foreveryoung
24.06.2002, 08:42 |
Marc Faber -"Gold - das schlechte Geschäft der Notenbanken" Thread gesperrt |
aus der DIE WELT v. 24.6.02
Gold - das schlechte Geschäft der Notenbanken
Kolumne
Von Marc Faber
Während am Ende der siebziger Jahren Anleger rund um die Welt Tag und Nacht Gold kauften oder verkauften und, mit Ausnahme von Minenaktien und Ã-lwerten, an Aktien und Obligationen kaum Interesse bekundeten, kehren in den letzten Jahren die Investoren Rohstoffen und Edelmetallen praktisch den Rücken.
Die allgemeine Meinung war, dass Gold als Anlageobjekt völlig uninteressant sei und dass der amerikanische Dollar, Gold als sicherer Hafen und Ankerwährung in der Welt ersetzt hätte. Man argumentierte, dass in einem Umfeld geringer Inflation der Kauf von Aktien und Obligationen wesentlich höhere Gewinne mit sich bringen würde als Anlagen in Rohstoffe, die ohnehin an einem Überangebot litten.
Zudem vertraten führende Strategen die Meinung, dass die regelmäßigen Goldverkäufe der westlichen Zentralbanken den Goldpreis wesentlich tiefer drücken würden und Gold rein volkswirtschaftlich gesehen, weder einen Wert noch eine Bedeutung hätte.
Als konträrer Anleger hat mich natürlich die negative Haltung der Investoren gegenüber Gold und ihre positive, ja euphorische Einstellung gegenüber Technologieaktien schon erstaunt und dies aus einer Reihe von Überlegungen. Einmal habe ich mich immer wieder gefragt, ob die Notenbankpräsidenten völlig geschäftsuntüchtig sind, nachdem sie am Anfang der achtziger Jahren ihre Goldbestände bei einem Preis von stolzen 600 Dollar pro Unze hätten veräußern können und die Erlöse in amerikanischen Staatsobligationen, die damals um 15 Prozent Rendite abwarfen oder im Geldmarkt, der knapp unter 20 Prozent bot, hätten reinvestieren können. Weshalb haben die Notenbanken rund 20 Jahren gewartet, um ihre Goldreserven zu einem Preis von weniger als 300 Dollar zu verkaufen und den Erlös in Obligationen oder im Geldmarkt zu investieren, der aber jetzt nur noch rund fünf Prozent Rendite abwirft. Ich nehme jedoch an, dass auch die Zentralbanken die äußerst profitable Anlagepolitik verfolgen und zu Tiefpreise kaufen sowie bei hohen Preisen wieder abstoßen.
Weiterhin hätte ein Anleger im Jahre 1980, als der Goldpreis kurz über 850 Dollar stieg, mit dem Verkauf einer einzigen Unze Gold einen Dow Jones Industrial Average, der damals um rund 800 Punkte lag, kaufen können. Im Jahre 2000 hätte aber ein Anleger ganze 45 Unzen Gold bezahlen müssen, um einen Dow Jones, der damals bei über 12.000 lag zu erwerben. Mit anderen Worten im Jahre 1980 war Gold"teuer" und der Dow - oder ganz allgemein die meisten Aktien -"spotbillig", während in den letzten Jahren der Dow"teuer" wurde und Gold"spottbillig". Tatsächlich werden heute im Zeitalters des Kapitalismus, das jetzt etwa 150 Jahre alt ist, Gold und ebenfalls andere Rohstoffen wie Silber, Nickel, Kupfer, Kaffee, Getreide, Baumwolle, Gummi, und so weiter, tiefer im Vergleich zu den Kursen von Aktien bewertet als irgendwann zuvor.
Was mich dabei frappiert ist, dass die Notenbank und das Schatzamt in den USA bei diesen tiefen Rohstoffpreisen Gold verkaufen oder ausleihen, um den Goldpreis unter Druck zu halten und mit ihrem"Plungeteam" gleichzeitig bei relativ hohen Aktienpreisen, die Börse mit wiederholten Stützungskäufen künstlich hoch zu halten versuchen. Weshalb verkaufte das amerikanische Schatzamt sein Gold nicht im Jahre 1980 und investierte damals in Aktien zu einer Zeit als der Dow Jones unter 1000 Punkten lag?
