dottore
07.07.2002, 13:28 |
Zinsfreies Geld? Siehe Währungsreform! Thread gesperrt |
Hi,
unter"Notenbanken sind nur Mätzchen / siehe
Währungsreform!"
erschien soeben das (möglicherweise von Interesse für jeden, der mal bis auf den"Grund" durchgucken will):
Geschrieben von Währungstheoretiker usw. am 07. Juli 2002 13:24:39:
Als Antwort auf: Re: Was LAG denn auf diesen Sparbüchern? geschrieben von Oldy am 07. Juli 2002 08:00:10:
>
>Auf diesen Sparbüchern LAG natürlich nichts, weil das nur eine gebräuchlige Redewendung ist. Auf denen waren nur von mir
eingezahltes Bargeld verbucht.
WAS war dann das für ein Vorgang? Kann es sein, dass Du eine Forderung (verkleidet als Bargeld) zediert hast? Dann wäre eine
Zession beurkundet worden, aber keine Einzahlung. Wäre es eine Ein-Zahlung, was KONKRET wurde da eingezahlt?
Bargeld? Was ist das anderes als verzinslich, auch wenn kein Zinssatz drauf steht. Bargeld kostet immer die ZB-Steuer
("Leitzins"). Wer sich kein Bargeld bei der ZB beschaffen muss, spart diesen Zins. Das sollte eigentlich jeder verstehen, wenn er
nur mal richtig drüber nachdenkt.
Versuch Dein"Bargfeld" bitte anhand des ersten Sparbuchs zu erklären, was es logischerweise gegeben haben muss, Sparbuch
Nr. 00001.:
- Einmal 1820er Jahre (Gründungswelle der Sparkassen). Damals Edelmetall-Münzen.
- Nach der deutschen Währungsreform.
Beim zweiten Fall bitte ich zu beachten, dass die ersten Banknoten, die damals ausgegeben wurden, nicht von den Banken,
sondern von den Umtauschstellen kamen.
Die Bank deutscher Länder tauschte nicht eine einzige Reichsmark in D-Mark um! Als Nostro-, nicht als Agenturgeschäft.
Sonst hätte sie die RM schon damals und bis heute noch in der Bilanz (Reichsmark-"Restbestand").
Klartext also:
Der Bargeldumlauf 1948 (Ende): 6,6 Milliarden DM. Passiv verbucht.
Was hatte die BdL dagegen auf der Aktivseite?
Ausgleichsforderungen an die öffentlichen Haushalte und zwar genau 8,2 Milliarden DM. Die Differenz waren übrigens
ZB-Gutaben öffentlicher (!) Einleger, GK plusminus Kleinkram).
Die Ausgleichsforderungen waren mit 1 Prozent verzinslich. Sind's bis heute, da bis heute offen.
Also welches Geld landete auf dem allerersten Sparbuch? Es waren nichts als Ausgleichsforderungen (verzinslich!) im bunten
Gewande von sog."Banknoten".
So etwas, wie"Geldscheine als solche" (NETTO! OHNE ZINS!) hat es eben nicht (!) gegeben. Die D-Mark der ersten Stunde war
bereits ein Schuldschein. Schulden kann man nicht"einlegen", sondern nur zedieren.
Dir ist das Entscheidende beim Geld (hier ohne Edelmetall) leider nicht klar: Der Staat ist Gläubiger und Schuldner in einer
Person.
Die"Notenbank" soll das nur verschleiern. Notenbanken sind nichts als Mätzchen.
Der Staat zwang die (seine!) Notenbank zur Herausgabe von Banknoten (Staat = Ur-Gläubiger, kann machen, was er will). Und
kaschierte das, indem er sich zum Schuldner (der Ausgleichsforderung) machte (Scham-Zinssatz: 1 Prozent). Das neue Geld hat
er dann verschenkt. (Richtig gelesen).
Die Menschen lieferten beim DM-Umtausch RM ab - pro forma. Mit den RM (= DM-Bezugsscheine) konnte sich der Staat nach
der Sekunde der Währungsreform nicht mal mehr eine Zigarette kaufen. Sie waren ungültig, für jeden, inkl. Staat.
Die Reichsmarkscheine (passiv in der Reichsbank) waren ohnehin komplett wertlos. Denn den 56 Mrd. RM Banknotenumlauf am 7.
