Warum sollen Juden die Wange hinhalten?
Früher hat Rafael Seligmann sich dagegen gewehrt, dass Juden nur, weilsie Opfer waren, anders beurteilt werden als Nicht-Juden. Heute wehrt er sich dagegen,dass Juden gewaltlos und moralischer sein sollen als andere Menschen.
Von RAFAEL SELIGMANN Mein Traum vom Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, Juden, Moslems und Christen im Lande der Bibel, ist vorläufig geplatzt. Meine Hoffnung, aber auch der gesunde Menschenverstand haben mich getrogen. Vor zehn Monaten, nach der Wahl Ariel Scharons zum israelischen Premier, war ich von den Gesetzen der Logik, der Geschichte und nicht zuletzt der Biologie ausgegangen. Das hatte mir und meinen Lesern Mut gemacht. Die Prämissen stimmen nach wie vor. Scharon, sein palästinensischer Konterpart Arafat und Zions Außenminister Peres sind Mitte Siebzig und älter. Frieden, nicht Krieg, ist ihre letzte Chance, als Helden ihrer Völker in die Geschichte einzugehen. Zweifelsohne würde es dem nationalistischen Scharon - wie einst de Gaulle - leichter fallen, sein Volk von der Notwendigkeit eines Kompromiss-Friedens zu überzeugen. Der israelische Premier startete vielversprechend und bereitete seine Landsleute auf"schmerzhafte Zugeständnisse" vor. Sie bedeuteten einen palästinensischen Staat in den von Israel besetzten arabischen Gebieten. Entscheidend bleibt jedoch die Vernunft. Jeder rational Denkende weiß, dass Frieden die Voraussetzung für den Aufbau und die Entwicklung jedes Staates ist. Zumal für Palästina, das seine Infrastruktur erst schaffen muss, und für Israel, das weitgehend vom Tourismus und Außenhandel abhängig ist. Mir erging es jedoch wie den Hörern von"Radio Eriwan". Ich habe lediglich"im Prinzip" Recht behalten. In der Wirklichkeit des Nahen Ostens dagegen hat der Wahnsinn obsiegt - wieder einmal. Jassir Arafat hat die Terroristen gewähren lassen. Einen Staat von Israels Gnaden empfand er als würdelos. Lieber wollte er Palästina in Ehren erkämpfen. Den Preis mochten andere zahlen. Märtyrer. Zuletzt mochte Arafat"eine Million Märtyrer nach Jerusalem ziehen" lassen. Auf der anderen Seite meint Scharon nun, die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Probleme zwischen Israelis und Palästinensern allein mit Gewalt lösen zu können. So wird die Eskalation immer weiter angeheizt."Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt", heißt es im Talmud. Wenn ich die Bilder vom tausendfachen Tod in Israel und Palästina sehe, packt mich Verzweiflung. Ich denke, ich weiß: Wer einen Menschen ermordet, versündigt sich an der ganzen Welt, an der Schöpfung, an der Menschheit. Doch mich erschreckt nicht nur Mord und Totschlag im vermeintlichen Heiligen Land. Daran kann ich wenig ändern. Ich bin Deutscher, lebe und schreibe hier. Doch das wollen viele in diesem Land und in vielen Staaten des christlichen Abendlandes nicht wahr haben."Müssen Sie so hart reagieren?", werde ich gefragt. Und infamer noch:"Sollten die Juden nicht in Auschwitz gelernt haben, dass Gewalt keine Lösung ist?" Auschwitz war kein Ort der Gewalt, sondern des systematischen Mordes. Die wenigen Juden, die diese Vernichtungsstätte überlebten, haben gewiss nicht gelernt, die andere Wange hinzuhalten, also prinzipiell auf Gewalt zu verzichten, sondern sich bei Bedrohung zu wehren. Wenn heute der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger Jose Saramago nach einem Besuch des belagerten Ramallah erklärt, die palästinensische Stadt erinnere ihn an ein Konzentrationslager, dann verhöhnt er die Opfer von Auschwitz. Haben