silvereagle
25.04.2002, 22:05 |
@Zardoz: Zum Thema 'Musikwelt und Kommerz' Thread gesperrt |
Hallo Zardoz,
schade dass ich Anfang der Woche keine Zeit hatte, zu ein paar sehr interessanten Threads auch selbst einen Beitrag zu leisten. Insbesondere ein Statement zum Thema"Ist der Begriff 'Sozialschmus' aus freiheitlicher Sicht zu begrüssen?" hätte mich sehr gereizt. Aber was nicht geworden ist, kann ja noch werden. Die soziale Komponente wird uns als generelles Thema wohl nicht so schnell abhanden kommen, glaub ich...
Aus dem von Dir geposteten Artikel (siehe unten) geht unter anderem wieder mal klar hervor, dass nicht die"böse, fortschreitende Kommerzialisierung" der Musik das Problem ist, sondern schon eher der Irrtum, es könne auch im immateriellen Bereich so etwas wie EIGEN-tum geben, was ja gerade durch das Internet sehr schön ad absurdum geführt wird. Aber ich will hier sicher keine Diskussion über EIGEN-tum an sich oder geistiges"Eigentum" im speziellen lostreten... ;-)
Vielmehr geht es mir darum, dass hier ganz klar wird, dass bei wesentlichen Schritten in Richtung Gleichberechtigung der Teilnehmer (wofür das Internet vorzügliche Voraussetzungen bietet) ein sehr schnell unüberblickbares"Mosaik" von verschiedensten Stilen, Rhythmen usw. entsteht, und jedenfalls nicht der Einheitsbrei, wie ihn autoritäre (also auf Ungleichwertigkeit und Ungleichberechtigung basierende) Systeme wie Sozialismus, Etatismus, Kapitalismus etc. am laufenden Band produzieren.
Menschen sind nun mal nicht gleich (niemals), und deshalb kann es bei konsequentem Respekt gegenüber ihrem Wesen als freie Individuen auch niemals zur Monotonie, zum Monopol kommen. Sondern ausschliesslich durch Systeme, die den Unterworfenen diesen Respekt vorenthalten. Wie zum Beispiel in"Deutschland".
Gruß, silvereagle
<ul> ~ Zardoz über Musik, Internet und Kommerz</ul>
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Turon
25.04.2002, 22:54
@ silvereagle
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Der springende Punkt |
Menschen sind nun mal nicht gleich (niemals), und deshalb kann es bei konsequentem Respekt gegenüber ihrem Wesen als freie Individuen auch niemals zur Monotonie, zum Monopol kommen. Sondern ausschliesslich durch Systeme, die den Unterworfenen diesen Respekt vorenthalten. Wie zum Beispiel in"Deutschland".
Das Problem aller Systeme dieser Welt ist, daß es immer wieder Unterworfene und
"Regelnaufsteller" (oder besser gesagt Gesetzesmacher) geben wird. Das es diese
Diskrepanz gibt und immer geben wird - sollte leider festgehalten werden.
Das ist der Preis des Wachstums. Der Kapitalismus zum Beispiel verzichtet nicht unbedingt auf die Diskriminierung (aber um den Streit zu vermeiden - lassen wir mal für einen Augenblick gelten, daß es so ist - er schafft keine Diskriminierung - als Momentannahme).
Der TÜV zum Beispiel gilt als Sicherheitskontrolle für Maschinen aller Art.
Sagt man. So stimmt das aber nur einerseits. Das hauptsächliche, was der TÜV
macht - es regelt. Welche Maschinen zum Beispiel betrieben werden dürfen.
Wäre es vielleicht anders, hätten wir wiederum mehr Autokonzerne und billigere Produkte - doch die Masse der Hersteller würde sich ruinösen Preiskampf liefern müssen.
Ähnliches gilt für die Multimediaprodukte und natürlich dem Urheberrecht. Hier
gilt: Du kannst nicht mit dem Eigentum machen was Du willst, selbst wenn Du es kaufst. Die europäische Richtlinie zum Kopierverbot ist so eine ominöse Beschränkung. Es gibt Juristen, die alles ins kleinste Wortspielereien auslegen, da heißt es zum Beispiel laut AGB der jeweiligen Programme:
Eine Sicherheitcopy kannst Du erstellen. Nur: ominöserweise sehen sie bereits alles was darüberhinaus läuft, Gesetzesbruch, denn: die Installation eines Programms sehen sie als eine weitere unzulässige Kopie. Blöd aber es ist so.
Wer also zum Beispiel sich sein Windows als Einzellizenz, auf gleichem Rechner
zwei mal installiert hat (auf zwei Festplatten) handelt quasi illegal.
Ebenso wenn Du zwei Rechner hast, mußt Du für beide im Fall der Fälle zwei Lizenzen vorweisen (mit Ausnahme vielleicht des Einsatzes auf dem Laptop).
Doch da entnehmen wir wiederum: wenn Du am Laptop arbeitest, darf eine zweite Person nicht an Deinem Rechner das gleiche Programm zugleich verwenden.
Genau das aber ist eine Freiheitseinschränkung, denn: wenn Du im IR Worddateien erstellst, kannst Du selten wissen, ob Deine Tochter nicht zu gleichem zeitpunkt an Deinem Hauptrechner arbeitet.
