Dimi
15.04.2002, 23:46 |
Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld, Unterschieden zu anderen Dingen Thread gesperrt |
Hallo,
im Allgemeinen sollte Wettbewerb vor allem auf zwei Ebenen wirken:
a.) Günstigere Preise (z.B. 1 Euro statt 3 für ein Pfund Tomaten)
b.) Bessere Qualität (z.B. Mercedes statt Laufrad)
Nun, gelten diese Mindestvoraussetzungen auch für Geld? Dazu:
a.) Kein Unternehmer wird 100 Euro für 50 verkaufen.
b.) Anstelle eines rosa Scheins nun ein Gelber - das kann's nicht sein.
Also, es gibt anscheinend Unterschiede im Wettbewerb zwischen Geld und anderen Dingen.
Wir können keine günstigeren Preise erwarten, denn niemand gibt Geld 'unter Wert' her. Hierin unterscheidet sich Geld anscheinend grundsätzlich von anderen Dingen.
Bessere Qualität können zwar möglicherweise erwarten, aber worin? Schon heute bekommt man unterschiedliche Zinsen oder Bonitäten. Und sogar Gold, wenn man will. Es gibt kaum relevante Merkmale, in denen kein Wettbewerb stattfindet.
Geld unterscheidet sich also von anderen Dingen, so daß Wettbewerb nicht unbedingt Vorteile erzeugen muß.
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
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Caspar
16.04.2002, 02:57
@ Dimi
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld / Einspruch |
>Geld unterscheidet sich also von anderen Dingen, so daß Wettbewerb nicht unbedingt Vorteile erzeugen muß.
So, Mich juckts mal wieder in die Tasten zu greifen. Hallo erstmal.
Das hier gesagte kann man natürlich nicht so stehen lassen. Erst mal zur Fragestellung: Wettbewerb unter Geldemittenten. Heute haben wir das nirgends, denn Ausgabe von Geld wird als staatliche Prejorativ (Vorrecht) verstanden.
In einem gedachten System mit Konkurrenz zwischen verschiedenen Emittenten würde es deutliche Unterschiede geben.
1) Unterschiedliche"Währungen": Entweder würden unterschieliche Emissionsbanken Währungen mit untersciedlicher Bezeichnung in Verkehr setzten (Phantasiebeispiele:"Dresdner Mark","Deutsche Bank Pfund", usw.), oder es würden unterschiedliche Banken Noten auf einen vereinheitlichten Standard ausgeben, z.B. ein bestimmtes Gold- oder Silbergewicht, wie es in der Geschichte sehr oft so gewesen ist. Letzteres natürlich wieder mit"gebrandeten" Noten (Commerzbank, Schmidtbank), usw, so dass eine Unterscheidung leicht möglich ist.
Dann ist es weiterhin kaum vorstellbar, dass irgendwo ein echtes Konkurrurenz-Fiat-Money gibt. Weil: wenn eine Währung gibt, die nirgends einen Markt hat, auf dem Menschen für ihre Alltag auf sie -- auf Gedeih und Verderb -- angewiesen sind, dann wird sie kaum Akzeptanz finden, ohne dass es durch den Emittenten ein starke und glaubwürdige Einlösegarantie gibt -- was ach immer ihr hier einfällt zu garantieren: Gold, Silber, Erdöllagerscheine, Grund. (Meiner Ansicht nach ist Gold und Silber besser geeignet als anderes und würde nach meiner Schätzung obsiegen, aber es scheint mir nicht *ganz* klar zu sein, dass das so sein muss. War aber immer so in der Geschichte.)
Und jetzt zur Konkurrenz: selbstverständlich gibt es hier Unterschiede. Die Frage ist: was wird von der Bank diskontiert?! Nur das allerbeste Papier, oder jeder Schrott? Solche Informationen würden bei einer Wahlmöglichkeit jeden Tag in der Zeitung verfolgt werden. Hat eine Notenbank ihre Risiken verändert. Wer verhält sich konservativ im Markt, wer will schnell verdienen, usw. Das nächste Kriterium sind dann -- bei vergleichbarer Risikostruktur -- natürlich die Zinsen. Wo bekomme ich Noten zu eine geringeren Diskont, und wo ist es teurer?