März 1945 (letzter Reichsbank-Ausweis) plus 16 Mrd. RM ZB-Guthaben (wie Bargeld), also Summa 72 Mrd. RM standen 70,4
Milliarden RM Staatspapiere (Schatzwechsel usw.) des untergehenden Reichs (Reich = Schuldner!) gegenüber.
Der finale Staatsbankrott. Sonst gar nichts.
Letzter Goldbestand der Reichsbank: 70 Millionen (nicht Milliarden!) Reichsmark. Das war ein bisschen mehr als eine (EINE!)
Tonne. Die verschwand dann auch noch, schließlich gab es Sieger, und die erste Bilanz der BdL 1948 hatte unter Position Gold?
Nullkommanull!
Also wie da eine"Währung" machen? An der Reihenfolge: Staat (Souverän, Geld-Bestimmer, Ur-Gläubiger) --> Notenbank hat
wertloses Papier ---> Abgabe dieses an den Staat nur in Form einer Forderung (Ausgleichsforderung, verzinslich) --> Staat wird
Schuldner --> tritt seine Schulden an die Bevölkerung ab (Schuldnerzessionen nur per Gesetz möglich - es sei denn Gläubiger
stimmt zu!) --> Bevölkerung schon mal mindestens die 1 % von 8,2 Mrd DM als"Geldentstehungssteuer" schuldend --> als
Inhaber der DM jetzt seinerseits Gläubiger --> alles Kaufen und Sparen seitdem immer nur Zession.
Niemals Bezahlung definiert als endgültige Leistung.
Würden sämtliche Banknoten und jeder Kredit bis zur Stunde Null der Währungsreform"rückabgewickelt" - was bliebe ganz zum
Schluss (Gold und Scheidemünzen lassen wir bitte weg, um es zu vereinfachen)?
Die heute 4,44 Milliarden Euro Ausgleichsforderung von damals. Die müsste der Staat als allerallerletzte Steuer erheben und die
4,44 verschwänden als Banknoten in der Bundesbank.
Deutschland wäre komplett geldfrei!.
Den Euro-Quatsch können wir natürlich auch weg lassen, weil es bei allen Euro-ZBs haargenau das selbe wäre.
Und dennoch - selbst im Idealfall der kompletten Rückabwicklung - dumm gelaufen. Denn auf die 4,44 sind noch die 1 % Zinsen
offen!
Da es aber kein Geld (Banknoten) mehr gibt, können die 1 % niemals bezahlt werden, weil das"Geld", womit sie bezahlt werden
könnten, bereits komplett verschwunden ist.
>Ich konnte der Bank auch vertrauen, daß die die jeweiligen Einzahlungen auf das Sparbuch gutbuchte, obwohl ich diese
Buchungen nie sah, weil sie mir ja gegen diese Sicherheit auch einen Kredit gewährte.
>Diese Sparbücher lagen ja von Anfang an als Sicherheit für meinen Kredit im Tresor der Bank. Ich sah sie nie mehr. Ich würde
auch heute jeder Bank, auch einer dubiösen"off-shore" Bank so vertrauen. Ich hätte ja genau so viel Kredit von ihr, als sie von
mir Einlagen hätte.
Ganz simples Zinsdifferenzgeschäft bei unterschiedlichen Fälligkeiten, nichts anderes. Sparbuch = 3 %. Geschäftskredit = 6 %
(oder ähnlich). Jetzt kommt's doch nur noch auf die Fristigkeiten an.
>Ich bin nur nicht mehr im Geschäft und brauche keinen Kredit mehr. Deshalb interessieren mich solche Sachen nicht mehr,
lieber Dottore.
Die jungen Leute interessiert es aber schon. Denn sie stehen vor den Fragen, die Du schon hinter Dir hast: Soll ich Kredit
nehmen, sparen, investieren oder was soll ich überhaupt tun?
Dazu wäre es hilfreicher, diesen Problem-Komplexen auf den Grund zu gehen (woher Zins, was ist Kredit, ist Geld immer
verzinslich unterwegs? usw.) als sich in den Elfenbeinturm des"Ich weiß alles sowieso besser" zurückzuziehen.
Viele hören auf Dich und vertrauen Dir. Dann solltest Du Dich auch dieses Vertrauens würdig erweisen. Vertrauen ist nämlich
auch ein Vorschuss...
Zahl also Deine Zinsen darauf, erkläre und diskutiere!
Gruß!
