Leihkapital 4/4
5. Resümee
5.1. „Schaffendes“ und „raffendes“ Kapital
Der Zins erscheint „als ein Mehrwert, den das Kapital an und für sich abwirft, und den es daher auch abwerfen würde ohne produktive Anwendung. Für den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig...
Allgemein gefasst, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet... ist dies natürlich verrückt. Die Verwandlung des sämtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne dass Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten..., dies ist natürlich Unsinn.
Es steckt der noch größere Unsinn darin, dass auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins abwerfen würde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen...
Wollte ein ungebührlich großer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so wäre die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfußes; viele würden sofort in die Unmöglichkeit versetzt, von ihren Zinsen zu leben...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 390f.
„...In der Form des Zinses (ist der) Gegensatz gegen die Lohnarbeit ausgelöscht; denn das zinstragende Kapital hat als solches nicht die Lohnarbeit, sondern das fungierende Kapital zu seinem Gegensatz; der verleihende Kapitalist steht als solcher direkt dem im Reproduktionsprozess wirklich fungierenden Kapitalisten gegenüber, nicht aber dem Lohnarbeiter...
Das zinstragende Kapital ist das Kapital als Eigentum gegenüber dem Kapital als Funktion. Aber soweit das Kapital nicht fungiert, beutet es nicht die Arbeiter aus und tritt in keinen Gegensatz zu Arbeit.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 392.
„Andererseits bildet der Unternehmergewinn keinen Gegensatz zur Lohnarbeit, sondern nur zum Zins.
Erstens: Den Durchschnittsprofit als gegeben vorausgesetzt, ist die Rate des Unternehmergewinns nicht durch den Arbeitslohn bestimmt, sondern durch den Zinsfuß. Sie ist hoch oder niedrig im umgekehrten Verhältnis zu diesem.
Zweitens: Der fungierende Kapitalist leitet seinen Anspruch auf den Unternehmergewinn... nicht von seinem Eigentum am Kapital, sondern von der Funktion des Kapitals im Gegensatz zu der Bestimmtheit, worin es nur als träges Eigentum existiert.... Repräsentant des fungierenden Kapitals sein, ist kein Einkommen ohne Mühe, wie die Repräsentation des zinstragenden Kapitals... Die Ausbeutung der produktiven Arbeit kostet Anstrengung, ob er sie selbst verrichte oder in seinem Namen von anderen verrichten lasse. Im Gegensatz zum Zins stellt sich ihm also sein Unternehmergewinn dar als unabhängig vom Kapitaleigentum, vielmehr als Resultat seiner Funktionen als Nichteigentümer als - Arbeiter. Es entwickelt sich daher notwendig in seinem Hirnkasten die Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn - weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Arbeit zu sein - vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Aufsichtslohn....; und zwar höherer Lohn als der des gewöhnlichen Arbeiters 1. weil seine Arbeit kompliziertere Arbeit ist, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt.
Dass seine Funktion als Kapitalist darin besteht, Mehrwert, d.h. unbezahlte Arbeit zu produzieren,... wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausübt, sondern bloßer Eigentümer des Kapitals ist; und dass dagegen der Unternehmergewinn dem fungierenden Kapitalisten zufällt, auch wenn er Nichteigentümer des Kapitals ist, womit der fungiert.
Über der gegensätzlichen Form der beiden Teile, worin der Profit, also der Mehrwert zerfällt, wird vergessen, dass beide bloß Teile des Mehrwerts sind...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 393.
„Der industrielle Kapitalist, als unterschieden vom Kapitaleigentümer, erscheint daher nicht als fungierendes Kapital, sondern als Funktionär auch abgesehen vom Kapital, als einfacher Träger des Arbeitsprozesses überhaupt, als Arbeiter, und zwar als Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 395.
5.2. Leihkapital als rätselhafter Automat, der sich selbst vermehrt
„Im zinstragenden Kapital ist die Bewegung des Kapitals ins Kurze zusammengezogen; der vermittelnde Prozess ist weggelassen, und so ist ein Kapital = 1000 fixiert als ein Ding, das... in einer gewissen Periode sich in 1100 verwandelt, wie der Wein im Keller nach einer gewissen Zeit seinen Gebrauchswert verbessert.