Vermurlich würden Emissionsbanken sich auf dieses Geschäft spizialisieren: Banken ohne die Risiken von Indutriekrediten würden auf dem Emissionsmarkt als stabiler wahrgenommen werden. Es würde keine Zentralbank geben, die im Zweifel eingreift: kein"lender of last resort" -- jede Bank ist ihre eigene Reserve. Das heisst nicht, dass nicht gemeinsame Einlagensicherheitsfonds und dergleichen errichtet würden. Die einzelnen Gesellschaften der Brache hätten Interesse an einem insgesamt stabilen Brachenimage. (Vergleichbar damit heute die internationale Ächtung von sicherheitsbezogener Werbung unter Fluglinien: oder hat mal jemand eine Airline mit Sicherheit werben sehen?! Das ist Absicht: Sicherheit soll nie in Zweifel gezogen werden.)
Wichtig ist es zu erkennen, wie stark sich ein solches System mit seinen eigenen Zwängen modellieren würde. es würde natürlich sehr viel anders organisiert sein, als das aktuelle. Aber fast alles ist ausprobiert und in Geschichtsbüchern nachzulesen, viel anders sollte es nicht werden. Es gibt auch keine Gründe anzunehmen, dass es nicht in die moderne Landschaft passen würde: elektronischer Zahlungsverkehr, und dergleichen überschätzte Veränderungen.
Der Vorteil wäre vor allem die Zurückweisung von zweifelhaften Wertpapieren aus Eigeninteresse, etwas was heute weitgehend nicht zu erwarten ist, bzw politischem Kalkül unterliegt.
Unterschieden würde sich unterschieliches Geld -- nochmal -- in seiner wahrgenommenen Sicherheit und im Zins -- und sicher wären diese sich widersprechende Indikatoren: mehr Zins und weniger Sicherheit. Banken würden sich im Versuch, mehr von den eigenen Noten in Umlauf zu bringen enweder auf zu niedrige Zinsen oder zu schlechtes Papier einlassen, bis sich einer die Finger verbrennt. Konkurs -> Krise -> Besinnung auf konservative Standards. Es gäbe aber keinen Grund anzunehmen, dass das überall gelichzeitig passiert, so wie heute überall geichzeitig langfristig wertlose Staatspapiere sammeln, nur weil sie einmal auf dem freien Markt platziert werden konnten.
Das System hätte -- wie man in der IT-Netzwerktheorie sagt -- keinen"singel point of failure" -- keine einzelne Stelle, die alles zum Zusammenbruch bringen kann. Die FED ist sehr wohl ein solcher SPOF, der IMF auch.
Das sind aus meiner Sicht die Vorteile von Währungskonkurrenz. Wer irgendwo extrem anderer Meinung ist soll posten.
Gruss,
-caspar
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Ricardo
16.04.2002, 03:30
@ Dimi
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Wettbewerb bei Geld |
>Hallo,
>im Allgemeinen sollte Wettbewerb vor allem auf zwei Ebenen wirken:
>a.) Günstigere Preise (z.B. 1 Euro statt 3 für ein Pfund Tomaten)
>b.) Bessere Qualität (z.B. Mercedes statt Laufrad)
>Nun, gelten diese Mindestvoraussetzungen auch für Geld? Dazu:
>a.) Kein Unternehmer wird 100 Euro für 50 verkaufen.
>b.) Anstelle eines rosa Scheins nun ein Gelber - das kann's nicht sein.
>Also, es gibt anscheinend Unterschiede im Wettbewerb zwischen Geld und anderen Dingen.
>Wir können keine günstigeren Preise erwarten, denn niemand gibt Geld 'unter Wert' her. Hierin unterscheidet sich Geld anscheinend grundsätzlich von anderen Dingen.
