Dimi
19.04.2002, 14:39 |
Vorschlag zum schuldenfreien Staat anstelle Privatgeldes Thread gesperrt |
Hallo Alle,
Hallo Reinhard,
vor nicht allzulanger Zeit war es verboten, den Herrscher und seine Handlungen zu kritisieren. Er konnte, oft nach Belieben, jemanden verurteilen. Heute kann man sagen, der Kanzler mache schlechte Politik usw.. Basis hierzu sind geeignete Instrumente (unabhänigige Justiz etc.) und ein entsprechendes Bewußtsein. Nichts davon ist hundertprozentig sicher, ein Diktator, oder eine Entwicklung (beispielsweise im Zuge des Anti-Terrorkampfes) können diese Dinge aushebeln.
Entsprechend gilt es, eine Basis gegen Staatsverschuldung zu finden. Dazu gehören geeignete Instrumente und ein entsprechendes, möglichst wissenschaftlich untermauertes Bewußtsein. Ein Instrument könnte etwa ein Verbot, durchgesetzt durch eine unabhängige kleine Behörde sein, deren einzige Funktion es ist, im Dezember von Subventionen über Politikergehälter bis hin zu Beamtengehältern automatisch alles zu kürzen, wenn ein Defizit auftritt. Kein Politiker und keine Verwaltung wird dann ein Defizit wagen, ein leichter Überschuß als Reserve wird die Regel sein.
Die Frage in diesem Zusammenhang ist, ob Privatgeld ein ebensolches Instrument sein könnte. Dies sehe ich weiterhin nicht. Nach meiner Einschätzung bleibt Privatgeld sogar hinter dem Goldstandard zurück, den ich diesbezüglich ebenfalls für suboptimal erachte, der aber im internationalen Handel seine Funktion erfüllen kann.
Es ist ja nicht so, daß der böse Staat den Staatskredit gegen die guten Bürger täuschend durchsetzt. Es ist vielmehr so, daß in der Natur der Dinge selbst liegende Mechanismen die Tendenz aufweisen, der staatlichen Kreditaufnahme zum Durchbruch zu verhelfen.
Der Staatskredit wird vom Politiker bevorzugt, da er nicht auf unbequeme Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen zurückgreifen muß. Er wird vom Wähler bevorzugt, der falls Besitzer die Anleihe als Guthaben verbucht, die Schuld trotz seiner gleichzeitigen Eigenschaft als Steuerzahler aber nicht. Zudem sieht der Wähler die Segnungen (wie öffentliche Schwimmbäder etc.), nicht aber die Nachteile, denn es werden ihm auf der anderen Seite physische Waren entzogen (das Schwimmbad ist nicht aus Luft gebaut) und die öffentliche Investition ist tendentiell eine Fehlallokation (niemand kann den Unterhalt für die Schwimmbäder bezahlen).
Der Staatskredit bringt ähnlich wie die Verschuldung von Privatpersonen im Schein einen Nutzen, in der Realität aber einen Nachteil, insbesondere in der Zukunft. Und zwar für alle Beteiligten - die Bürger, die Politiker und die Verwaltungen haben heute alle Nachteile durch in der Vergangenheit aufgenommenen Kredite. Lediglich die Reichen haben temporär Vorteile, da sich die Spanne zwischen Arm und Reich weitet, aber im Bankrott verschwinden diese Vorteile wieder. Die Reichen sind aber nicht der Grund für den Staatskredit, oft waren es sogar linke Politiker, die im Irrglauben, Soziales zu tun, Staatskredit aufnahmen und so die Spanne zwischen Arm und Reich in der Zukunft weiteten.
Das Problem heute ist der Schein, der Selbstbetrug, nicht der Betrug. Und die Basis dagegen sind ein entsprechendes Bewußtsein und geeignete Instrumente, die gezielt in den Mechanismus eingreifen.
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
<center>
<HR>
</center> |
Popeye
19.04.2002, 15:38
@ Dimi
|
Re: Vorschlag zum schuldenfreien Staat anstelle Privatgeldes |
Dimi, ich bin bei DIR, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde, weil der Schuldenabbau endlos dauern wird; und das ja auch nur wenn die Zinszahlungen nicht schon vor Abbau der Schulden den Staatsbankrott erzwingen!