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Theo Stuss
07.07.2002, 14:08
@ dottore
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Re: Zinsfreies Geld? Siehe Währungsreform! |
Hallo Dottore,
vielleicht ist ein kleiner Themenwechsel erlaubt? Sie schreiben ja oft, der Staat habe sich heute so abgesichert, daß es weder zu Tilgungen noch zu Abschreibungen kommen wird, weil die Technik des Hochbuchens institutionalisiert sei.
Ich meine dagegen, der Staat treibt alle Menschen in die Schattenwirtschaft und gegen die ist kein Kraut gewachsen. Irgendwann wird den Menschen auch der Geduldsfaden reißen und den Politikern wird es so ergehen wie in Argentinien. Dort können sie sich ja noch nicht einmal unter Gebildeten blicken lassen.
Ihre These, daß der Herrscher den Untertan durch den Steuerdruck dazu bringt etwas zu leisten, damit er ihm etwas wegnehmen kann, kann ich auch nicht nachvollziehen. Kreativität läßt sich nicht erzwingen, siehe kommunistische Staaten. Trotz der guten Ingenieurausbildung waren die Leistungen dieser Zunft in Rußland unter aller Sau, weil es nicht honoriert wurde. Ausnahmen waren immer Ingenieure, die previligiert waren.
Auch ein Sklave, der Handarbeiten leistet, tut nur das Notwendigste. Sklaverei ist eben auf Dauer unwirtschaftlich. Dieses System wird sich also totlaufen. Wielange der Krebsgang dauert ist natürlich schwer zu sagen.
Immerhin, wenn jetzt Kapitalverkehrskontrollen in der Euro-Zone kommen, dann werden die Kapitalabflüsse aus den USA an uns vorbeilaufen. Wer wird in eine Mausefalle invesieren? Vielleicht beschleunigt das den Zusammenbruch?
Gruß,
Theo.
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dottore
07.07.2002, 16:37
@ Theo Stuss
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Re: Lohnsklaven, Staatspreise, Mausefallenwährung |
Hallo Theo,
>vielleicht ist ein kleiner Themenwechsel erlaubt? Sie schreiben ja oft, der Staat habe sich heute so abgesichert, daß es weder zu Tilgungen noch zu Abschreibungen kommen wird, weil die Technik des Hochbuchens institutionalisiert sei.
Vielleicht sollten wir es noch etwas differenzierterer sehen.
Der Staat ist der einzige Gläubiger, der zugleich in die Rolle des Schuldners schlüpfen kann, ohne dabei an jene Termine gebunden zu sein, die für die Privaten gelten.
Der Staat als Gläubiger muss nicht wie Private auf den Zahlungstermin warten, sondern kann ihn selbst bestimmen (Steuern rauf, dann und dann, usw.). Der Private muss für das Vorziehen eines für ihn ins Haben gehenden Zahlungsvorgangs immer ein Abgeld zahlen (Diskont usw.), der Staat nie: jederzeit sind sofort wirksame Steuererhöhungen möglich.
Das Abgeld (Zins) kann sich daher nur aus der Existenz des Staates (Macht) selbst herleiten.
Einfaches Beispiel: MWSt.-Erhöhung.
Der Staat kann diese Zahlung erzwingen. Der MWSt.-Schuldner (Verbraucher letztlich) kann seinerseits niemand zwingen, ihm das zur Entrichtung der MWSt.-bedingten höheren Preise erforderliche Geld zu geben. Sub summa muss er es sich also leihen (vorfinanzieren) - es sei denn alle Verbraucher verzichten in Höhe der zusätzliche geforderten MWSt. auf Konsum.
Dass bei vielen Einzel-Steuern diese Grenzen erreicht sind, ist klar: Siehe Schnapssteuer, der Konsum ging jedesmal stark zurück, als die Branntweinsteuer angehoben wurde. Sub summa aller Verbrauchsgüter ist dieser Effekt noch nicht erreicht, dazu ist er (noch) zu umfassend und die in kleinen Schritten mögliche Steuererhöhung (auch schön bei der Ã-kosteuer zu beobachten) lassen das Ganze als"relativ" klein erscheinen, zumal der Bürger den"einen" Prozentpunkt schluckt.
Für den Staat bedeutet dieses"eine" Prozent aber sofort einen aus dieser Quelle sprudelnde Einnahmensteigerung von 6,35 % (16 % MWSt. auf 17 %). Die MWSt. begann als"Umsatzsteuer" 1916 mit wieviel?