>Bessere Qualität können zwar möglicherweise erwarten, aber worin? Schon heute bekommt man unterschiedliche Zinsen oder Bonitäten. Und sogar Gold, wenn man will. Es gibt kaum relevante Merkmale, in denen kein Wettbewerb stattfindet.
>Geld unterscheidet sich also von anderen Dingen, so daß Wettbewerb nicht unbedingt Vorteile erzeugen muß.
>Gruß, Dimi
Hallo Dimi,
aber sicher gibt es Wettbewerb um Geld. Angebot und Nachfrage von Gütern und Leistungen sind in unserer Welt nicht (mehr) vorstellbar ohne Angebot und Nachfrage von Geld. Ein Klick auf Deine Geschäftsbedingungen beweist das. Mit jeder angebotenen Leistung entsteht Geldnachfrage und umgekehrt. In Abhängigkeit von der Anzahl Deiner Geschäftspartner n, ergeben sich n-1 Märkte. Würde kein Geld nachgefragt, dann doch eine Gegenleistung. Also Produkte oder Leistungen Deiner Geschäftspartner. Die Anzahl der Märkte steigt im Quardrat zur Anzahl Deiner Geschäftspartner. Die Angelegenheit wird dann sehr unübersichtlich und eine effiziente Preisfeststellung ist selbst unter Wettbewerbsbedingungen ohne Geld kaum möglich. Preise und Mengen für Güter und Leistungen korrelieren - bei allgemeiner Akzeptanz des Tauschmittels Geld - offensichlich stark mit denen des Geldes. Ist das nicht der Fall gibt`s Inflation oder Deflation. Siehe falsche Geldtheorie;-).
Grüsse
Ricardo
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Popeye
16.04.2002, 06:49
@ Caspar
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld / Einspruch |
Hallo Caspar:
Grundsätzlich richtig, obwohl viele Einwände im Detail. Aber leider nicht vollständig. Du unterschlägst u.a. die Kosten eines private money-Sytems (wie auch immer gestaltet.) Commerzbankgeld wird nur unter ganz bestimmten (unrealistischen) Umständen ständig in einem konstanten Verhältnis in Schmidtbankgeld zu tauschen sein. Vielmehr verändert sich das Tauschverhältnis ständig. Wertmesser-, Wertspeicher- und Tauschfunktion einer Commerzbank-Geldeinheit ist daher in Raum und Zeit nicht stabil.
Das verursacht erhebliche volkswirtschaftliche Kosten, die gegen die Vorteile abzuwägen sind (z.B. kein SPOF).
Grüße
Popeye
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R.Deutsch
16.04.2002, 11:37
@ Popeye
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Re: Einspruch Popeye |
Lieber Popeye,
Du schreibst als Antwort auf Caspars exzellenten Beitrag:
Du unterschlägst u.a. die Kosten eines private money-Sytems (wie auch immer gestaltet.) Commerzbankgeld wird nur unter ganz bestimmten (unrealistischen) Umständen ständig in einem konstanten Verhältnis in Schmidtbankgeld zu tauschen sein. Vielmehr verändert sich das Tauschverhältnis ständig. Wertmesser-, Wertspeicher- und Tauschfunktion einer Commerzbank-Geldeinheit ist daher in Raum und Zeit nicht stabil.
Wenn Commerzbankgeld und Schmidtbankgeld z.B. als 1 Unze Silber definiert sind, ändert sich nichts. Eine Unze bleibt eine Unze. Allenfalls wenn die eine in Gold und die andere in Silber definiert ist, sind geringfügige, sehr langfristige Änderungen im Tauschverhältnis denkbar.
Gruß
R
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R.Deutsch
16.04.2002, 12:09
@ Dimi
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld, Unterschieden zu anderen Dingen |
Lieber Dimi,
nach dem ausgezeichneten Beitrag von Caspar (es sammeln sich immer mehr gute Leute hier, wie mat, Popeye etc. Wäre schön wenn dottore wiederkäme, den Popeye vetrieben hat:-)) muss ich auf Deine Frage nicht noch mal antworten? oder? Ich könnte es jedenfalls nicht besser und klarer sagen.