Grüße
Popeye
<center>
<HR>
</center> |
R.Deutsch
19.04.2002, 15:39
@ Dimi
|
Re: Trust Yourself |
Lieber Dimi,
ich stimme Dir voll zu, wenn Du schreibst:
Das Problem heute ist der Schein, der Selbstbetrug, nicht der Betrug. Und die Basis dagegen sind ein entsprechendes Bewußtsein und geeignete Instrumente, die gezielt in den Mechanismus eingreifen.
Es ist immer wieder die alte Geschichte, der Alchimistentraum. Man will Wohlstand umsonst, durch Gelderzeugen. Aber Wohlstand entsteht nur durch Erzeugen von Produkten (Angebot) nicht durch Erzeugen von Geld (Nachfrage). Das Bewusstsein kannst Du nicht ändern, weil jeder gern auf Kosten von Anderen (z.B. der nächsten Generation) lebt. Also gilt es geeignete Instrumente zu finden und hier stimmen wir nicht überein.
Du willst eine weitere Behörde schaffen, welche die anderen Behörden kontrolliert. Das haben wir reichlich und das funktioniert nicht.
Ich will an den Egoismus der Menschen appellieren, dass sie versuchen ihr Vermögen, die Früchte Ihrer Lebensarbeit zu retten. Das können sie, indem sie aus dem Staatsgeld herausgehen (Anleihen, Renten, Versicherungen etc. verkaufen) und statt dessen in privatem Geld (Gold und Silber) sparen. Dieser Weg hat sich über viele Jahrhunderte bewährt und alle die diesen Weg gegangen sind, konnten immer ihr Vermögen bewahren. Dem Staat bleibt dann nichts anderes übrig, als den Besitz von Gold zu verbieten (was Gold in den Untergrund treiben und sehr teuer machen würde), oder selbst gutes Geld anzubieten, dass im Wettbewerb freiwillig vorgezogen wird. Dagegen wehrt sich der Staat jetzt noch, indem er versucht Gold und Silber unattraktiv zu machen und den Leuten einzureden, das sei?gelber Kack? und im Grunde ein Entsorgungsproblem. Dadurch wird den Menschen jetzt eine unglaubliche Chance geboten, Gold und Silber zu Schleuderpreisen zu erwerben, weil der Staat künstlich den Preis drückt. Allan Greenspan hat es in bewährter Weise klipp und klar gesagt, aber die Menschen verstehen es nicht. Kaum einer nutzt die Jahrhundertchance und bunkert jetzt Gold und Silber. Warren Buffett und einige Wenige sehen diesen Zusammenhang, er ist auch nicht schwer zu erkennen. Man muss sich nur einmal die Schuldenentwicklung vor Augen halten, wie sie gestern ja auch im Fernsehen gebracht wurde. Aber Du hast recht, die Menschen wollen es nicht sehen, das Problem ist der Selbstbetrug, sie wollen sich nicht selbst vertrauen, sondern dem Staat.
Trust Yourself
RD
<center>
<HR>
</center> |
nereus
19.04.2002, 16:41
@ Dimi
|
Re: Vorschlag zum schuldenfreien Staat - Dimi |
Hallo Dimi!
Das hast Du wieder sauber hingekriegt!
Vor allem der kleine Seitenhieb an den Wähler ist Dir gut gelungen.
(Du mußt Dir jetzt mal den Straßenumzug im Kölner Karneval vorstellen)
Erst werden heftig die Arme gen Himmel gestreckt um alles aufzufangen wenn die Narren vom vorbeiziehenden Wagen ihre Bonbons in die kreischende Menge werfen.
Und dann ist der eben noch freudig erregte, leicht angetrunkene Bürger stinkesauer wenn er auf dem Heimweg schnell noch die Kontoauszüge zieht und feststellt, daß wieder ein neuer Abbuchungsauftrag auf seinem Konto Wirkung zeitigt.
Lastschrift über.. Bonbons Marke:"Werthers Echte" >> Erhöhung MWSt.
