Aldibroker
21.04.2002, 23:04 |
Schuldenfalle Thread gesperrt |
PANORAMA Nr. 612 vom 18.4.2002
Wem gehört Deutschland?
Die Profiteure der Staatsverschuldung
Anmoderation Anja Reschke:
Beim Baukonzern Holzmann war’s im März so weit, das Luft- und Raumfahrtunternehmen Dornier, der Papierkonzern Herlitz und der Medienmogul Kirch folgten im April. Alle mussten Insolvenz anmelden. 2002 - das Jahr der Rekordpleiten. Wer betroffen ist, ist verzweifelt, wer nicht betroffen ist, ist froh, es nicht zu sein. Dabei sind wir eigentlich alle verschuldet, und zwar heillos, mit einer unvorstellbar hohen Summe von 1 Billion Euro - das sind ganz nebenbei bemerkt schon mal Tausend Milliarden. Dann noch weitere 226 Milliarden obendrauf und noch ein paar Millionen hinterher. Denn die Bundesrepublik Deutschland selbst steht am tiefsten in der Kreide. Aber bei wem eigentlich? Das ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Wer wissen will, wem diese Republik eigentlich wirklich gehört, tut sich schwer. Meine Kollegen sind der deutschen Schuldenspur gefolgt.
Kommentar:
Hans Eichel hat es eilig: In zwei Jahren will er Schluss machen mit der Schuldenpolitik seiner Vorgänger. Der Sparkommissar im Wettlauf gegen die rasende Staatsverschuldung. 10.000, 11.000, 12.000, 13.000 Euro. In den wenigen Sekunden, die Eichel morgens bis in sein Büro braucht, hat Deutschland schon wieder 80.000 Euro Schulden mehr. Deutschlands Schulden, eine unvorstellbare Summe: 1.226 Milliarden und viele Millionen Euro. Und sie tickt unbarmherzig weiter, die Schuldenuhr, die der Steuerzahlerbund aufgestellt hat.
0-Ton Hans Eichel:
(Bundesfinanzminister)
“Da tickt eine Zeitbombe, und das heißt, wir haben durch Schulden in der Vergangenheit einen Großteil unserer Zukunft verfrühstückt. Und deswegen können wir so nicht weitermachen.”
Kommentar:
Eine Nobeladresse im Frankfurter Norden. Hier sitzen die Leute, die Deutschlands Schulden managen. So effizient wie möglich Geld für den Bund beschaffen, die Aufgabe der Elitetruppe in der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH. Ganze sieben Händler jonglieren hier mit den Staatsmilliarden. Hat der Bund etwa am Morgen zu wenig Geld, um seine Rechnungen zu bezahlen, wird das kurzerhand besorgt: Schnellverschuldung.
0-Ton Thomas Weinberg:
(Chefhändler, Finanzagentur)
“Heute konkret war es zum Beispiel so, dass wir eine Summe von etwa vier Milliarden Euro im Markt aufnehmen mussten.
Interviewer:
“Also, die Bundesrepublik Deutschland braucht heute vier Milliarden Euro.”
Thomas Weinberg:
“Wir rufen an, und wenn der Kontrahent eben grade dieses Volumen zur Verfügung hat, dann versuchen wir uns auf einen Zinssatz zu einigen. Und dann ist das Geschäft gemacht, und das Geld fließt in unsere Kassen.”
Kommentar:
Geräuschlos und diskret werden Milliarden für Deutschland besorgt. Auch die schwindelerregenden Schuldensummen, die die Agentur auf dem Markt hin und her verschiebt, sind hier Alltag.
0-Ton Gerhard Schleif:
(Geschäftsführer, Finanzagentur)
“An diese Zahlen gewöhnt man sich, ob da drei Nullen mehr dranhängen oder drei Nullen weniger, das geht in Fleisch und Blut über, das lässt einen nicht mehr schlecht schlafen.”
Kommentar:
Auch nicht der Handel mit Schatzanweisungen, den langfristigen Schuldscheinen der Republik. Der Staat als Schuldner ist so begehrt, dass die Banken sich überbieten, um ihm Geld zu leihen.
0-Ton Gerhard Schleif:
“Wir haben heute zum Beispiel sechsmonatige Schatzanweisungen des Bundes verauktioniert. Das heißt. Wir bieten die einer bestimmten Bankengruppe an. Und wir wollten eigentlich fünf Milliarden aufnehmen, und die Banken haben uns Gebote für 17,3 Milliarden eingereicht.”
Kommentar:
Denn für sie kann der Staat nicht genug Schulden machen: Die Banken - Profiteure der Verschuldung. Für jeden Kredit kassieren sie Zinsen und Provisionen, jedes Jahr zig Milliarden Euro. Ein Bombengeschäft und ganz diskret abgewickelt.
