Koenigin
16.04.2002, 15:32 |
Gegen Mittag lief: ' warum nicht konsequent'/ braucht man den Staat? Thread gesperrt |
ich meine dazu kanpp: ´d e n, den wir (ich zähle mich noch dazu, obgleich ich eigentlich mehr weg als da bin) jetzt haben bzw. verordnet/aufgezwängt bekommen in Deutschland nicht.
Da kann ich mich Euklid´s Umsturzgelüsten anschließen.
So weit - so schlecht!
Aber in diesem allegemeine
"Zusammenhang Staatsform"
habe ich"was" gefunden -und ich finde es interessant genug,"es" hier mal reinzustellen:
Ohne Geld leben - geht das?
Vor sechs Jahren verschenkte Heidemarie Schwermer all ihren Besitz. Seitdem lebt die ehemalige Psychotherapeutin vom Tauschhandel. Kritiker behaupten, sie"schmarotze". Sie selbst sagt:"Ich bin so reich wie nie zuvor."
Von PETER KORN DORTMUND. (RP)
Vor dem Geldautomaten im Dortmunder Hauptbahnhof hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Viele schauen nervös auf die Armbanduhr, dann zu den Bahnsteigen hinüber. Geschäftsleute in dunklen Anzügen hetzen zu ihren Zügen, das Handy klebt am Ohr. Hektik, wohin man auch blickt. Zeit ist Geld. In dem kleinen Büro nur ein paar Straßen hinter dem Bahnhof spielen Geld und Hektik keine Rolle. Heidemarie Schwermer genießt die Ruhe. Die 59-Jährige sitzt im Kulturzentrum an der Braunschweiger Straße und ruft ihre E-Mails ab - den Computer darf sie umsonst benutzen. Sie trägt einen grünen Pullover, den ihr eine Bekannte geschenkt hat. Auch für den grauen Rock und die eleganten schwarzen Schuhe hat die graublonde Dame mit dem gewinnenden Lächeln nichts bezahlt. Heidemarie Schwermer fehlt es an nichts - und doch lebt die Frau völlig ohne Geld. Seit sechs Jahren kommt die gebürtige Ostpreußin schon ohne Bares aus und fühlt sich nach eigener Aussage doch"so reich wie nie zuvor". Sie hat kein Haus, keine Mietwohnung, ist nicht krankenversichert, will keine Sozialhilfe - und schon gar keine Almosen. Wie meistert eine Frau ohne einen einzigen Pfennig Geld ihr Leben?"Mein System", erklärt die gelernte Lehrerin und Psychotherapeutin,"ist ebenso alt wie einfach: Ich tausche." Ein Bioladen-Besitzer schenkt ihr Obst und Gemüse, das er nicht mehr verkaufen kann. Sie fegt ihm dafür den Hof. Von dem Gemüse kocht sie für ein paar Wissenschafts-Freaks im Kulturzentrum und darf dafür deren Computer benutzen. Für eine Einladung zum Abendessen"zahlt" sie, indem sie den Kindern der Gastgeber Nachhilfeunterricht in Deutsch gibt. Und wenn sie mal mit der Bahn fahren muss, leiht sie sich ein übertragbares Ticket. Als Gegenleistung schneidet sie dem Spender die Haare oder hütet die Katze. Und das funktioniert? Wieder lacht Heidemarie Schwermer."Ich habe alles, was ich brauche, lebe viel intensiver, seit ich dem Geld nicht mehr hinterherjage. Da werden auf einmal ganz andere Dinge wichtig. Menschliche Beziehungen zum Beispiel." 15 Jahre lang arbeitete die Mutter zweier Kinder als Grundschullehrerin,"bis ich den Leistungs- und Leidensdruck bei Schülern und Kollegen nicht mehr ertragen konnte". Heidemarie Schwermer stieg aus, tauschte das sichere Beamtengehalt gegen mehr Selbstständigkeit. Sie studierte Psychologie, eröffnete eine Praxis in Dortmund. 