Lastschrift über.. Bonbons Marke:"Nimm Zwei >> Einführung Ã-kosteuer
usw.
Eigentlich hätte er es sich ja denken können.
Aber als er dann über die Konsequenzen sinnierte und sein kurzes Leben..
Da hat er sich dann doch lieber wieder im nächsten Jahr an den Gehsteig gestellt und gewartet bis die nächsten Wagen vorüberzogen.
Übrigens, einige Passanten haben gleich ein paar große Regentonnen mitgebracht.
Da fallen dann immer ganz viele Bonbons rein.
Und die schaffen es sogar das die eigentlich ihnen zustehende Abbuchung umgeleitet wird und zwar auf die Konten derer die lediglich ihre Hände zum Auffangen benutzen.
Merkwürdigerweise echauffieren sich im Nachhinein aber die, welche mit Tonne kamen, zumeist lautstärker über die Bonbonverteiler als die, die ohne kamen.
Das verstehe wer will.
Helau!
nereus
<center>
<HR>
</center> |
silvereagle
19.04.2002, 19:16
@ nereus
|
Re: Kölner Karneval und Umverteilung |
Hallo nereus,
schön zusammengefasst, und ein treffender Vergleich. Ausserdem eine klare Darstellung, warum in einem kollektiven Zwangssystem letztlich immer Umverteilung von unten nach oben stattfinden muss.
Die dialektischen Unterschiede zwischen den Systemen sind einerlei. Hüben heisst es"Alaaf", drüben"Helau". Da werden"Kamelle" verschenkt, dort sind es"Bonbons".
Irgendwo hab ich neulich gelesen, dass die"Armen" ohnehin leidgeprüft und geduldig sind. Von dort werden also auch in Zukunft keine Aufstände zu erwarten sein, wenn der Kuchen kleiner werden sollte. Es wird wohl wieder der sogenannte"Mittelstand" sein, der irgendwann auf die Barrikaden geht. Der Grundstein (im Sinne von großen Hoffnungen für die Zukunft, welche so niemals erfüllt werden können) ist bereits gelegt...
Gruß, silvereagle
<center>
<HR>
</center> |
silvereagle
19.04.2002, 20:12
@ R.Deutsch
|
Re: Trust Yourself |
Hallo Reinhard,
> Es ist immer wieder die alte Geschichte, der Alchimistentraum. Man will Wohlstand umsonst, durch Gelderzeugen. Aber Wohlstand entsteht nur durch Erzeugen von Produkten (Angebot) nicht durch Erzeugen von Geld (Nachfrage).
Perfekt ausgedrückt. Wohlstand ist ja nichts anderes, als dass die Menschen sich gegenseitig immer weiter nach oben heben. Gold zu erzeugen, hat nicht geklappt. Papier bedrucken ist kein Problem. Aber: Je mehr es von dem einen gibt, umso weniger wert wird es in der Einschätzung der Menschen. Egal, was man inflationiert, die Wertschätzung wird ins Bodenlose fallen.
Ich schliesse daraus:"Werte schaffen" durch zentralen Plan ist eine Illusion. Immer.
Deshalb finde ich auch den Ansatz von Oldy nicht grundfalsch: Er will den Menschen einen zusätzlichen Anreiz schaffen, sich gegenseitig hochzuheben. Natürlich bleibt bei bedrucktem Papier - noch dazu ohne reale Deckung - immer ein flaues Gefühl im Magen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Gogos zur Altersvorsorge folglich völlig ungeeignet. Gerade deshalb verstehe ich auch Euren Disput nicht ganz, aber lassen wir das, will mich nicht einmischen. Und Eure Duelle bei den Systemfehlern will ich auch nicht missen. ;-)
> Das Bewusstsein kannst Du nicht ändern, weil jeder gern auf Kosten von Anderen (z.B. der nächsten Generation) lebt.
Grundsätzlich ist das völlig richtig, und diese Erkenntnis ist eine gute Basis, um das Zusammenspiel der Individuen untereinander besser zu verstehen. Dank Dir und vieler anderer hier meine ich jedoch, erkannt zu haben, dass diese 'Erkenntnis' immer noch zu verallgemeinernd ist, zumindest, was den zweiten halbsatz angeht. Es ist immer noch eine gute Portion Kollektivismus drin, nach dem Motto:"Was für mich gut ist, ist auch für andere gut." Warum?
