dottore
07.07.2002, 17:18 |
Fiat Money! Oder: Warum ist 'Liquidität' Illiquidität? Thread gesperrt |
Hi,
auch dieser Text hat's a bisserl in sich und hilft vielleicht:
Re: Bargeld macht illiquide!
Geschrieben von Währungstheoretiker usw. am 07. Juli 2002 17:13:18:
Als Antwort auf: 'Geldumlauf' geschrieben von Matthias am 07. Juli 2002 16:40:07:
>Die Zentralbank gibt gegen Pfand Geld heraus. Dafür verlangt sie Zentralbanksteuern in Höhe von (ausgegebenes Geld x
Zeitdauer x Gebührensatz).
Schön, dass sich meine ZB-Steuer (alias Monopolprämie) durchgesetzt hat. Danke.
>Wenn eine Bank das erhaltene Geld an eine Nicht-Bank weiterverleiht,
Bank hat jetzt eine Forderung gegen ZB (dort passiv verbucht). Forderungen werden zediert.
>wälzt sie auch die Zentralbanksteuern (+ Marge) ab. Wenn diese Nicht-Bank das Geld gegen eine Leistung weitergibt, bleibt
sie in der Regel auf den Gebühren sitzen. Für den neuen Besitzer verursacht das Geld keine weiteren zeitabhängigen Kosten.
Richtig, nur ist"Besitzer" etwas schwammig. Besitz ist Sachenrecht, Geld ist Schuldrecht.
>Er kann das Geld sofort ausgeben, aufbewahren oder z.B. einer Bank leihen.
Ausgeben = zedieren. Aufbewahren = Hortung, völlig klar bzw. letztlich verzögerte Vollstreckung in"irgendwas", leihen =
zedieren. Ein Titel lässt sich nicht verleihen, sondern nur abtreten.
Wäre es eine Leihe, müsste der Zedent Pfand fordern, wenn er nicht blöd ist. Ist der Titel abgetreten, bedeutet das beim
"Leihen an die Bank", dass ein neuer Titel entsteht. Der alte läuft weiter, z.B. Bank-Bank-Kunde-Bank, usw.
Der neue Titel liegt jetzt beim Leihgeber. Also Titel 100 (Bargeld), geht an Bank usw. als Leihe. Bank schöpft daraufhin
zweiten Titel ANDERER Laufzeit, geht an Ersttitelabtreter. Laufzeit bei Bar und Buchgeld sehr eng beeinander, dennoch
existent. Ab Dreimonatsgeld völlig klar: 1. Titel Bares --> Bank, 2. Titel: Rückzahlungstitel Bank --> Anleger.
Die berüchtigte"Geldschöpfung" der Banken (Fiat Money usw.) ist immer eine Titelduplizierung, wobei Titel 2 andere Laufzeit
hat als Titel 1. Das Ganze ist wie eine riesige Masse, die sich selbst immer weiter vor sich herschiebt.
>Die Bank gibt das Geld der Zentralbank zurück und holt neues, wenn der Kunde sein Geld wieder haben möchte. Dadurch
spart die Bank Zentralbanksteuer.
Richtig. Kann sie tun. Hängt von ihrer Liquiditätslage ab.
Die liquidesten Banken sind solche, die nur liquidisierbare Titel (ZB-Pfänder) haben, ohne schon auf sie ziehen zu
müssen. Banken MIT Bargeld sind illiquider als solche OHNE - so blöd das klingt.
>Diesen Vorteil (abzüglich Marge) gibt sie an ihren Kunden weiter ("Verzinsung"), zum einen um den Kunden nicht an eine
andere Bank zu verlieren, zum anderen um den Kunden überhaupt erst zum Verleihen seinen Geldes zu bewegen.
>Beispiel:
>A leiht sich Geld von der Bank (das diese vorher erschaffen lässt) und kauft dafür etwas bei B.
>B gibt das Geld an die Bank zurück. (Das damit vernichtet wird.)
Bei A nicht"vorher", sondern"nachher", also erst wenn Liquidität gebraucht wird, wodurch die Bank selbst illiquider wird, da sie
sich nicht mehr so liquide machen kann wie vorher.
