Geschrieben von WĂ€hrungstheoretiker am 06. Mai 2002 15:14:45:
Die ist zunĂ€chst die Antwort auf den Beitrag von Herrn Lefuet, der wegen einiger grundsĂ€tzlicher Gedanken zum heutigen Geld- und Kreditsystem als gesonderter Beitrag erscheint. Herrn Lefuet ist an dieser Stelle zu danken, dass er mit seiner Frage AusfĂŒhrungen ausgelöst hat, die zum Kern des geradezu grotesken Missbrauchs von Geld und Kredit in der Gegenwart fĂŒhren.
Falls die Skontrierung (Saldierung) als eher arkanes PhÀnomen der Wirtschaftsgeschichte nicht allgemein interessiert, so ist es jedermann doch von Nutzen, jene (weiter unten erscheinenden) Passagen zur Kenntnis zu nehmen, worin nachgewiesen wird, dass sich im Missbrauch der Skontration vor ca. 400 Jahren jene Quelle entspringt, die zum heutigen breiten Strom der UnzutrÀglichkeiten und Unlösbarkeiten der aktuellen Situation geworden ist.
Die historische Skontrierung ist - kurz gesagt - nichts als der Zahlungsausgleich, der auf sog."Messen" stattfand.
Wir werden heute bekanntlich auf Warenbewegungen abgerichtet (die bekannte sozialistische"Tonnenideologie", die im BIP-Fetischismus der Staatsmonopole immer noch fröhliche UrstÀnde feiert und inzwischen zur reinen Prozentsatz-Apotheose entartet ist - in den Statistiken etwa der ZBs werden kaum noch tatsÀchliche Summen, sondern nur noch prozentuale ZuwÀchse oder AbgÀnge gelistet und es wird fast unmöglich,"Basiszahlen" zu ermitteln).
Es werden in Statistischen JahrbĂŒchern zwar minutiöse Angaben ĂŒber SchweinebestĂ€nde und Bonbon-Importe gemacht. Ăber die Ungeheuerlichkeiten der VorgĂ€nge im Geld- und Kreditsektor erfahren wir auĂer BanalitĂ€ten wie Zahl der Bankfilialen oder BanknotenumlĂ€ufe oder bestenfalls noch Kreditsummen faktisch nichts.
Deshalb geht auch die moderne Wirtschaftsgeschichtsschreibung im Stechschritt an den gigantischen Zahlungs- und Zahlenbewegungen der FinanzsphĂ€re frĂŒherer Zeiten vorbei, ohne sie eines Blickes zu wĂŒrdigen. In dem Standardwerk von North, Das Geld und seine Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart (1994) wird das tatsĂ€chliche Geschehen ganz schief dargestellt:
"Unter dem Schutzschirm der Messen konnten der internationale GroĂhandel weiter betrieben und der Bedarf an Bargeld durch gegenseitige Verrechnung und Kredit von Messe zu Messe auf ein Minimum reduziert werden." (56). Die North'schen Quellen (Van der Wee, de Roover usw.) suggerieren, dass das HauptgeschĂ€ft der Messen ein physischer Messehandel war, was sich schon bei der Interpretation der Messen der Champagne (13./14. Jh.) eingeschlichen hatte, vgl. die Arbeiten von Heinz Thomas -"Zentren des damaligen Welthandels" -, Bautier und Bassermann, auch Braudel ist dieser Interpretation anhĂ€ngig).
Selbst das exzellente Buch von Denzel, La Practica della Cambiatura. EuropĂ€ischer Zahlungsverkehr vom 14. bis zum 17. Jahrhundert (1994) geht in seinem Kapitel ĂŒber das europĂ€ische Messesystem und seine Wechselkurse mehr auf die Wechselpraktik ein und auf die jeweiligen MĂŒnzen bzw. deren Kurse als auf den eigentlichen Kern des GeschĂ€fts, die Skontrierung.