Nach all dem, was Du über Betrug geschrieben hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass Du selbst gern andere betrügen würdest. Aber wie sollte man sonst andere dazu bringen, dass sie für einen arbeiten, ohne wirkliche Gegenleistung? Wenn nun diese Erkenntnis bei einigen von uns gereift ist, so wird bei DIESEN Individuen nicht nur der Glaube an ein"free lunch" zerstört, sondern wohl auch an den dahinterstehenden Betrug. Man wird die Finger davon lassen. Und ab diesem Zeitpunkt wird es - was ein solches Individuum angeht - nicht mehr zutreffend sein zu behaupten, JEDER würde gern auf Kosten anderer leben.
Ich kann das noch nicht 100%ig ausformulieren, ich kann nur hoffen, dass Deine Postings und die der anderen hier auch in Zukunft einen so befruchtenden Charakter entfalten wie bisher! So haben wir, die da mitmachen, die Chance, uns gegenseitig aus dem Sumpf herauszuheben.
> Also gilt es geeignete Instrumente zu finden und hier stimmen wir nicht überein.
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich würde mir sowohl von Dimi's als auch Deinen"Rezepten" große persönliche Vorteile erwarten, wobei es auch klar festzuhalten ist, dass ich DEINE Rezepte wählen würde, wenn es NUR die eine oder die andere Möglichkeit gäbe. Aber dieses"Entweder-Oder" gibt es nicht und folglich sind beide Varianten vereinbar, oder täusche ich mich da? Auch hier kann und will sich der Silberadler nicht einmischen, aber die Frage sollte erlaubt sein: Wozu also weiter herumargumentieren?
Im Nullsummenspiel"Macht" können beide Varianten nur zu einer Schwächung des Staates führen, und folglich zu einer Stärkung des unterworfenen Individuums.
Das Hauptproblem liegt mE darin, dass man glaubt,"Instrumente" finden zu müssen, eine Einstellung, die praktisch per se schon eher einem autoritären denn einem freiheitlichen Ansatz entspringt."Instrumente" sollen ja"die Menschen" zu irgendetwas bewegen, hintreiben etc. Dass dies aber ohne autoritären Zwang noch nie geglückt ist, ist der Grund, warum heute Unfreiheit, Ungleichwertigkeit und Verlogenheit regieren.
Motto: Wenn man es allen rechtmachen will, macht man es automatisch falsch. Eigentlich eine Binsenweisheit, oder?
Den - überaus optimistischen - Ausweg, hast Du ja selbst vorgezeichnet:
> Trust Yourself...
... was man auch so interpretieren kann:"Schluss mit kollektiver Zwangsbeglückung!"
Gruß, silvereagle
<center>
<HR>
</center> |
Popeye
19.04.2002, 20:23
@ silvereagle
|
Re: Trust Yourself - ein Ruf des Adlers - richtig! |
>Hallo Reinhard,
>> Es ist immer wieder die alte Geschichte, der Alchimistentraum. Man will Wohlstand umsonst, durch Gelderzeugen. Aber Wohlstand entsteht nur durch Erzeugen von Produkten (Angebot) nicht durch Erzeugen von Geld (Nachfrage).
>Perfekt ausgedrückt. Wohlstand ist ja nichts anderes, als dass die Menschen sich gegenseitig immer weiter nach oben heben. Gold zu erzeugen, hat nicht geklappt. Papier bedrucken ist kein Problem. Aber: Je mehr es von dem einen gibt, umso weniger wert wird es in der Einschätzung der Menschen. Egal, was man inflationiert, die Wertschätzung wird ins Bodenlose fallen.
>Ich schliesse daraus:"Werte schaffen" durch zentralen Plan ist eine Illusion. Immer.
