marsch
02.04.2002, 18:03 |
Point of no return Thread gesperrt |
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02.04.2002
Kommentar
Uri Avnery
<font size=5> Neuer Mythos </font>
Im Nahen Osten ist der »Point of no return« erreicht.
Gastkommentar (Uri Avnery ist israelischer Publizist und Träger des alternativen Nobelpreises)
Sollte es Ariel Scharon gelingen, Yassir Arafat zu ermorden - was er will -, wird der palästinensische Führer so im kollektiven Gedächtnis seines Volkes und der gesamten arabischen Welt bleiben wie Moses in der jüdischen Erinnerung.
In dem neuen Mythos, der gerade vor unseren Augen geboren wird, ist Scharon der Pharao, und wir sind die alten Ägypter. In der Geschichte das Auszugs aus Ägypten läßt die Bibel Gott sagen: Ich habe sein (des Pharao) Herz und das seiner Diener hart gemacht. Bei jedem Unglück, das ihn heimsuchte, brach der Pharao sein Versprechen, die Israeliten freizulassen. Warum? Was war Gottes Absicht? Er wollte, daß die Israeliten durch Härte hart werden, bevor sie ihren langen Marsch begannen. Genau das geschieht gegenwärtig den Palästinensern.
Was wird passieren, wenn eine israelische Kugel Arafat jetzt tötet? Der Erbe Arafats wird nicht ein Abu-soundso sein, sondern Bruder Kalaschnikow. Es wird keinen palästinensischen Quisling geben - und sollte ein Kandidat gefunden werden, wäre er am nächsten Tag tot, wie Scharons libanesischer Quisling Bashir Jumail. Dutzende lokaler Guerillaführer werden auftauchen und sie werden eine viele Jahre andauernde Rachekampagne starten - im Land selbst und überall in der Welt. Das Leben jedes Israeli wird zur Hölle, keine israelische Botschaft, kein Flugzeug, kein Tourist wird sicher sein.
Der tote Arafat wird gefährlicher sein als der lebendige Arafat. Der lebendige Arafat ist in der Lage, Frieden zu schließen, und will es. Der tote Arafat kann das nicht. Er wird den Konflikt verewigen.
Heute wundern sich Historiker, welche Torheit das jüdische Volk vor 1930 Jahren veranlaßte, eine hoffnungslose Rebellion gegen das römische Kaiserreich zu beginnen und damit unmäßige Zerstörung über die jüdische Gemeinde in Palästina zu bringen. In hundert Jahren werden sich Historiker fragen, welche Verrücktheit dieses Volk dazu brachte, Scharon zu wählen, eine blutige Person, die nie etwas anderes tat als Blut zu vergießen und Siedlungen zu gründen. Welche Verrücktheit brachte dieses Volk dazu, Siedlungen und etwas Land Frieden und Versöhnung vorzuziehen? Und warum bleibt dieses Volk gleichgültig, wenn die gesamte arabische Welt - vielleicht zum letzten Mal! - ihm wirklichen Frieden und normale Beziehungen anbietet?
Die Geschichte wird an uns erinnern, an die wenigen, die das Volk vor dem Unheil warnten, das uns alle heimsuchen wird, wenn wir Scharon und seiner Gang folgen. Laßt uns hoffen, daß unsere Stimmen rechtzeitig gehört werden, so daß wir einen neuen Weg einschlagen können.
Wenn Arafat ermordet wird, ist das der Moment ohne Rückkehr.
http://www.jungewelt.de/2002/04-02/002.php
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Wal Buchenberg
02.04.2002, 18:28
@ marsch
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Jeder Krieg ist ein *Point of no return* |
Hallo marsch,
niemand sollte Sharon und die israelischen Machthaber für dumm halten. Und der Mensch, den du da zitierst, ist auch auch nur ein Journalist, und *Journalist* ist ein Synonym für *Schwätzer*.
Bitte frage dich: Wem nützt es, wenn Arafat als Geisel gehalten wird?
Meine Antwort habe ich weiter unten schon geäußert:
<font color=red>Im Auftrag der USA hält Israel Arafat und die Palästinenser als Geiseln, aber das Lösegeld kassiert die US-Regierung!
Oder ist das etwa keine erpresserische Drohung, wenn der ‚Economist’ (30.3.2002) aus Sicht der US-Regierung schreibt:
“none of the issues... - the fate of Israeli settlements and Palestinian refugees, the future of Jerusalem - can be resolved in a manner or a time-frame that avoids the need for hard decisions over Iraq.“
Auf Deutsch: Die Araber und Europäer sorgen sich um Arafat und die Palästinenser?