Denzel gibt immerhin den Ablauf einer Messe von Piacenza ("Bisenzone" genannt vom ursprĂŒnglichen Platz Besancon) wieder (Quelle: Racine, Messen in Italien im 16. Jh., 1991, der sich wiederum auf"Il Negoziante" des Genueser Bankiers Peri bezieht; dazu ausfĂŒhrliche weitere Literatur, u.a. der bekannte"Annales"-Mann Fernand Braudel). Daraus (zusammengefasst):
Erster Tag: Eintrag von Tratten und Rimessen ins Register der Messeleitung. 2. Tag: AkzeptprĂŒfungen und Bilanzaufstellungen. 3. Tag: Generalversammlung und Kursfestlegung. 4. Tag: Korrespondenzen (festgestellte Kurse) zu den HeimathĂ€usern."Am fĂŒnften Tag kamen die Bankiers ihren Geldwechseloperationen nach" (! - NatĂŒrlich wurden da nicht MĂŒnzen gewechselt, sondern es wurde skontriert). 6. Tag: Bilanzen mit Mitteilung der neuen Aktiva und Passiva. 7. Tag: Ăbertragung ins Messbuch. 8. Tag: Bilanzabgleich.
Denzel hat Peri, wie heute sowieso in der Wissenschaft immer schlampiger gearbeitet wird, nicht im Original eingesehen, sonst wĂ€re er zum Kern des MessegeschĂ€fts vorgestoĂen, statt sich mit MĂŒnz-Finessen und Wechselkursfindungen aufzuhalten."Il negoziante" ist Genua 1638 und Venedig 1672 (I, II) sowie 1673 (III, IV) erschienen (Drucker Herz; vorhanden u.a. in Kress und Goldsmith sowie in ernst zu nehmenden Privatbibliotheken).
Die"Bisenzone"-Messe von Piacenza war nach Denzel die erste"reine Geldmesse" (was nicht stimmt, da Geldmessen"Warenmessen" stets begleiteten, ohne per se Interdependenzen aufzuweisen und nur zeitlich mit ihnen zusammen fielen, auĂerdem siehe Ehrenberg unten), hatte also von vorneherein nichts mit etwelchen WarengeschĂ€ften zu tun. Also sozusagen, was heute am Abend eines Börsentages geschieht. Es waren 30 bis 100 Bankiers zugelassen,"banchieri di conto" (Ă€hnelt heutigen ZustĂ€nden, Konsortien bzw. Börsenmitglieder)
Die Skontrierungen (Saldierungen) fanden in gigantischen UmfĂ€ngen statt, und kamen um 1600 im Schnitt auf fast 40 Millionen Ecu, was, den Ecu zu 4 g Gold gerechnet, immerhin einem Goldgewicht von 160 Tonnen entsprach, also nach heutigem Kurs ca. 1,6 Milliarden Euro. Von diesem Betrag blieb natĂŒrlich nur die jeweils bei der Skontrierung erscheinende Spitze ĂŒbrig, die entweder in specie ausgeglichen oder mit Hilfe neuer Wechsel vorgetragen wurde. Ăber die Spitze ist nichts bekannt. SchĂ€tzung? Weit weniger als 1 Prozent.
Ăhnliches berichtet der venezianische GeschĂ€ftsmann Contarini aus dem Jahr 1584 ĂŒber die Lyoneser Messen, die noch etwas schlauer konstruiert waren, da sie von vorneherein mit einer Recheneinheit arbeiteten ("Ecu de marc", alias"scudo de marche"), was die Skontrierung vereinfachte (die Umrechnungen via"Wechselkurse" entfielen). Gezahlt wurden die Spitzen zunĂ€chst in reinen Gold-Ecus, siehe oben, danach in einer Gold/Silber-DoppelwĂ€hrung, was natĂŒrlich, wie immer, nicht funktionierte und die Messe in Verfall brachte.
Aus diesem und vereinzelt erhaltenen GeschÀftsbriefen und Berichten lÀsst sich der Ursprung der Skontration (mit ziemlicher Sicherheit waren es die Messen der Champagne) etwa so rekonstruieren:
Die speziellen"banchieri" wurden gegen Hinterlegung von Bardepots (unverzinslich) bzw. EinrĂ€umung von Kreditlimits zur Messe zugelassen. FĂŒr die Bardepots erhielten sie Anweisungen, quasi Schecks, spĂ€ter im spanischen"libranzas". Der Scheck (in diesem Fall Depotanweisung auf Sicht) leitet sich vom italienischen"scacco" ab (= Staatsschatz). Das waren noch Zeiten...
Ob die banchieri mit diesen Schecks auch auĂerhalb der Mess-, d.h. Skontrationstage bezahlen konnten, es ist nicht geklĂ€rt. Vermutlich fungierten die Messen in ihrer"Geldabteilung" wie vorĂŒbergehend eingerichtete Giralbanken, die ab dem 17. Jh. in Venedig, NĂŒrnberg, Hamburg und Amsterdam zu stĂ€ndigen Einrichtungen wurden.