>Deshalb finde ich auch den Ansatz von Oldy nicht grundfalsch: Er will den Menschen einen zusätzlichen Anreiz schaffen, sich gegenseitig hochzuheben. Natürlich bleibt bei bedrucktem Papier - noch dazu ohne reale Deckung - immer ein flaues Gefühl im Magen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Gogos zur Altersvorsorge folglich völlig ungeeignet. Gerade deshalb verstehe ich auch Euren Disput nicht ganz, aber lassen wir das, will mich nicht einmischen. Und Eure Duelle bei den Systemfehlern will ich auch nicht missen. ;-)
>> Das Bewusstsein kannst Du nicht ändern, weil jeder gern auf Kosten von Anderen (z.B. der nächsten Generation) lebt.
>Grundsätzlich ist das völlig richtig, und diese Erkenntnis ist eine gute Basis, um das Zusammenspiel der Individuen untereinander besser zu verstehen. Dank Dir und vieler anderer hier meine ich jedoch, erkannt zu haben, dass diese 'Erkenntnis' immer noch zu verallgemeinernd ist, zumindest, was den zweiten halbsatz angeht. Es ist immer noch eine gute Portion Kollektivismus drin, nach dem Motto:"Was für mich gut ist, ist auch für andere gut." Warum?
>Nach all dem, was Du über Betrug geschrieben hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass Du selbst gern andere betrügen würdest. Aber wie sollte man sonst andere dazu bringen, dass sie für einen arbeiten, ohne wirkliche Gegenleistung? Wenn nun diese Erkenntnis bei einigen von uns gereift ist, so wird bei DIESEN Individuen nicht nur der Glaube an ein"free lunch" zerstört, sondern wohl auch an den dahinterstehenden Betrug. Man wird die Finger davon lassen. Und ab diesem Zeitpunkt wird es - was ein solches Individuum angeht - nicht mehr zutreffend sein zu behaupten, JEDER würde gern auf Kosten anderer leben.
>Ich kann das noch nicht 100%ig ausformulieren, ich kann nur hoffen, dass Deine Postings und die der anderen hier auch in Zukunft einen so befruchtenden Charakter entfalten wie bisher! So haben wir, die da mitmachen, die Chance, uns gegenseitig aus dem Sumpf herauszuheben.
>> Also gilt es geeignete Instrumente zu finden und hier stimmen wir nicht überein.
>Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich würde mir sowohl von Dimi's als auch Deinen"Rezepten" große persönliche Vorteile erwarten, wobei es auch klar festzuhalten ist, dass ich DEINE Rezepte wählen würde, wenn es NUR die eine oder die andere Möglichkeit gäbe. Aber dieses"Entweder-Oder" gibt es nicht und folglich sind beide Varianten vereinbar, oder täusche ich mich da? Auch hier kann und will sich der Silberadler nicht einmischen, aber die Frage sollte erlaubt sein: Wozu also weiter herumargumentieren?
>Im Nullsummenspiel"Macht" können beide Varianten nur zu einer Schwächung des Staates führen, und folglich zu einer Stärkung des unterworfenen Individuums.
>Das Hauptproblem liegt mE darin, dass man glaubt,"Instrumente" finden zu müssen, eine Einstellung, die praktisch per se schon eher einem autoritären denn einem freiheitlichen Ansatz entspringt."Instrumente" sollen ja"die Menschen" zu irgendetwas bewegen, hintreiben etc. Dass dies aber ohne autoritären Zwang noch nie geglückt ist, ist der Grund, warum heute Unfreiheit, Ungleichwertigkeit und Verlogenheit regieren.
>Motto: Wenn man es allen rechtmachen will, macht man es automatisch falsch. Eigentlich eine Binsenweisheit, oder?
>Den - überaus optimistischen - Ausweg, hast Du ja selbst vorgezeichnet:
>> Trust Yourself...
>... was man auch so interpretieren kann:"Schluss mit kollektiver Zwangsbeglückung!"
>Gruß, silvereagle
<center>
<HR>
</center> |
nereus
19.04.2002, 20:31
@ silvereagle
|
Re: Kölner Karneval und Umverteilung - na gut, dann eben Alaaf ;-) |
Hallo silvereagle!