Mit 2 Promille!
Der Staat kann als Schuldner prolongieren, ohne dass dies seine Bonität in dem Maße versaut wie dies beim privaten Schuldner der Fall ist, siehe Japan. Auch dadurch ergibt sich automatisch ein Spread (Zins) zwischen Staat / Privat am Kapitalmarkt. Er sogar vorzeitig tilgen, ohne Vorfälligkeitszins zahlen zu müssen).
Man muss den Spread (Zins, entwickelt ob aus Ab- oder Aufgeld ganz wurscht) nur bei der Null-Linie beginnen lassen, wo er historisch auch begonnen hat.
Das erwähnte Hochbuchen (neue Schulden inkl. Zins auf alte) kann der Staat zum gleichen Kurs vornehmen, jedenfalls sehr lange. Es ergibt sich also kein Disagio auf seine alten Titel, wenn neue dazu kommen, also kein höherer"Zinssatz" für die neuen. Bei den Privaten ist Hochbuchen eben unmöglich (Ausnahmen ja, aber was das kostet - daraus entstehen doch Phänomene wie der"heutige" Wucher, Kredithaie usw.).
>Ich meine dagegen, der Staat treibt alle Menschen in die Schattenwirtschaft und gegen die ist kein Kraut gewachsen.
Schon, aber Schattenwirtschaft ist schon im realen Sektor sehr riskant (Güter, Arbeit) und wird mit aller Gewalt verfolgt (inkl. neue Gelddeklarations-Schoten, siehe Brestel). Viel wichtiger jedoch ist der finanzielle Sektor! Man kann zwar Bares schwarz halten (immer schwieriger), aber auf keinen Fall Konten!
Das hat mit Bankgeheimnis oder Luxemburg nichts zu tun, sondern damit, dass ein Konto einen Forderung ist, die NICHT privat vollstreckt werden kann. Wenn ein Schwarzgeld-Konto besteht und der Schwarzgeldner will abheben und der Gegenpart sagt:"Welches Konto, bitte? Wir kennen Sie gar nicht!" kann sich der Fordernde nur an die öffentlichen Gerichte halten - bzw. nach Palermo reisen.
Damit sind der Schatttenwirtschaft - bei allem Erfindungsreichtum (Hawala usw.) - ganz enge Grenzen gezogen! Jeder Versuch, etwas"Größeres" schwarz produzieren zu lassen (Yacht, Neuwagen, Stahlwerk gar) MUSS scheitern. Dafür sorgt der Staat auch schön auf der"anderen" seite: Schwarzarbeit-Anbieter werden nicht minder gnadenlos verfolgt (siehe Baustellen-Alltag überall im Lande).
>Irgendwann wird den Menschen auch der Geduldsfaden reißen und den Politikern wird es so ergehen wie in Argentinien. Dort können sie sich ja noch nicht einmal unter Gebildeten blicken lassen.
Das interessiert die überhaupt nicht. Da passt das gute alte Erhard-Wort von den"intellektuellen Pinschern" perfekt. Die Macht ist Löwe, Wolf, Adler (siehe"Hoheitszeichen"), weißer Hai und grüne Mamba in einem.
Gewiss gibt es die berühmten"Grenzen". Aber noch rütteln die Argentinier, dumm wie sie sind, an den herabgelassenen Rollos der Banken, statt den Präsidenten-Palast zu stürmen und alles, was auch nur entfernt nach"Politiker" ausschaut, abzustechen.
Bevor nicht zum Punkt gekommen wird (Sturm auf die Bastille, dem Macht-Symbol schlechthin), ist alles Zeitverschwendung.
>Ihre These, daß der Herrscher den Untertan durch den Steuerdruck dazu bringt etwas zu leisten, damit er ihm etwas wegnehmen kann, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Es ist etwas anders, sorry. Nicht das Wegnehmen des HABENs entscheidet, sondern das Setzen eines SOLLs. Das SOLL wird vorher festgelegt, angefangen in Mesopotamien, siehe früheres Posting. Die Vorstellung, der Herrscher würde die"Seinen" erst mal so dahin wursteln lassen und dann schaut er vorbei und guckt, ob was für ihn übrig geblieben ist, was er dann so mal eben mitnehmen kann, entspricht keinerlei historischer Entwicklung des Zwangsabgabenwesens.