Gegen Einlage einer bestimmten, vermutlich ziemlich geringen Summe, wurde man Konteninhaber und durfte an der Abwicklung teilnehmen. Die Sache funktionierte natĂŒrlich nur solange, wie nicht groĂe Salden nach der Skontration ĂŒbrig blieben. Von der Frankfurter Messe wird 1584 berichtet, dass die Augsburger Fugger auf einem Saldo von 77.000 fl. (= mehr als 2 Tonnen Silber) im Wortsinn"sitzen blieben" und klagten, dass sie nicht genug Leute nach Frankfurt geschickt hatten, um den Betrag beheben zu können (Ehrenberg, Fugger II, 246).
Von Frankfurt wird auch ein Spottgedicht tradiert:
"Jeder kombt, der Gelt wil han
Und fÀngt an zu rescontrieren
Das thut manchen sehr vexieren..."
Dabei wird allerdings auf den Mess-Bankier abgehoben, der nicht genug Bares bei sich fĂŒhrte:
"Aber er muss vorm Römer sein,
Sonst meint man, er sey verkrochen,
Dasz ist die rechte Marterwochen."
Der Römer war der Skontrations-, alias Zahlplatz, was selbst der stadtkundige Herr AndrĂ© mit Ăberraschung zur Kenntnis nehmen dĂŒrfte. Inzwischen hat sich bekanntlich die bankrotte Politik des Platzes bemĂ€chtigt.
Das Lyoner Skontrationsritual sei ebenfalls kurz mitgeteilt (Ehrenberg, II, 75 ff.):
Vor Messbeginn: Zusammenstellung aller Zahlungen die zu leisten oder zu empfangen waren (in einem"Marktbuch", namens"scartafaccio"). Dann: Abgleichung der BĂŒcher. Geschuldete Summen wurden mit Akzept (im Buch des jeweils anderen) versehen. Dann: Feststellung eines Durchschnittskurses ("conto") fĂŒr jede Wechselart. Ehrenberg gibt den Florentiner Kleriker Buoninsegni, Trattato dei cambi von 1573 als"ersten" an, der darĂŒber berichtet, was auch falsch ist.
Der Ă€lteste Druck, das en detail ĂŒber die Lyoneser Wechselpraktiken berichtet, ist vom Kleriker Fabianus (Nachname unbekannt), Tractatus de cambiis, Genua 1568. Die Kleriker waren scharf auf das Wechsel-PhĂ€nomen, weil sie dahinter eine Zins-Schweinerei vermuteten ("Usura" = Wucher), womit sie ĂŒbrigens voll ins Schwarze trafen, da in den Wechseln Zinsen bis zu 14 % versteckt werden konnten (dazu: de Roover, What is Dry Exchange?, Neudruck 1974; der gröĂte Fachmann auf diesem Gebiet sitzt in Venedig und heiĂt Reinhold C. Mueller)
Immerhin ist Buoninsegni just der Hinweis auf den Unterschied zwischen Handels- und (frei und kĂŒnstlich geschaffenen) Zahlungswechseln zu verdanken und mit seinem Traktat wird er zum Vater aller Kritik an Wechselkurs-Manipulationen, die gerade heute wieder (Variante: Goldmanipulation) gang und gĂ€be ist.
Er fĂŒhrt"Konsortien" vor, die Kurse massiv manipulierten - also nichts Neues unter der Sonne. Die Lyoner Messe versuchte diesen Manipulationen zunĂ€chst durch Festlegung der"Conti" zu entkommen, was natĂŒrlich ins Leere fĂŒhrte, so wie es heute völlig zwecklos ist, sich den Banken- und Versicherungskartellen in den Weg zu stellen.
Weiter gings in Lyon dann zunÀchst so: Die WechselhÀndler bildeten einen Kreis ("faire la ronde") und aus ihren abgefragten Kursen wurde dann der Kurszettel ausgefertigt, der formell noch bis zur Französischen Revolution ausgefertigt wurde (Phantomkurs).