>Nominal gesehen kann man durchaus abstreiten, dass B über den Umweg der Bank A Geld geliehen hat.
>Real gesehen, hat B die Güter an A geliehen.
Real ja, wenn das Geld auf etwas lauten würde. Geld, was auf"alles" lautet, lautet auf nichts. Das ist das bekannte Problem:
ZB lässt sich nicht mir Realem, sondern immer nur mit weiterem ZB-Geld befriedigen, bleibt also ewig"hungrig".
>
>Wenn B das Geld nicht sofort an die Bank zur Vernichtung zurück gibt, sondern bei C dafür etwas kauft usw., kommt es zum
Geldumlauf.
Bank --> ZB, dann erst Geldvernichtung. Geldumlauf = immer Titelumlauf, also Zession.
Kauf = Titelzession OHNE Gegentitel (andere Laufzeit) dagegen zu erhalten, wie bei Bank, sondern eben Ware.
Dank & Gruß!
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André
07.07.2002, 20:01
@ dottore
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Re: Fiat Money! Oder: Warum ist 'Liquidität' Illiquidität? - Portfoliostruktur |
>Hi,
>auch dieser Text hat's a bisserl in sich und hilft vielleicht:
>Re: Bargeld macht illiquide!
Hallo dóttore,
Bei dem einzelnen Privatanleger ist´s sehr häufig auch so - wie Du weißt -
Liquidität macht süchtig in Richtung Kaufrausch oder Anlagerausch
mit dem Ergebnis: Illiquidität,
zumindest in dem derzeitigen Umfeld.
Im Ernst:
Gibt es Deiner Ansicht wesentliche neue Einsichten, die Portfoliostruktur
von der von Dir bisher präferierten hohen Liquidität (Tagesgeld,Termingeld,Bares) etwas wegzurücken?
Gold hat ja bis dato in €uro zu nichts geführt,
Goldminen, so sie rechtzeitig in 02 oder früher erworben wurden, schon, konsolidieren aber kräftig.
Der Rest (egal ob long oder short) scheint in der Community mehr zur Befriedigung des Spieltriebs zu dienen, da i.d.R. 1 bis mehrtägige Anlagen, kaum jedoch je eine nachhaltig sinnvolle Anlage, egal welcher Sektor ausgewählt wird.
Deine Meinung zur weiteren Portfoliostruktur würde mich (sicher nicht alleine) interessieren.
MfG
A.
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dottore
07.07.2002, 21:03
@ André
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Re: Portfolio? AAA von beiden Seiten! |
>>Hi,
>>auch dieser Text hat's a bisserl in sich und hilft vielleicht:
>>Re: Bargeld macht illiquide!
>
>Hallo dóttore,
>Bei dem einzelnen Privatanleger ist´s sehr häufig auch so - wie Du weißt -
>Liquidität macht süchtig in Richtung Kaufrausch oder Anlagerausch
>mit dem Ergebnis: Illiquidität,
>zumindest in dem derzeitigen Umfeld.
Hi, André:
Ja.
>Im Ernst:
>Gibt es Deiner Ansicht wesentliche neue Einsichten, die Portfoliostruktur
>von der von Dir bisher präferierten hohen Liquidität (Tagesgeld,Termingeld,Bares) etwas wegzurücken?
Nein. Denn die Liquidität bleibt bei Dir. Illiquide werden nur die Banken. Deine Liquidität kostet Dich nichts, wird an anderer Stelle bezahlt.
>Gold hat ja bis dato in €uro zu nichts geführt,
>Goldminen, so sie rechtzeitig in 02 oder früher erworben wurden, schon, konsolidieren aber kräftig.
Ja, es könnte noch erheblich tiefer gehen. Denn den Takt schlagen immer jene, die an der Liqui-Grenze stehen, nicht der Gold-Eigentümer oder -Nachfrager.
>
>Der Rest (egal ob long oder short) scheint in der Community mehr zur Befriedigung des Spieltriebs zu dienen, da i.d.R. 1 bis mehrtägige Anlagen, kaum jedoch je eine nachhaltig sinnvolle Anlage, egal welcher Sektor ausgewählt wird.
