aus der DIE WELT
Die Frau als zwölfter Mann
Zippert kickt
Wir möchten Rudi Völler dringend raten, unsere Familie in seine taktischen Überlegungen einzubeziehen. Nur dann kann Deutschland gewinnen. Das Spiel gegen Paraguay war der Beweis: Wir sitzen mit Sohn und Marmeladenbroten vom Anpfiff an vor dem Bildschirm und leiden. In der 86. Minute betritt unsere Frau den Raum, und zwei Minuten später heißt es 1:0 für Deutschland."Es gibt doch immer ein Tor, wenn ich reinkomme", kommentiert sie trocken. Gegen Kamerun erschien sie Sekunden vor Bodes Treffer im Zimmer, beim Klose-Kopfball gegen Irland suchte sie im Fernsehzimmer gerade eine Briefmarke, und beim 8:0 gegen die Saudis saß sie die ganze Zeit in Sichtweite des Bildschirms und sortierte Dias. Wir können nicht erklären, wie das funktioniert - ist es unbedingt nötig, dass Vater, Sohn und Marmeladenbrote anwesend sind, oder reicht es, dass die Frau irgendwann reinkommt, um den Torschuss auszulösen? Und muss die Frau wirklich jedes Mal fragen:"Wer spielt denn da gerade?" Sicherheitshalber werden wir die Versuchsanordnung nicht verändern. Wir wollen von Rudi Völler wissen: Wann sollen wir die Frau im Viertelfinale einwechseln? Was ist dem DFB so ein garantiertes Tor wert? Und kann das Spiel verschoben werden, falls unsere Frau verhindert ist?
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