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<td> <font size=5><font face=arial>Verzweiflung macht nicht sehr erfinderisch
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Am 31. Mai wertete die bekannte US-amerikanische"Rating"-Firma Moody's Investors Service japanische Staatsanleihen drastisch und zwar von AA3 auf A2 ab. Die Ziffern bedeuten, daß die Anleihen nun weniger vertrauenswürdig sind, als die aller anderen Industrienationen, daß sie denen von Ländern wie Litauen oder Polen gleichkommen. Damit gilt - nach den Regeln der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) - der Ankauf japanischer Staatsanleihen als"nicht mehr empfehlenswert", sie werden zu etwas wie Junk-Bonds (Ramschanleihen). Wenn nur noch eine weitere Rating Firma, etwa Standard & Poor, mit Moody's gleichzieht, dann müssen Banken, die es mit dem BIZ nicht verderben und keinen"run" auf ihre Einlagen riskieren wollen, japanische Staatsanleihen aus ihren Portefeuilles nehmen und verkaufen. Zur Zeit laufen Yen-Anleihen im Wert von 3,25 Billionen US$ um. Sollten sie aufgelöst werden, würde das den Yen abstürzen lassen, was natürlich dem Dollar zu Gute käme. Seit Beginn dieses Jahres gab es schon mehrere Versuche des American Enterprise Institute und seiner Freunde, eine Krise in Japan herbeizureden.
Japan, das heißt, sein Finanzminister Shiokawa, war über diese Behandlung wenig erfreut:"Warum werden wir niedriger eingestuft als Botswana", sagte er am 1. Juni,"ein Land, dem wir Entwicklungshilfe zahlen" und Professor Yukio Yanbe stellte in der japanischen Presse lakonisch fest."Die privaten Rating-Agenturen wollen nun auch Japan leer verkaufen". Nur das, ein mieses Geschäft? Japan ist zwar hochverschuldet, aber es ist auch das Land mit den größten Währungsreserven und es ist der größte Gläubiger der westlichen Welt. Die Tokioer Agentur Asahi News schrieb am 2.5., die Japanische Regierung halte ausländische Schatzanweisungen, meistens amerikanische, im Wert von 3,25 Billionen US$ und das gleiche seine 3,25 Billionen US$ Staatsschulden voll aus, während die USA ihren Staatsschulden von wenigstens 5 Billionen US$ wenig Besitz ausländischer Wertpapiere entgegenhalten könne. Warum stehen US Bonds besser da als japanische? Kann so etwas nicht auch gefährlich sein?
Der Markt gibt Asahi News Recht: Statt des Yen rutscht der Dollar. Um den Sturz aufzuhalten, kaufte die Bank von Japan am 8. Mai 8 Milliarden US$ und weitere 10 Milliarden am 31. Mai und noch einmal 15 Milliarden US$ am 4. Juni und drückte dadurch den Yen wieder auf 123,58 für den Dollar (von 124,04). Stützungskäufe Japans sind nicht neu. Sie erlaubten den USA über Jahre, mit negativer Zahlungsbilanz weiterzuwursteln. Um die ständigen Stützungskäufe zu finanzieren, gab die Bank von Japan schließlich die Staatsanleihen aus, die weitgehend nur Japaner kauften. Ob sie bei der Behandlung dazu weiterhin Lust haben werden, ist die Frage. Japaner sind nicht wie die Deutschen.
Auch der Goldpreis spricht gegen den Dollar. Seine jahrelange Talfahrt, die Zentralbanken durch ihre Goldverkäufe ausgelöst hatten, scheint nun zu enden. Die Feinunze stieg dank der regen Nachfrage von Anlegern, die statt hoher Zinsversprechen inzwischen wieder realere Werte schätzen, auf 328,80 US$, Goldoptionen liegen bei 350 US$.
Ursache für die Yenverschuldung der Japaner war das US Zahlungsbilanzdefizit. Dieses ist auch der Schlüssel zur US-Weltpolitik. Es stieg inzwischen auf über 400 Mrd. US$ im Jahr an. Das heißt, die USA braucht täglich den Zufluß von gut 1,5 Mrd. US$, um zahlungsfähig zu bleiben und nicht als Regierung selbst in"kreative Finanzierungsmethoden" auszuweichen zu müssen wie Enron und andere New Economy Firmen. Wer soll nun das Geld abliefern?
