Hallo,
ich habe Deine Argumentation ein wenig verfolgt und auch einige Texte aus dem Archiv gelesen. Was mich in der ganzen Diskussion Infla- Deflation ein wenig verwundert ist, wie die Anhänger beider Seiten gewisse Fakten ausblenden.
Deshalb wollte ich fragen welche deflatorischen und inflatorischen Einflüsse Ihr seht und was letztendlich Oberwasser für die nächsten 5-10 Jahre haben wird. Oder ob es alles nur um den 0 Punkt schwankt wie die letzten 3 Jahre.
Und wie denkst Du JÜKÜ wird sich das Geldmengenproblem lösen. Werden die Staatsschulden einfach nicht mehr bedient werden können? dann könnte es ja sein, dass durch den Verlust immenser Papiervermögen im sichersten aller Häfen (den Anleihen) die Deflation erst so richtig beginnt. Oder retten wir uns aus diesem Problem mit dem Start einer Inflation sprich Stagflation?
Nachfolgend möchte ich kurz meine persönliche Meinung wiedergeben, die ich in der Kürze nicht mit allerlei Statistiken und kausalen Zusammenhängen belegen kann.
1. Argument der Inflationsanhänger: exzessives Geldmengenwachstum in Verbindung mit Kriegen oder Kriegsähnlichen Zuständen hat in der Geschichte der Menschheit IMMER zu Inflation geführt.
Prinzipiell teile ich dieses Argument, wenngleich ich nicht genau beurteilen kann wie es in der"Geschichte" in jedem Einzelfall aussah.
Zur Zeit scheinen wir aber etwas zu sehen, was sich evtl. mit der Erschließung des amerikanischen Kontinents und deren Produktionssteigerung im Agrarsektor um etwa 1850-1920 ereignete. Wenngleich mir Geldmengenwachstumszahlen von damals nicht vorliegen, so kann man doch sagen das wir ausgelöst durch das steigende Angebot an Agrargütern der USA und niedrige Zinsen TROTZDEM deflationäre Tendenzen hatten.
Auf die heutige Zeit übertragen könnte man etwas ähnlichen anhand des Falls des Kommunismus und der chinesischen Produktionsexpansion sehen. Da es sich in China um sehr elastische Güter handelt, was soviel heisst, dass aufgrund des höheren Einsatzes des Produktionsfaktors Arbeit im Vergleich zu Maschinen eine sehr hohe Elastizität vorhanden ist. Was heisst steigen die Preise nur wenig so sinken die Absatzzahlen und vice versa... Resultat ist Deflation.
2. Argument: Konsumboom und Kreditvergabe Hand in Hand sorgen für Inflation.
Auch hier wird wieder nur eine Seite betrachtet, käme das Angebot der Nachfrage nicht hinterher würde Inflation entstehen. Allerdings scheint dies derzeit auch nicht überall der Fall zu sein. In Europa ist von einem Konsumboom nichts zu sehen und selbst in den USA werden Bilanzen immer weiter gehebelt und sorgen mittels Kreditfinanzierten Investitionen für einen Ausgleich bzw. sogar ein davoneilen, der Produktionskapazitäten und ein hinterhereilen der immens großen Nachfrage.
Nichtsdestotrotz sind in einigen Volkswirtschaften bereits inflationäre Tendenzen feststellbar (den Teuro werde ich nun nicht heranziehen, da sich die Preiserhöungen von am Boden liegenden Sektoren nicht halten wird und auch nicht repräsentativ ist) in den USA haben wir bald importierte Inflation durch einen fallenden Dollarkurs und höchstinflationäre Tendenzen in Teilen des Service Sektors (Taxi, Kino, etc...)
Da immer mehr Geld für Servicedienstleistungen ausgegeben wird könnte eine solche Inflation sicherlich stark auf die Statistik durchschlagen, auf der anderen Seite gehen durch den Umbau der Produktionswirtschaft soviele Arbeitsplätze verloren, dass der arbeitsintensivere Servicesektor kaum Arbeitskräftemangel zu befürchten hat (zumindest bei Taxifahrern und Kinokartenkontrolleuren), wie sich dort inflationäre Tendenzen längerfristig halten könnten ist mir noch ein wenig suspekt.
Auswirkungen auf den Goldpreis:
Auf jeden Fall sind sich nahezu alle einig, ob Inflations- oder Deflationsanhänger, dass die immens steigende Geldmenge nicht gesund sein kann. Wie im Falle Japan, verordnet man einem dem ertrinken nahen Patienten das trinken von mehr Wasser. Das kann eigentlich nicht gut gehen. Gold schützt zumindest vor einer fortlaufenden Geldentwertung, im Aussenbereich (solange noch kein Abwertungswettkampf beginnt) Solange die Preise aber noch weiter fallen ist ein gewisser Cashanteil momentan noch nicht zu verachten, was den Goldpreisanstieg auch noch limitiert.
Handlungsmöglichkeiten:
Aufgrund der komplexen Zusammenhänge ist es schwierig Handlungsempfehlungen abzugeben folgende scheinen mir noch am vernünftigsten zu sein.
Japan wird den Weg der Aussenabwertung weiter gehen um damit inländische Preise und Aussenwert des Yen ins Lot zu bringen, verbunden mit einer möglichen Ã-ffnung der Märkte würden selbst ausländische Investitionen in Japan attraktiv. Bis dahinn wertet der Yen (mittelfristig auch gegen den Dollar) weiter ab. Möglichkeiten ergeben sich dann in der Kreditaufnahme in Yen und das halten des EUR oder AUD in Form von Kurzläufer Anleihen.
Momentan bin ich auch short im Yen, allerdings noch im kurzlaufenden Bereich, das shorten japanischer 10 jähriger Staatsanleihen scheint mir aber ebenfalls durchaus interessant zu sein, nähmlich dann wenn der Staat seine Anleihen nicht mehr bedienen kann. Die japanische Regierung wartet sehnsüchtig auf eine Inflation um sich zu entschulden, die wird aber vermutlich nicht kommen bevor nicht alle Altlasten beseitigt sind.
Kauf von Gold:
Langfristig ist die sicherste Alternative das Kauf von physischem Gold oder Mienen. Mienenaktien habe ich ein paar physisches Gold noch nicht. Meinen Optimismus für den jüngsten Goldpreisanstieg habe ich allerdings mehr aus unternehmerischen Denken heraus geschöpft. Mienenschließungen, Konsolidierung, Einschränkung des Hedgens. Was mir Sorgen bereitet sind die Zentralbankbestände, die ich glaube im letzten Moment noch auf den Markt geschmissen werden. Das würde zumindest sehr schnell alle Spekulanten hinaus treiben und den Goldpreis auf einen Punkt drücken, der dann so schnell nicht mehr gesehen wird. Leider vermag ich nicht zu sagen ob dieser Punkt eher bei 200 oder bei 300 $ liegen wird...
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