Ja, mit den dialektischen Unterschieden hast Du recht. Das mit Alaaf war mir sogar noch dunkel in Erinnerung. Aber da ich nicht wusste ob das Alaf, Aalaf oder Alaaf geschrieben wird habe ich dann lieber das einfachere Helau verwendet. Wenn ich dann noch von in die Menge geworfenen Kamelen geschrieben hätte, dann wäre wohl alles zu spät gewesen. ;-)
Allerdings wird hier meiner Ansicht nach etwas zu sehr der Begriff des"kollektiven Zwangssystems" strapaziert.
Bereits die Familie ist ein kleines Kollektiv und die Eltern übernehmen vornehmlich die Führungsaufgaben. In einer Schulklasse, einer Seminargruppe oder einem Arbeitsteam bildet man ebenfalls zeitweise ein Kollektiv und ich kann nichts negatives daran erkennen. Ich kann mir das sogar auf Länder- und gar Staatsebene vorstellen. Vorausgesetzt es handelt sich um gleiche Sprache, gleichen Kulturkreis usw.
Der Zweck der Übung ist entscheidend und nicht ob man mal, mitunter auch zwangsweise, etwas mitmachen und gemeinsam weiterbringen muß.
Die liebe Natur z.B. zwingt uns permanent irgendetwas auf.
Und ich denke es macht wenig Sinn ständig alles nach seinem persönlichen Gusto verbiegen zu wollen.
Vielleicht sollte man eher mal darüber nachzudenken ob es auch durch geschmeidiges Einfügen in einen konstanten Fluß, in dem wir alle zwangsweise kollektiv mitschwimmen müssen, nicht am Ende für alle schneller geht.
Einfaches Beispiel:
Es nervt mich immer wieder wenn auf einem großen Parkplatz jeder fährt wie es ihm beliebt.
Wenn man sich auch dort an rechts vor links halten würde, was zweifellos einen durchschnittlich 150 m längeren Fahrweg bedeuten würde (Mein Gott ist das Benzin wieder teuer geworden!), dann würden die allseits beliebten Verklumpungen, vor allem am Freitagnachmittag und Sonnabendvormittag sich in erträglichen Grenzen halten.
Aber nein, ich habe Vorfahrt, ich habe es eilig, ich bin der Prinz von Pfefferminz, ich, ich.. und wieder ich.
Gerade beim alltäglichen Autofahren kann ich den, aus der verkorkten Flasche entwichenen, Geist der Freiheit immer wieder bewundern.
Nun wirst Du sicher einwenden: Was hat das mit Freiheit oder kollektivem Zwang zu tun?
Ich antworte Dir: Das große Bild besteht aus lauter kleinen Pixeln.
Übrigens, wenn sich jedermann nach dem berühmten Imperativ des Königsbergers verhalten würde, hättest Du ein lupenreines Zwangssystem, selbstverständlich auf freiwilliger Basis.
mfG
nereus
<center>
<HR>
</center> |
Taktiker
19.04.2002, 23:24
@ nereus
|
Treffend! |
Nereus, Du drückst es in ruhigen Worten hervorragend aus, wo ich beim zweiten Satz womöglich schön wieder ein Ei auf meinem Kopf braten könnte.:-)
Die kulturelle Freiheit war wohl selten größer als heute...die ökonomische Freiheit selten beschränkter als heute. Ein Paradoxon, an dem die Menschen zwangsläufig eingehen müssen.
Genau wie geschlagene Kinder (Unterdrückung) zur Unterdrückung schwächerer Altersgenossen neigen und dem Nächstschwächeren austeilen, ventilieren die ökonomisch Versklavten in unserem kapitalistischen System ihren Freiheitsmangel über die steigende Reklamation persönlicher Freiheit:
Wo sie sich am Arbeitsplatz aus Angst um den Verlust desselben vor Schiss zusammenkringeln (was absolut rational ist), spielen sie gern Fürst, wenn sie an der Stechuhr vorbeigeschritten sind (was ebenso folgerichtig ist)."Draußen" auf freier Wildbahn, wo die Luft rein ist, kopiert man das tagtäglich 8h (oder länger) Erlebte.