1994 gründete sie dort auch den Tauschring"Gib und nimm"."Ich hatte im Radio von so einem Projekt in Kanada gehört. Das hat mich sofort fasziniert", erzählt die 59-Jährige."Tauschen ist etwas für Arme und Reiche. Außerdem bringt es Menschen zusammen, holt die Leute aus ihrer Isolation." Gleichgesinnte fanden sich schnell. Die tauschten fortan Babysitten gegen Musikstunden oder Autoreparatur gegen Computerkurse. Doch das reichte der Frau, die von sich behauptet, die Welt verändern zu wollen, bald nicht mehr."Für mich war Tauschen eine Lebensform, eine Abkehr von der Jagd nach dem Mammon - für die anderen nur vorübergehender Zeitvertreib", sagt sie."Sobald jemand einen Job fand, war er weg." 1996 machte Heidemarie Schwermer ernst. Innerhalb weniger Wochen verschenkte sie alle Möbel, Elektrogeräte und CD`s. Den Jugendstil-Schreibtisch bekam eine Nachbarin."Das war, als würde eine Last von mir abfallen", erinnert sich die 59-Jährige. Nur zwei goldene Ringe behielt sie. Erbstücke von der Großmutter:"So etwas gibt man nicht weg." Heute lebt Heidemarie Schwermer aus dem Koffer. Sie übernachtet auf dem Dachboden des Kulturzentrums, schläft auf einer Luftmatratze. Ist das nicht geradezu verrückt für eine Frau, die immerhin fast im Rentenalter ist? Heidemarie Schwermer winkt ab:"Sollen andere nach Geld und Luxus streben. Mir geht es so gut wie nie zuvor." Der Lebensstil der Geld-Aussteigerin hat Furore gemacht. Ihre Erlebnisse ohne Mark und Euro hat Heidemarie Schwermer 2001 in dem Buch"Das Sterntaler-Experiment" zusammengefasst (Riemann-Verlag). 20 000 Mal ging ihre Geschichte über die Ladentheke. Das hat sie doch niemals umsonst getan..."Dem Verlag das Geld in den Hals werfen, wollte ich natürlich nicht", räumt die 59-Jährige ein. Aber ihr Honorar habe sie gespendet. Auch von ihren Vorträgen, die sie in ganz Deutschland hält, oder ihren Talkshow-Auftritten habe sie keinen finanziellen Nutzen."Anreise und Unterkunft bekomme ich finanziert", sagt Heidemarie Schwermer."Aber Geld behalte ich nicht. Ich will anderen schließlich ein Beispiel geben." Das sollte nach Ansicht ihrer Kritiker lieber nicht Schule machen. Die werfen der 59-Jährigen vor, als"Schmarotzerin" durchs Leben zu gehen, nicht zuletzt, weil sie keine Steuern zahlt. Einwände, die Heidemarie Schwermer nicht gelten lässt:"Ich habe immer etwas zum Tausch angeboten, wollte Langzeitarbeitslose kostenlos beraten", betont sie. Aber die Stadt habe abgelehnt. Tauschen sei für Kommunen offensichtlich noch immer etwas Unvorstellbares. Bei ihren Kindern war das anfangs nicht anders:"Die dachten, ich würde Bettlerin." Heute sind sie stolz auf ihre Mutter, die fest entschlossen ist, nie mehr ins bürgerliche Leben zurückzukehren."Glauben Sie mir: Ich genieße jeden Tag", versichert die 59-Jährige. Und wenn sie am Bahnhof mal wieder die Schlange vor dem Geldautomaten sieht, kann sie nicht vorbeigehen, ohne verschmitzt in sich hineinzulächeln.
......wunderbar, nicht???
Kein Kaufmann, kein Arbeiter!!
Strom kommt aus der Steckdose, Geld brauchen wir zwar nicht (aber die anderen ziehen es einfach am Automaten)....
Hauptsache die Räder laufen...
Soviele Pünktchen hat der Rechner hier unten gar nicht...
adios y hasta luego
D.König
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Zardoz
16.04.2002, 16:02
@ Koenigin
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braucht man den Staat? nö... |
... sondern der Staat"man" und"frau".