Kein Wunder, dass die Liste der Gläubigerbanken nicht unbedingt an die Ã-ffentlichkeit soll. Denn ihnen gehört Deutschland. Ganz oben die Deutsche Bank, dann Morgan Stanley, Dresdner Bank, Merrill Lynch - die Crème de la Crème der internationalen Hochfinanz. Kreditsummen und Zinsgewinne werden gehandelt wie Staatsgeheimnisse, Interviewanfragen zwecklos. Die Deutsche Bank: kein Kommentar. Die Dresdner Bank: kein Kommentar. Die Commerzbank: kein Kommentar. Die Banken kassieren, Eichel zahlt, der Steuerzahler haftet.
0-Ton Hans Eichel:
(Bundesfinanzminister)
“Das machen wir jetzt seit über dreißig Jahren, zahlen auch nichts zurück. Wenn ein Kredit fällig wird, wird ein neuer aufgenommen, um den alten abzulösen.”
Kommentar:
Die Chronik der Schuldenmacher:
1971. Der letzte Aufstand der Anständigen. Bundesfinanzminister Möller tritt zurück. Der Grund: In zwei Amtsjahren ganze drei Milliarden Euro neue Schulden. Der Neue hält es nur ein Jahr aus. Karl Schiller sagte damals, er könne keine Politik machen unter dem Motto “Nach mir die Sintflut”. Rücktritt wegen zwei Milliarden Neuverschuldung.
1972. Der Nachfolger hatte weniger Skrupel: Finanzminister Helmut Schmidt machte fünf Milliarden Euro Schulden - und wurde Kanzler. Die Gesamtschulden von Bund, Ländern und Gemeinden damals: 91 Milliarden Euro.
1974. Mit ihm ging die Schuldenparty richtig los: Hans Apel. Sorglos und unbekümmert der Aufbruch in den Schuldenstaat. Finanzminister Apels Bilanz nach vier Jahren: 33,5 Milliarden Euro Neuverschuldung.
1978. Hans Matthöfer, der nächste Finanzminister, sorgt für noch verrücktere Schuldenrekorde. 56 Milliarden Euro Miese. Sein Kanzler: Helmut Schmidt. Und die CDU versprach, alles besser zu machen
Wahlspot:
“Lassen Sie uns den SPD-Staat stoppen.”
0-Ton Gerhard Stoltenberg:
“Mit der hemmungslosen Schuldenmacherei der Regierung Schmidt/Genscher kann es so nicht weitergehen.”
Kommentar:
CDU-Wahlsieg: Stoltenberg war nun selbst Kassenwart. Vorher große Worte und dann doch wieder neue Schulden: 75 Milliarden.
1989. Theo Waigel und die deutsche Einheit - natürlich kreditfinanziert. Die Schulden explodierten: Waigels Horrorbilanz: 428 Milliarden Euro neue Schulden.
1998 standen Bund, Länder und Gemeinden mit über 1,1 Billionen Euro in der Kreide. Heute sind es schon wieder 100 Milliarden mehr. Und auch in diesem Jahr macht Hans Eichel wieder neue Schulden: rund 21 Milliarden Euro nur für den Bundeshaushalt.
Bad Homburg, eine Idylle. Hier wird über Eichels Schulden Buch geführt, in der Bundeswertpapierverwaltung. Schuldenverwaltung hieß die Behörde bis vor kurzem, doch das klang zu negativ. Überhaupt war früher vieles anders: Die Schulden wurden noch mit Tinte in dicke Folianten eingetragen. Das Schuldbuch aus einer Zeit, als die Staatsverschuldung noch zwischen zwei Buchdeckel passte. Heute ist der horrenden Schuldensumme nur noch mit Großrechnern beizukommen. Das Schuldbuch 2002 - eine Computerdatei. Und die Post an die Gläubiger muss schneller produziert werden, um mit der Verschuldung Schritt zu halten. Schuldscheinquittungen im Sekundentakt. Auch in Bad Homburg sind Deutschlands Schulden grauer Alltag.
0-Ton Knut Kage:
(Präsident, Bundeswertpapier-Verwaltung)
“Wir streben keine höhere Bundesschuld an, etwa um Arbeitsplätze hier zu halten. Wir haben genug andere Aufgaben. Wir wollen ordentlich und flexibel weiterarbeiten.”
Kommentar:
Ordentlich und flexibel in die Pleite. Viel Zeit bleibt Eichel nicht, um die Wende noch zu schaffen. Denn so bankrott ist der Staat: 752 Milliarden Euro hat sich allein der Bund seit 1980 geliehen. Das Geld wurde komplett gefressen von den 903 Milliarden Euro Zinsen, die er für diese Kredite zahlen musste.
