Popeye
14.06.2002, 18:44 |
EBITDA oder wie man Aktionäre für dumm verkauft Thread gesperrt |
EBITDA - neu-deutscher Ausdruck für Jahresüberschuß vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen, meist Firmenwertabschreibungen [Earnings before Interest Taxes, Depreciation and Amortization].
In den frühen 80-iger Jahren wurde diese Meßlatte als Maßstab für die Finanzierbarkeit eines sog. Leveraged Buy-Outs geschaffen. Nun findet sich dieses sinnlose Ungetüm in Jahresabschlüssen selbst reputierlicher Firmen - meist um die aktuelle Ertragsschwäche zu verschleiern. Für einen Anleger, der den Prüfungsbericht des Wirtschaftsprüfers nicht einsehen darf, sondern nur den veröffentlichten Jahresabschluß studiert, ist das veröffentlichte EBITDA nicht interpretationsfähig. Auf der Basis von EBITDA-Wachstums-Zahlen Anlageentscheidungen zu treffen ist selbstmörderisch.
Case in Point: Deutsche Telekom (siehe link).
Man subtrahiere die Abschreibungen von den EBITDA-Zahlen, was dann übrig bleibt muß noch die Firmenwertabschreibungen decken und steht dann den Aktionären, dem Finanzamt, den Banken und Anleihe-Gläubigern zur Verfügung! Tolle Firma!
<ul> ~ http://www.telekom.de/dtag/home/portal/0,14925,11390,00.html</ul>
<center>
<HR>
</center> |
JÜKÜ
14.06.2002, 19:11
@ Popeye
|
Re: EBITDA / noch 'n Gedicht...... |
"Dynamisches KGV" - LOL
~ KLICK
<center>
<HR>
</center> |
nasdaq
14.06.2002, 23:01
@ Popeye
|
3 Punkte Sofort Programm zur Restrukturierung der Telekom |
Hi,
Warumm nicht gleich den Umsatz statt des EBITDA heranziehen achja der fällt ja auch:-))) trotzdem ich halte die Telekom nach den Vorbildern von Verizon, SBC und Bellsouth für überlebensfähig, wenn folgende Maßnahmen schnellstmöglich umgesetzt würden.
Bitte schaut euch dochmal mein Sanierungsidee an und sagt was ihr davon haltet, bzw. wo ich noch Fehler mache.
ich würde sagen Operating Cash Flow - Capex wäre wesentlich Aussagekräftiger, zeigt aber auch die derzeitigen Probleme:
2001:
op CF: 11900 Tsd. €
Capex: 9900 Tsd. €
Investments in consolidatet companies: 5700 Tsd. €
= -3700 Tsd. €
wenngleich noch ein paar Cash inflows zu verzeichnen waren. Es zeigt aber die dramatische Lage auf, in der sich die Telekom trotz AUSBLENDUNG der 15.000 Tsd. € Depreciations and Amortizations befindet.
Die Ziele der Telekom sollten also vor allem sein:
- Runter mit dem Capex auf erträglichere 15-18% vom Umsatz (was immer noch verdammt hoch wäre) = + 2-3 Milliarden € Cash
- Austrocknen der Tochterunternehmen und an deren Innenfinanzierung appelieren (oder eben dicht machen) bringt auch nochmal 2-3 Milliarden.
- Kosteneinsparungen nach Entlassung von 30-50.000 Mitarbeitern = nochmal 2-3 Milliarden Euro, wenngleich die Entlassungen aufgrund von unverhältnismäßig hohen Abfindungszahlungen schlecht sein könnten, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende und die Abfindugen in Höhe von 2 Milliarden € habe ich ja nach 9 Monaten schon wieder eingespart.
Mit diesen drei Maßnahmen wäre doch eigentlich jeder 0815 Vorstand in der Lage 6-9 Milliarden Euro an Kapital JÄHRLICH zu retten. Das würde locker für die Finanzierung von 80-100 Milliarden Euro an Anleihen reichen.
Stattdessen geht die Telekom mit 60 Milliarden Euro Anleihen lieber vor die Hunde?????
Allerdings kann ich die Argumentation bzgl. des Geschäfts- und Firmenwertes nicht ganz nachvollziehen. Meiner Meinung nach könnte man diesen doch gleich unter den Tisch fallen lassen, statt immer wieder einen Verlust auszuweisen.
Natürlich muss dann auch Schluss sein mit der Aktivierung von neuem goodwill.
Steuerrechtlich würde der goodwill ja weiterhin auf 15 Jahre abgeschrieben und die Telekom bräuchte die nächsten 15 Jahre KEINE Steuern mehr auf den Ertrag bezahlen, den sie ja dann nach meiner Rechnung hätte. (ca. 2,5 Milliarden euro vor steuern)
Da ich nicht glaube, dass die Telekom in der Lage ist 5 Mrd. € zu erwirtschaften könnte man doch dann jährlich 2,5 Mrd. € Verluste vortragen (keine Ahnung ob das heutzutage und bei der Verrechnung mit goodwill noch möglich ist???)
Das ergäbe dann nach Steuer einen Gewinn von ca. 0,45 € je Aktie (IAS). Damit hätte die Telekom per heute ein KGV von 22. Also immerhin Marktkonform. Mit einem zur Zeit gerechtfertigten Abschlag aufgrund der Restrukturierungskosten würde der Kurs dann noch auf 7-8 € absacken und dort einen Boden finden.
Mal schauen wie es läuft aber prinzipiell ist in dem Laden der Turnaround zu schaffen, nur ob das die Pfeiffen an der Spitze mitbekommen???
<center>
<HR>
</center> |
Popeye
16.06.2002, 09:08
@ nasdaq
|
@nasdaq, re.: Telekom, Posting übersehen, sorry! |
Hallo, nasdaq, ich bin nicht der Überzeugung, dass das"Telekom-Problem" vorrangig ein betriebswirtschaftliches Sanierungsproblem ist. Alle vergleichbaren"Privatisierungsfälle" an die ich mich erinnere, leiden unter den gleichen Symptomen: In alter Monopolmanier steht geschäftspolitisch der Kampf bzw. die regulatorische Unterdrückung des Wettbewerbes im Vordergrund - und nicht der Kunde! Post AG, Bahn AG selbst der split-up der alten AT&T 1984 oder die andauernden Monopolverfahren gegen Microsoft zeigen immer wieder das gleiche Verhaltensmuster:"Kill thy enenmy"!
Jedes Unternehmen hat eine"Mentalität", die von oben nach unten transportiert wird und die bei jeder Sanierung im Vordergrund stehen muss. Solange diese Mentalität nicht darauf ausgerichtet ist Kunden besser, schneller und billiger zu bedienen ist jede Kosten-Struktur-Sanierung Flickwerk.
Mal abgesehen davon: Glaubst Du wirklich in dieser Republik dürfe der Vorstand einer Gesellschaft (bei der der Staat mit über 40 Prozent beteiligt ist!) 30-50.000 Mitarbeiter feuern?
Grüße Popeye
<center>
<HR>
</center> |