Der Fondsmanager und Publizist Marc Faber ist als Skeptiker unter den Börsianern bekannt.
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Wal Buchenberg
24.06.2002, 08:59
@ foreveryoung
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Goldmonopol und die Schmerzgrenze der Notenbanken |
Kurze Antwort an Marc Faber:
Notenbanker wissen sehr wohl, dass Gold ein wirksames Wertaufbewahrungsmittel ist, Aktien dagegen nicht. Wenn aber alle so denken würden, dann bliebe zuwenig Gold für die Notenbanken übrig. Notenbanken wollen ein Monopol auf Gold halten. Monopolisten verkaufen auch unter Wert, um Konkurrenten aus dem Markt fernzuhalten.
Vergleiche dazu die 60er Jahre:
H.-J. Jarchow, P. Rühmann: Monetäre Außenwirtschaft II. Internationale Währungspolitik. 1984. UTB 1335, 241f.
„Die Goldkonvertibilität des US-Dollars geriet in Gefahr, sobald der Preis auf dem Goldmarkt über den offiziellen Goldpreis hinaus anstieg. <font color=red>Das stellt die Tatsachen auf den Kopf: Der zum Gold fixierte Dollarkurs geriet umgekehrt in Gefahr, weil der Dollar an Wert verlor und daher zwangsläufig der Goldpreis relativ zum Dollar anstieg.</font> Dann lag es für die nichtamenkanischen Währungsbehörden nahe, ihre Käufe von Gold beim amerikanischen Schatzamt zum offiziellen Goldpreis zu tätigen, ihre Verkäufe dagegen zum (höheren) Marktpreis vorzunehmen. <font color=red>Hier wird immerhin zugegeben, dass die Notenbanken unterschiedlicher Länder auch unterschiedliche Interessen haben, die nicht unter einen Hut (sprich: einen künstlich gedrückten Goldpreis) passen.</font> Um der Entwicklung vorzubeugen, daß sich auf diese Weise die amerikanischen Goldbestände erheblich verringerten, intervenierte der von den USA und anderen Ländern gegründete Goldpool seit 1961 am Londoner Goldmarkt. <font color=red>Was die einen „Intervention“ nennen, nennen andere „Manipulation“. Ich finde, „Intervention“ ist schon das richtige Wort.</font> Die Interventionen wurden 1968 aufgegeben, nachdem die am Goldpool beteiligten Länder innerhalb eines halben Jahres rund ein Achtel ihrer Goldreserven bei dem Versuch verloren hatten, durch Goldverkäufe einen Anstieg des Marktpreises für Gold zu verhindern.“ <font color=red>Es gibt also auch bei Goldpreis-Interventionen - wie bei allen Interventionen - eine Schmerzgrenze, wo der eigene Schaden durch fortgesetzte Intervention größer wird als der Schaden, den die gemeinsame Intervention verhindern will.
Das sollten sich alle merken, die die GESAMTEN Goldreserven der Notenbanken als Interventionsmasse gegen einen Goldpreisanstieg ansehen.</font>
Warum wollen Notenbanken ein Monopol auf Gold?
Weil sie nur so ihre (Manipulations-)Freiheit behalten bei der Festsetzung der Wechselkurse und des Wertes ihrer Währungen.
Gruß Wal Buchenberg, 24.6.2002
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stocksorcerer
24.06.2002, 09:35
@ Wal Buchenberg
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Jawollja |
Hallo Wal,
das ist ganz genau des Pudel´s Kern. Fantastisch.
Danke, Gruß und winkääää
stocksorcerer
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JLL
24.06.2002, 09:53
@ foreveryoung
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Re: Besonders nett ist immer der Hinweis am Ende: Vorsicht, Skeptiker! (owT) |
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Bodo
24.06.2002, 12:28
@ Wal Buchenberg
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Frage |
Hallo Wal Buchenberg,
deine 3-teilige Ausarbeitung zur Währungsreform war echt super.
