dottore
08.07.2002, 15:56 |
Perfider Dienstag, Goldstandard, maximal mögliche Kurse Thread gesperrt |
Hi,
aus der netrader/Fürst Luschi-Diskussion (weiter unten) ließ sich wieder jede Menge Honig saugen. Ich erlaube mir dazu einen neuen Thread zu eröffnen, da mir die Entwicklung der Debatte wichtig erscheint. Falls kein Interesse, bitte ich um Entschuldigung.
>> = netrader > = Fürst Luschi.
Es fängt harmlos an, mit Eigentum und Geld. Doch für weiter unten am besten schon jetzt anschnallen.
>Hier (i.e. Bilanzen, Aktivseiten usw.) wird ja kein neues Geld geschaffen. Der Hauseigentümer der eine Grundschuld aufnimmt, um sich Aktien zu kaufen, schöpft neues Geld.
Zunächst Kredit. Geld (Noten) erst, nachdem der Kredittitel (Pfandbrief) bei der ZB gelandet ist.
>Derjenige der sein Haus dafür verkauft, nicht.
Gegen Aktien wäre es Tausch. Aktiva-Tausch, engl."like kind exchange". Egal wo, und insgesamt irrelevant für Geld.
>Und was immer mit den Aktivseiten der Bilanzen gemacht wird, sie werden danach vom Markt bewertet.
Bitte unterscheiden: Teile der Bilanz und sie insgesamt. Teile: als Geld usw. die Forderungskette hinauf. Als Sachen nur bewertbar, wenn es Geld selbst gibt, worin sie sonst bewerten (Kosten, Vergleichspreise etc.). Bilanz insgesamt: Börse der Markt bzw. Preisermittlung durch Kaufverhandlungen.
>Also: Ist es jetzt schlau Eigentümer von diesem oder jenem zu sein. Oder: ist es schlau neues Eigentum zu schaffen und dafür altes Eigentum zu verpfänden. Die Neuerschaffer werden mit den Anrechten gegen das alte Eigentum bezahlt.
Eigentum entweder verpfändbar, dann Kredit und letztlich Geld. Oder verkaufbar, dann gegen Zession des Käufers von bereits vorhandenem Geld. Wo ist der Eigentümer optimal? Braucht er selbst keine Liquidität mehr, muss er nicht verpfänden. Braucht er später Liquidität, muss er verpfänden (es sei denn er verkauft dann). Bei Einzelpersonen also in etwa klar: Erwartetes Lebensende entscheidet letztlich.
Bei Dauerformen (juristischen Personen) schwierig. Sie brauchen immer Liquidität und müssen ihre Illiquidität entsprechend steuern.
Die berühmte"Liquiditätsprämie" (Keynes; bis heute geistert sie herum) ist keine Prämie auf"Geld" bzw."für" dessen Haltung, also ein imaginäres Inkasso. Sondern das, worauf ich verzichte (z.B. Titelerträge), wenn ich mich überhaupt liquide mache, also"Bares" halte - ein durchaus tatsächliches Dekasso also.
Das Dekasso führt Illiquidität schneller herbei, weil mir die (über Zeit anfallenden) Titelerträge (= Liquidität später) schon jetzt fehlen.
Angenommen erforderlich sind immer 10 % Liquidität der Aktiva. Aktiva steigen (Wert, Wirtschaften, neues Eigentum), dann darf der Anstieg nur so verlaufen, dass alle Aktiva fristig so strukturiert sind, dass sie jeweils fristig für die 10 % Liqui sorgen können.
Liquidität als solche ist Quatsch, da sie als etwas definiert ist, was überhaupt erst etwas ist, wenn der Termin ansteht.
Das Window Dressing per Ultimo Dezember ist auch Quatsch, weil am 1. Januar nirgends Liquidität benötigt wird. Die optimale Bilanz hätte am 31. Dezember null Kasse, null tägliche Fälligkeiten. Kapieren das die Banken etwa nicht? Sie sind schließlich nicht auf einer Geld-Show, sondern um jeden Cent kämpfende Unternehmen.
Ursache dieses"Fehlverhaltens":
Die Banken können sich am 2. Januar (wieder Liquiditätstag) bei der ZB nur Geld im Schnelltender beschaffen. Die ziehen sich ganz genau im Viertelstundentakt über ca. 3 Stunden hin (EZB, Geldpolitik, S. 27). Tenderankündigung bis Tenderergebnis = 1 Stunde.
Schnelltender sind aber nur für"Feinsteuerungen" da, nicht für die große Summe selbst.
Beim Standardtender ist es anders: 24 Stunden zwischen Ankündigung und Zuteilungsergebnis. Das ginge auch noch. 1. Januar dann Tendertag = Zinsersparnis für diesen Tag, da am 31. Dezember alles Bare an die ZB zurückfloss und erst am 2. Januar wieder benötigt wird.