Wir, die US-Regierung sorgen uns um Saddam Hussein!
Wollt ihr einen laufen lassen? Nun gut, dann lassen wir halt den Arafat laufen, aber Saddam Hussein muss gekreuzigt werden!
Warum Krieg gegen Irak?
Es gibt für die Bush-Regierung viele Gründe:
- Zugang zu billigem Ã-l im Nahen Osten. Je mehr Ã-l die USA billig importieren können, desto mehr Ã-l bleibt als strategische Reserve ungefördert in amerikanischem Boden. Dass der Irak z.Z. kaum Ã-l fördert, ist schon ein Ärgernis für die USA. (Vgl. dazu: Daniel Yergin: Der Preis. Die Jagd nach Ã-l, Geld und Macht. 1090 Seiten. Bei Zweitausendundeins für 15 Euro.)
- Krieg, um der US-Wirtschaft über die Rezession zu helfen,
- einen Sieg über einen kleinen Gegner, um die Wiederwahl des schwachen Präsidenten Bush zu sichern,
- einen Sieg über einen kleinen Gegner, um den US-Weltherrschaftsanspruch der USA zu festigen, der durch die wirtschaftliche Schwäche der US-Wirtschaft unterhöhlt wird. (Jetzt können die USA Ort und Zeitpunkt ihrer Kriegführung noch selber bestimmen. Wenn sie zu lange warten, bestimmt der nächste Gegner darüber.)
- usw.</font>
Gruß Wal Buchenberg
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André
02.04.2002, 19:16
@ Wal Buchenberg
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Re: Siehe auch Friedmans Bericht w.u. und die jüngste Nachricht aus Israel: |
Friedman Syrien will gar kein Abkommen, vgl. Posting weiter unten
und DEBKA file schreibt:
siehe: http://www.debka.com/
Arafat’s Book-Keeping Department Yields
Bill Linking Him to Suicides
2 April: This piece of correspondence was discovered by Israeli troops who went through the files in Yasser Arafat’s personal accounting department in Ramallah. It is an itemized bill signed by the Al Aqsa Martyrs Brigades - Palestine, and dated September 16, 2001, exactly five days after the September 11 suicide attacks in the United States.
The document is a routine request for Arafat to approve the daily outlay for the arming of suicides with explosives and ammo, their memorial ceremonies and funeral posters.
It is part of the body of evidence Israeli troops gleaned at Arafat’s headquarters in Ramallah and demonstrates that Arafat supervised every last detail of the Palestinian suicide offensive.
Translation into English:
1. Cost of posters for Martyrs of the al Aqsa Martyrs Brigades: Azam Mazhar, Osama Juabra, Shadi Afouri, Yasser Badawi, Ahad Fares (inserted by hand: NIS2,000).
2. Cost of printed notices, invitations and mourners’ tents (inserted by hand: NIS1,250.
3. Cost of attaching personal photos of these martyrs to wooden panels, plus those of Tabeth Tabeth and Mahmoud al Jamil (inserted by hand: NIS1,000).
4. Cost of memorial ceremonies for martyrs. Memorial ceremonies held for Martyr Azam, Martyr Osama (inserted by hand: NIS6,000)
5. Cost of electrical goods and miscellaneous chemical substances (for manufacturing explosives and bombs - the largest item. (One prepared explosive device - NIS700 at least) We need 5-9 devices per week for the squads in the different regions (inserted by hand: NIS x 4 = NIS20,000 per month)
6. Cost of bullets (cost of Kalashnikov ammo is NIS -8 per bullet; M-16 bullets cost NIS2-2.5 each) We need bullets supplied on a daily basis.
7. Note: Available are 3,000 Kalashnikov bullets @ NIS2 each. We need a sum of money at once to buy them (inserted by hand: NIS22,500 for Kalashnikov bullets - NIS60,000 for M-16 bullets)
In conclusion, glory and pride to those who support our brave resistance against the occupation. Revolution until victory.
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Die Wahrheiten über die Situation ist offensichtlich so vielschichtig,
dass sich jedes Urteilen (ausser der Erfahrung, dass Gewalt stets zu mehr Gewalt führt und der Zerstörung beider Seiten) nicht möglich ist.
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Wal Buchenberg
02.04.2002, 19:35
@ André
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Arafat ist weder die Lösung des Palästina-Prblems, noch seine Ursache. (owT) |
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André
02.04.2002, 21:31
@ Wal Buchenberg
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Re: Einverstanden - aber interessant ist schon folgender (hinkender) Vergleich: |
Die Vertriebenen Deutschen aus dem Osten, einstmals Deutschland,
wurden, wo immer sie hinzogen, sofern sie dort ankamen, angenommen und integriert und integrierten sich selbst ganz bewusst.