Nein, nicht sinnvoll. Also AAA und das möglichst von beiden Seiten her angehen: Von Money Mkt bis 30jährigen. Bei den Längeren könnte es zu Verlusten kommen ("Erholungswahn" oder -tatsächlichkeit oder Herabbstufungen wie Japan).
Das muss das kurze Ende ausgleichen. Von 4 % Longfrist auf 5 % ist ein"Verlust" von 20 % (Kurs). Von Kurzfrist 3 auf 4 ein"Gewinn" (Zins) von 33 %.
Mal primitiv gerechnet, jeweils zum nächsten Zinstermin.
Nur darauf achten, wieviel bei Zinsanstieg (Kursverlust) long verloren geht, und das mit Zinsanstieg (in 3 Monaten kein"spürbarer" Kursverlust) short kompensieren.
Alles andere ist derzeit Zock.
>Deine Meinung zur weiteren Portfoliostruktur würde mich (sicher nicht alleine) interessieren.
Bei mir: Nur AAA. Schließlich ist die Spekulation auf Machterhalt (noch) die erfolgversprechendste. ALLE Termine dabei so"ausschaukeln", dass das Optimum herauskommt. Dabei auf die ALTEN Titel achten, die long viel verlieren, wenn Zinsanstieg, wobei short der dortige (kurze)"Kursgewinn" (= höherer Zins) das überdecken muss.
Du hast sicher verstanden, wie's gemeint und (suboptimal) formuliert war. Mit dem kurzen Titel kannst Du schneller den steigenden Zins kassieren als Du beim langen Titel bei dessen Kurs verlierst, solltest Du den"langen" verkaufen müssen.
Wer nie Geld braucht und immer stehen lassen kann, nimmt a priori den höchsten Zins (Rendite) überhaupt. Alles unter"unendlich" musst Du auf Dich bezogen ausrechnen.
Besten Gruß!
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Aristoteles
07.07.2002, 21:36
@ dottore
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Re: Portfolio? AAA von beiden Seiten! |
Spricht etwas gegen Termingeld (30 Tage) bei einer Sparkasse?
A.
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dottore
07.07.2002, 21:52
@ Aristoteles
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Re: Portfolio? AAA von beiden Seiten! |
>Spricht etwas gegen Termingeld (30 Tage) bei einer Sparkasse?
>A.
Nein. Drei Monate geht auch noch. Wenn die Zinsen anziehen ---> mehr in Geldmarkt schaufeln. Wenn sie sinken ---> längerfristig werden.
HEUTE extrem schwierig, abzuschätzen.
Das Konkursrisiko (trotz Gewährträger-Haftung) immer da. Am besten:"Freie Sparkassen". Mein Tipp (kann aber auch total daneben gehen): Haspa HH, hat keinen Eigentümer (sehr hohe stille Reserven also, nie Gewinne ausgekehrt), aber sehr viel an Mittelstand ausgegeben, plus Immos.
Gruß!
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Aristoteles
07.07.2002, 22:01
@ dottore
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Danke (owt) (owT) |
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André
07.07.2002, 23:24
@ dottore
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Re: Portfolio? AAA - die beiden Seiten des Janus? |
>>>Hi,
>>>auch dieser Text hat's a bisserl in sich und hilft vielleicht:
>>>Re: Bargeld macht illiquide!
>>
>>Hallo dóttore,
>>Bei dem einzelnen Privatanleger ist´s sehr häufig auch so - wie Du weißt -
>>Liquidität macht süchtig in Richtung Kaufrausch oder Anlagerausch
>>mit dem Ergebnis: Illiquidität,
>>zumindest in dem derzeitigen Umfeld.
>Hi, André:
>Ja.
>>Im Ernst:
>>Gibt es Deiner Ansicht wesentliche neue Einsichten, die Portfoliostruktur
>>von der von Dir bisher präferierten hohen Liquidität (Tagesgeld,Termingeld,Bares) etwas wegzurücken?
>Nein. Denn die Liquidität bleibt bei Dir. Illiquide werden nur die Banken. Deine Liquidität kostet Dich nichts, wird an anderer Stelle bezahlt.