Das Kapital ist jetzt Ding (kein gesellschaftliches Verhältnis zwischen den Kapitalisten und den Lohnarbeitern), aber als Ding Kapital (und nicht kraft des gesellschaftlichen Verhältnisses.) Sobald es verliehen ist... wächst ihm der Zins an, es mag schlafen oder wachen, sich zu Hause oder auf Reisen befinden, bei Tag und bei Nacht.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 406.
„Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältnis seine äußerlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G - G‘, Geld, das mehr Geld erzeugt... ohne den Prozess, der die beiden Extreme vermittelt.“ K. Marx, Kapital 3. S.404.
„Im Kaufmannskapital, G - W - G‘ (Geld wird in Ware verwandelt - Ware wird mit Gewinn verkauft, d.h. in mehr Geld rückverwandelt), ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Zirkulationssphäre hält, der Profit daher als bloßer Veräußerungsprofit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines bloßen Dings.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 404.
„G - G‘ (Geld wird in mehr Geld verwandelt): Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des Kapitals, das Geld in der Formel G - W - G‘ reduziert auf die beiden Extreme G - G‘,... Geld, das mehr Geld schafft.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 404
„Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eigenen Vermehrung...
Das Resultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft...
Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr.
Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltslose Form.
Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größeren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist.... Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 405.
„Für die Vulgärökonomie, die das Kapital als selbständige Quelle des Werts und der Wertschöpfung, darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundenes Fressen...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 405f.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 15.5.2002
Gesamttext: Marx über Leihkapital
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Hallo, Wal!
Ich denke, das konnte Marx (auch nur in den allerersten Anfängen) kaum vor Augen gehabt haben, was sich in den letzten zehn Jahren als"Credit Bubble" entwickelt hat.
Hier ein Zitat aus dem"Credit Bubble Bulletin" von Doug Noland vom letzten Samstag (May 10):
"The GSEs issue liabilities to the money market funds and use these borrowed funds to purchase securities from the hedge funds." [Unstable markets]
Also: Die von der Regierung mit Bürgschaften unterstützten ("sponsored") privaten Kapitalgesellschaften (GSEs), insbesondere die Hypotheken-Händler wie Fannie May, leihen sich - gegen Schuldscheine oder Schuldverschreibungen irgendeiner Art ("liabilities") - Anteilescheine von einem Money Fund und tauschen diese money fund shares bei einem Hedge Fund in securities. Was Noland nicht weiter ausführt, was sich im Zusammenhang aber wohl zwingend ergibt - er will an der Stelle ja darlegen, wie neues, zusätzliches"credit bubble money" in den Zirkulationskreislauf kommt - ist der nächste, entscheidende Schritt: Die GSEs hinterlegen die eingetauschten securities bei der FED und bekommen dafür die erwünschten zusätzlichen und frisch gedruckten Dollar geliehen, die beispielweise als Hypothek dann zusätzlich in die Geldzirkulation eingehen können.
Die ganze neue Erfindung beruht erst einmal darauf, dass Anfang der 70er Jahre die USA die noch bestehende restliche Bindung des Dollar an das Gold gekappt hat (Diese Bindung existierte bis zu diesem Zeitpunkt in den Bedingungen und Verpflichtungen des internationalen Zahlungsausgleichs).
Neue Dollar kamen weiterhin in den Zahlungsverkehr, indem Banken am Markt gekaufte goverment securities (goverment bonds) bei der Fed als Sicherheit hinterlegten, um dafür neues Geld zu leihen. Das war erst mal nichts Neues. Neu war aber, dass die frisch gedruckten Dollar nicht mehr durch das Gold der USA abgesichert waren, sondern nur noch durch die Government Bonds, die von den Banken bei der FED hinterlegt wurden. Das hieß aber: Mit der Ablösung vom Gold war seitdem der Dollar nur noch abgesichert durch Government Bonds, das heißt duch die Schulden, die der Staat gemacht hatte.
