) findet sich viel dazu.
Und fast wörtlich hier (ist schon recht alt):
http://www.geocities.com/WallStreet/Floor/9024/index.html
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Schlangenfuchs
23.04.2000, 19:05
@ JüKü
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Re: Wo hat er abgeschrieben? |
Ich weiss es nicht und eigentlich interessiert es mich auch nicht sehr.
In der Finanzindustrie ist in meinen Augen selten etwas wirklich Originelles zu finden, so dass ich das auch nicht erwarte. Sie ja wahrscheinlich auch nicht, der rhetorischen Frage nach zu schliessen.
Steht das schon in einem der von Ihnen angegebenen Texten? Nein, der technische Aspekt der Verlagerung in Bonds kann ich dort nicht finden.
Ist das wichtig? In meinen Augen ja, denn da werden Risiken von Bankkrediten, die ohne Weiteres im Aktienmarkt investiert werden, auf den Bondmarkt verlagert und damit aus der Buchhaltung fast vollständig eliminiert. Was dort passiert, ist schwer zu sagen, denn solange die Kredite nicht real ausfallen, müssen sie ideologisch als Investitionen gelten, worin die Amerikaner nun mal Meister sind.
Die Verlagerung in den Bondmarkt bietet aber einen entscheidenden Vorteil für die Banken: Sie können Risiken dort über Derivate abzusichern versuchen, was sie bei Firmenkrediten an z.B. reine Technologieunternehmen, die ja meistens nicht einmal nennenswerte Immobilien oder Inventare als Deckung haben, nicht können.
Der Derivatemarkt ist aber ein sehr viel direkterer Markt als der Bondmarkt selbst. Dies hat damit zu tun, dass es zu jeder Derivateposition (long oder short) eine konträre Position geben muss, was bei den Bonds, wo es nur Käufer und Verkäufer gibt, nicht zutrifft.
Die Derivate machen eine abschliessende Beurteilung der Situation sehr schwierig, weil niemand weiss, welche Positionen in welcher Ausrichtung dort offen sind. Soros sagte ja einmal so in etwa, dass Risiken individuell zwar abgesichert werden können, nicht aber aus dem System verschwinden, denn es ist immer einer, der dabei gewinnt, ein anderer, der verliert. Was das ganze aber bewirkt hat in meinen Augen, ist, dass die Risiken verschoben werden und an anderen Orten im System auftauchen können, als dort, wo sie real stecken. Wenn das nicht interessant ist?
mfG und schöne Ferien
Schlangenfuchs
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Oldy
24.04.2000, 06:52
@ Schlangenfuchs
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Re: Wo hat er abgeschrieben? |
Die bewußten Texte sind alle von libertären Goldwährungsanhängern und meistens Anhängern von Ayn Rand geschrieben. Interessanterweise war (ist?) auch Alan Greenspan einer von denen. Warum er trotzdem der Ausweitung der Geldmenge keinen größeren Widerstand entgegen gesetzt hat, wird wohl nur er selber wissen.
So ganz uninteressant sollten Währungsfragen und die Motivation entscheidender Spieler also hier nicht sein. Auch die Börse schwebt nicht im luftleeren Raum ohne Bezug auf den Wert der Währung, wenn es auch manchmal so ausschaut und auch manche Leute hier nicht über den Rahmen der Börse sehen können. Manche Spieler hier sehen den Wert des Geldes nur in Bezug auf Aktienpreise und bedenken nicht, daß es für den Großteil der Menschen einen anderen Wertbezug hat, nämlich den, was man sonst dafür kaufen kann.
Wenn die Inflation auf den Börsen dann einmal dorthin übergreift, wird wohl auch Greenspan sich an seine alten Erkenntnisse erinnern (müssen) und mit ein paar 0.50 Prozentpunktsteigerungen diese Inflation bekämpfen müssen. Was das für die Börse bedeuten wird, braucht man den Leuten hier wohl nicht näher erläutern. Oldy
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Schlangenfuchs
25.04.2000, 17:32
@ Oldy
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Re: Wo hat er abgeschrieben? |
Danke!
Ich bin ganz erstaunt, was ich alles gelernt habe! Letztlich ist das ein Riesending und zielt wahrscheinlich auf die Absicherung der Altersversorgung ab! Es ist auch verrückt: je mehr die Leute Aktien sparen und Allerleisparen, desto weniger kommt die Wirtschaft in Gang und desto weniger sind die preise gerechtfertigt.
Grüsse
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NickLeeson
25.04.2000, 23:40
@ Schlangenfuchs
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Kurt Richebächer: Der Autor |
Hallo Schlangenfuchs,
vielen Dank für diese wertvolle Info!
Nach dem Richebächer-Letter habe ich im Netz schon mal gesucht, aber nix gefunden. Am 19.10.99 war ein spektakulärer Artikel von Richebächer in der Börsenzeitung:"Die USA stecken in der unmäßigsten Kreditinflation aller Zeiten". Herr Küßner hatte diesen Artikel eine ganze Zeit lang auf seiner Seite, ich kann ihn im Moment aber nicht mehr wiederfinden. Bei Bedarf werde ich ihn aber ins Forum posten. Hier sind erst mal ein paar Infos zum Autor:
Dr. Kurt Richebächer (81) ist ein kritischer Beobachter der Finanzmärkte seit Jahrzehnten. Er ist ein erfahrener Volkswirt der alten Schule und ein einprägsam formulierender Publizist. Begonnen hat er als Korrespondent deutscher Zeitungen in London, ehe er 1964 - nach Zwischenstationen bei der damaligen Berliner Bank und dem Bundesverband deutscher Banken - unter Jürgen Ponto als Generalbevollmächtigter in die Dienste der Dresdner Bank trat, wo er in fachlicher Unabhängigkeit einen eigenen Monatsbrief herausgab. Daraus wurde 1982, nachdem er sich selbständig gemacht hatte,"The Richebächer Letter". Dieser heute noch regelmäßig erscheinende Informationsbrief ist nie eine erbauliche Lektüre gewesen; immer ist er eine scharfsinnige Analyse der Märkte und ihrer treibenden Kräfte. Man braucht der Unerbittlichkeit seines Urteils nicht in allem zu folgen, um dennoch Richebächers Darlegungen und Ableitungen mit gespannter Aufmerksamkeit zu studieren. Dies gilt in besonderem Maße in einer Phase wie jetzt, da an der Wall Street Nervosität und Unsicherheit herrschen. Nach Meinung Richebächers, der mittlerweile in Südfrankreich lebt, ist Amerika der bisher extremste Fall von"asset bubble" und"bubble economy".
