ManfredF
09.05.2002, 19:59 |
Israel: Erniedrigung oder Terrorbekämpfung? Thread gesperrt |
aus der Neuen Züricher Zeitung vom 8.5.02
Wen wunderts, daß solche Infos in keinen deutschen Blättern erscheinen?
Was Sharon so alles als Krieg gegen den Terror rechtfertigt:
...mutwillige, systematische Zerstörung ziviler Verwaltungszweige des palästinensischen Gemeinwesens...
...und der Besudelung hunderter Büroräumlichkeiten mit menschlichen Fäkalien...
...Behinderung medizinischer Notfalldienste...Israelische Panzer blockierten tagelang die Spitäler von Jenin und Nablus. Der ChefArzt des Razi-Spital in Jenin, das nur 200m vom heiss umkämpften Flüchlingslager entfernt liegt, klagte er habe insgesamt nur 8 paläst. Verletzte zur Versorgung erhalten, obwohl Bomben, Raketen und Panzergranaten tagelang auf das Lager niederprasselten... Nach der Räumung des Kulturministeriums hinterliessen sie verwüstete, verschmierte und besudelte Büros, zerstörte Computer und leere Registerregale. Sogar Toilettenschüsseln wurden zerschlagen. In der Stadtverwaltung v. Ramallah sprengten die Soldaten den Haupttresor der Finanzbuchhaltung und entfernten sämliche HardDisks aus den Computern. Im Erziehungsministerium entnahmen die Besetzer die HardDisks von rund 50 Computern mit und liessen die Unterlagen für die nächsten Abschlußexamen und die Beglaubigungsstempel für Abgangszeugnisse mitgehen. Im Grundbuchamt entwendeten sie sämtliche Unterlagen über den Bodenbesitz...lt.zahlreichen Zeugenaussagen richteten die Soldaten auch in Schulen und vielen Privatwohnungen Zerstörungen an und liessen Wertsachen oder Bargeld mitgehen. Sie zwangen systematisch einen Anwohner ihnen bei der Durchsuchung von Gebäuden als Schutz voranzugehen...hunderte von plattgewalzten Privatfahrzeugen, Plünderung grosser Geschäftszentren...
Alles in Allem zeichnet sich ein ganz andere Auftrag ab, als was der isr. Generalstab und Regierung bekanntgaben: Erniedrigung der Palästinenser und Zerstörung ihres Lebensraumes.
in dem Zusammenhang noch eine interessante Sichtweise im Absatz zu Israel. Stichwort: Araber ziehen Kapital aus USA ab!
<ul> ~ http://www.bogen-gmbh.de/unser_know-how_.html#Brennpunkte</ul>
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Taktiker
09.05.2002, 23:54
@ ManfredF
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Zum selben Thema die Junge Welt |
Vorweg: Wieso eigentlich werden in unserem Land die Schmierblätter Springers ständig als"große" Tageszeitungen zitiert, während man wirklich gute Beiträge z.B. in Zeitungen wie der Jungen Welt findet?! Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass gute journalistische Arbeit auch möglichst viele Menschen erreicht und stelle deshalb hier diesen aktuellen Artikel aus der JW herein.
<h1>Der Teufelskreis</h1>
In Palästina rollen wieder die Panzer
Der selbstmörderische Widerstand von Teilen der palästinensischen Befreiungsbewegung hat längst den Beweis erbracht, daß die israelische Aggression in den Autonomiegebieten der Sicherheit der Israelis keineswegs förderlich ist. Die Regierung Scharon zeigt sich davon nicht im geringsten beeindruckt. Das Wesen ihrer Sicherheitspolitik besteht darin, die Sicherheit der Bürger Israels bedenkenlos aufs Spiel zu setzen.