die Juden während des Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland gekämpft? Haben sie Deutsche ermordet? Bringen heute die Israelis systematisch Palästinenser um? Israel und Palästina befinden sich im Krieg. Das verdanken sie unfähigen Politikern und religiösen Fanatikern, die sie gewählt haben. Israels Armee jagt Terroristen, die seine Zivilisten ermordet haben. Aber diesen Krieg mit dem Völkermord der Nazis an Juden und Sintis und Romas zu vergleichen, zeugt von maliziöser Bosheit oder Ignoranz. Ich habe immer den"Judenbonus" abgelehnt, die den Hebräern zugebilligte Narrenfreiheit aus schlechtem Gewissen und Opportunismus. Aber ebenso vehement verwahre ich mich gegen den Juden-Malus. Die Türkei hat ein Jahrzehnt mit militärischer Härte und mit Grausamkeit gegen die kurdische Nationalbewegung und die Untergrundarmee PKK gekämpft. Schließlich entführten türkische Agenten PKK-Chef Abdullah Ã-calan aus Afrika und setzten ihn in der Türkei fest. Dies wird in aller Welt hingenommen. Ebenso wie der amerikanische Feldzug gegen die al Qaida Osama bin Ladens und das ihn schützende Taliban-Regime. Durch Terrorangriffe sind in den letzten Monaten fast vierhundert israelische Zivilisten ermordet worden. Das ist umgerechnet auf die Bevölkerung mehr als sechs mal so viel wie beim Anschlag auf das Word Trade Center am 11. September umkamen. Man stelle sich den weltweiten Aufschrei vor, wenn Israel auf gleiche Weise gegen Palästinenserpräsident Arafat oder den Hamas-Ideologen Scheich Yassin vorginge, der unverhüllt die Ermordung von Juden predigt. Mich schmerzt der Tod eines jeden Menschen, einerlei ob Jud`, ob Christ oder Muselmann. Ich bedaure den Tod von mehr als tausend Palästinensern. Viele von ihnen waren unschuldige Zivilisten. Doch unter den Opfern waren auch Terroristen, die sich des Risikos ihrer Taten bewusst waren. Das Morden im Lande der unzähligen Heiligen und Propheten muss aufhören. Dafür aber müssen in erster Linie die beteiligten Völker sorgen. Israelis und Palästinenser werden lernen müssen, dass Gewalt und Mord nicht weiter führen. Sie werden die tiefe Weisheit des Juden Jesus erkennen, der begriff:"Wer das Schwert ergreift, der wird durch das Schwert sterben." Das christliche Europa aber tut gut daran, sich nicht als das Gewissen von Juden und Moslems zu gebärden. Es hat dazu kein Recht. Obgleich es sich auf den Gott der Gewaltlosigkeit berief, hat es sich an der Menschheit versündigt wie keine andere Glaubensgemeinschaft. Heute berufen sich europäische Intellektuelle auf Humanität und Menschenrechte. So nannte der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass"die Besitznahme palästinensischen Bodens und seine israelische Besiedlung eine kriminelle Handlung." Der Schriftsteller bezog sich dabei nicht auf die besetzten Gebiete Palästinas, sondern auf den Staat Israel. Mit seiner Aussage aber spricht Grass dem jüdischen Staat indirekt sein Existenzrecht ab. Warum gerade Israel? Warum prangern Grass, Saramago und Kollegen nicht alle Staaten der Welt an? Denn irgendwann hat fast jedes Land fremdes Gebiet okkupiert. Politik ist die Kunst des Möglichen, des möglichen Friedens - nicht die Projektion der eigenen Neurosen auf vertraute und doch fremde Länder und Völker. Eingangs erwähnte ich meine zerstobenen Friedensträume. Das gilt nur für den Moment. Denn ich will, werde und darf nie aufgeben. Wir alle müssen den Frieden wollen und dazu beitragen, ihn zu verwirklichen.
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>Warum sollen Juden die Wange hinhalten?