Die Skontration geschah am Schluss der Messe. Zwei Leute verglichen die BĂŒcher und strichen sĂ€mtliche sich saldierenden Eintragungen, so dass die noch auszugleichende Spitze ĂŒbrig blieb. Die Spitze, die sich wegen des ĂbermaĂes der trockenen Wechsel nicht zu kontrollieren gewesen wĂ€re, wurde allerdings dadurch abgebrochen, dass man sich auf eine feste WĂ€hrung (stabile MesswĂ€hrung, siehe oben Ecus und Scudi) einigte, auf die sĂ€mtliche Wechsel lauten mussten.
Das war die Lösung!
Als wichtige Zwischenbemerkung darf hier eingefĂŒgt werden, dass ein Geld- und Kreditsystem wie das heutige mangels eines solches"festen Ankers" auch unabhĂ€ngig von allen anderen UnzutrĂ€glichkeiten (Derivate, Staatsschulden, staatlich sanktionierte oder initiierte Kursmanipulationen) mit tödlicher Sicherheit zum Scheitern verurteilt ist.
Innerhalb des Staats-, Notenbank- und Bankenkartells lassen sich heute Luftbuchungen in beliebiger Höhe generieren, um mit den dadurch gewonnenen Kurs- und Preisbeeinflussungsmöglichkeiten wiederum weitere beleih- oder zedierbare"Aktiva" aus blauem Himmel zu schöpfen (Differenzgewinne) - ein Prozess, der einen immer schneller aufzupumpenden Ballon in Form einer völlig virtuellen Geldwolke nach sich zieht, bzw. aufgrund des zeitlichen (und damit zeitdifferenz-, d.h. zinsbewehrten) Vortragens immer höhere, völlig fiktive und von keinerlei Produktion oder gar Warenabforderungen mehr begleitete AblÀufe nach sich ziehen muss.
Auf diese aktuellen Probleme wird in diversen Foren immer wieder aufmerksam gemacht, allerdings wird dabei die eigentliche Ursache nicht deutlich genug angesprochen, nÀmlich das Fehlen jeglichen Bezugspunktes des Ganzen.
Bei aller, in der Geschichte (siehe auch Thomas Gresham, der mit solchen MĂ€tzchen enorme ReichtĂŒmer aufhĂ€ufen konnte) beobachteten Mega-Manipulation in Form von Raum- und Zeitarbitragen lief das Ganze doch immer noch auf irgendetwas"Reales" hinaus (zumeist Edelmetall, aber auch andere Waren aller Art).
Heute lĂ€uft alles, was mit Geld und Kredit zu tun hat, auf ĂŒberhaupt nichts mehr hinaus, da die Schuldner in ihrer Gesamtheit, wenn nicht sogar schon immer hĂ€ufiger Einzelne (Staaten auf jeden Fall) heute nur noch eines schuldig sind:
Die Prolongation.
Heute geht es nur noch um das zeitliche Stretching eines Titels, wobei es keine Rolle spielt, wer sie vollzieht und wie die Prolongation formal ablĂ€uft - es kommt allein darauf an, dass sie ablĂ€uft, wofĂŒr schon Sorge seitens des Staatsmachtskartells und seiner Privatmacht-Derivate getragen wird. Dies als ergĂ€nzender Exkurs zu meinem frĂŒheren Beitrag.
Ein fabelhafter Mess-Bankplatz war auch Genua, denn es war dem Zugriff der bankrotten Potentaten entzogen. Die Genueser Messen werden von Ehrenberg (Denzel hat da wohl auch nicht aufgepasst) so beschrieben:
"(Sie) waren die ersten (!) und sind die einzigen geblieben, in denen niemals Warenhandel getrieben wurde." Die Quelle ist Romeo Bochi, der 1621 in Venedig ein zweibĂ€ndiges Werk erscheinen lieĂ ("Anima della moneta" und"Corpo della moneta"), das natĂŒrlich nicht an den Klassiker Galiani heranreicht, aber doch die praktischen AblĂ€ufe bestens schildert (Bochi in den genannten Bibliotheken auffindbar).
Die Genueser Messen, zu denen die Staatsmacht keinerlei Zutritt hatte wie auch nicht auf den anderen (die Teilnahme von Agenten des Staatskredits, alias der Notenbanken, auf heutigen Börsen ist eine ganz besondere Pest, die das ganze Geld- und Kreditsystem ebenfalls ĂŒber kurz oder lang hinrichten wird), waren dennoch das Einfallstor der Staatsverschuldung en gros, da die Messteilnehmer schlieĂlich vor allem Papiere zu skontrieren hatten, die groĂe Geldbewegungen in cash zur Bezahlung imperialer Abenteuer vor allem der Habsburger (Cash-Point waren damals die Niederlande) bewĂ€ltigen mussten.