>>Gold hat ja bis dato in €uro zu nichts geführt,
>>Goldminen, so sie rechtzeitig in 02 oder früher erworben wurden, schon, konsolidieren aber kräftig.
>Ja, es könnte noch erheblich tiefer gehen. Denn den Takt schlagen immer jene, die an der Liqui-Grenze stehen, nicht der Gold-Eigentümer oder -Nachfrager.
>>
>>Der Rest (egal ob long oder short) scheint in der Community mehr zur Befriedigung des Spieltriebs zu dienen, da i.d.R. 1 bis mehrtägige Anlagen, kaum jedoch je eine nachhaltig sinnvolle Anlage, egal welcher Sektor ausgewählt wird.
>Nein, nicht sinnvoll. Also AAA und das möglichst von beiden Seiten her angehen: Von Money Mkt bis 30jährigen. Bei den Längeren könnte es zu Verlusten kommen ("Erholungswahn" oder -tatsächlichkeit oder Herabbstufungen wie Japan).
>Das muss das kurze Ende ausgleichen. Von 4 % Longfrist auf 5 % ist ein"Verlust" von 20 % (Kurs). Von Kurzfrist 3 auf 4 ein"Gewinn" (Zins) von 33 %.
>Mal primitiv gerechnet, jeweils zum nächsten Zinstermin.
>Nur darauf achten, wieviel bei Zinsanstieg (Kursverlust) long verloren geht, und das mit Zinsanstieg (in 3 Monaten kein"spürbarer" Kursverlust) short kompensieren.
>Alles andere ist derzeit Zock.
>>Deine Meinung zur weiteren Portfoliostruktur würde mich (sicher nicht alleine) interessieren.
>Bei mir: Nur AAA. Schließlich ist die Spekulation auf Machterhalt (noch) die erfolgversprechendste. ALLE Termine dabei so"ausschaukeln", dass das Optimum herauskommt. Dabei auf die ALTEN Titel achten, die long viel verlieren, wenn Zinsanstieg, wobei short der dortige (kurze)"Kursgewinn" (= höherer Zins) das überdecken muss.
>Du hast sicher verstanden, wie's gemeint und (suboptimal) formuliert war. Mit dem kurzen Titel kannst Du schneller den steigenden Zins kassieren als Du beim langen Titel bei dessen Kurs verlierst, solltest Du den"langen" verkaufen müssen.
>Wer nie Geld braucht und immer stehen lassen kann, nimmt a priori den höchsten Zins (Rendite) überhaupt. Alles unter"unendlich" musst Du auf Dich bezogen ausrechnen.
>Besten Gruß!
<<<<<<<<<<
Danke,
soweit auch meine Auffassung, wobei ich jedoch lange Laufzeiten sehr scheue, selbt wenn AAA.
Die"Überraschung" einer Zinserhöhung dürfte eher böse ausfallen (Du gibts ja ein fast noch harmloses Beispiel) ganz abgesehen von einer"nicht voraussehbaren" Bonitätsherabstufung.
Auf Durationen und Zinsstrukturkurven braucht man in diesem Zusammenhang gar nicht erst eingehen, die vernebeln nur den Blick auf das Offensichtliche.
Aber ob nicht zuletzt Gold doch noch was für sich haben wird, wage ich keinesfalls so eindeutig zu verneinen, auch wenn die Bataillone auf der anderen Seite (noch) stärker zu sein scheinen.
Immerhin hat sich keine ZB und schon garnicht die FED bislang eindeutig vom Gold befreit. Die Haltung der Macht ist also noch immer recht zwiespältig.
Und deshalb ist ein Verweis auf Jahrtausende der Geschichte von Gold nicht mit einem Federstrich (Deflation hin oder her) so ohne weiteres von der Hand zu weisen, auch wenn das Fiat Money in unserer Zeit, insbesondere wegen seiner Universalität, einmalig ist. Die Goldfreunde werden sagen, eben deshalb erst recht, der Währungsschnitt kommt über Nacht.
Ich fürchte, es wird, wie bei den meisten Dingen, vor allem auf den rechten Zeitpunkt ankommen. Zumeist bringt es geringen Nutzen, das Richtige zum falschen Zeitpunkt getan zu haben.
Gruß
A.
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