Dass man sich dann auch noch einem Kollektiv"unterordnen" (warum nicht: einordnen?) muß, ist dann ja die Zumutung überhaupt. Da man mit dem Staat noch keinen Sklavenvertrag abgeschlossen hat, hat der einem ja schon gar nichts zu sagen, schließlichist man in einer Demokratie ja Fürst.
<center>
<HR>
</center> |
Dimi
20.04.2002, 15:04
@ nereus
|
Re: Vorschlag zum schuldenfreien Staat - Nereus |
Lieber Nereus,
Du hast es natürlich prompt wieder in eine nicht zu übertreffende Sprache gebracht ;-)
>Lastschrift über.. Bonbons Marke:"Werthers Echte" >> Erhöhung MWSt.
>Lastschrift über.. Bonbons Marke:"Nimm Zwei >> Einführung Ã-kosteuer
Das wäre ja wunderbar! Wenn jede Staatsausgabe unmittelbar den Bürger belasten würde, würde er bei mancher Ausgabe nachhaken, ob sie nötig ist. Das würde auch dämpfend auf den Staatsanteil wirken.
Das Investieren auf Pump verhinderte oft solches Nachhaken.
>Übrigens, einige Passanten haben gleich ein paar große Regentonnen mitgebracht.
Da fallen dann immer ganz viele Bonbons rein.
Und die schaffen es sogar das die eigentlich ihnen zustehende Abbuchung umgeleitet wird und zwar auf die Konten
derer die lediglich ihre Hände zum Auffangen benutzen.
Merkwürdigerweise echauffieren sich im Nachhinein aber die, welche mit Tonne kamen, zumeist lautstärker über die
Bonbonverteiler als die, die ohne kamen.
Die sind schlecht drauf wegen der vielen Bonbons (Übelkeit, Zahnfäule etc.) ;-)
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
<center>
<HR>
</center> |
Dimi
20.04.2002, 15:27
@ R.Deutsch
|
Re: Kater vor dem Rausch vs. Trust Yourself - Reinhard |
Lieber Reinhard
>Ich will an den Egoismus der Menschen appellieren, dass sie versuchen ihr Vermögen, die Früchte Ihrer Lebensarbeit zu retten. Das können sie, indem sie aus dem Staatsgeld herausgehen (Anleihen, Renten, Versicherungen etc. verkaufen)
Die Leute kauften aber Staatsanleihen und werden es wieder tun.
>Du willst eine weitere Behörde schaffen, welche die anderen Behörden kontrolliert. Das haben wir reichlich und das funktioniert nicht.
Nein! Mein Ziel ist ein doppelter Regelkreis, auf den Staatskredit und auf den Staatsanteil wirkend:
a.) Kreditbegrenzung durch unabhängiges, staatsinternes Instrument
b.) Folglich ist jede zusätzliche Ausgabe mit einer Steuerhöhung verbunden, weshalb der Bürger sofort bremst.
Dann entscheidet der Bürger, ob er lieber viel günstigen Sprit hat und Schlammpisten, oder wenig Sprit auf zehnspurig ausgebauten Autobahnen. Wahrscheinlich läßt sich ein guter Kompromiß finden.
Entscheidend ist, daß die Folgen jeder Entscheidung sofort gespürt/gebucht werden.
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
<center>
<HR>
</center> |
Dimi
20.04.2002, 15:37
@ Popeye
|
Re: Vorschlag zum schuldenfreien Staat anstelle Privatgeldes - Popeye |
>Dimi, ich bin bei DIR, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde, weil der Schuldenabbau endlos dauern wird; und das ja auch nur wenn die Zinszahlungen nicht schon vor Abbau der Schulden den Staatsbankrott erzwingen!
Für diesen Fall machen wir uns schon jetzt Gedanken für die Zeit danach, die dann ein besseres Geld verdient hat.
Gruß, Dimi
<center>
<HR>
</center> |
silvereagle
20.04.2002, 16:40
@ Dimi
|
@Dimi |
Hallo Dimi,
> a.) Kreditbegrenzung durch unabhängiges, staatsinternes Instrument
>b.) Folglich ist jede zusätzliche Ausgabe mit einer Steuerhöhung verbunden, weshalb der Bürger sofort bremst.
