Wal Buchenberg
27.06.2002, 14:56 |
Goldpreis zwischen *Schlägertruppe* und *Prügelknaben*? Thread gesperrt |
Goldpreis zwischen Schlägertruppe und Prügelknaben
Hallo,
bisher hatte die Intervention der Notenbanken erreicht, dass der Goldpreis nicht über 330 USD gestiegen ist. Die Interventionisten konnten also nicht verhindern, dass der Goldpreis deutlich über das langjährige Niveau der letzten Jahre gestiegen ist. Sie konnten also nur den Anstieg stoppen, aber sie konnten nicht verhindern, dass der Goldpreis die Aufmerksamkeit über den Kreis der „Goldfische“ hinaus auf sich gezogen hat.
Die bisherige Intervention war also nur halb erfolgreich. Ganz erfolgreich wäre die Intervention, wenn trotz zunehmend krisenhaftem Umfeld der Preis wieder auf das langjährige Niveau gedrückt werden könnte, und dort wenigstens einige Wochen gehalten werden könnte. Nur dann wäre der Goldpreis als Krisenthermometer neutralisiert.
Ich denke, auch dieses Interventionsziel wird nicht ganz, aber doch annähernd erreicht werden.
Wenn also der Goldpreis in den nächsten Tagen und Wochen weiter sinkt, um nach meiner Schätzung ein Niveau von 300 bis 310 USD zu halten, so ist das kein Grund zu Panik. Je tiefer der Goldpreis gedrückt wird, desto schneller reduzieren sich die Goldbestände der Notenbanken bei ihrer Intervention.
Die Goldinterventionen Ende der 60er Jahre wurden aufgegeben, als die beteiligten Notenbanken innerhalb eines Jahres ein Achtel ihrer Goldbestände auf den Markt geworfen hatten. Da es heute nicht nur um eine begrenzte Frage wie die Rettung der Dollar-Goldanbindung geht, sondern um die Rettung des gegenwärtigen Finanzsystems, dürfte der Einsatz, der in die Waagschale geworfen wird, höher sein.
Wer auf schnelles Geld hofft, der sollte bedenken, dass er auf dem Goldmarkt nicht eine Masse anonymer Gegenspieler hat wie auf dem Aktienmarkt, sondern eine kleine Anzahl mächtiger Goldanbieter, die sich absprechen und ihre Aktionen koordinieren.
Wer eine dauerhafte Wertanlage nicht für Wochen und Monate, sondern für Jahre sucht, kann sich trösten: Bisher haben die Notenbanken noch jede Goldintervention verloren und bis zu dem Zeitpunkt, wo sie aufgeben, führt ihre Intervention nur zur „Demokratisierung“ des Goldes: Die Notenbanken verlieren ihre Goldvorräte und tauschen dafür Papiergeld ein, wir Goldkäufer erhalten keine „Prügel“, sondern für das Papiergeld eine dauerhafte und wertbeständige Sache. Wir stellen uns also nicht nur langfristig, sondern schon aktuell besser als die Notenbanken.
Gruß Wal Buchenberg
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JLL
27.06.2002, 16:34
@ Wal Buchenberg
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Re: Dem ist nichts hinzuzufügen. Danke.:-) (owT) |
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Bodo
27.06.2002, 17:23
@ Wal Buchenberg
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Re: Goldpreis zwischen *Schlägertruppe* und *Prügelknaben*? |
>Wenn also der Goldpreis in den nächsten Tagen und Wochen weiter sinkt, um nach meiner Schätzung ein Niveau von 300 bis 310 USD zu halten, so ist das kein Grund zu Panik. Je tiefer der Goldpreis gedrückt wird, desto schneller reduzieren sich die Goldbestände der Notenbanken bei ihrer Intervention.
>Die Goldinterventionen Ende der 60er Jahre wurden aufgegeben, als die beteiligten Notenbanken innerhalb eines Jahres ein Achtel ihrer Goldbestände auf den Markt geworfen hatten. Da es heute nicht nur um eine begrenzte Frage wie die Rettung der Dollar-Goldanbindung geht, sondern um die Rettung des gegenwärtigen Finanzsystems, dürfte der Einsatz, der in die Waagschale geworfen wird, höher sein.
Deiner Überlegung stimme ich zu, aber eine Kursveränderung im Goldkurs kann man auch über die Future erreichen. Das geht einfacher und verlangt nur Bargeld...
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JLL
27.06.2002, 17:47
@ Bodo
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Re: Im Prinzip schon, aber je größer das Mißtrauen wird,... |
...umso mehr wollen die Käufer"the real thing" mit nach Hause nehmen (siehe Japan). Wenn der Preis dann auch noch künstlich niedrig gehalten wird, schafft man vor allem einmal günstige Einstiegskurse für Käufer. Daher fällt den Medien in einem solchen Szenario die Hauptaufgabe zu, diese Kurse nicht als attraktiv darzustellen, was sie eigentlich sind, sondern vielmehr dem Publikum das Gegenteil einzureden, bzw. das Thema vollkommen zu ignorieren. Die starke Momentum-Orientierung der westlichen Anleger ist dabei sehr hilfreich. Nichts verkauft sich hierzulande bekanntlich besser, als das, was schon gestiegen ist. Daher auch immer wieder das Totschlagargument gegen Gold, dass es bislang nicht nennenswert gestiegen sei und seit 22 Jahren in der Baisse ist. Gold ist übrigens das einzige Investmentvehikel, das nach Ansicht hiesiger Medien nahtlos von der Mega-Baisse in nur drei Monaten in eine Blase übergegangen ist - damit natürlich auch wieder unattraktiv.
Dennoch gibt es Regionen, in denen man ein gutes Schnäppchen noch zu schätzen weiß und immer dann besonders beherzt zugreift, wenn der Preis etwas nachgegeben hat/wurde. Die Papierspielchen sind zwar ganz nett und viele wurden in dem Bewußtsein groß, dass Papier das einzig Wahre sei. Die Sache wird aber spätestens dann verzwickt, wenn Gold neue Tiefstkurse erreicht hat und dennoch kein Gold verfügbar ist. Das wäre für Kaufwillige zumindest ein erklärungsbedürftiger Zustand.
Schönen Abend
JLL
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