0-Ton Wolfgang Kitterer:
(Schuldenexperte Universität Köln)
“Die Schulden werden immer höher sein, auf Dauer, als das, was man sich durch Kredite erkauft hat. Das heißt, es ist ja jetzt auch schon festzustellen, dass die Defizite, die man macht, auf Dauer nicht ausreichen können, um die Zinslast abzudecken. Was bedeutet das wiederum? Dass man zusätzliche Zinslasten wiederum über Steuern finanzieren muss. Also resultiert aus der Staatsverschuldung letztlich nur eine höhere Steuerlast. Man hat niemandem etwas Gutes getan, es sei denn den Wertpapierhaltern.”
Kommentar:
Eichel, der Schuldenkiller? Tatsächlich ist sein Sparprogramm nur ein ganz bescheidener Anfang. Denn das ist Deutschlands Schuldenberg: 1.200 Milliarden Euro. Was Eichel einsparen will, ist lediglich die Neuverschuldung - derzeit ganze 42 Milliarden. Vom Abbau des gigantischen Schuldenberges ist noch gar nicht die Rede.
Jetzt hat Eichel versprochen, spätestens 2006 keinen Cent neue Schulden mehr zu machen. Doch ein Hintertürchen hält auch er sich noch offen.
0-Ton Interviewer:
“Sie legen Ihre Hand dafür ins Feuer, dass es 2006 eine Null gibt?”
Hans Eichel:
“Wir setzen alles daran. Alles, was wir tun können, tun wir. Was Sie nie im Griff haben, ist die Weltkonjunkturentwicklung. Wenn es eine große Rezession gibt, sieht natürlich die Welt anders aus.”
Kommentar.
Der Schuldenuhr ist die Konjunktur egal, sie tickt unerbittlich weiter.
0-Ton Friedrich Halstenberg:
(ehem. Finanzminister NRW)
“Es ist auch durchaus möglich, dass wir unsere Staatsfinanzen ganz zu Grund richten. Noch ein, zwei Jahrzehnte weiter in dieser Musik, dann gibt es einen anderen Staat.”
Bericht: Jochen Graebert, Max von Klitzing, Stephan Stuchlik
Schnitt: Stefanie Blasch, Charlotte Steiner
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Aldibroker
21.04.2002, 23:07
@ Aldibroker
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Was daran kritisiert werden sollte |
Schon der Beginn lösen die tendenziösen Schreiber mit der Bemerkung - wem gehört Deutschland und die Profiteure von... - Sozialneid aus, ist das die eigentliche Zielrichtung des Artikels?
Die Aussage, das wir alle eigentlich heillos verschuldet sind, ist so wieder Polemik, denn die Summe von 1,226 Billionen geteilt durch jeden Einwohner macht wohl kaum mehr als 15T€ Schulden je Bundesbürger. Das heillos erweist sich also eher als der durchschnittliche Verdienst von 3 Monaten. Jeder Häuslebauer kann über diese Zahl nur lachen.
Natürlich wollen wir davon runter und wenn der Eichel große Worte gebraucht, möchte er nur die Begehrlichkeiten der Fachressorts zurückdrängen und wenn der Eichel an einem Tag mal 4 Mrd. € braucht, ist es in etwa das gleiche, als wenn jeder Bundesbürger sich mal einen 50€-Schein von der Bank holt.
Das die Banken die Profiteure der Verschuldung sind, ist auch zu plump, denn sie sind häufig auch nur Vermittler gegen Provision, die Zinsen kassieren Du und ich. Jeder der Staatsanleihen kauft, erhält dafür die Zinsen, nicht die abwickelnde Bank. Dann kommt sogar eine glatte Lüge, denn Kreditsummen und Zinsgewinne werden nicht wie Staatsgeheimnisse gehütet, sondern Quartalsweise der interessierten Ã-ffentlichkeit und den Aktionären offengelegt.
Die Chronik finde ich gut, denn hier wird statt Polemik, Sozialneid, Bankenhass wieder mehr informiert. Der Hinweis, das Schuldenmacher keine anständigen Menschen sein, ist aber völlig deplaziert. Damit werden alle Hypothekenschuldner etc. mit verunglimpft.
Wenn wir mal allein den Zinseszinseffekt von 6% durchschnittlich seit 1970 in einer Abzinsung berücksichtigen, relativiert sich auch wieder einiges. Denn sicher 1,266 Billionen heute auf das Jahr 1970 abgezinst keine 200 Mrd. mehr. Wer es nicht glaubt, kann selbst mal seine Mathekenntnisse auffrischen. Damit ist der Staat weder 1970 noch heute pleite, sondern lediglich mit 1,266 Billionen verschuldet.