Die Geldmenge, die nun in die Zirkulation einfließen konnte, war weitaus höher als unter den Bedingungen des bis Anfang der 70er Jahre geltenden Gold-Devisen-Standards, der es einem anderen Staat ja immerhin möglich machte - wie es Frankreich unter DeGaulle wohl durchexerziert hat -, die Einlösung von Dollar in Gold einzufordern.
Die Dollar-Mengen, die nach der Abschaffung der Golddeckung in die Geldzirkulation fließen konnten, waren also wesentlich größer als vorher - und doch scheint das noch nicht genug gewesen zu sein, weil man in den letzten Jahren die von Doug Noland beobachtete"Erfindung" gemacht hat, wie Nicht-Banken (die GSEs vor allem) sich von der FED neues, zusätzliches Papiergeld besorgen können - was sicherlich auch im Interesse der FED (oder ihrer Leiter) ist.
Aber was ist dann eigentlich das Neue?
Ich wurde den springenden Punkt darin sehen:
Auch nach der Ablösung des Dollar vom Gold gab es immer noch eine Grenze für die"Schöpfung" von Papiergeld: Das war die Höhe der von der Regierung ausgegebenen Goverment Bonds - die mußten ja von den Banken hinterlegt werden, um zu frischem, zusätzlichen Papiergeld zu kommen.
Nach der Banken-Krise von 1994 entwickelten FED und GSEs zusammen die neue, zusätzliche Methode der"Geldschöpfung" (von Papiergeld natürlich!):
Erstens: Es sind nicht mehr in erster Linie Banken, die bei der FED Papiergeld ausleihen.
Zweitens: Die bei der FED dafür hinterlegten"securities" müssen keine"government securities" mehr sein - es können auch andere sein, wie die"securities" eines Konzerns, die dieser Konzern ausgegeben hat, um sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen.
Wenn das so stimmt, wie ich es sehe, dann ergibt sich daraus folgende Konsequenz:
Vor der Erfindung dieser neuen Art, Papiergeld zu schaffen, gab es für die Schöpfung des Papiergeldes immerhin eine Grenze, nämlich die Höhe der Schulden, die der Staat machen konnte (und die ja im Grunde durch das Haushaltsrecht des amerikanischen Repräsentantenhausen und/oder Senats auch festgesetzt wird).
Seit der Erfindung der Geldschöpfung mit Hilfe der GSEs und nicht-staatlicher securities gibt es für die Geldschöpfung eigentlich keine Grenze mehr - oder anders formuliert: Die Grenze der Geldschöpfung ist jetzt nicht durch die Summe der Staatsschulden gegeben, sondern nur noch durch die Summe der Schulden, die die Gesellschaft bereit ist, insgesamt zu machen. Nehmen wir die Hypothekenschulden, die einer macht: Sie werden von den GSEs mit anderen Hyopthekenschulden zusammengebündelt zu einem"structured paper" und auf dem Markt als"securities" angeboten. Ein anderes"Goverment Sponsored Enterprise" beschafft sich (wie Doug Noland es oben beschrieben hat) mit Hilfe geliehener Money-Fund-Anteile diese"securities" und bekommt dafür von der FED zusätzliches Papiergeld, das in den Kreislauf geworfen wird.
Damit ist aber auch das Haushaltsrecht der Abgeordnetenversammlungen nur noch Fassade, hinter der die eigentlichen, die großen Transaktionen vor sich gehen.
Jetzt könnte man mal gucken, was eigentlich der alte Karl dazu beisteuern kann, diese ganze Entwicklung genauer zu begreifen.
Viele Grüße
chiquito
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>Hallo, Wal!
>Ich denke, das konnte Marx (auch nur in den allerersten Anfängen) kaum vor Augen gehabt haben, was sich in den letzten zehn Jahren als"Credit Bubble" entwickelt hat.