PS: Ich hatte neulich 'mal einen Beitrag zu den Indexfonds in den USA abgelassen. Da hab' ich wohl einen eklatanten Denkfehler gemacht... war kompletter Blödsinn (Zum Glück schon im Archiv verschwunden).
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NickLeeson
25.04.2000, 23:42
@ Schlangenfuchs
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Kurt Richebächer: Der Autor |
Hallo Schlangenfuchs,
vielen Dank für diese wertvolle Info!
Nach dem Richebächer-Letter habe ich im Netz schon mal gesucht, aber nix gefunden. Am 19.10.99 war ein spektakulärer Artikel von Richebächer in der Börsenzeitung:"Die USA stecken in der unmäßigsten Kreditinflation aller Zeiten". Herr Küßner hatte diesen Artikel eine ganze Zeit lang auf seiner Seite, ich kann ihn dort im Moment aber nicht wiederfinden (Bei Bedarf kann ich ihn ja ins Forum stellen). Hier sind erst mal ein paar Infos zum Autor:
Dr. Kurt Richebächer (81) ist ein kritischer Beobachter der Finanzmärkte seit Jahrzehnten. Er ist ein erfahrener Volkswirt der alten Schule und ein einprägsam formulierender Publizist. Begonnen hat er als Korrespondent deutscher Zeitungen in London, ehe er 1964 - nach Zwischenstationen bei der damaligen Berliner Bank und dem Bundesverband deutscher Banken - unter Jürgen Ponto als Generalbevollmächtigter in die Dienste der Dresdner Bank trat, wo er in fachlicher Unabhängigkeit einen eigenen Monatsbrief herausgab. Daraus wurde 1982, nachdem er sich selbständig gemacht hatte,"The Richebächer Letter". Dieser heute noch regelmäßig erscheinende Informationsbrief ist nie eine erbauliche Lektüre gewesen; immer ist er eine scharfsinnige Analyse der Märkte und ihrer treibenden Kräfte. Man braucht der Unerbittlichkeit seines Urteils nicht in allem zu folgen, um dennoch Richebächers Darlegungen und Ableitungen mit gespannter Aufmerksamkeit zu studieren. Dies gilt in besonderem Maße in einer Phase wie jetzt, da an der Wall Street Nervosität und Unsicherheit herrschen. Nach Meinung Richebächers, der mittlerweile in Südfrankreich lebt, ist Amerika der bisher extremste Fall von"asset bubble" und"bubble economy".
PS: Ich hatte neulich 'mal einen Beitrag zu den Indexfonds in den USA abgelassen. Da hab' ich wohl einen eklatanten Denkfehler gemacht... war kompletter Blödsinn (Zum Glück schon im Archiv verschwunden).
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JüKü
25.04.2000, 23:46
@ NickLeeson
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Der Artikel von Kurt Richebächer... |
... ich suche ihn mal eben in meinem Archiv
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JüKü
26.04.2000, 00:10
@ JüKü
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Hab´ihn, den Artikel von Kurt Richebächer! |
Steht ab sofort wieder auf meiner Seite (Startseite) oder"Neues" bzw."Aktuell" oder direkt:
http://www.finance-city.de/Boerse/elliottwaves/richebacher.htm
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Schlangenfuchs
26.04.2000, 07:37
@ NickLeeson
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Re: Kurt Richebächer: Der Autor |
Besten Dank! Ich bin auf ihn in einem amerikanischen Board gestossen, so per Zufall.
Ja, das mit den Denkfehlern muss man nicht so ernst nehmen. Täglich werden viele Meinungen publiziert mit Argumentationen, die sich im nachhinein als ganz falsch erweisen. Was ich zB. von den hochbezahlten Analysten gelesen habe, war meist nicht signifikant oder ganz einfach falsch.
Ist ja auch verständlich: Das ganze Spiel ist nicht so offen und frei, wie es oft dargestellt wird. Darum muss man sich wie in einem Puzzle ein Bild aus den kleinsten Teilen mühsam zusammenbauen.
mfG
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Derek
26.04.2000, 12:32
@ JüKü
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Re: Hab´ihn, den Artikel von Kurt Richebächer! |
Ich vermute, beim bearbeiten des Artikels mit OCR-Software (Schrifterkennung) haben sich zwei Fehler eingeschlichen,"9" mit"5" vertauscht (kommt öfter vor).
> Computer verfälschen Statistik
(....)
> Dieser Index wird nun seit Ende 1955 angewendet. Es waren sicherlich > vernünftige Überlegungen, die zu dieser Umstellung in der
[ 1995 macht m.E. mehr Sinn]
(....)
> > Vernichtendes Urteil zur Produktivität >
(.....)
> performance of the durable manufacturing sector is abysmal, with no > revival at all and a further slowdown in 1955-99 compared to 1970-95."
["1995 - 1999" macht m.E. mehr Sinn]
Grüße, Derek
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