Wer immer davon spricht, dass dies ein Verbrechen an den künftigen Generationen ist, sollte mal bedenken, was unsere Urgroßelter, Großeltern oder Eltern mitgebracht haben, als sie anfingen und welche unvorstellbaren Erbsummen heute auf die kommenden Generationen übergewälzt werden. Schon allein aus einer veränderten Erbschaftssteuerregelung ließe sich das Loch bequem finanzieren. Unsere Kinder wären schuldenfrei und könnten wie ihre Vorfahren lernen, aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen.
Im Prinzip sind die Schulden in den 70er Jahren entstanden und dann nur aufgezinst worden. Heute sind wir schon zögerlicher, wenn es gilt, eine mögliche Rezession mit Gedanken von Keynes zu bekämpfen, also ich sehe uns auf einen verbesserten Weg. Gut ist er in der Tat erst, wenn wir schuldenfrei sind. Aber das bekommen wir in den nächsten 30 Jahren sicher auch noch hin.
Gruß Aldi
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JÜKÜ
21.04.2002, 23:11
@ Aldibroker
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Re: Was daran kritisiert werden sollte / Dein Ernst? mT |
>Damit ist der Staat weder 1970 noch heute pleite, sondern lediglich mit 1,266 Billionen verschuldet.
Er ist längst insolvent, aber er bilanziert ja nicht.
>Gut ist er in der Tat erst, wenn wir schuldenfrei sind. Aber das bekommen wir in den nächsten 30 Jahren sicher auch noch hin.
>Gruß Aldi
Klar, per Staatsbankrott. Dann sind die Schulden weg.
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rodex
21.04.2002, 23:28
@ Aldibroker
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Re: Was daran kritisiert werden sollte |
>Die Aussage, das wir alle eigentlich heillos verschuldet sind, ist so wieder Polemik, denn die Summe von 1,226 Billionen geteilt durch jeden Einwohner macht wohl kaum mehr als 15T€ Schulden je Bundesbürger. Das heillos erweist sich also eher als der durchschnittliche Verdienst von 3 Monaten. Jeder Häuslebauer kann über diese Zahl nur lachen.
Das Problem ist, dass unter den 80 Millionen Bundesbuergern verdammt viele Leute sind, deren Vermoegen fast ebensoviele Schulden gegenueberstehen. Ausserdem viele Kinder, junge Leute, die erst gar kein Vermoegen angehaeuft haben. Ich behaupte, die Leute, welche ihren 15T€-Anteil mal eben aufbringen koennten, sind in der Minderheit. Und da sie in der Minderheit sind, muessten sie vielleicht das 3 oder 4-fache tragen. Und ich behaupte weiter, wenn der Staat anfangen wuerde, von jedem dieses Geld einzusammeln, dann wuerden viele eben dieser Leute ihr Vermoegen ganz schnell verschwinden lassen. Weil sie es ungerecht finden, all die Nicht-Vermoegenden beim Staat mit abzuloesen. Und schon haben wir eine Situation wie in Argentinien, wo viele nichts haben, und die was haben, haben es ins Ausland verfrachtet. Unser Wohlstand ist nichts als eine truegerische Illusion.
Rodex
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Turon
22.04.2002, 03:07
@ Aldibroker
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Vieles davon ist leider falsch |
>Schon der Beginn lösen die tendenziösen Schreiber mit der Bemerkung - wem gehört Deutschland und die Profiteure von... - Sozialneid aus, ist das die eigentliche Zielrichtung des Artikels?
>Die Aussage, das wir alle eigentlich heillos verschuldet sind, ist so wieder Polemik, denn die Summe von 1,226 Billionen geteilt durch jeden Einwohner macht wohl kaum mehr als 15T€ Schulden je Bundesbürger. Das heillos erweist sich also eher als der durchschnittliche Verdienst von 3 Monaten. Jeder Häuslebauer kann über diese Zahl nur lachen.
Zunächst mal ein Grundsatz: wir können definitiv nicht - in einem Land, wo das Lohngefälle mittlerweile von Durchschnitssmillionär zu 6000 € Jahresverdiener reicht - wobei die letzte Gruppe gut gerne sehr stark sein durfte - sich nicht auf staatlich erstellte Statistiken verlassen.