Die Palestinenser hingegen in voller Absicht in Lager gesteckt und zur Revanche erzogen, weil es ihren arabischen Landsleuten und Nachbarn so nützlich erschien!
Da die Palestinenser sich de fakto instrumentalisieren liessen, ist es nicht verwunderlich, dass die Entwicklung so ist, wie sie ist und auch für diejenigen, die bisher daraus hofften, Nutzen ziehen zu können, nicht ganz nach Drehbuch verläuft noch verlaufen wird. So wird das Leid andauern.
Man stelle sich Vertriebene Deutsche vor, die in Oberschlesien Terror und Selbstmordattentate verübten. Allein die Vorstellung dürfte jedem
halbwegs vernünftigen Europäer erhebliche Beschwerden bereiten.
Aber im Jordanland ist eine solche Vorstellung mittlerweile"normal".
Geurteilt ist schnell, und in der Regel vorschnell und daneben,
deshalb der Vorschlag, das Urteilen besser sein zu lassen.
MfG
A.
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nereus
02.04.2002, 22:44
@ André
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Re:.. aber interessant ist schon - da gibt's noch ne Menge interessante Dinge |
Hallo André!
Dein Vergleich hat was.
Aber ich habe da auch noch was.
Du hast sicherlich Recht wenn Du auf die sich feindlich gegenüberstehenden Gruppen von arabischen Nationalisten und Zionisten hinweist. Dieser Konflikt schmort seit über 130 Jahren, wenn nicht noch länger.
Und sicherlich"benutzen" auch die umliegenden arabischen Staaten die Situation der Palästinenser zu ihren Zwecken.
Aber letztlich verbleibt immer noch die Frage wer machte eigentlich wem die Heimat streitig?
Und die unrühmliche Rolle der Großmächte darf hierbei auch mal auf's Tablett.
So schrieb Balfour am 11.08.1919 in einem Memorandum:
"Wir haben in Palästina nicht die Absicht, die gegenwärtigen Bewohner des Landes auch nur der Form halber nach ihren Wünschen zu fragen... Die vier Großmächte stehen klar auf Seite des Zionismus. Der Zionismus, sei er nun richtig oder falsch, gut oder schlecht, gründet sich auf jahrhundertealte Traditionen, auf aktuelle Erfordernisse und auf Zukunftshoffnungen, die noch von viel tieferer Bedeutung sind als die Wünsche und Vorurteile der 700.000 Araber, die gegenwärtig in diesem Land leben."
So, so. Zukunftshoffnungen mit einer viel tieferliegenden Bedeutung.
Das hätte ich dann doch gerne noch etwas erläutert gewusst. Denn wenn 700.000 Araber unwichtiger sind als ca. 100.000 Juden (das waren in etwa die Bevölkerungsmengen.. meinetwegen auch Summen), dann lässt das mal wieder sehr tief blicken.
Und 1938 schrieb William Ormsby Gore an Premierminister Chamberlain folgendes:
"Die Araber sind hinterhältig und unzuverlässig; die Juden habgierig und, sobald sie nicht verfolgt werden, aggressiv... Ich bin davon überzeugt, dass man den Arabern die Regierung über die Juden ebenso wenig anvertrauen kann wie den Juden die Regierung über die Araber."
Nur eine Woche später schrieb George William Rendel, der Leiter der Nahostabteilung im britischen Außenministerium war, an den zuvor erwähnten Gore:
" Alle Informationen, die im Außenministerium eingegangen sind, sprechen dafür, dass die Araber unendlich viel lieber auf unbestimmte Zeit unter britischer Herrschaft blieben, als mit anzusehen, wie in einem Teil Palästinas ein jüdischer Staat errichtet wird."
Man wusste also schon vor ziemlich langer Zeit welche üble Brühe da angeköchelt wird.
Und von Abraham Stern oder der Sternbande vernimmt man auch recht wenig.
Von denen wurde einst regelrecht Kontakt zu den Nazis gesucht.
Da gibt es ein sehr brisantes Dokument aus dem Jahre 1941.
Übrigens wurden zur gleichen Zeit Zehn- wenn nicht Hunderttausende europäischer Juden deportiert, nur mal so ganz nebenbei erwähnt.
Den Inhalt möchte ich hier lieber nicht darlegen.
Wen es interessiert der kaufe sich das Buch"Die Verschwörung der Lügner" von David A. Yallop oder leihe es sich in der Bücherei. Dort geht es um den Topterroristen Carlos und die"segensreiche" Verbindung der Geheimdienste zu den Todeskommandos.
Bülow ist heute, gestern war Yallop.