Ich will deshalb nur noch eine kurze Frage anfügen. Wie erklärst Du es, dass immer vor Kriegen die Deckung aufgehoben werden musste? Ist das nicht ein Indiz dafür, dass bei Geldwettbewerb Kriege (exzessive Staatsausgaben) nicht zu finanzieren wären?
Gruß
R
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Dimi
16.04.2002, 12:38
@ Caspar
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld / Einspruch - Wo? |
Hallo Caspar,
danke für Deinen Beitrag.
Die These war freilich nicht, daß es keine Unterschiede geben kann, sondern, daß es in bezug auf den Wettbewerb prinzipielle Unterschiede bei Geld im Verhältnis zu anderen Dingen gibt. Dies war einfach als Basis gedacht für eine Systematisierung.
a.) Beim Preis bleibt es wohl dabei. Während (funktionierender) Wettbewerb bei anderen Gütern günstigere Preise hervorbringt, ist damit bei Geld nicht zu rechnen. Die"Dresdner-Bank-Unze" wird stets mindestens eine Unze kosten.
b.) Bei Qualität kommt zu den genannten Punkten (Konten, Zins, Bonität, Anlage) nun der des goldgedeckten Privatgeldes hinzu. Gold hatte ich nur als Anlagegeld, nicht als Alltagsgeld aufgeführt aus dem einfachen Grund, daß goldgedecktes Privatgeld die Effizienz von Märkten mindert und die Kosten treibt. Wenn mein Bäcker nicht nur eine Kasse für Euros, sondern eine für Euros, eine für"Dresdner-Gold", eine für Silbermünzen, eine für Goldstaub, eine für Perlen und eine für"Gogos" führen müßte, würde er dem Erfinder des Privatgeldsystems nicht dankbar sein. Man würde also goldgedecktes staatliches Geld goldgedecktem Privatgeld vorziehen. Es hat sich ja auch auf allen Märkten einheitliches Geld durchgesetzt.
>Es würde keine Zentralbank geben, die im Zweifel eingreift: kein"lender of last resort" -- jede Bank ist ihre eigene Reserve.
Fiktion. Wenn die ersten"Comroads-Gold" und"Enron-Silbers" hopps gehen, wird der Ruf nach staatlichem Eingreifen da sein.
Im übrigen beschreibst Du weitgehend einfach ein (modernes) Warengeldsystem.
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
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Dimi
16.04.2002, 12:39
@ R.Deutsch
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Re: Einspruch Popeye - Reinhard |
>Wenn Commerzbankgeld und Schmidtbankgeld z.B. als 1 Unze Silber definiert sind, ändert sich nichts.
Wieso sollte die Commerzbank das machen? Sie verdient doch nur, wenn sie statt 100%er Deckung ein paar Krümelchen Gold im Keller hat und mit dem Rest 'arbeitet' - hatten wir doch alles schon.
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
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Dimi
16.04.2002, 13:34
@ R.Deutsch
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld, Unterschieden zu anderen Dingen |
Lieber Reinhard
>nach dem ausgezeichneten Beitrag von Caspar (es sammeln sich immer mehr gute Leute hier, wie mat, Popeye etc. Wäre schön wenn dottore wiederkäme, den Popeye vetrieben hat:-)) muss ich auf Deine Frage nicht noch mal antworten? oder? Ich könnte es jedenfalls nicht besser und klarer sagen.
Du mußt gar nichts (außer begründen, wie Privatgeld den Staatskredit eindämmt ;-).
>Ich will deshalb nur noch eine kurze Frage anfügen. Wie erklärst Du es, dass immer vor Kriegen die Deckung aufgehoben werden musste? Ist das nicht ein Indiz dafür, dass bei Geldwettbewerb Kriege (exzessive Staatsausgaben) nicht zu finanzieren wären?