Schulden haben immer ein gewisses ABER. Und das ABER bedeutet: wenn wir anfangen, diese abzuzahlen - wie auch immer - hat das tiefgreifende Auswirkungen auf aktuelle Wirtschaftslage. Das bedeutet - vorausgesetzt der Fall, alle verdienen im Schnitt 5000€ pro Monat - daß in diesem sagenhaften Jahr
eine Schrumpfung des Konsums um 25% mind. ansetzen würde.
Selbst auf einen Zeitraum von 30 Jahren umgerechnet würde es zu Schwächung der Gesamtleistung der Wirtschaft kommen.
Weiterhin - die Staatsverschuldung ist nicht etwa die alleinige Verschuldung
der Bundesburger - sie haben auch ihre eigene Schulden, die ganz klar nicht ohne sind.
>Natürlich wollen wir davon runter und wenn der Eichel große Worte gebraucht, möchte er nur die Begehrlichkeiten der Fachressorts zurückdrängen und wenn der Eichel an einem Tag mal 4 Mrd. € braucht, ist es in etwa das gleiche, als wenn jeder Bundesbürger sich mal einen 50€-Schein von der Bank holt.
>Das die Banken die Profiteure der Verschuldung sind, ist auch zu plump, denn sie sind häufig auch nur Vermittler gegen Provision, die Zinsen kassieren Du und ich. Jeder der Staatsanleihen kauft, erhält dafür die Zinsen, nicht die abwickelnde Bank. Dann kommt sogar eine glatte Lüge, denn Kreditsummen und Zinsgewinne werden nicht wie Staatsgeheimnisse gehütet, sondern Quartalsweise der interessierten Ã-ffentlichkeit und den Aktionären offengelegt.
Nein definitiv nicht. Zunächst einmal ist es keineswegs so einfach, eben mal
die 4 Millarden € so zu sehen, wie die 50 € die sich jeder Bundesbürger holt.
Eichels 4 Milliarden dienen nicht komplett etwa zu den üblichen Staatsausgabendeckung, sondern schlicht und einfach - ein Bärenteil davon ist eigentlich wieder Extraverschuldung - wegen der nicht erbrachter bzw. verdienter Leistung.
>Die Chronik finde ich gut, denn hier wird statt Polemik, Sozialneid, Bankenhass wieder mehr informiert.
Vollkommen zu Recht, meine ich. Ich erinnere daran, daß eben diese Banken es fertig gebracht haben mit großen Tamtam den Bürgern zu suggerieren, daß sich der Einstieg in künftige Pennystocks lohnen kann. Die Banken und Niemand anders waren die echten Profiteure der Hausse, der Zahler war eben der Bürger der sich
eine Aktie der Intershop oder EMTV AG kaufte. Da man wohl annehmen darf, daß dort wahrhaftige Spezialisten sitzen, für die Bilanzen kein Fremdwort ist -
und wo man klar sagen muß - daß eben diese Banken sämtliche Transaktionen
einer Firma sehr wohl transparent vor Augen haben - muß man den Banken arglistige Täuschung - ohne wenn und aber vorwerfen.
Sie steckten Milliarden in schlechte Ideen, und sanierten sich als Gläubiger
am Börsengang und Emission wie Firmenanleihen. Daß da keiner was gewußt hat -
daß kann man ja vielleicht paar Staatsgläubigern verkaufen - aber nicht mir.
Zumal man ganz klar sagen muß - jeder von uns weiß, wie es eine Bank mit
Kreditbesicherung so handhabt.
Was damit überhaupt bezweckt wurde ist leicht zu beziffern. Im Jahre 2000
setzte in Deutschland noch nie dagewesene Schwächung des privaten Konsums.
Die Folgen davon wird mindestens 30 Jahre lang danach immer noch zu tragen.
Der Hinweis, das Schuldenmacher keine anständigen Menschen sein, ist aber völlig deplaziert. Damit werden alle Hypothekenschuldner etc. mit verunglimpft.
>Wenn wir mal allein den Zinseszinseffekt von 6% durchschnittlich seit 1970 in einer Abzinsung berücksichtigen, relativiert sich auch wieder einiges.
Dieser Hinweis Schulden aufzubauen ist in der Tat schlecht interpretiert.
Um in heutiger Welt überhaupt wirtschaftlich zu wachsen, braucht man bereits
mit hervorragender Idee eine Menge Kapital nur für Werbung.
Dennoch: man muß klar sagen: es gibt Schuldner und Schuldner. Die einen
gingen volles Risiko ein - und landeten auf der Fresse, die anderen haben sich
zunächst ein großes Polster aufgebaut - wie Häuslebauer - und auch hier steht es
anbetracht der Konsequenzen der Börsenblase in den Sternen, ob sie überhaupt
jemals tatsächlich schuldenfrei werden.