Mit dem Verfall der groĂen Geldmessen, der sich aus dem Verfall der Staatsfinanzen schlieĂlich automatisch ergab (wir freuen uns schon auf die Einstellung des"Rentenhandels", die eines möglicherweise nahen Tages auch das heutige"System" ĂŒberraschen wird!), ging auch die Bedeutung der Skontration zurĂŒck, wozu auch das Aufkommen der modernen Banken- und Notenbanksysteme beitrug sowie die Beschleunigung von Verkehr und Nachrichtentechnik.
In Augsburg hatte sich bis ins 19. Jh. noch eine lokale Skontrations-Nische retten können. Dort kamen die Kaufleute einmal in der Woche auf der"Kaufmannstube" zusammen und glichen ihre aus fĂ€lligen Wechseln sich ergebenden wechselseitigen Forderungen ab und glichen die Spitze in kuranter SilberwĂ€hrung aus (Martin, MonetĂ€re Problem der FrĂŒhindustrialisierung, 1967). Es handelte sich nur um geringe Summen, soweit erinnerlich maximal ein paar Hundert Gulden, die entweder in specie zu einem bestimmten FĂ€lligkeitstag zu beschaffen waren oder per Wechsel vorgetragen wurden.
Die Skontration ist Jahrhunderte lang ein höchst bedeutsamer Wirtschaftsfaktor gewesen, wenn nicht der wichtigste ĂŒberhaupt und auch heute noch eine Bereichung in der historischen Schatulle eines jeden FiBu-Experten.
Immerhin lehrt dieses PhĂ€nomen auch, dass jeder, der sich an der Ursachenforschung fĂŒr heutige PhĂ€nomene beteiligt, zu kurz springt, wenn er auf"die" Banken eindrischt (fractional banking usw.) oder auf das"Geld" ("funktioniert" irgendwie nicht).
Man muss in der Geschichte immer möglichst weit zurĂŒck gehen, um klarer zu sehen. Der mir zur Kenntnis gekommene Hinweis im Ellliott-Waves-Forum auf das vorzĂŒgliche Buch von Ferrero zum Untergang der Römischen Republik ist z.B. zum Thema Skontration höchst erhellend. Da damals in Rom offenbar niemand mehr wusste, ob er netto Schuldner oder GlĂ€ubiger war, wurde vermutlich nicht skontriert oder nicht auf einen festen Bezugspunkt hin skontriert.
Dies wiederum lĂ€sst eine weitere verblĂŒffende Parallele zur heutigen Situation ziehen. Steht nicht fest, was konkret geschuldet wird bzw. was konkret gefordert werden kann, bewegt sich alles auf Flugsand. Eine auf völliger sachlicher und zeitlicher Beliebigkeit der KontrakterfĂŒllung basierende Ă-konomie ist dem Untergang geweiht.
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>Geschrieben von WĂ€hrungstheoretiker am 06. Mai 2002 15:14:45:
>Die Skontration geschah am Schluss der Messe. Zwei Leute verglichen die BĂŒcher und strichen sĂ€mtliche sich saldierenden Eintragungen, so dass die noch auszugleichende Spitze ĂŒbrig blieb. Die Spitze, die sich wegen des ĂbermaĂes der trockenen Wechsel nicht zu kontrollieren gewesen wĂ€re, wurde allerdings dadurch abgebrochen, dass man sich auf eine feste WĂ€hrung (stabile MesswĂ€hrung, siehe oben Ecus und Scudi) einigte, auf die sĂ€mtliche Wechsel lauten mussten.
>Das war die Lösung!
>Als wichtige Zwischenbemerkung darf hier eingefĂŒgt werden, dass ein Geld- und Kreditsystem wie das heutige mangels eines solches"festen Ankers" auch unabhĂ€ngig von allen anderen UnzutrĂ€glichkeiten (Derivate, Staatsschulden, staatlich sanktionierte oder initiierte Kursmanipulationen) mit tödlicher Sicherheit zum Scheitern verurteilt ist.