Ist nicht umgekehrt die Leichtigkeit, mit der Staaten sich im Kriegsfall verschulden, ein Beweis für die Unwirksamkeit von Deckungsverfahren?
Noch was: Ist 'Privatgeld' eigentlich ein anderer Name für 'Gold'?
Gruß, Dimi
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Caspar
16.04.2002, 14:44
@ Popeye
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Re: Grundsätzliches zu Wettbewerb bei Geld / Einspruch |
[...] Vielmehr verändert sich das Tauschverhältnis ständig. Wertmesser-, Wertspeicher- und Tauschfunktion einer Commerzbank-Geldeinheit ist daher in Raum und Zeit nicht stabil.
>Das verursacht erhebliche volkswirtschaftliche Kosten, die gegen die Vorteile abzuwägen sind (z.B. kein SPOF).
Es würde aus dem Grunde auch nicht tausend Währungen geben, sondern zum Beispiel zwei sehr wichtig und drei Nischenwährungen, oder sowas in der Art.
Die zusätzlichen Kosten sind ein wichtige und richtiges Argument. Genau das selbe Argument spielt auch in der Netzwerktheorie eine Rolle. Hier die Analogie, die ich aufzeigen will:
Eine Frage bei der Auslegung eines Netzwerkdesigns ist die Frage: wo werden die Datenpakte"sortiert" oder geroutet? Dazu sind eine Art Wegbeschreibungen (routing tables) erforderlich -- vereinfachend kann man sagen, es ist mehr"Intelligenz" im einzelnen Knoten erforderlich, und das kostet eben auch. Wenn man diese Kosten minimieren wollte würde man einen einzigen Superkonten verwenden, und ausser dem nur lauter"dumme" Knoten (1).
(2) Das andere Layout funktioniert so: jeder Knoten kann begrenzt selbst routen, kennt nur einen Teil der Adressbücher oder Wegbeschreibungen (kann nur die ungefähre Richtung angeben).
Die Abwägung hängt dann mit Untersuchungen zur Ausfallsicherheit zusammen. Wenn ein Superknoten ausfällt, dann ist das ganze Netz tot, bei der Lösung mit den intelligenten Knoten kann man zum Beipiel zwei Drittel ausschalten, und alles was noch online ist hat mit hoher Wahrscheinlichkeit noch Netzzugang.
Das zweite Layout ist eine Beschreibung der Architektur des Internet (das einen gewissen Erfolg für sich in Anspruch nehmen kann), die erste Lösung ist viel öfter probiert worden und spielt heute praktisch keine Rolle mehr.
Unser heutiges Banksystem ist modelliert nach der Philosophie von Layout 1, ein Privatgeldsystem folgt Philosophie Nr. 2.
Der ausgangs erwähnte Kostenvergleich muss natürlich einen Totalausfall des zum Beipiel Dollar oder des Yen mit betrachten. Wenn man behauptet, dass"moderne" Geldpolitik das sowieso verhinden kann (was ich bezweifle), dann ist die Diskussion hinfällig. Aber der"volkswirtschaftliche" Schaden (der dann wohl kaum in Dollars gemessen werden würde) wäre in einem solchen Szenario sicher unerträglich hoch.
Gruss,
-caspar
PS. Zu dem Punkt mit den ganz"Geldfunktionen": Bitte an die Zeiten denken, in denen überall in den europäischen Grenzregionen mehrere Währungen im Einzelhandel akzeptiert wurden, oder mal bei Harrod's in London fragen, womit man bezahlen kann: CHF, Yen, Dollar sind sicher auch dabei, zumal bei <1000 Pfund.
Wertspeicher ist sowieso irrführend, denn"Wert" wird nicht in Banknoten oder in täglichem Geld gespeichert, weils keine Zinsen gibt.
"Wertmesser" wäre sicher antweder eine Ware (vieles spricht dafür, dass das dann Gold oder Silber wäre), oder eine Währung setzt sich zur Auszecihnung durch. Betrifft dann aber wieder vor allem den Einzelhandel, der nicht zu sehr überschätzt werden sollte in einer Geldwirtschaft.