Der bullige Premier gibt vor, den Terrorismus mit der Wurzel ausrotten zu wollen. Der Terrorismus kann in der Tat nur mit seiner Wurzel ausgerottet werden. Die Wurzel des nahöstlichen Terrors aber ist das illegale Besatzungsregime. Es kann nur mit staatsterroristischen Methoden aufrechterhalten werden. So schließt sich der Teufelskreis der Gewalt.
Mit seiner klaren Verurteilung des jüngsten Terroranschlages und seiner Anweisung an die palästinensischen Sicherheitskräfte, Operationen gegen israelische Zivilisten zu stoppen, sowie mit der Verhaftung von Hamas-Aktivisten hat Palästinenserpräsident Yassir Arafat eine beträchtliche Vorleistung zur Deeskalation erbracht. Er ist dabei bis an die Grenze der Selbstachtung gegangen, da er im Grunde die israelische Position, daß die von Palästinensern ausgeübte Gewalt die ursächliche Gewalt sei, adaptierte. Doch die goldene Brücke, die Arafat den Israelis baute, wird von diesen nicht wahrgenommen. Der Palästinenserpräsident sieht sich als Staatsfeind Nr. 1 auch weiterhin der Drohung ausgesetzt, von der Besatzungsmacht abgeschoben zu werden.
Scharons Unversöhnlichkeit kann ihren Grund nur darin haben, daß ihm an einer Deeskalation und damit auch an der Verhinderung palästinensischer Selbstmordattentate gar nicht gelegen ist. Diese werden vielmehr als Vorwand für eine Politik genutzt, die die Vernichtung aller Voraussetzungen für eine eigenstaatliche Existenz der Palästinenser zum Ziel hat. Doch diese Politik ist dabei, an ihre Grenzen zu stoßen. Während israelische Panzer nach Hebron und in den Gaza-Streifen rollten, bezeichnete US-Präsident Bush die Arafat-Erklärung als »unglaublich positiv«. Im übrigen, hätte Arafat diese Aussage nicht getätigt, wäre er auch weiterhin amerikanischen Attacken ausgesetzt gewesen. Es bedurfte der jüngsten Sympathiesignale aus Übersee, daß der Palästinenserführer die Bereitschaft bekundete, an einer Pax Americana wieder mitzuwirken.
Doch die amerikanisch-israelischen Differenzen, die Yassir Arafat auszunutzen versucht, sind relativer Natur. Absolut bleibt der Gegensatz zwischen der imperialistischen Nahost-Allianz und dem Befreiungskampf der Palästinenser. Es ist Arafats Tragödie, daß sich dieser Antagonismus nicht aus der Welt schaffen läßt.
(JW vom 9.5.02)
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Emerald
10.05.2002, 16:57
@ ManfredF
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Re: Israel: Erniedrigung oder Terrorbekämpfung? |
ist jemand in der Lage auszudenken, was passieren würde wenn, solche
Erniederigungen der übelsten Sorte, abscheulich und grässlich, jeglicher
Menschen-Würde entbehrend, einer Person oder Institution israel. Provenienz,
irgendwo auf der Welt vorkommen würde.
Ein Aufschrei würde durch die ganze Welt gehen und wir würden über Monate
auf allen Fernseh-Kanälen darüber informiert, was ich auch anerkennen und gut-
heissen würde. Nur müssten die Schandtaten aber auch der Gegenseite zur
Kommunizierung erlaubt sein. Krieg ist Krieg mag man ausrufen, aber
Informationen sollen deshalb genauso frei fliessen und zur Interpretation
durch den Bürger zur Verfügung stehen.
Wenn schon Rechte mit Füssen getreten werden, dann darf es nicht sein, dass
auch auf dem Gebiete der Information nur der Ausnahme-Zustand zur Regel wird.
Weil dies eben wie gesehen und erfahren der Fall ist, werden Millionen von
Menschen verunsichert, benachteiligt und in manchen Fällen masslos aufgewühlt.
Das kann und darf nicht das Optimum der Verantwortlichen sein.
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