Nehmen wir so was wie den Zoll: Der muss immer als erstes bezahlt werden, bevor die Ware freigegeben wird. Konkurs: Der Staat steht als zu befriedigender Gläubiger immer an erster Stelle. Grundabgaben sind immer vorher fest gesetzt, usw. usw.
Natürlich gibt es heute"ertragsabhängige" Steuern, das System Macht kennt alle Kniffe. Da die Zahlungen des Staates aber stets im Voraus festliegen (daher"Haushaltsplan") und alsdann von den Staatlern frei verfügbar sind (Ausnahme: Haushaltssperre) varriiert der Staat elegant, indem er die Einnahmen"nachzieht" - z.B. durch zusätzliche Anleihen (früher waren es sogar Zwangsanleihen), durch Zahlung mit schlechterem Geld (die Preise steigen immer erst in der zweiten Runde, was dann für den Staat auch schlecht ist, was aber ein Perpetuum schafft, siehe früheres Posting), durch Nichtzahlung längst fälliger Handwerksrechnungen (Neue Länder), usw.
>Kreativität läßt sich nicht erzwingen, siehe kommunistische Staaten. Trotz der guten Ingenieurausbildung waren die Leistungen dieser Zunft in Rußland unter aller Sau, weil es nicht honoriert wurde. Ausnahmen waren immer Ingenieure, die previligiert waren.
Welche Kreativitäten erzwingt der Staat? Als erstes und oberstes immer Abgabenvermeidungskreativität. Die Geschichte beginnt immer mit dem Versuch, die Abgabe zu unterlaufen, was logischerweise auch zu mehr Produktivität führt (intensive Wirtschaft, Bergbau bei Metallabgaben,"technischer Fortschritt" usw.), die wir als"privat" interpretieren. Der Staat schafft ganze Branchen (Steuerberater). Bei Licht betrachtet strengen wir uns am meisten an, wenn wir irgendwelchen Bezahl-Zwängen entkommen wollen (Unterhalt, eigenes Haus statt mieten, usw.). Am Anfang aber steht immer und vor allem am stärksten ist der Abgabenzwang.
Übrigens ganz logisch: Zahlzwang bei Abgaben = Geld ein für alle Mal weg. Zahlzwang, um Investitionen (privat oder geschäftlich) zu bedienen: Da habe ich wenigstens die Investition behalten.
Beispiel: Ein Mensch hat 1 Mio. Seine Zwangsabgaben: Jedes Jahr 100.000. Er wird lieber die 1 Mio investieren, wenn er damit die Chance hat, aus der Mio die jährlich 100.000 zu erwirtschaften als abwarten, bis er die Mio endlich komplett abgeliefert hat.
Beim russischen Ingenieur fehlte diese Chance (in seinem Fall, aus dem Zwangssystem komplett aussteigen zu können). Bei Musikern war das gleich ganz anders. Bei Schriftstellern genau so.
>Auch ein Sklave, der Handarbeiten leistet, tut nur das Notwendigste. Sklaverei ist eben auf Dauer unwirtschaftlich. Dieses System wird sich also totlaufen. Wielange der Krebsgang dauert ist natürlich schwer zu sagen.
Sklaverei muss nicht unwirtschaftlich sein (das Sklavenschicksal lassen wir beiseite). Die Südstaaten arbeiteten produktiver und profitabler (Baumwolle etc.) als irgendwer sonst auf der Welt. Ein Sklave unter Marktbedingungen ist kein ökonomischer Unfug. Der Südstaaten-Sklave war"sozial" besser abgesichert als der deutsche Fabrikarbeiter.
Nicht umsonst hatte der Sklave einen hohen Preis, der sich unschwer mit den abgezinsten Arbeitslöhnen der Zeit vergleichen lässt. Der Übergang vom Abhängigen (Grundherrschaft, Leigeigenschaft) zum freien Arbeiter ist immer ein höchst bedeutsamer Einschnitt. Mit dem Konstrukt"Lohnsklave" oder"Ausbeutung" kommen wir überhaupt nicht weiter. Es hört sich bloß gut an. Dazu demnächst mehr.
>Immerhin, wenn jetzt Kapitalverkehrskontrollen in der Euro-Zone kommen, dann werden die Kapitalabflüsse aus den USA an uns vorbeilaufen. Wer wird in eine Mausefalle investieren? Vielleicht beschleunigt das den Zusammenbruch?