Wertschwankungen: sich ständig ändernde Wechselkurse sind ein Kennzeichen von Fiat Money Systemen, gibt es so seit 1973. Vorher waren Währungen typischerweise Jahrezente lang stabil im Wechselkurs.
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Popeye
16.04.2002, 14:47
@ R.Deutsch
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Re: Einspruch Popeye |
>Lieber Popeye,
>Du schreibst als Antwort auf Caspars exzellenten Beitrag:
>Du unterschlägst u.a. die Kosten eines private money-Sytems (wie auch immer gestaltet.) Commerzbankgeld wird nur unter ganz bestimmten (unrealistischen) Umständen ständig in einem konstanten Verhältnis in Schmidtbankgeld zu tauschen sein. Vielmehr verändert sich das Tauschverhältnis ständig. Wertmesser-, Wertspeicher- und Tauschfunktion einer Commerzbank-Geldeinheit ist daher in Raum und Zeit nicht stabil.
>Wenn Commerzbankgeld und Schmidtbankgeld z.B. als 1 Unze Silber definiert sind, ändert sich nichts. Eine Unze bleibt eine Unze. Allenfalls wenn die eine in Gold und die andere in Silber definiert ist, sind geringfügige, sehr langfristige Änderungen im Tauschverhältnis denkbar.
>Gruß
>R
Goldkernwährung = (Umlaufende Commerzbanknoten sind ständig zu 100 Prozent durch Gold im Keller der Commerzbank gedeckt), dann ist Deine obige Aussage richtig.
Sobald der Wert der Commerzbanknoten im Umlauf den Wert der Goldvorräte im Keller der Commerzbank übersteigt (fraktional banking) ist Dein Argument falsch.
Popeye
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R.Deutsch
16.04.2002, 15:28
@ Popeye
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Re: Einspruch Popeye |
Lieber Popeye,
Du schreibst:
Goldkernwährung = (Umlaufende Commerzbanknoten sind ständig zu 100 Prozent durch Gold im Keller der Commerzbank gedeckt), dann ist Deine obige Aussage richtig.
Sobald der Wert der Commerzbanknoten im Umlauf den Wert der Goldvorräte im Keller der Commerzbank übersteigt (fraktional banking) ist Dein Argument falsch.
Als Goldkernwährung bezeichnet man meines Wissens Währungen mit Teildeckung (Kern).
Es kommt aber gar nicht darauf an, dass immer zu 100% Gold im Keller liegt. Das ist jetzt bei einem System wie e-gold der Fall, wo in der Tat immer nur physisches Gold übertragen wird. Es können aber daneben durchaus Banken existieren, die mit Teildeckung arbeiten (gibt es in der DGC auch heute bereits) und auf Einlagen Zinsen bezahlen, statt Gebühren zu nehmen, wie e-gold. Viel entscheidender als die 100% Gold im Keller ist die Verpflichtung jede Note in Gold einlösen zu müssen (Schuldinhalt).
Leider fällt die Diskussion immer von einem Extrem ins andere. Bei fiat money ist von vorneherein garantiert nichts da, njet, nada, zilch und man sagt O.K. ist gedeckt, dadurch dass die Anderen es annehmen. Bei gedecktem Geld sagt man Oh Gott oh Gott woher weiß ich denn, dass auch wirklich 100% im Keller sind? Wenn da nun möglicherweise nur 80% sind oh Gott, oh Gott. Wäre nicht 10% im Keller schon ein Fortschritt? Der Knackpunkt sind doch nicht die 100% sondern die Drohung, dass die Leute einlösen kommen, das hält das System in Schach und genau deshalb hat man die Drohung (Einlöseverpflichtung) abgeschafft.
