Hallo
Um die Zweifler, allen voran Fürst Luschi, zu überzeugen:
FL schreibt zum Einwand, daß Banken im Wege des"fractional banking" ein einziges in ihrem Tresor liegendes Goldstück theoretisch beliebig oft (und nur durch den gesetzlich erforderlichen Eigenkapitalanteil an der Bilanzsumme beschränkt) beleihen können, also u.U. Tausende von Zetteln ausgeben können, die (wahrheitswidrig) suggerieren:"Ich bin eine Anspruchsberechtigung auf ein in meinem Banktresor lagerndes Goldstück!"
>Auf den Zetteln müsste genaugenommen stehen: Ich bin eine Liegenschaft die ein Goldstück wert ist....
Damit wird eine Voraussetzung gemacht, die die beschriebene Zettel-Emission rechtfertigen soll, theoretisch hierfür aber gar nicht nötig ist, nämlich, daß es da irgendeine Deckung, etwa in Form einer Liegenschaft für die emittierten Zettel gibt. Das ist ein Trugschluß; eine"Rationalisierung", wie die Psychologen das nennen!
>...Gibt die Bank sich selber Kredit? Nein.
Ein verquerer Denkansatz! Die Bank braucht gar keinen Kreditnehmer:
Die Bösartigkeit der Sache erläutern der Nobelpreisträger James M. Buchanan und H. G. Brennan in ihrer hübschen Geschichte von dem kleinen Alchimisten, dem es gelungen war, aus Sand Gold zu machen. In der Folge habe der Held dieser Geschichte sich mit seinem künstlich hergestelltem Gold jeden Luxus und überhaupt alles gekauft, was für Geld zu haben war; mit dem Ergebnis, daß das Land und seine Menschen immer ärmer wurden; denn der Alchimist hatte, was von niemandem bemerkt worden war, in Wirklichkeit durch seine Erfindung den Wert des im Lande vorhandenen Goldes, das seit jeher als Geld verwendet worden war, vermindert und damit dessen Wert herabgesetzt.
Möglich wäre natürlich [- so wie FL das offenbar erwartet], daß die Sache kein so trauriges Ende nimmt; daß der kleine Alchimist vernünftig wird, sein Handwerkszeug zur Seite legt, die Formel verbrennt, mit der ihm die Umwandlung von Sand in Gold möglich war und nur noch Kredite auf Sicherheiten, wie etwa Liegenschaften, vergibt. Unter diesen Umständen könnten sich in der Tat der wirtschaftlichen Realität entsprechende Verhältnisse einstellen [wie FL es erhofft].
Die beiden Erzähler des Märchens, Buchanan und Brennan, offerieren denn auch diese ganz andere Variante der Geschichte. Doch im selben Atemzug fügen sie hinzu und sagen voraus, daß ein zehnjähriges Kind, dem man diese Version erzähle, antworten würde, das sei eine völlig »erlogene« Geschichte. Denn niemals würde der kleine Alchimist freiwillig auf die ihm zu Gebote stehenden Mittel verzichten, sehr reich zu werden.
FL vermutet abschließend, daß »es sowas wie"fractional banking" ausserhalb [m]einer Einbildung« überhaupt nicht gebe.
Das ist absoluter Unsinn. Die"Encyclopedia of Banking and Finance" (1993) definiert den Begriff völlig klar (und in Übereinstimmung mit dem Wortgebrauch durch mich), das sei ein System, unter dem"[only] a portion (fraction) of every deposit is held in reserve." Es freut mich, wenn ich damit eine Wissenslücke bei FL schließen konnte.
Weiters verlangt FL nach Fakten. Er nehme"alles zurück" und werde das Gegenteil behaupten, wenn ihm gezeigt würde, daß"fractional banking", also eine Kreditinflation, die Kaufkraft des Geldes senke.
Nun denn, wohlan: Zwar war die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts (in ganz Europa; besonders stark aber in England!) eine Deflationsperiode (vgl. Tabarelli, Ferdinando Galiani -Über das Geld, Düsseldorf 1999; S 223), trotzdem fällt nach einer Quelle [Roy W. Jastram/Univ. of California, Berkeley, The Golden Constant, John Wiley, New York; 1977. S. 35] die"Purchasing Power of Gold" in den Jahren 1691-1695, in denen sich eine Kreditinflation herausbildete, die selbst die neugegründete Bank of England an den Rand des Ruins manövrierte, von 114.4 (1691) um 12% auf 101.1 (1695). Andere Quellen [vgl. Tabarelli a.a.O.] sprechen von einer Teuerung von mehreren hundert Prozent ab 1690. Noch besser dokumentiert ist die Teuerung nach der Suspendierung der Goldeinlösungspflicht am Ende des 18. Jahrhunderts, als das"fractional banking" sich vorübergehend zu seiner vollen Blüte entfalten konnte: Von 1790 bis 1814 fiel die"Purchasing Power of Gold" nach Jastram von 103.1 auf 85.1.
So erwarten wir voller Spannung, daß FL nunmehr"alles zurücknimmt" und das Gegenteil seiner ursprünglichen Behauptungen formuliert.
Beste Grüße und Wünsche zu den Osterfeiertagen.
G.[/b]
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