Die zitierte Story macht es doch überdeutlich. Der Hohn, jemanden mit soviel Eigeninitiative und Courage als"Sozialschmarotzer" zu denunzieren. Und damit durchzukommen.
Den Stolz dieser Frau auf ihre Leistung kann ich absolut nachvollziehen.
Nice day,
Zardoz
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Taktiker
16.04.2002, 16:05
@ Koenigin
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Klingt ja abenteuerlich |
aber höchst interessant.
Was aber macht sie, wenn sie mal krank ist bzw. nicht mehr gegenleisten kann?
Noch schneidet sie Haare, fegt den Hof, hütet Kinder, etc.
Insgesamt besehen sehr fortschrittlich, denn eine hervorragende Abkehr von exzessiver Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung, welche in unserem System immer stärker priorisiert wird. Eine Abkehr von abstrakter Arbeit zurück zum alten Arbeitsbegriff, wo der Leistende noch eine direkte Beziehung zum"Gesamtprodukt" bzw. zum Konsumenten hat. Sehr schön!
Naja, wenn sie Leistung akkumulieren will, muß sie halt Naturalien verschiedenster Art ansammeln, damit sie bei temporärer Leistungsunfähigkeit bzw. -unlust (*G*) auch mal ruhen kann. Damit muß sie naturgemäß stark diversifizieren (Lagerraumproblem, Haltbarkeit der Güter) und vor allem: Sie ist unabhängig, denn ihre Akkumulationswährung ist so divers und damit schlecht manipulierbar.
Ergo: Abkehr vom arbeitsteiligen, warenproduzierenden System bringt stärker regionalisierte Märkte, wahre Freiheit und Selbstbestimmung, womöglich weniger Kriege/Konflikte aufgrund stärker getrennter Wirtschafträume (die Frau konkurriert überhaupt nicht mit einer Gleichgesinnten, die z.B. in Leipzig lebt) und letztlich auch im geschlossenen Markt größeren sozialen Frieden aufgrund diverser"Währungen": Niemand kann in solch einem Wirtschaftsmodell großartig akkumulieren, also kann er sich auch keine Abhängigen schaffen -> wirkliche Freiheit.
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R.Deutsch
16.04.2002, 16:07
@ Koenigin
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Re: Ja - sehr schöne Geschichte...... |
und wenn man dieses Konzept nun mit dem Tauschmittel Silber kombiniert, also Silbergiralsystem als Verrechnungseinheit, mit Tauschring Kreditsystem, so wie es der Günter Koch auf Goldbasis schon ausprobiert (leider noch falsch konstruiert) hat man ein phantastisches Experiment auf lokaler Ebene.
Gibt es hier Leute, die so etwas begeistern würde?
Gruß
RD
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silvereagle
16.04.2002, 16:36
@ Taktiker
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Re: auf dem Weg zur Hundert-Punkte-Marke |
> Ergo: Abkehr vom arbeitsteiligen, warenproduzierenden System bringt stärker regionalisierte Märkte, wahre Freiheit und Selbstbestimmung, womöglich weniger Kriege/Konflikte [...]
> Niemand kann in solch einem Wirtschaftsmodell großartig akkumulieren, also kann er sich auch keine Abhängigen schaffen -> wirkliche Freiheit.
Wenn Du es jetzt noch über die Lippen bringst, jedem Menschen zuzugestehen, für welches System er sich entscheidet, ob für Spezialisierung oder Generalisierung, ob für Globalisierung oder Hauswirtschaft, ob für"Akkumulieren" oder"Befriedigung just in time", dann bist Du der wirklichen Freiheit schon sehr nahe.
Dann musst Du nur noch dem sogenannten"Staat" innerlich kündigen, denn der besteht auch nur aus ("besonders wichtigen") Menschen, die auch was haben wollen davon, und werden folglich immer wieder dreinpfuschen!
Gruß, silvereagle
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Zardoz
16.04.2002, 17:00
@ Taktiker
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Ups, etwa Angst... |
>Was aber macht sie, wenn sie mal krank ist bzw. nicht mehr gegenleisten kann?