Gruß
R
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Popeye
16.04.2002, 18:51
@ R.Deutsch
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Re: Einspruch Popeye |
R.D. Dies ist mein letztes Posting zu diesem Thread, wenn Du - wie leider üblich - nicht auf den Punkt kommst.
Das Thema zu dem Du befragt bist sind die Transaktionskosten eines privat money-Systems.
Meine These: Die Transaktionskosten in einem privat money-Sytem sind sehr hoch, weil die Unterschiede der"Reservehaltung" jeder einzelnen Bank den Tauschwert dieser Note gegenüber einer anderen Note beeinflussen.
Beispiel: Du verkaufst Goldmünzen mit Rücknahmegarantie. Ein Wettbewerber tut dies auch nach dem gleichen Konzept. Im Gegensatz zu Dir verspricht der Wettbewerber den Erlös der Goldmünzen zu 100 Prozent auf einem notariellen Anderkonto verzinslich zu parken damit er seiner Rückkaufverpflichtung nachkommen kann. Du hingegen versprichst nichts dergleichen. Wessen Rücknahmegarantie ist im Markt wohl mehr wert? Glaubst Du wirklich jemand würde freiwillig Deine Rücknahmegarantie zu pari gegen die Deines Wettbewerbers kaufen?
Bitte bemühe Dich nur zu diesem Punkt zu antworten.
Popeye
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R.Deutsch
16.04.2002, 19:55
@ Popeye
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Re: Einspruch Popeye |
Die Rücknahmegarantie des Anderen wäre mehr wert. Ich wäre in der Konkurrenz unterlegen und müsste mitziehen, wenn ich im Geschäft bleiben will. Zum Glück gibt es noch keine Konkurrenz.
R
(meine letzte Antwort zu dieser Frage:-))
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Popeye
16.04.2002, 20:51
@ R.Deutsch
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Re: Einspruch Popeye |
Aussage 1
Es kommt aber gar nicht darauf an, dass immer zu 100% Gold im Keller liegt. Das ist jetzt bei einem System wie
e-gold der Fall, wo in der Tat immer nur physisches Gold übertragen wird. Es können aber daneben durchaus
Banken existieren, die mit Teildeckung arbeiten (gibt es in der DGC auch heute bereits) und auf Einlagen Zinsen
bezahlen, statt Gebühren zu nehmen, wie e-gold. Viel entscheidender als die 100% Gold im Keller ist die
Verpflichtung jede Note in Gold einlösen zu müssen (Schuldinhalt).
Aussage 2
Die Rücknahmegarantie des Anderen wäre mehr wert. Ich wäre in der Konkurrenz unterlegen und müsste
mitziehen, wenn ich im Geschäft bleiben will. Zum Glück gibt es noch keine Konkurrenz.
Hallo R.D.
Sieht man Deine beiden oben zitierten Aussagen im Zusammenhang folgt daraus, dass in einem private money-System der Tauschwert diverser Banknoten (trotz gleicher Einlöseverpflichtung = Garantie z.B. 1 oz. Gold) nur zufällig gleich sein kann. Dieses Nicht-Gleichsein von Banknote zu Banknote konterkariert nicht nur elementaren Geldfunktionen sondern verursacht Arbitragekosten. (Ich leihe mir Commerzbankgeld und will mit Schmidtbankgeld zurückzahlen. Der Markt sieht eine Wertdifferenz zwischen beiden Noten für die irgendjemand bezahlen muss.)
Je nach der Anzahl der Transaktionen und der Anzahl der beteiligten (auch internationalen) Banken ergeben sich daher in einem private money-Sytem eine unüberschaubare Anzahl von kostenträchtigen systemimmanenten Arbitragebeziehungen. Diese Systemkosten sind (und waren) der eindeutige Nachteil eines private money-Sytems.
Ein fiat money-System hat die Kosten des Missbrauches (vornehmlich durch den Staat).
Beides gilt es gegeneinander abzuwägen. Mein Herz schlägt für ein private money-System, aber erst wenn eine Zero-Budget-Defizit-Policy nicht funktionieren würde.
Grüße Popeye
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