Allerdings blieb eine Frage offen:
Was geschah mit den Privatkrediten von Ottonormalbürger?
Ferner habe ich gehört, daß Haus-/Landbesitzer eine staatliche Zwangshypothek erhalten haben, sozusagen als (gerechte) Ausgleichsmaße...
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Diogenes
24.06.2002, 12:58
@ Wal Buchenberg
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Re: Goldmonopol und die Schmerzgrenze der Notenbanken |
Hallo Wal,
>Kurze Antwort an Marc Faber:
>Notenbanker wissen sehr wohl, dass Gold ein wirksames Wertaufbewahrungsmittel ist, Aktien dagegen nicht.
Ja. Sie wissen, daß ihre Zettel nichts taugen, ganz recht.
>Wenn aber alle so denken würden, dann bliebe zuwenig Gold für die Notenbanken übrig.
Nein, viel schlimmer: es würde gar keine Notenbanken brauchen.
Und: die Banken müssten wieder der Wirtschaft dienen, anstatt die Wirtschaft ihnen.
Und: Die Politik müßte nachdenken statt einfach Geld nachzudrucken. Sie müßten Politk machen, anstatt Stimmenkauf. Dafür braucht man Hirn. Es wäre aus mit den Schwätzern.
>Notenbanken wollen ein Monopol auf Gold halten.
Hier liegst du falsch. die Notenbanken wollen ihr Monopol auf (Zettel)geld halten. Sie wollen Gold/Silber tot sehen, weil es ihr schärfster Konkurrent und Richter iher"Politik" ist. (Was hat Politik eigentlich im Geld zu suchen?)
>Monopolisten verkaufen auch unter Wert, um Konkurrenten aus dem Markt fernzuhalten.
Jein. Sie prügeln Gold (und auch Silber), um es als Konkurrenz zu ihrem Schrott fernzuhalten."Unter Wert" kann man nicht objektiv beruteilen.
>[b]Warum wollen Notenbanken ein Monopol auf Gold?
>Weil sie nur so ihre (Manipulations-)Freiheit behalten bei der Festsetzung der Wechselkurse und des Wertes ihrer Währungen.
Die Notenbanken können gar kein Monopol auf Gold bekommen. Darum geht es nicht. Sie wollen das Monopol auf"Geld" behalten. Deswegen schmeißen sie Gold zum Fenster hinaus.
Sie wollen ihre Papierschnitzel als werthaltig erscheinen lassen, weil ihnen sonst die Leute die Ar...karte zeigen. Dann ist Schluß mit der Selbstbedienung auf Kosten des Volkes. Sie müssten sich glatt eine anständige Arbeit suchen, als Tellerwäscher vielleicht,...
Mit der Manipulationsfreiheit ist es nicht weit her. Am Ende siegt immer der Markt (=die Menschen). Sind die Keller leer, dann steigt Gold. Steigt Gold, geht das Papier zum Teufel.
>Gruß Wal Buchenberg, 24.6.2002
Gruß
Diogenes
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Wal Buchenberg
24.06.2002, 13:56
@ Bodo
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Re: Frage |
>Hallo Wal Buchenberg,
>deine 3-teilige Ausarbeitung zur Währungsreform war echt super.
>Allerdings blieb eine Frage offen:
>Was geschah mit den Privatkrediten von Ottonormalbürger?
Ich denke, da die Guthaben=Forderungen der Banken gelöscht bzw. umgestellt worden sind, dass darunter auch die Kredite an Privatpersonen fallen.
Kredite zwischen Privatpersonen spielen im Geschäftsleben kaum eine Rolle.
Regelmäßige Verpflichtungen wurden 1: 1 umgestellt:
"4. Löhne und Gehälter, Miet- und Pachtzinsen, Renten, Pensionen und andere wiederkehrende Leistungen, Auseinandersetzungsverbindlichkeiten (§ 18 des Umstellungsgesetzes), die Leistungen der Sozialversicherung und zum Teil der Haftpflicht- und der Unfallversicherung wurden im Verhältnis 1:1 umgestellt."
Gruß Wal
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