Den Geldzufluß in die USA sicherten politische Instabilitäten im Ausland. Sie ließen Ausländer ihr Gelder in den stabileren und übermächtigen USA trotz geringerer Zugewinne anlegen. Das war die US-Politik seit dem Golfkrieg von 1990 und die Absicht vor allem hinter den jüngsten Balkankriegen. Die Strategie kam oder kommt an ihr Ende. Erreichte der Nettogeldzustrom (Überhang des Zustroms über amerikanische Kapitalexporte) 1992 erst bescheidene 15,33 Mrd., so stieg er in den folgenden Jahren kontinuierlich und rasch an. 1995 waren es 57,20 Mrd. und 1998 bereits 215,26 Mrd. 1999, 274.96 Mrd. und im Jahr 2000 335,63 Mrd. US$ (von denen 249.2 Mrd. aus Europa, 28,3 Mrd. aus Kanada und 26 Mrd. aus Japan stammten). Dann setzten Probleme ein. Im Jahr des 11.9 kamen nur noch 132,94 Mrd. US$. um ihr Heil im Musterland von Demokratie und Freiheit zu suchen.
Sie wenden vielleicht ein, der Geldzustrom sei vielleicht nicht mehr nötig gewesen. Irgend wo hätten Sie gehört oder gelesen, der US Staatshaushalt habe im Jahr 2001 mit einem Überschuß von 127 Mrd. US$ abgeschlossen. Doch nun, belehrt uns am 14.5. in einem Artikel in Asia Times ein Henry C.K. Liu, neuerdings gäbe Paul O'Neil, der US-Staatssäckelwart zu, daß der angebliche Überschuß ein Irrtum gewesen sei, es sei ein Minus von 518,4 Mrd. US$ erwirtschaftet worden. Der kleine Irrtum wird angesichts neuer Terrordrohungen gegen die USA, dem Bollwerk westlicher Freiheit, öffentlich kaum bemerkt.
Aus den lukrativen Aktienmärkten, besonders dem Neuen Markt pfiff die heiße Luft mit lautem Zischen heraus. Die Erfindung der Junk-Bonds, so Liu weiter, habe das Geld geschaffen, mit denen die Firmen am Neuen Markt wie MCI, Turner Broadcasting, Dell, AOL etc. aufgebaut wurden."Viel von dem phänomenalen Anstieg der Verschuldung amerikanischer Firmen der letzten zehn Jahre gelang über Junk-Bonds, nicht über Bankanleihen, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Firmen (wie z.B. Enron) durch"kreative Buchhaltung" außerbilanzlich an virtuelles Geld gelangten". Unternehmensanleihen konnten sich auf diese Weise seit 1990 vervierfachen und auf über 2,5 Billionen Dollar ansteigen. Es sei daher nicht verwunderlich, meint Liu, daß allein schon in den ersten beiden Monaten dieses Jahres Junk-Bonds im Wert von 16,4 Mrd. US$ geplatzt seien (im ganzen Jahr 2001 waren es"nur" 43,6 Mrd. US$ gewesen). Und die"kreative Finanzierung" entpuppte sich inzwischen als reiner Betrug.
Nun können Fernsehgucker raten, ob der 11.9. Schuld war, daß die Zuflüsse so drastisch, nämlich um 60% eingebrochen sind, oder ob die Entwicklung der Geldströme Schuld an Maßnahme wie denen vom 11.9. war. Dazu müßte man sie allerdings daran erinnern (was die Medien nicht tun), daß zwar alle Welt weiß, daß Osama bin Ladin und die Al Kaida den Anschlag verübt haben, bis heute dafür aber noch kein einziger gerichtsgängiger Beleg vorliegt. Es gibt sogar Leute, die mit recht guten Argumenten (es fehlten Wrackteile vom Flugzeug auf den Bildern) leugnen, daß zum Beispiel in Washington ein Flugzeug auf das Pentagon gefallen sei, und die behaupten, die Explosion sei anders ausgelöst worden (von einem LKW vor oder einer Bombe im Inneren des Gebäudes).
Und nun verstehen Sie vielleicht auch, was Bush den US-Kadetten in Westpoint am 1. Juni (laut Washington Post vom 2. Juni) für ihre Soldatenlaufbahn mitgegeben hat. Die Zeiten des Kalten Krieges und des Containments seien vorbei, Abschreckung uninteressant; jetzt müßten die USA zum Erstschlag ausholen, um Amerikas Feinde zu besiegen."Wenn wir abwarten, bis sich die Bedrohungen materialisieren, warten wir zu lange. Wir müssen die Schlacht an den Feind heranbringen, seine Pläne durchkreuzen und die schlimmsten Bedrohungen angehen, bevor sie sich zeigen". Im Jahr 2000 hatte er wiederholt Schürzenjäger Clinton wegen dessen Interventionen in Übersee und des Versuchs, sich als"Weltpolizist" aufzuspielen, angeprangert. Aber das war vor der Wahl.