Wenn die Bundesrepublik jetzt plötzlich anfängt zu sparen um Schulden abzubauen,
setzt sie genau dort an wo sie nicht sollte. Deutschland hat jetzt überhaupt gar keine andere Wahl mehr, als neues Produktdenken zu entwickeln, nicht nur pünktlich und gut, sondern überragend und im Preis für die Welt konkurrenzlos.
Und seien wir doch mal ehrlich: da muß USA immer noch als Käufer bei den anderen
auftreten - wobei sie offenbar klar zu konsolidieren versucht.
Für uns ist das wie der Nagel zum Sarg.
Denn sicher 1,266 Billionen heute auf das Jahr 1970 abgezinst keine 200 Mrd. mehr. Wer es nicht glaubt, kann selbst mal seine Mathekenntnisse auffrischen. Damit ist der Staat weder 1970 noch heute pleite, sondern lediglich mit 1,266 Billionen verschuldet.
Und? die Verschuldung läßt seinen Ausmaß nicht etwa an der bloßer Zahl erkennen. Ein Blick auf die demografische Struktur Deutschlands ist der echte
Gespenst - der Schatten eines gewaltigen Pleitegeier der gerade seine 99-iste
Umrundung in der Luft macht.
Weit und breit werden nicht nur Betriebe einfach in den Ausland umgesiedelt;
Da gibt es auch noch Menschen, die zwar gerne die Firma in jüngere Hände abgeben
würden, doch es finden sich keine Nachfolger.
Dazu sind die Probleme längst nicht so einfach wie man gerne glaubt. Bliebe
es bei den Beschäftigungszahlen von heute, noch sagen wir 10 Jahre, würden
Deutschland etwa 5 Millionen Arbeitsplätze fehlen. Unsere Bevölkerung altert.
Du kannst also davon klar ausgehen, daß die Verschuldung Deutschlands derzeit
noch rosig aussieht. Aber bald werden wir Rentnergesellschaft, die erstens gar nichts konsumiert - schlimmer noch, sie träumt von ewigen Leben.
Die echte Kostenlavine in Germany rollst erst richtig los, denn um diese Menschen zu unterhalten brauchen wir ein wirtschaftswunder, das im Ausmaß
und Stärke das erste Wunder um das 5fache wohl übertrifft.
Das bedeutet, Deutschland muß endlich anfangen zu investieren, und dazu muß sie auch noch Arbeitsplätze erst Recht schaffen. Pi mal Auge müßten wir das Kunstück schaffen, permanentes Wirtschaftswachstum um 5% pro Jahr innerhalb
den nächsten 30 Jahren zu schaffen um die Rentner, Ausbildungskosten für
Kinder überhaupt tragen zu können.
Zynisch gesagt: wer heutzutage nach Deutschland kommt ist viel schlechter
dran, als ein"arabischer Pilot" über New York in gekidnappter Maschine.
>Wer immer davon spricht, dass dies ein Verbrechen an den künftigen Generationen ist, sollte mal bedenken, was unsere Urgroßelter, Großeltern oder Eltern mitgebracht haben, als sie anfingen und welche unvorstellbaren Erbsummen heute auf die kommenden Generationen übergewälzt werden.
Die Ausgangslage für Deutschland nach dem Krieg, war der perfekte Boden
für Wachstum. Feind im Osten, der zugleich für Kapitalismus potentieller
Eroberungsraum war. Ich wage zu bezweifeln, daß wenn zum Beispiel Frankreich
die Westgrenze zu den Osten wäre, daß es überhaupt möglich wäre, daß sich
der Umschwung in Osten so einfach vollzieht.
Doch so? Ich möchte an der Stelle auch anmerken - daß auch die DDR (neben vielleicht Jugoslavien in dem Sinne das Vorzeigemodell des"real existierenden" Sozialismus gewesen ist. Wenn man so Ostpolen in Auge hat, oder Rumänien/Bulgarien, oder gar das tiefste Rußland - so hat das ganz anders ausgesehen, nämlich noch viel schlimmer. Die Deutschen hatten riesiges Glück:
1949 setzte man sie als die Brechstange gegen den Kommunismus, investierte
und ließ man Kredite springen. Doch jetzt hat Deutschland drum herum nur noch Freunde.
Ein altes Sprichwort aus China sagt: der Krieg ist Vater aller Dinge.
Die Bundesrepublik hat diesen Krieg bis zur Wiedervereinigung geführt.
Doch jetzt gibt es keine Feinde mehr. Das Schicksal der Bundesrepublik
ist damit besiegelt - es wird genau der gleiche sein, wie das Schicksal
aller Länder, die von Amerikanern davor unterstützt haben (in zweiten Weltkrieg).