Sehr gut. Schon Hankel hatte weitsichtig den Euro als Mausefallenwährung bezeichnet. Was da von der"Politik" durchgezogen wird, ist extrem kontraproduktiv.
Gruß!
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Fürst Luschi
07.07.2002, 18:06
@ dottore
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Re: Lohnsklaven, Staatspreise, Mausefallenwährung |
>Der Staat kann als Schuldner prolongieren, ohne dass dies seine Bonität in dem Maße versaut wie dies beim privaten Schuldner der Fall ist, siehe Japan. Auch dadurch ergibt sich automatisch ein Spread (Zins) zwischen Staat / Privat am Kapitalmarkt. Er sogar vorzeitig tilgen, ohne Vorfälligkeitszins zahlen zu müssen).
Wie kann der Staat vorzeitig tilgen? Wenn er seine Anleihe auf"callable" stellt (geht das überhaupt?), dann fallen doch die Kurse für seine neuen Papiere, mit denen er tilgen will.
Du hattest hier beschrieben, warum die sogenannten Umschuldungen immer Augenwischerei sind:
<small>
1. Der Zinssatz für Staatsanleihen (und nur um die geht es) steht bei angenommen 10 %. Das ist der Marktzins, der sich nur als Marktzins angeben lässt, wenn es gleich geratete Anleihen privater Emittenten gibt (z.B. AAA)
Nun kann der Staat seine Zinssätze für bestehende Anleihen per Gesetz herabsetzen (sog. Konversion). Das heißt, er bezahlt nur noch 5 % und lässt etwaige Coupons entsprechend umstempeln. Dann fällt natürlich der Kurs der Anleihen. Angenommen bei einer sehr langfristigen Anleihe (oder"ewigen Rente") auf Kurs 50, denn die 5 % auf 50 entsprechen dann wieder dem Marktzinssatz von 10 %.
Der Staat könnte jetzt die Anleihen zu 50 zurückkaufen. Da er aber dieses nur mit Hilfe der Aufnahme neuer Schulden machen kann, die wiederum nur einen 5 %-Coupon tragen können, trägt er die ursprüngliche Schuld, die zu 100 getilgt werden muss, nur vor. Mit dem Erlös aus dem Verkauf eines 5-Prozenters bei Marktzinssatz von 10 % kann ich am Markt nur 50 erlösen, was mir bei der letztlichen Tilgung der ursprünglichen Schuld zu pari (= 100) nicht ausreicht.
2. Geht der Marktzinssatz runter, weil der Kurs von Staatspapieren aufgrund von Käufen der Notenbank steigt und damit ihre Rendite sinkt (die maßgeblich ist für den Couponzinssatz für neu zu begebende Anleihen) hilft mir das auch nicht weiter, da die bei der Notenbank liegenden, mit höherem Coupon ausgestatteten Papiere bei Fälligkeit ebenfalls zu pari (= 100) zurückgezahlt werden müssen.
</small>
und noch eine Nachfrage. Du hast letztens geschrieben:
Immerhin scheint dieses klar: Ein Abhängiger bietet sicher einen größeren Spread zwischen unabhängiger, zwangfreier Arbeit und von"oben" herab forcierter"Zwangsarbeit" als ein nur privat und zwanglos Arbeitender zu einem ebenfalls privat und zwanglos Arbeitenden, der mit"Aussicht" auf ein Mehr, das ihm andere freiwillig andienen (Tausch) schließlich ebenfalls mehr (oder produktiver) arbeitet.
Was ist der Spread in diesem Zusammenhang und wem wird er geboten?
Grüsse
FL
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dottore
07.07.2002, 20:39
@ Fürst Luschi
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Re: Lohnsklaven, Staatspreise, Mausefallenwährung |
>>Der Staat kann als Schuldner prolongieren, ohne dass dies seine Bonität in dem Maße versaut wie dies beim privaten Schuldner der Fall ist, siehe Japan. Auch dadurch ergibt sich automatisch ein Spread (Zins) zwischen Staat / Privat am Kapitalmarkt. Er sogar vorzeitig tilgen, ohne Vorfälligkeitszins zahlen zu müssen).
>Wie kann der Staat vorzeitig tilgen?
Ist in allen Anleihekonditionen der Staaten so fest gelegt.
>Wenn er seine Anleihe auf"callable" stellt (geht das überhaupt?),
Nein, auf"payable". Zahlt Nominal zurück und fertig.
>dann fallen doch die Kurse für seine neuen Papiere, mit denen er tilgen will.