>Früher hat Rafael Seligmann sich dagegen gewehrt, dass Juden nur, weilsie Opfer waren, anders beurteilt werden als Nicht-Juden. Heute wehrt er sich dagegen,dass Juden gewaltlos und moralischer sein sollen als andere Menschen. >
>Von RAFAEL SELIGMANN Mein Traum vom Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, Juden, Moslems und Christen im Lande der Bibel, ist vorläufig geplatzt. Meine Hoffnung, aber auch der gesunde Menschenverstand haben mich getrogen. Vor zehn Monaten, nach der Wahl Ariel Scharons zum israelischen Premier, war ich von den Gesetzen der Logik, der Geschichte und nicht zuletzt der Biologie ausgegangen. Das hatte mir und meinen Lesern Mut gemacht. Die Prämissen stimmen nach wie vor. Scharon, sein palästinensischer Konterpart Arafat und Zions Außenminister Peres sind Mitte Siebzig und älter. Frieden, nicht Krieg, ist ihre letzte Chance, als Helden ihrer Völker in die Geschichte einzugehen. Zweifelsohne würde es dem nationalistischen Scharon - wie einst de Gaulle - leichter fallen, sein Volk von der Notwendigkeit eines Kompromiss-Friedens zu überzeugen. Der israelische Premier startete vielversprechend und bereitete seine Landsleute auf"schmerzhafte Zugeständnisse" vor. Sie bedeuteten einen palästinensischen Staat in den von Israel besetzten arabischen Gebieten. Entscheidend bleibt jedoch die Vernunft. Jeder rational Denkende weiß, dass Frieden die Voraussetzung für den Aufbau und die Entwicklung jedes Staates ist. Zumal für Palästina, das seine Infrastruktur erst schaffen muss, und für Israel, das weitgehend vom Tourismus und Außenhandel abhängig ist. Mir erging es jedoch wie den Hörern von"Radio Eriwan". Ich habe lediglich"im Prinzip" Recht behalten. In der Wirklichkeit des Nahen Ostens dagegen hat der Wahnsinn obsiegt - wieder einmal. Jassir Arafat hat die Terroristen gewähren lassen. Einen Staat von Israels Gnaden empfand er als würdelos. Lieber wollte er Palästina in Ehren erkämpfen. Den Preis mochten andere zahlen. Märtyrer. Zuletzt mochte Arafat"eine Million Märtyrer nach Jerusalem ziehen" lassen. Auf der anderen Seite meint Scharon nun, die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Probleme zwischen Israelis und Palästinensern allein mit Gewalt lösen zu können. So wird die Eskalation immer weiter angeheizt."Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt", heißt es im Talmud. Wenn ich die Bilder vom tausendfachen Tod in Israel und Palästina sehe, packt mich Verzweiflung. Ich denke, ich weiß: Wer einen Menschen ermordet, versündigt sich an der ganzen Welt, an der Schöpfung, an der Menschheit. Doch mich erschreckt nicht nur Mord und Totschlag im vermeintlichen Heiligen Land. Daran kann ich wenig ändern. Ich bin Deutscher, lebe und schreibe hier. Doch das wollen viele in diesem Land und in vielen Staaten des christlichen Abendlandes nicht wahr haben."Müssen Sie so hart reagieren?", werde ich gefragt. Und infamer noch:"Sollten die Juden nicht in Auschwitz gelernt haben, dass Gewalt keine Lösung ist?" Auschwitz war kein Ort der Gewalt, sondern des systematischen Mordes. Die wenigen Juden, die diese Vernichtungsstätte überlebten, haben gewiss nicht gelernt, die andere Wange hinzuhalten, also prinzipiell auf Gewalt zu verzichten, sondern sich bei Bedrohung zu wehren. Wenn heute der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger Jose Saramago nach einem Besuch des belagerten Ramallah erklärt, die palästinensische Stadt erinnere ihn an ein Konzentrationslager, dann verhöhnt er die Opfer von Auschwitz. Haben die Juden während des Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland gekämpft? Haben sie Deutsche ermordet? Bringen heute die Israelis systematisch Palästinenser um? Israel und Palästina befinden sich im Krieg. Das verdanken sie unfähigen Politikern und religiösen Fanatikern, die sie gewählt haben. Israels Armee jagt Terroristen, die seine Zivilisten ermordet haben. Aber diesen Krieg mit dem