Schon allein aus einer veränderten Erbschaftssteuerregelung ließe sich das Loch bequem finanzieren. Unsere Kinder wären schuldenfrei und könnten wie ihre Vorfahren lernen, aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen.
Ein gesunder verschuldeter Staat braucht keine Neuregelungen der Steuern,
um sich zu sanieren, und auf gar keinen Fall eine Erhöhung oder"Neuregulierung". Es braucht - gerade bei uns stetiges Wachstum.
Wenn die deutsche Vermögen dazu genutzt werden um Staatsschulden zu sanieren, wird es erst nichts Erstrebenswertes mehr geben.
>Im Prinzip sind die Schulden in den 70er Jahren entstanden und dann nur aufgezinst worden. Heute sind wir schon zögerlicher, wenn es gilt, eine mögliche Rezession mit Gedanken von Keynes zu bekämpfen,
Da würde ich aber ganz, ganz, ganz vorsichtig sein - denn Du verkennst
einfach durch mathematisch/statistische Berechnung den Grund für diese
Aufzinsung der damaliger Verschuldung. Du glaubst diese Aufzinsung ist
tatsächlich passiert. Im Gegenteil: die Zinsen von damals wurden brav bezahlt.
Die zusätzliche Billion ist das Ergebnis von Fehlinvestitionen, Erhöhung
der Arbeitslosigkeit und Lücken die der Staat zu decken hat, wenn es um
Rente und Sozialstaat geht. Oder willst Du etwa ernsthaft behaupten, die
2 Millionen Arbeitslose von damals haben den Ar*** so voll bekommen, wie
die 4 Millionen Arbeitslose/2 Millionen Sozialhilfeempfänger und 1 Million
Arbeitssuchende heute? Nicht prozentual sondern in absoluten Zahlen?
Das wäre ja toll, da haben die wohl damals das 6fache von heute bekommen!
also ich sehe uns auf einen verbesserten Weg. Gut ist er in der Tat erst, wenn wir schuldenfrei sind. Aber das bekommen wir in den nächsten 30 Jahren sicher auch noch hin.
[b]Statistisch gesehen hat noch kein Staat bis auf die wenigsten Ausnahmen
sich aus dem Staatsbankrott friedlich retten können. Entweder macht man es gleich richtig - wie Finnland - oder man fängt nicht Schulden zu machen, sondern
beginnt eine Schuldenspirale aufzubauen.
Ich sehe Deutschland erst am Anfang aller ernsthafter Probleme, der
Alterstruktur gegenüber stehen hohe Produktionskosten, die Tatsache, daß wir real gesehen gar kein Wachstum mehr haben, verstärkter qualitativer Wettbewerb
weltweit - obei andere Länder noch wirklich gesunde Strukturen der Bevölkerung
haben.
Man sollte sich nichts vormachen:
Die waschechte Probe für die deutsche angeborene Gesamtwirtschaftsleistung
kommt erst jetzt auf uns zu. Und ich prophezeihe jetzt schon: viele Marktschreier - wir sind die besten, die tollsten und hatmannichtgesehen, sollten sich schon mal langsam an die Geste gewöhnen, wie man eigenes Gesicht vor der Presse versteckt,
die Antworten haben will. Dann heißt es für viele:"...Keine Fotos bitte..."
Wir werden im XXI Jahrhundert echt erleben, was Armut ist, vermutlich gar auch Hunger. Und Deutschland wird bestenfalls mit dem Problem alleingelassen.
Daß ist daß hauptsächliche Problem Deutschlands.
Gruß.
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Euklid
22.04.2002, 08:03
@ Aldibroker
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Re: Was daran kritisiert werden sollte |
>Schon der Beginn lösen die tendenziösen Schreiber mit der Bemerkung - wem gehört Deutschland und die Profiteure von... - Sozialneid aus, ist das die eigentliche Zielrichtung des Artikels?
>Die Aussage, das wir alle eigentlich heillos verschuldet sind, ist so wieder Polemik, denn die Summe von 1,226 Billionen geteilt durch jeden Einwohner macht wohl kaum mehr als 15T€ Schulden je Bundesbürger. Das heillos erweist sich also eher als der durchschnittliche Verdienst von 3 Monaten. Jeder Häuslebauer kann über diese Zahl nur lachen.
>Natürlich wollen wir davon runter und wenn der Eichel große Worte gebraucht, möchte er nur die Begehrlichkeiten der Fachressorts zurückdrängen und wenn der Eichel an einem Tag mal 4 Mrd. € braucht, ist es in etwa das gleiche, als wenn jeder Bundesbürger sich mal einen 50€-Schein von der Bank holt.