Das Buch ließt sich leider sehr zäh, aber es lohnt sich trotzdem.
Noch kann man in solchen Büchern ja lesen.
Mal sehen wie lange noch?
mfG
nereus
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André
03.04.2002, 08:31
@ nereus
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Re:.. aber interessant ist schon - da gibt's noch ne Menge interessante Dinge |
>Hallo André!
>Dein Vergleich hat was.
>Aber ich habe da auch noch was.
>Du hast sicherlich Recht wenn Du auf die sich feindlich gegenüberstehenden Gruppen von arabischen Nationalisten und Zionisten hinweist. Dieser Konflikt schmort seit über 130 Jahren, wenn nicht noch länger.
>Und sicherlich"benutzen" auch die umliegenden arabischen Staaten die Situation der Palästinenser zu ihren Zwecken.
>Aber letztlich verbleibt immer noch die Frage wer machte eigentlich wem die Heimat streitig?
>Und die unrühmliche Rolle der Großmächte darf hierbei auch mal auf's Tablett.
>So schrieb Balfour am 11.08.1919 in einem Memorandum:
>"Wir haben in Palästina nicht die Absicht, die gegenwärtigen Bewohner des Landes auch nur der Form halber nach ihren Wünschen zu fragen... Die vier Großmächte stehen klar auf Seite des Zionismus. Der Zionismus, sei er nun richtig oder falsch, gut oder schlecht, gründet sich auf jahrhundertealte Traditionen, auf aktuelle Erfordernisse und auf Zukunftshoffnungen, die noch von viel tieferer Bedeutung sind als die Wünsche und Vorurteile der 700.000 Araber, die gegenwärtig in diesem Land leben."
>So, so. Zukunftshoffnungen mit einer viel tieferliegenden Bedeutung.
>Das hätte ich dann doch gerne noch etwas erläutert gewusst. Denn wenn 700.000 Araber unwichtiger sind als ca. 100.000 Juden (das waren in etwa die Bevölkerungsmengen.. meinetwegen auch Summen), dann lässt das mal wieder sehr tief blicken.
>Und 1938 schrieb William Ormsby Gore an Premierminister Chamberlain folgendes:
>"Die Araber sind hinterhältig und unzuverlässig; die Juden habgierig und, sobald sie nicht verfolgt werden, aggressiv... Ich bin davon überzeugt, dass man den Arabern die Regierung über die Juden ebenso wenig anvertrauen kann wie den Juden die Regierung über die Araber."
>Nur eine Woche später schrieb George William Rendel, der Leiter der Nahostabteilung im britischen Außenministerium war, an den zuvor erwähnten Gore:
>" Alle Informationen, die im Außenministerium eingegangen sind, sprechen dafür, dass die Araber unendlich viel lieber auf unbestimmte Zeit unter britischer Herrschaft blieben, als mit anzusehen, wie in einem Teil Palästinas ein jüdischer Staat errichtet wird."
>Man wusste also schon vor ziemlich langer Zeit welche üble Brühe da angeköchelt wird.
>Und von Abraham Stern oder der Sternbande vernimmt man auch recht wenig.
>Von denen wurde einst regelrecht Kontakt zu den Nazis gesucht.
>Da gibt es ein sehr brisantes Dokument aus dem Jahre 1941.
>Übrigens wurden zur gleichen Zeit Zehn- wenn nicht Hunderttausende europäischer Juden deportiert, nur mal so ganz nebenbei erwähnt.
>Den Inhalt möchte ich hier lieber nicht darlegen.
>Wen es interessiert der kaufe sich das Buch"Die Verschwörung der Lügner" von David A. Yallop oder leihe es sich in der Bücherei. Dort geht es um den Topterroristen Carlos und die"segensreiche" Verbindung der Geheimdienste zu den Todeskommandos.
>Bülow ist heute, gestern war Yallop.
>Das Buch ließt sich leider sehr zäh, aber es lohnt sich trotzdem.
>Noch kann man in solchen Büchern ja lesen.
>Mal sehen wie lange noch?
>mfG
>nereus
[b] Genau nereus,
darum geht es ja.
So wie die Großmächte auf Jalta beschlossen haben und Stalin einen Freibrief erhielt.
Wir werden den Konflikt nicht lösen,
aber wegen der gesamten Komplexität weigere ich mich entschieden
eine Stellungnahme gegen die eine oder andere Partei einzunehmen
aus dem sicheren Wissen, dass sie falsch wären und nur mißbraucht werden.
Es bleibt nur die zarte Möglichkeit an die Friedenswilligkeit und Kriegsmüdigkeit zu appellieren.
MfG
A.
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