Bei 3 % auf (rund) 200 Mrd. € ZB-Geld sind das für diesen Tag flotte 16 Mios - was sich bei ca. 120 Tagen, in denen die Banken, da geschlossen, nur die minimale Geldautomaten-Bargeldsumme bräuchten (sonst ist ein Automat halt mal leer), aber nichts im Nostro (Tresor) auf knapp 2 Milliarden € summiert (Geldtransportkosten außen vor). Und so viel Geld lässt keiner liegen.
Nun schreibt die EZB aber:
"Die (Refinanzierungsgeschäfte) werden nach einem vom Eurosystem veröffentlichten unverbindlichen Kalender durchgeführt."
Der Kalender wird zwar 3 Monate vor Jahresbeginn veröffentlicht und sieht diese Tage vor: Hauptrefinanzierung: Jeder Dienstag, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte: Erster Mittwoch jeder Mindestreserveerfüllungsperiode.
Die Zwangsabgabe"Notenbanksteuer" ist also terminlich (fristig) nicht präzise zu erwischen, vom Risiko ("unverbindlich") ganz abgesehen. Das zwingt die Banken offenbar, auf den Versuch zum Unterlaufen der ZB-Steuer von vorneherein zu verzichten. Sie müssen für Bares sozusagen durchgehend bezahlen.
Der Dienstag ist besonders perfide und diese Terminsetzung ist ein weiterer Klassiker für die These, dass Macht Abgaben herbeizwingt. Denn die ZB-Gewinne gehen an den Staat.
Und weiter:
>>Aktivseiten sind die substanziellen Gegenposten für die Beteiligungsrechte (Forderungen) der Zeichner und Anteilsinhaber, die letztlich darauf ihr Geld geben.
>Eine Aktie ist keine Forderung oder Beteiligungsrecht. Mit einer Aktie wirst du Miteigentümer an einem Eigentum dessen Preis stark schwankt. Der Käufer gibt Geld als Anrecht auf Eigentum (ein Eigentümer ist es immer schon schuldig) an die AG und wird damit Miteigentümer. Der Hauseigentümer von oben hält jetzt zweierlei Eigentum: sein Haus und ein Anteil an der AG. Dazu kommen die Schulden= er ist Eigentum schuldig.
Das ist richtig. Aber kann (außer im Vollstreckungsfall) nicht mit dem Eigentum leisten. Er muss"bezahlen", was aber niemals zur ein für alle Mal ablösenden Leistung führt, da das, womit er bezahlen kann, seinerseits immer wieder nur ein Titel ist ("Geld" der ZB).
<font size="4">Oder klarer beim Beispiel der Notenbank im Goldstandard: Die Gold-Notenbank konnte jederzeit in Gold, also einer bereits vorhandenen oder geleisteten Sache bezahlt werden. Wären alle bei ihr im Nostro als Pfand liegenden Wechsel inkl. Zins (Diskont) gegen Ablieferung von Gold bezahlt worden, wäre sie wieder zur reinen Golddepot-Bank geschrumpft. Alle Banknoten wären Depotscheine gewesen.</font>
HEUTE sind der ZB keine Sachen, Waren, Güter usw. mehr als"Zahlung" anzudienen, woraus sich das Phänomen der ewig unbefriedigten ZB ergibt, von mir bereits an anderer Stelle vorgestellt, d.h. der ZB-"Leitzins" ist eine Endlos-Steuer, die überdies den Vorteil hat, sich als Steuer automatisch zu erhöhen, da sie - kaum entrichtet - zu weiterer noch höherer Entrichtung führt.
Das heutige ZB-System ist die ultimative Staats-Perfidie schlechthin!
(...)
>
>>Dottores neue Theorie kann historisch belegt zum Nachweis verhelfen, dass die erste Raketenstufe einer Inflation (zuletzt bis ca. 1982) zwingend staatsverursacht ist.
>Das kann die alte Theorie besser: Wenn viel auf (Staats-)Kredit gekauft wird, steigen die Preise.
Beides ist wohl richtig. Staat als Gläubiger, der sich - als einziger überhaupt - aus sich heraus zum Gläubiger erklären kann (Schuldner kommt absolut unfreiwillig zu seinem Schicksal und muss Abgaben leisten), kann deshalb auch unschwer in die Rolle des Schuldners schlüpfen, Klartext: Auf Kredit kaufen. Dass jede Nachfrage die Preise steigert (und historisch überhaupt entstehen lässt), ist dann klar.
Ein Kredit führt immer zu dessen Tilgung. Also Kredit = zusätzliche Nachfrage = Preise steigen; Tilgung = zusätzliches Angebot = Preise fallen. Mein altes Modell der Stabilität mit minimalen Ausschlägen nach beiden Seiten ("Kapitalismus", S. 238). Die real existierende Inflation ist nur vorstellbar, wenn der Schuldner (hier Staat) nicht zu zusätzlichem Angebot gezwungen werden kann, was leicht erkennbar der Fall ist.
