Ricoletto
21.04.2002, 11:54 |
Definitionsfrage (VWL) Was bedeutet Gold-Devisen-Standard? (owT) Thread gesperrt |
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Dimi
21.04.2002, 14:24
@ Ricoletto
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Re: Definitionsfrage (VWL) Was bedeutet Gold-Devisen-Standard? |
Goldtransport kostet, und Gold bringt keine Zinsen. Deswegen gingen Zentralbanken (bzw. vergleichbare Institutionen) zunehmend dazu über, Forderungen zu halten (ursprünglich meist in Pfund) und zu übertragen, die in Gold eintauschbar waren (1913 ca. 15%, 1929 ca. 25%; 1929 spricht man von Gold-Devisenstandard).
Menschen halten, von Panikzeiten abgesehen, lieber Forderungen auf Gold als Gold. 1913 war Nicht-Gold-M2 (also ohne Anleihen!) weltweit etwa zehnmal so groß wie der Wert allen Goldes (Bordo/Schwartz).
Gruß, Dimi
<ul> ~ Zyklischer Bärenmarkt? -> www.seasonalcharts.com</ul>
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R.Deutsch
21.04.2002, 16:46
@ Dimi
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Re: Nicht ganz - lieber Dimi |
Was Du beschreibst ist der Goldstandard. Unter Gold-Devisenstandard versteht man eine Leitwährung (Devise), die ihrerseits in Gold umgetauscht werden kann. Die Amerikaner hatten sich nach 1945 verpflichtet, ihre Dollar jederzeit in Gold umzutauschen. Internationaler Standard wurde die Devise Dollar (Leitwährung), mit Umtauschverpflichtung. Als es dann wirklich ans Umtauschen ging (weil Amerika über seine Verhältnisse lebte) hat Amerika 1971 kurzerhand bankrott erklärt, d.h. seine Verpflichtung (zum Umtausch) nicht erfüllt.
Man sagt allerdings nicht Amerika habe bankrott erklärt, sondern der Goldstandard sei zusammengebrochen. Empfehle ich allen Bankrotteuren, von Schneider über Schmieder bis zu Kirch, nicht zu sagen, sie hätten bankrott gemacht, sondern das Finanzsystem sei zusammengebrochen.
Gruß
R
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Dimi
21.04.2002, 17:23
@ R.Deutsch
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Re: Nicht ganz - lieber Dimi |
>Was Du beschreibst ist der Goldstandard.
Mißverständnis?
Du:"Unter Gold-Devisenstandard versteht man eine Leitwährung (Devise), die ihrerseits in Gold umgetauscht werden kann."
Ich:"Forderungen zu halten (ursprünglich meist in Pfund) und zu übertragen, die in Gold eintauschbar waren"
So groß ist der Unterschied zwischen Eintauschen und Umtauschen doch auch nicht ;-)
Man teilt meist so ein:
1879-1914: Klassischer Goldstandard (Gold, Pfund-lastig)
Zwischenkriegszeit: Gold-Devisenstandard (Pfund, Dollar, z.T. auch Gold)
Nach WKII: Bretton Woods Gold-Devisenstandard (Dollar, z.T. Gold)
Nach 1971: Dollarstandard (Dollar, Luft-lastig)
Nach 200x: Privatgeldstandard (Gold, Silber, Ziegenkäse und Gogos) ;-)
Gruß, Dimi
<ul> ~ ww.seasonalcharts.com</ul>
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Ricoletto
21.04.2002, 17:45
@ Dimi
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Hintergrund der Frage ist der Satz in einem aktuellen VWL-Lehrbuch... |
wörtlich:
"In der Bundesrepublik Deutschland ist der Gold-Devisen-Standard Grundlage der Deckung des Geldumlaufes.
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Dimi
21.04.2002, 18:57
@ Ricoletto
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Re: Hintergrund... aktuellen VWL-Lehrbuch - Was ist aktuell für Dich? 1965? ;-) |
>"In der Bundesrepublik Deutschland ist der Gold-Devisen-Standard Grundlage der Deckung des Geldumlaufes.