Hallo chichito,
Unsere jetzige Credit Bubble ist so riesig, weil die Akteure bewusst versuchten und versuchen, die Marktkräfte zu manipulieren, was die bubble vergrößerte, und das Platzen hinaussschob. - Nach uns die Sintflut!
Marx ging in seinen theoretischen Schriften immer vom Funktionieren der Marktkräfte aus. Daher sind seine Darstellungen nur bedingt auf die heutige Situation anwendbar. Aber einiges wusste er schon zu sagen:
„IV. Abgesehen von dem Aktienwesen..., bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine... Verfügung über fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit.
Verfügung über gesellschaftliches, nicht eigenes Kapital gibt ihm Verfügung über gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum Kreditüberbau...
Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Erklärungsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum.
Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, dass andere für ihn sparen sollen...
Der anderen Phrase von der Entsagung (bei den Privatausgaben) schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht.
Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier völlig sinnlos.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 454f.
„Das Gelingen wie das Misslingen führen hier gleichzeitig zur Zentralisation der Kapitale und daher zur Enteignung auf der enormsten Stufenleiter. Die Enteignung erstreckt sich hier von den unmittelbaren Produzenten auf die kleineren und mittleren Kapitalisten selbst.
Diese Enteignung ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktionsweise; ihre Durchführung ist ihr Ziel, und zwar in letzter Instanz die Enteignung aller einzelnen von den Produktionsmitteln, die mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion aufhören, Mittel der Privatproduktion und Produkte der Privatproduktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein können, wie sie ihr gesellschaftliches Produkt sind.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 455f.
„Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozess, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze angetrieben wird, und zwar deshalb angetrieben wird, weil ein großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehen als der ängstlich die Schranken seines Privatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert.
Es tritt damit nur hervor, dass die auf den gegensätzlichen Charakter der kapitalistischen Produktion gegründete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt, also in der Tat, eine immanente Fessel und Schranke der Produktion bildet, die beständig durch das Kreditwesen durchbrochen wird.
Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkräfte und die Herstellung des Weltmarkts, die als materielle Grundlagen der neuen Produktionsform bis auf einen gewissen Höhegrad herzustellen die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise ist. Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrüche dieses Widerspruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Auflösung der alten Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 457.
„Die dem Kreditsystem innewohnenden doppelseitigen Charaktere: einerseits Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken;
andererseits aber die Übergangsformen zu einer neuen Produktionsweise zu bilden, - diese Doppelseitigkeit ist es, die den Hauptverkündern des Kredits von Law bis Isaak Pèreire ihren angenehmen Mischcharakter von Schwindler und Prophet gibt.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 457.
4.2. Geld- und Kreditknappheit in der Krise
„Die Bedeutung, die in Krisen das bare Geld bekommt, rührt nur daher, dass... Verpflichtungen zu zahlen sind; dass neben der unterbrochenen Zirkulation (Verkauf und Kauf der Waren) eine Zwangszirkulation von Zwangsverkäufen stattfindet.“ K. Marx, Grundrisse, 494.
„Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel (=zur Begleichung einer Schuld) schließt einen unvermittelten Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten ist, tritt es nicht als Zirkulationsmittel (=Tauschmittel für alle Waren) auf, als nur verschwindende und vermittelte Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit (=Verkörperung von Wert), selbständiges Dasein des Tauschwerts, absolute Ware.
Dieser Widerspruch eskaliert in dem Moment der Produktions- und Handelskrise, der Geldkrise heißt. Sie ereignet sich nur, wo die aufeinanderfolgende Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt sind. Mit allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, woher sie immer entspringen mögen, schlägt das Geld plötzlich und unvermittelt um aus der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes in hartes Geld. Es wird unersetzlich durch normale Waren....
Eben noch erklärte der Bürger in prosperitätstrunkenem Aufklärungsdünkel das Geld für leeren Wahn. Nur die Ware ist Geld.
Nur das Geld ist Ware! gellt es jetzt über den Weltmarkt. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit seine Seele nach Geld, dem einzigen Reichtum.