Völkermord der Nazis an Juden und Sintis und Romas zu vergleichen, zeugt von maliziöser Bosheit oder Ignoranz. Ich habe immer den"Judenbonus" abgelehnt, die den Hebräern zugebilligte Narrenfreiheit aus schlechtem Gewissen und Opportunismus. Aber ebenso vehement verwahre ich mich gegen den Juden-Malus. Die Türkei hat ein Jahrzehnt mit militärischer Härte und mit Grausamkeit gegen die kurdische Nationalbewegung und die Untergrundarmee PKK gekämpft. Schließlich entführten türkische Agenten PKK-Chef Abdullah Ã-calan aus Afrika und setzten ihn in der Türkei fest. Dies wird in aller Welt hingenommen. Ebenso wie der amerikanische Feldzug gegen die al Qaida Osama bin Ladens und das ihn schützende Taliban-Regime. Durch Terrorangriffe sind in den letzten Monaten fast vierhundert israelische Zivilisten ermordet worden. Das ist umgerechnet auf die Bevölkerung mehr als sechs mal so viel wie beim Anschlag auf das Word Trade Center am 11. September umkamen. Man stelle sich den weltweiten Aufschrei vor, wenn Israel auf gleiche Weise gegen Palästinenserpräsident Arafat oder den Hamas-Ideologen Scheich Yassin vorginge, der unverhüllt die Ermordung von Juden predigt. Mich schmerzt der Tod eines jeden Menschen, einerlei ob Jud`, ob Christ oder Muselmann. Ich bedaure den Tod von mehr als tausend Palästinensern. Viele von ihnen waren unschuldige Zivilisten. Doch unter den Opfern waren auch Terroristen, die sich des Risikos ihrer Taten bewusst waren. Das Morden im Lande der unzähligen Heiligen und Propheten muss aufhören. Dafür aber müssen in erster Linie die beteiligten Völker sorgen. Israelis und Palästinenser werden lernen müssen, dass Gewalt und Mord nicht weiter führen. Sie werden die tiefe Weisheit des Juden Jesus erkennen, der begriff:"Wer das Schwert ergreift, der wird durch das Schwert sterben." Das christliche Europa aber tut gut daran, sich nicht als das Gewissen von Juden und Moslems zu gebärden. Es hat dazu kein Recht. Obgleich es sich auf den Gott der Gewaltlosigkeit berief, hat es sich an der Menschheit versündigt wie keine andere Glaubensgemeinschaft. Heute berufen sich europäische Intellektuelle auf Humanität und Menschenrechte. So nannte der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass"die Besitznahme palästinensischen Bodens und seine israelische Besiedlung eine kriminelle Handlung." Der Schriftsteller bezog sich dabei nicht auf die besetzten Gebiete Palästinas, sondern auf den Staat Israel. Mit seiner Aussage aber spricht Grass dem jüdischen Staat indirekt sein Existenzrecht ab. Warum gerade Israel? Warum prangern Grass, Saramago und Kollegen nicht alle Staaten der Welt an? Denn irgendwann hat fast jedes Land fremdes Gebiet okkupiert. Politik ist die Kunst des Möglichen, des möglichen Friedens - nicht die Projektion der eigenen Neurosen auf vertraute und doch fremde Länder und Völker. Eingangs erwähnte ich meine zerstobenen Friedensträume. Das gilt nur für den Moment. Denn ich will, werde und darf nie aufgeben. Wir alle müssen den Frieden wollen und dazu beitragen, ihn zu verwirklichen.
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Übertragen würde das ja bedeuten daß ich jetzt folgendes sage:Mit den Worten des Verfassers!
Ich bedaure daß im KZ so viele Juden umgebracht wurden.
Aber es waren bestimmt auch Terroristen darunter!
Waren es vielleicht damals Finanzterroristen?
Muß aus obigem Text zweifelsfrei abgeleitet werden!
Dann wäre ja der Tod der Juden genauso zwangsläufig wie der von den Palästinensern!
Also hätte Hitler ja noch richtig gehandelt!?
Das kann ja so nun wirklich nicht sein Herr Rafael Seligmann denn ich bedauere den Tod vieler Juden wirklich,selbst wenn darunter Finanz - Terroristen gewesen wären.Nur den Tod der Terroristen bedauere ich nicht!
So eine Tat zu rechtfertigen gelingt niemals in der Geschichte!
Genau so wenig wie die Tat eines wahnsinnigen Adolf Hitler!
Gruß EUKLID
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