Die senkt er doch bewusst. Die berühmten"Koversionen" z.B. des 19. Jh. Die alten Titel hatten höheren Zins, konnten dies aber nicht per Rendite aus- bzw.weiterleben, weil sie eben konvertiert wurden - es waren immer Zwangskonversionen.
Wirken nicht anders als Zwangssteuersenkungen. Wer hindert den Staat an Zwangssteuersenkungen? Staat ist extrem flexibel...
>Du hattest hier beschrieben, warum die sogenannten Umschuldungen immer Augenwischerei sind:
Ja, HEUTE. Da geht nix mehr.
>
>1. Der Zinssatz für Staatsanleihen (und nur um die geht es) steht bei angenommen 10 %. Das ist der Marktzins, der sich nur als Marktzins angeben lässt, wenn es gleich geratete Anleihen privater Emittenten gibt (z.B. AAA)
>Nun kann der Staat seine Zinssätze für bestehende Anleihen per Gesetz herabsetzen (sog. Konversion). Das heißt, er bezahlt nur noch 5 % und lässt etwaige Coupons entsprechend umstempeln. Dann fällt natürlich der Kurs der Anleihen. Angenommen bei einer sehr langfristigen Anleihe (oder"ewigen Rente") auf Kurs 50, denn die 5 % auf 50 entsprechen dann wieder dem Marktzinssatz von 10 %.
Der Kurs fällt nicht per Markt, sondern per Konversionsgesetz.
>Der Staat könnte jetzt die Anleihen zu 50 zurückkaufen. Da er aber dieses nur mit Hilfe der Aufnahme neuer Schulden machen kann,
HIER müsste eingesetzt werden, dass dies auch ohne neue Schuldenaufnahme geht. Die britischen Consols fielen im 18. Jh. auf 3 %, nicht durch Umschuldung und Prolongation, sondern weil sich GB mehr"sonstige" Einnahmen beschaffen konnte. Ausführlich"Cash Nexus".
HEUTE geht des nicht mehr, es sei denn Eichel könnte noch irgendein Staatsmonopol für 2.000 Mrd Euro verauktionieren, wie die UMTS-Lizenzen.
>die wiederum nur einen 5 %-Coupon tragen können, trägt er die ursprüngliche Schuld, die zu 100 getilgt werden muss, nur vor. Mit dem Erlös aus dem Verkauf eines 5-Prozenters bei Marktzinssatz von 10 % kann ich am Markt nur 50 erlösen, was mir bei der letztlichen Tilgung der ursprünglichen Schuld zu pari (= 100) nicht ausreicht.
Wie gesagt, wenn der Staat es sich leisten kann. Das aber geht heute nicht mehr. Es sollte nur ein historisches Beispiel sein, wie es mal"gegangen war".
>2. Geht der Marktzinssatz runter, weil der Kurs von Staatspapieren aufgrund von Käufen der Notenbank steigt und damit ihre Rendite sinkt (die maßgeblich ist für den Couponzinssatz für neu zu begebende Anleihen) hilft mir das auch nicht weiter, da die bei der Notenbank liegenden, mit höherem Coupon ausgestatteten Papiere bei Fälligkeit ebenfalls zu pari (= 100) zurückgezahlt werden müssen.
>
>
>und noch eine Nachfrage. Du hast letztens geschrieben:
>Immerhin scheint dieses klar: Ein Abhängiger bietet sicher einen größeren Spread zwischen unabhängiger, zwangfreier Arbeit und von"oben" herab forcierter"Zwangsarbeit" als ein nur privat und zwanglos Arbeitender zu einem ebenfalls privat und zwanglos Arbeitenden, der mit"Aussicht" auf ein Mehr, das ihm andere freiwillig andienen (Tausch) schließlich ebenfalls mehr (oder produktiver) arbeitet.
>Was ist der Spread in diesem Zusammenhang und wem wird er geboten?
Er bietet ihn, falls er frei und unabhängig bleiben möchte. Freiheit is no free lunch. Die Bauernbefreiung musste die Bauern daher verarmen (einkommenstechnisch) und sie in die Fabriken treiben.
Die Leibeigenen vor der Befreiung waren zwar"unfrei", aber sie waren versorgt.
Hunger ist erst ein Phänomen des Industriezeitalters - Missernten wie 1817 usw. (Irland in den 1840ern) was anderes.
Grüße in Demut!
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