Dass dies eine gehörige Verbesserung für uns Nettozahler darstellt, ist unbestritten. Aber es verursacht mir ein gehöriges Unbehagen, mich in die"Klasse der Nettozahler" einordnen zu müssen, um dies so sehen zu können. Mal sehen, ob ich dieses Unbehagen anschaulich ausdrücken kann.
Du schreibst weiter:
> Dann entscheidet der Bürger, ob er lieber viel günstigen Sprit hat und Schlammpisten, oder wenig Sprit auf zehnspurig ausgebauten Autobahnen.
Ja, das wäre doch was! JEDER Bürger entscheidet selbst, wofür er sein Geld ausgibt. Bravo!
Aber sogleich folgt die Ernüchterung:
> Wahrscheinlich läßt sich ein guter Kompromiß finden.
>Entscheidend ist, daß die Folgen jeder Entscheidung sofort gespürt/gebucht werden.
Also alle in einen Topf ("Geht ja gar nicht anders, war immer so, wir kennen nichts anderes, was will man machen"). Zwangskollektivierung ohne Ende. Hauptsache"gemeinsam", Zwang bereitet uns kein Kopfzerbrechen. Solange ihn nur die Richtigen ausüben. Gleichwertigkeit ist eben eine Illusion, welche es auch gar nicht verdient, als solche aufgedeckt zu werden.
:-((
Hab ich es verständlich ausgedrückt, mein Unbehagen?
Gruß, silvereagle
<center>
<HR>
</center> |
R.Deutsch
20.04.2002, 18:08
@ Dimi
|
Re: Staatsanleihen kaufen - ehe der Staat sie für Euch kauft |
Lieber Dimi,
auf meinen Satz:
>Ich will an den Egoismus der Menschen appellieren, dass sie versuchen ihr Vermögen, die Früchte Ihrer Lebensarbeit zu retten. Das können sie, indem sie aus dem Staatsgeld herausgehen (Anleihen, Renten, Versicherungen etc. verkaufen) antwortest Du:
Die Leute kauften aber Staatsanleihen und werden es wieder tun.
Ja, das stimmt wohl. In Argentinien brauchen sie diese Entscheidung schon gar nicht mehr selbst zu treffen. Dort wandelt der Staat gleich selbst die Ersparnisse in Staatsanleihen um. Ich nehme mal an, dass uns der Staat hier auch bald die Entscheidung auf diese Weise erleichtert.
Frohes Sparen wünscht
RD
<center>
<HR>
</center> |
Dimi
20.04.2002, 20:54
@ silvereagle
|
Re: @Dimi - Silvereagle |
Hallo Silvereagle,
>> Dann entscheidet der Bürger, ob er lieber viel günstigen Sprit hat und Schlammpisten, oder wenig Sprit auf zehnspurig ausgebauten Autobahnen.
>Ja, das wäre doch was! JEDER Bürger entscheidet selbst, wofür er sein Geld ausgibt. Bravo!
Das gibt es nicht in einer Gemeinschaft, gab es nie und wird es nie geben. Zumindest kenne ich kein Volk, bei dem sich jeder seine eigene Straße baut.
>> Wahrscheinlich läßt sich ein guter Kompromiß finden.
>>Entscheidend ist, daß die Folgen jeder Entscheidung sofort gespürt/gebucht werden.
>Also alle in einen Topf ("Geht ja gar nicht anders, war immer so, wir kennen nichts anderes, was will man machen"). Zwangskollektivierung ohne Ende.
Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Du hättest Dir eine andere Art aussuchen sollen, als deren Teil Du geboren wirst.
>Hauptsache"gemeinsam", Zwang bereitet uns kein Kopfzerbrechen. Solange ihn nur die Richtigen ausüben. Gleichwertigkeit ist eben eine Illusion, welche es auch gar nicht verdient, als solche aufgedeckt zu werden.
>:-((
>Hab ich es verständlich ausgedrückt, mein Unbehagen?
Nein ;-)
Gruß, Dimi
Ps.: Staatsanteil und Geld sind zwei paar Stiefel. Geringererer Staatsanteil wäre wünschenswert, gutes Geld ist ein Muß.
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
<center>
<HR>
</center> |