In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Ware und ihrer Wertgestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert. Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleichgültig. Die Geldhungersnot bleibt dieselbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknoten etwa, zu zahlen ist.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 151f.
„Den Höhepunkt erreicht die Menge des umlaufenden Geldes in der Periode der Überspannung und Überspekulation - da bricht die Krise herein und über Nacht sind die gestern noch so reichlichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskontierer von Wechseln, die Vorschussleister auf Wertpapiere, die Käufer von Waren....
Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zahlungsmittel (=Bargeld zur Schuldtilgung). Da aber jeder vom anderen abhängig ist für den Eingang dieser Zahlungsmittel und keiner weiß, ob der andere imstand sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollständiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d.h. für Banknoten. Jeder schatzt davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am nötigsten braucht.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 543.
„Dass es in der Periode der Krise an Zahlungsmitteln (Bargeld zur Schuldtilgung) fehlt, ist selbsteinleuchtend.... Unwissende und verkehrte Bankgesetzgebung, wie die von 1844/45 kann diese Geldkrise erschweren. Aber keine Art Bankgesetzgebung kann die Krise beseitigen.
In einem Produktionssystem, wo der ganze Zusammenhang des Reproduktionsprozesses auf dem Kredit beruht, wenn da der Kredit plötzlich aufhört und nur noch bare Zahlung gilt, muss augenscheinlich eine Krise eintreten, ein gewaltsamer Andrang nach Zahlungsmitteln.
Auf den ersten Blick stellt sich daher die ganze Krise nur als Kreditkrise und Geldkrise dar. Und in der Tat handelt es sich nur um die Konvertibilität der Wechsel in Geld. Aber diese Wechsel repräsentieren der Mehrzahl nach wirkliche Käufe und Verkäufe, deren das gesellschaftliche Bedürfnis weit überschreitende Ausdehnung schließlich der ganzen Krise zugrunde liegt.
Daneben aber stellt auch die ungeheure Masse dieser Wechsel bloße Schwindelgeschäfte vor, die jetzt ans Tageslicht kommen und platzen;
ferner mit fremdem Kapital getriebene, aber verunglückte Spekulationen;
endlich Warenkapitale, die entwertet oder gar unverkäuflich sind, oder Rückflüsse, die nie mehr einkommen können.
Das ganze künstliche System gewaltsamer Ausdehnung des Reproduktionsprozesses kann natürlich nicht dadurch kuriert werden, dass nun etwa eine Bank, z.B. die Bank von England, in ihrem Papier allen Schwindlern das fehlende Kapital gibt und die sämtlichen entwerteten Waren zu ihren alten Nominalwerten kauft.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 507.
„Es ist Grundlage der kapitalistischen Produktion, dass das Geld als selbständige Form des Werts der Ware gegenübertritt oder dass der Tauschwert selbständige Form im Geld erhalten muss, und dies ist nur möglich, indem eine bestimmte Ware das Material wird, in deren Wert sich alle anderen Waren messen, dass sie eben dadurch die allgemeine Ware, die Ware im eigentlichen Sinn im Gegensatz zu allen anderen Waren wird.
Dies muss sich in doppelter Hinsicht zeigen, und namentlich bei kapitalistisch entwickelten Nationen, die das Geld in großem Maß ersetzen, einerseits durch Kreditoperationen, andererseits durch Kreditgeld.
In Zeiten der Klemme, wo der Kredit einschrumpft oder ganz aufhört, tritt plötzlich Geld als einziges Zahlungsmittel und wahres Dasein des Werts absolut den Waren gegenüber. Daher die allgemeine Entwertung der Waren, die Schwierigkeit, ja die Unmöglichkeit, sie in Geld zu verwandeln...
Zweitens aber: das Kreditgeld selbst ist nur Geld, soweit es im Betrage seines Nominalwerts absolut das wirkliche Geld vertritt...
Eine Entwertung des Kreditgeldes... würde alle bestehenden Verhältnisse erschüttern.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 532.
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Kredit
Gruß Wal
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