>Noch schneidet sie Haare, fegt den Hof, hütet Kinder, etc.
... sie könne Dir dann zur Last fallen? Oder mit Dir um die Ressourcen der anderen noch leitungsfähigen konkurrieren?
>Insgesamt besehen sehr fortschrittlich, denn eine hervorragende Abkehr von exzessiver Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung, welche in unserem System immer stärker priorisiert wird. Eine Abkehr von abstrakter Arbeit zurück zum alten Arbeitsbegriff, wo der Leistende noch eine direkte Beziehung zum"Gesamtprodukt" bzw. zum Konsumenten hat. Sehr schön!
Ja, aber was, wenn sie sich nicht um die Kinder versoffener Eltern kümmern möchte? Tust Du das dann etwa höchstselbst? Immerhin hast Du ja diesen hochmoralischen Anspruch weiter unten geäußert.
Nice day,
Zardoz
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Euklid
16.04.2002, 17:36
@ silvereagle
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Re: auf dem Weg zur Hundert-Punkte-Marke |
>
>> Ergo: Abkehr vom arbeitsteiligen, warenproduzierenden System bringt stärker regionalisierte Märkte, wahre Freiheit und Selbstbestimmung, womöglich weniger Kriege/Konflikte [...]
>> Niemand kann in solch einem Wirtschaftsmodell großartig akkumulieren, also kann er sich auch keine Abhängigen schaffen -> wirkliche Freiheit.
>Wenn Du es jetzt noch über die Lippen bringst, jedem Menschen zuzugestehen, für welches System er sich entscheidet, ob für Spezialisierung oder Generalisierung, ob für Globalisierung oder Hauswirtschaft, ob für"Akkumulieren" oder"Befriedigung just in time", dann bist Du der wirklichen Freiheit schon sehr nahe.
>Dann musst Du nur noch dem sogenannten"Staat" innerlich kündigen, denn der besteht auch nur aus ("besonders wichtigen") Menschen, die auch was haben wollen davon, und werden folglich immer wieder dreinpfuschen!
>Gruß, silvereagle
Richtig silvereagle denn grundsätzlich spendet der Staat immer weniger als er an Geldern einsammelt.
Das Verwahren,Erfassen und Umverteilen des Geldes ist ein personalintensives Unterfangen und führt letzen Endes zu noch weniger bei jedem einzelnen.
Frau Quandt würde sich nicht für das Abschaffen des Staates einsetzen denn sonst gäbe es keine Fördermillionen mehr für BMW-Werke in Ostdeutschland.
Bevor wir jedoch den Staat tatsächlich abschaffen können werden sich unsere Lenker und Denker der Obrigkeit noch schnell sämtliche Staatsgrundstücke unter den Nagel reißen.
Gruß EUKLID
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silvereagle
16.04.2002, 23:14
@ Euklid
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Re: auf dem Weg zur Hundert-Punkte-Marke |
Hallo Euklid,
wieder mal ein wahrer Genuss, Dein Posting. Ich kommentiere es mal nach meiner"Silvereagle'schen Skala der Freiheit" ;-)
>Richtig silvereagle denn grundsätzlich spendet der Staat immer weniger als er an Geldern einsammelt.
Der Kandidat hat 80 Punkte.
>Das Verwahren,Erfassen und Umverteilen des Geldes ist ein personalintensives Unterfangen und führt letzen Endes zu noch weniger bei jedem einzelnen.
Der Kandidat hat 90 Punkte.
>Frau Quandt würde sich nicht für das Abschaffen des Staates einsetzen denn sonst gäbe es keine Fördermillionen mehr für BMW-Werke in Ostdeutschland.
Der Kandidat hat 100 Punkte. Alles weitere ist Fleissaufgabe ;-)
>Bevor wir jedoch den Staat tatsächlich abschaffen können werden sich unsere Lenker und Denker der Obrigkeit noch schnell sämtliche Staatsgrundstücke unter den Nagel reißen.
Gruß, silvereagle
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