>Innerhalb des Staats-, Notenbank- und Bankenkartells lassen sich heute Luftbuchungen in beliebiger Höhe generieren, um mit den dadurch gewonnenen Kurs- und Preisbeeinflussungsmöglichkeiten wiederum weitere beleih- oder zedierbare"Aktiva" aus blauem Himmel zu schöpfen (Differenzgewinne) - ein Prozess, der einen immer schneller aufzupumpenden Ballon in Form einer völlig virtuellen Geldwolke nach sich zieht, bzw. aufgrund des zeitlichen (und damit zeitdifferenz-, d.h. zinsbewehrten) Vortragens immer höhere, völlig fiktive und von keinerlei Produktion oder gar Warenabforderungen mehr begleitete AblÀufe nach sich ziehen muss.
>Auf diese aktuellen Probleme wird in diversen Foren immer wieder aufmerksam gemacht, allerdings wird dabei die eigentliche Ursache nicht deutlich genug angesprochen, nÀmlich das Fehlen jeglichen Bezugspunktes des Ganzen.
>Bei aller, in der Geschichte (siehe auch Thomas Gresham, der mit solchen MĂ€tzchen enorme ReichtĂŒmer aufhĂ€ufen konnte) beobachteten Mega-Manipulation in Form von Raum- und Zeitarbitragen lief das Ganze doch immer noch auf irgendetwas"Reales" hinaus (zumeist Edelmetall, aber auch andere Waren aller Art).
>Heute lĂ€uft alles, was mit Geld und Kredit zu tun hat, auf ĂŒberhaupt nichts mehr hinaus, da die Schuldner in ihrer Gesamtheit, wenn nicht sogar schon immer hĂ€ufiger Einzelne (Staaten auf jeden Fall) heute nur noch eines schuldig sind:
>Die Prolongation.
>Heute geht es nur noch um das zeitliche Stretching eines Titels, wobei es keine Rolle spielt, wer sie vollzieht und wie die Prolongation formal ablĂ€uft - es kommt allein darauf an, dass sie ablĂ€uft, wofĂŒr schon Sorge seitens des Staatsmachtskartells und seiner Privatmacht-Derivate getragen wird. Dies als ergĂ€nzender Exkurs zu meinem frĂŒheren Beitrag.
>Die Skontration ist Jahrhunderte lang ein höchst bedeutsamer Wirtschaftsfaktor gewesen, wenn nicht der wichtigste ĂŒberhaupt und auch heute noch eine Bereichung in der historischen Schatulle eines jeden FiBu-Experten.
>Immerhin lehrt dieses PhĂ€nomen auch, dass jeder, der sich an der Ursachenforschung fĂŒr heutige PhĂ€nomene beteiligt, zu kurz springt, wenn er auf"die" Banken eindrischt (fractional banking usw.) oder auf das"Geld" ("funktioniert" irgendwie nicht).
>Man muss in der Geschichte immer möglichst weit zurĂŒck gehen, um klarer zu sehen.
>Da damals in Rom offenbar niemand mehr wusste, ob er netto Schuldner oder GlÀubiger war, wurde vermutlich nicht skontriert oder nicht auf einen festen Bezugspunkt hin skontriert.
>Dies wiederum lĂ€sst eine weitere verblĂŒffende Parallele zur heutigen Situation ziehen. Steht nicht fest, was konkret geschuldet wird bzw. was konkret gefordert werden kann, bewegt sich alles auf Flugsand. Eine auf völliger sachlicher und zeitlicher Beliebigkeit der KontrakterfĂŒllung basierende Ă-konomie ist dem Untergang geweiht.
[b] <<<<<<<<<<<<<<<<<<
Groà war die Freud, so hörte man,
die Salden vor dem Römer,
sie sind ausgeglichen!
Dies geht heut nur noch im Gewölb des Römers,
im Römer selbst lÀsst man die Salden munter buchen auf.
Denn eine grosse bancheria Schaar, sie buhlt darum,
selbst wenn die gĂŒldne Kett des Amtes nicht zu Pfande steht!
Memento Fr. Stolze:
"Drum lasst uns noch recht lustig soi
un trinkt bedeutend Ăppelwoi
un esst auch Törtcher un Pasteet
weil doch die Welt bald unnergeht.°
DOCH GANZ GEWISS, SIE BLEIBT SICH TREU,
UN AUFERSTEHT NACH DREI DAAG - NEU!
A.
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