>Das die Banken die Profiteure der Verschuldung sind, ist auch zu plump, denn sie sind häufig auch nur Vermittler gegen Provision, die Zinsen kassieren Du und ich. Jeder der Staatsanleihen kauft, erhält dafür die Zinsen, nicht die abwickelnde Bank. Dann kommt sogar eine glatte Lüge, denn Kreditsummen und Zinsgewinne werden nicht wie Staatsgeheimnisse gehütet, sondern Quartalsweise der interessierten Ã-ffentlichkeit und den Aktionären offengelegt.
>Die Chronik finde ich gut, denn hier wird statt Polemik, Sozialneid, Bankenhass wieder mehr informiert. Der Hinweis, das Schuldenmacher keine anständigen Menschen sein, ist aber völlig deplaziert. Damit werden alle Hypothekenschuldner etc. mit verunglimpft.
>Wenn wir mal allein den Zinseszinseffekt von 6% durchschnittlich seit 1970 in einer Abzinsung berücksichtigen, relativiert sich auch wieder einiges. Denn sicher 1,266 Billionen heute auf das Jahr 1970 abgezinst keine 200 Mrd. mehr. Wer es nicht glaubt, kann selbst mal seine Mathekenntnisse auffrischen. Damit ist der Staat weder 1970 noch heute pleite, sondern lediglich mit 1,266 Billionen verschuldet.
>Wer immer davon spricht, dass dies ein Verbrechen an den künftigen Generationen ist, sollte mal bedenken, was unsere Urgroßelter, Großeltern oder Eltern mitgebracht haben, als sie anfingen und welche unvorstellbaren Erbsummen heute auf die kommenden Generationen übergewälzt werden. Schon allein aus einer veränderten Erbschaftssteuerregelung ließe sich das Loch bequem finanzieren. Unsere Kinder wären schuldenfrei und könnten wie ihre Vorfahren lernen, aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen.
>Im Prinzip sind die Schulden in den 70er Jahren entstanden und dann nur aufgezinst worden. Heute sind wir schon zögerlicher, wenn es gilt, eine mögliche Rezession mit Gedanken von Keynes zu bekämpfen, also ich sehe uns auf einen verbesserten Weg. Gut ist er in der Tat erst, wenn wir schuldenfrei sind. Aber das bekommen wir in den nächsten 30 Jahren sicher auch noch hin.
>Gruß Aldi
Danke für deine äußerst positive Sicht!
Sie ist in etwa dem Statement eines Arztes gleichzusetzen der dem krebskranken Patienten mit etwas sorgfältig gewählten Worten wieder zu neuem positiven Leben verhelfen soll.
Aldibroker Du siehst die Lage zu undifferenziert!
Du schreibst nur 15000 Euro pro Bundesbürger!
Dabei hast Du lustig wie Karlchen halt mal ist gleich alle Rentner Kinder Arbeitslosen Sozialfälle Invaliden und Kranke als Zahler angesetzt.
Und anschließend besteht ja eine Famile bekanntlich aus mehreren Personen.
Da nur etwas mehr als 1/3 arbeitet addiert sich der Betrag dann schon auf mindestens 45000 Euro!
Und darüber lacht Karlchen dann schon nicht mehr vor allen Dingen wenn er dann noch seine Hypothekenschulden dazu setzen muß.
Aldibroker da hast Du aber schon wieder die Stimmung in den Wonnemonat Mai verschieben wollen.
Aber bei allzu öberflächlicher Betrachtung ist man immer Optimist.
Von dem sogenannten Generationenvertrag der nur leere Kassen vorzeigen kann wollen wir erst gar nicht reden denn das verdirbt doch nur die gute Laune.
Man braucht ja nicht zu verzweifeln denn das Leben geht so oder so weiter.
Aber wer es nicht begreift den bestraft das Leben!
Und wer nicht rechtzeitig vorsorgt und immer auf Optimismuswelle pur schwimmt muß mit den Folgen seines Optimismus selbst fertig werden.
Jedoch ist das Aufsteigen aus der Position Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können auf Dauer gesünder denn man immer wieder positiv überrascht!
Allerdings muß ich bis dato konstatieren daß dieses Gefühl in den letzten 20 Jahren sich noch nicht einstellen konnte denn immer kam es etwas schlimmer als schon angenommen oder hatte hier irgendeiner die Ahnung von max 5 Mio Arbeitslosen in der Kohl Ära oder explodierenden Gesundheitskosten oder reduzierten Renten.
Es wird schon noch ein ordentliches Stück nach unten in die Grube gehen,dafür läßt schon die Demographie keine Zweifel!
Gruß EUKLID
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