Und genau das ist nicht nur Freiheitseinschränkung, es ist sogar weit mehr als das. Das ist waschechte Schikane.
Wer es nicht glaubt sollte sich mal die AGB der jeweiligen Firmen mal reinziehen. Die Faustformel heißt: um Wachstum zu erreichen versucht man den Kauf immer wieder aufzuzwingen. Das gilt jedenfalls in dem Multimedia/Software Bereich.
Irgendwann kriegen wir vermutlich auch noch das Münzradio. Wenn der Sender einen Lied spielt, mußt Du eine Münze einwerfen, um es zu hören.
Diese Diskriminierung ist sogar notwendig, um einigen Konzernen das Überleben zu sichern. Genauso kennt unseres Wirtschaftsystem durchaus so etwas wie Mindestpreise, um einer ganzer Gruppe der Bäcker und Bauer ein gewisses Überleben zu sichern.
Erstens verhindert das Bildung von Kartellen (der Staat diktiert die Preise).
Zweitens: wenn wir hier einen freien Markt hätten, würde Brot stellenweise
wohl unter 1€ fallen, und es müßte - wie stellenweise bei Waschpulver unterm Herstellungskosten verkauft werden.
Der stärkste würde überleben und würde dann auch die Preise diktieren, er wäre der Monopolist.
Das ist darüberhinaus der Kernansatz meiner Ansichten. Gemäßigte Regulierung ist leider notwendig, denn - ohne Regulierung entstehen am Ende kommunismusähnliche Monopole, die weder was leisten oder verbessern, sich aber fürstlich bezahlen lassen.
Ein bester Beispiel dafür ist Microsoft. Konkurrenz belagert lediglich einen
Nischenmarkt von an Verfolgungswahn erkrankten PC User. Dabei ist Linux um einiges besser als Windows - und obendrein viel günstiger.
Wird sich Linux durchsetzen können? Nun für die Kiddies wird sicher"Age Of Empires II" wohl nicht für Linux geben. Und sicherlich wird Adobe wohl auch Linux meiden, letztendlich kostet die Anpassung auch was.
Daher begrüßte ich ausdrücklich, daß Microsoft in mehrere Firmen zwangszerschlagen wird. Das wäre immerhin eine sinnvolle Regulierung und Diskriminierung. (Ob MS dann aber dadurch schwächer wäre bezweifle ich).
Gruß
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Zardoz
26.04.2002, 01:04
@ silvereagle
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music & more |
Hi silvereagle,
fand ich auch schade, werde mich hier aber in nächster Zeit selbst etwas rar machen müssen. Zum Glück gibt's ja doch hier und dort immer noch mal ein bißchen bezahlte Arbeit. Eigentlich hoffe ich, daß nach der nächsten Wahl ganz schnell mit dem großen Geldausgeben begonnen wird, die Steuern anschließend drastisch erhöht werden müssen und somit der eigentliche freie Markt (aka Schattenwirtschaft) so richtig in Schwung kommt. Denn nur dort gibt es wirklich Wachstum und Beschäftigung. Wenn ich es recht bedenke, ist das die eigentliche soziale Marktwirtschaft... ;-)
Über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit immateriellen Eigentums würde ich durchaus gern diskutieren. Mein Standpunkt ist auch eher, daß es so etwas nicht geben kann. Und vor allem auch nicht geben muß. Es ist einfach ein - wieder einmal staatlich garantiertes - Monopol auf Zeit. Die Vorstellung, ohne diese Garantie käme nichts Neues in die Welt ist natürlich absurd. So absurd wie jede Vorstellung, ohne Konkurrenz würde effektiver gewirtschaftet.
Es ist schon manchmal erschütternd zu sehen, wie sich Menschen durch die Dauerpropaganda der Mächtigen verbiegen lassen. Es muß nur Demokratie drüber stehen und schon ist es"das beste aller bekannten Systeme" und muß nicht mehr hinterfragt werden. Wer in der Schule Leistung zeigt, ist"uncool". Wer selbständig tätig ist, tut dies nur zum Schein, um das Kollektiv zu schädigen. Hat er Erfolg, ist er gewiß ein Ausbeuter. Hat er keinen, ein Unfähiger. Hat er keinen Erfolg und ist anschließend nicht völlig verarmt, muß er wohl ein schlimmer Betrüger sein.
Abschließend kann ich Dir wieder mal nur zustimmen: In Deutschland wurde und wird den Bürgern jeglicher Respekt aberzogen. Wie sollte auch jemand Leistung oder Besitz eines anderen respektieren, wenn ihm doch permanent gepredigt wird, alle hätten gleich zu sein? Politik in Deutschland ist und bleibt Management by Champignons, wer den Kopf hebt wird rasiert. Na ja, er könnte ja bei der Gelegenheit sehen wie es sich die Funktionäre in Politik und Wirtschaft auf seinem Rücken gut gehen lassen.
Nice week,
Zardoz
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Taktiker
26.04.2002, 01:11
@ Zardoz
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Nicht klagen, sondern anpacken:-) (owT) |
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Turon
26.04.2002, 01:18
@ Zardoz
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Gut gesprochen! - muß noch nicht mal kommentiert werden... (owT) |
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