Inzwischen empfiehlt das Wall Street Journal vom 6.6. den Demokraten, wie unter Truman zu Beginn des Kalten Kriegs wieder zur"Kriegspartei" zu werden. Um Wahlen zu gewinnen, sollten sie Präsident Bush Halbherzigkeit im Umgang mit Arafat, den Taliban und Saddam Hussein vorwerfen. Der Chef der Demokraten im Abgeordneten Haus, Richard A. Gephardt, forderte vor dem Council of Foreign Relations am 4. 6. (nach AP vom 6.6.) eine Homeland Security Institution, welche die rund 100 Sicherheitsagenturen in einer Kommandostruktur zusammenfaßt und strafft."Wir müssen unsere Heimatfront reorganisieren, um die Sicherheit der Amerikaner zu stärken". Von allen Seiten drohen nicht mehr Kommunisten, sondern nackter Terror.
Pech für die Demokraten ist, daß der Präsident just die gleiche Idee hatte. Er nannte sie ebenfalls Homeland Security und die wichtigste Entwicklung seit dem National Security Gesetz Präsident Trumans, mit dem dieser den Kalten Krieg eingeleitet hatte. Dieses Gesetz gründete, was es damals schon unter anderem Namen und unter Ausschluß der Ã-ffentlichkeit gab: Ein aus dem Kriegsministerium umorganisiertes Verteidigungsministerium, den Nationalen Sicherheitsrat, den CIA und andere derartige Organisationen. Aufgabe der neuen Heimatschutztruppe und ihrer Befehlsstruktur soll sein: 1. Sicherung des Transportsystems und der Zollgrenzen, 2. Informationsbeschaffung und -analyse, sowie Sicherung der Infrastruktur. 3. Handhabung der Notstandsgesetze und deren Durchführung im Krisenfall. 4. Umgang mit chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Bedrohungen im Inneren.
Etwa am gleichen Tag, also am 6.6., berichtete die FAZ von einer Demonstration in Harrisburg. Das war kein Protest der Grünen gegen das Unglückskernkraftwerk Three Mile Islands. Nein, es demonstrierten aufgebrachte Rentner gegen die"vernichtende Performance ihrer Rentenkasse", ein Vorgeschmack auf das, was kommt, wenn aufkommt, daß sich weitere Kassen leerspekuliert haben und demnächst die Leute aus ihren Häusern fliegen, weil sie den Verlockungen der Banken nachgaben hatten. Sie hatten ihre Häuser aufwerten lassen, um an zinsgünstige neue Hypothekenauszahlungen zu kommen. Mit dem neu aufgenommenen Geld hatten sie entweder Wertpapiere gekauft oder das"Konsumentenvertrauen" aufgepäppelt. Wenn erst die Zinsen wieder anziehen, werden die Preise dieser Häuser in den Keller rutschen und das"Konsumwunder" unter sich begraben.
Eine neue"Epoche" bricht an, wie damals zu Beginn des Kalten Kriegs. Die US-Regierung rechnet nicht mehr auf"kreative Finanzierungen" oder das Geld aus Japan. Daher die neue Militärdoktrin vor wenigen Monaten, die Aufrüstung der Polizei, des FBI, durch Aushöhlung hinderlicher bürgerlicher Rechte vor zwei Wochen, und nun der Ausbau der Homeland Security, eines Westwalls an der Heimatfront. Terror an allen Fronten!
Daß das auch in den Vasallenstaaten so geschieht, dürfen Sie getrost annehmen, nur erfahren Sie es von dort nicht. Daß Sie die Vorbereitungen auch nicht wahrnehmen, dafür sorgt unter anderem der aufgebrachte Streit darüber, ob Kritik an Sharons Maßnahmen und Friedmanns Auftritten nun als sträflicher Antisemitismus mit entsprechenden Konsequenzen zu bewerten sei oder nicht. Ihr hoffnungsfroher Einwand: Die mit der Kampagne verbundene Aushöhlung jahrzehntelanger Bewußtseinskontrolle durch die politische Klasse könne doch nicht im längerfristigen Interesse der politischen Klasse liegen, zieht kaum. Lag der Angriff auf den Yen im längerfristigen Interesse der US-Finanzen? Wenn einem das Wasser bis zum Mund steht, zählt nur noch Kurzfristiges. Komisch nur, daß das Volk es nicht merken will. Wer's nicht hören will, wird's fühlen.
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http://www.spatzseite.de/20020609.htm
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