Was auch immer der Autor sagen will, man spricht seit 1971 nicht mehr von einem Gold-Devisen-Standard.
Gruß, Dimi
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Diogenes
22.04.2002, 12:18
@ Dimi
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Re: Definitionsfrage (VWL) Was bedeutet Gold-Devisen-Standard? |
Hi Riccoletto,
Über Definitionen läßt sich trefflich streiten. Unter dem Gesichtspunkt der Deckung unterscheidet man folgende Goldstandars:
~ Goldhinterlegungsstandard: Die Noten sind zu 100% durch Gold gedeckt.
~ Goldmindestreservestandard: Die Noten sind zu einem Teil durch Gold gedeckt (historisch mind. 40 %)
~ Golddevisenstandard: Die Noten sind - ganz oder zu einem Teil - durch Gold und goldgedeckte Deviesen (=Goldschuldverschreibungen!)"gedeckt". Historisch hat es nur die Teildeckung gegeben. Das System ist eine Notlösung, weil instabil. Es ist kein Goldstandard im Egentlichen Sinn, weil Noten (schuldverschreibungen) durch andere Noten gedeckt werden (vgl. Fiat Money)
~ Goldbarrenstandardstandard: Noten sind ganz oder teilweise durch Gold gedeckt. Die Einlösung der Noten ist aber nur im Großen möglich. (z.B nur noch kg werdena bgegeben, aber keine Unzen, 1/4 Unzen,...) Historisch hat es auch hier nur die Teildeckung gegeben. Das ganze ist auch nur eine Notlösung, um die einlösung der Noten zu erschweren/verhindern. Also kein Goldstandard im eigentlichen Sinn. Man kann die Choose dann noch mit dem Golddevisenstandard micschen (wie in den 20ern des 20. Jhd.) und das Chaos ist vorprogrammiert.
Das Ganze kann man dann auf zwei (Bimetall-XY-Standard) und mehrer (Polymetall-XY-Standrard) Währungsmetalle übertragen.
Gruß
Diogenes
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Diogenes
22.04.2002, 12:24
@ Diogenes
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Korrektur *Mi...* |
Hi Riccoletto,
Über Definitionen läßt sich trefflich streiten. Unter dem Gesichtspunkt der Deckung unterscheidet man folgende Goldstandards:
~ Goldhinterlegungsstandard: Die Noten sind zu 100% durch Gold gedeckt.
~ Goldmindestreservestandard: Die Noten sind zu einem Teil durch Gold gedeckt (historisch mind. 40 %)
~ Golddevisenstandard: Die Noten sind - ganz oder zu einem Teil - durch Gold und goldgedeckte Deviesen (=Goldschuldverschreibungen!)"gedeckt". Historisch hat es nur die Teildeckung gegeben. Das System ist eine Notlösung, weil instabil. Es ist kein Goldstandard im Egentlichen Sinn, weil Noten durch andere Noten (Schuldverschreibungen) gedeckt werden (vgl. Fiat Money)
~ Goldbarrenstandard: Noten sind ganz oder teilweise durch Gold gedeckt. Die Einlösung der Noten ist aber nur im Großen möglich. (z.B nur noch kg werden abgegeben, aber keine Unzen, 1/4 Unzen,...) Historisch hat es auch hier nur die Teildeckung gegeben. Das ganze ist auch nur eine Notlösung, um die Einlösung der Noten zu erschweren/verhindern. Also kein Goldstandard im eigentlichen Sinn. Man kann die Choose dann noch mit dem Golddevisenstandard mischen (wie in den 20ern des 20. Jhd.) und das Chaos ist vorprogrammiert.
Das Ganze kann man dann auf zwei (Bimetall-XY-Standard) und mehrere (Polymetall-XY-Standrard) Währungsmetalle übertragen.
Gruß
Diogenes
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