>
>>Es bedarf dann jedoch noch eines weiteren Schrittes, nämlich nachzuweisen, dass nicht nur die Fortsetzung der Inflation in die große Krise führt, sondern auch der Abbruch der Inflation durch Disinflation. Disinflation verlagert m.E., gestützt durch die Wertsteigerungshoffungen der Allgemeinheit, das Gelddrucken nur in den Bereich der Vermehrung der Privatsubjekte und der Aktivseiten ihrer Bilanzen,
>Warum bricht die Inflation denn ab? Die Nettoneuverschuldung sinkt. Der hochverschuldete Staat kauft weniger auf Kredit. Private wollen nicht mehr so recht. Der Kuchen ist verteilt. Warum etwas riskieren? Und wozu? Das Risiko-Gewinn-Verhältnis stimmt nicht mehr.
Beides hat was. Inflation als staatsinduziert nur definierbar führt in die Krise (Hyperinflation = Produktionsstillstand, außer bei Lebensmitteln). Disinflation selbst führt zunächst zu nichts (die Warenpreise selbst steigen immer noch), sondern sie kann nur über Kursgewinne (Rendite- und dann Zinssenkung) definiert werden. Daher die"verschobene" Parallelität von Kursen, Renditen, Zinssätzen (diese immer vorlaufend!) und Preissteigerungen, nicht etwas Preisen, siehe früheres Posting zum Gibson-Paradox.
Erst die Kursgewinne der Titel (inkl. Bargeld, bei dem: die verminderten Kursverluste gegenüber früher),"machen" die Disinflation und dann erst führt sie zur Finanztitel-Hausse und endet im Exzess.
>Disinflation treibt die Kurse nur einmal. Der 10%-ter bringt 200, danach nur noch 160, dann 140. Kurse gehen entsprechend hoch. Das Eigenkapital der Schuldner geht entsprechend runter. Hier liegt doch das Problem.
<font size="4">Großartig! Das tiefste Geheimnis allen Finanzmarktgeschehens liegt darin, dass es für Zinstitel immer einen ABSOLUTEN HÃ-CHSTKURS gibt!</font>
Beispiel: Ein Zehnprozenter wird zu pari aufgelegt und gekauft. Am nächsten Tag schon gibt es keinerlei andere Anlagen mehr. Zinssatz per definitionem ab jetzt auf Null. Wie hoch steigt an diesem Tag der Zehnprozenter?
Auf maximal 400.
Mehr als 400 kann der Anleger auch nicht zurück bekommen. Jedes Jahr 10 % Zinsen mal 30. 10 mal 30 = 300. Plus das Kapital = 100.
Anderes Beispiel: Wie hoch steigt maximal der 30jährige Zehnprozenter, wenn es ab dem nächsten Tag nur noch 5-Prozenter gibt? Auch völlig klar: Auf max. 160.
Das bedeutet: Jede Finanztitel-Hausse muss automatisch enden (Aktien mit der üblichen maniebedingten"Verzögerung"), sobald sich der maximal erreichbare Kurs wieder mindert, das Papier also in die Baisse fällt. Es kommt ausschließlich auf die Zinsdifferenz und niemals auf den Zinssatz selber an.
Das erklärt auch die verzweifelten Bemühungen der FED,"auf beiden Seiten" zu arbeiten, um die Baisse und dann den eventuellen Crash zu verhindern:
1. Sie kauft 30-jährige Treasuries, um deren Kurs zu stützen oder noch einmal zu erhöhen.
2. Sie senkt den Kurzfrist-Zinssatz (Klartext: vermindert den Monopolsteuersatz auf den"kürzeren Bereich") und damit den Kurs der Kurzläufer.
Mit beidem will sie erreichen, dass sich der Spread (sowohl in Kurs als auch Rendite), der die Hausse erst ermöglicht hat, bloß nicht mehr verkleinert, nachdem er sich so schön vergrößert hatte.
Dass dieses Unterfangen auf Dauer sinnlos ist, versteht sich von selbst. Die Baisse kann nur vertagt, aber niemals mehr verhindert werden, nachdem die zinsspread-induzierte Hausse einmal gelaufen war.
Das Ganze lässt sich auch wunderschön mit Renditen auf Zinspapiere und Aktien-"Renditen" durchspielen.
>>womit auch klar sein dürfte, warum im Portemonnaie des kleinen Mannes nichts davon ankommt. Durch die anlagesuchenden Geldmengen bedingt, muß es dann zwangsläufig zu Übertreibung und Crash kommen.
>wo ein Käufer da ein Verkäufer - dottore zum"switchen" anlagesuchender Geldmengen:
>
>Man kann aber niemals Guthaben"anlegen"! Alles was der Guthabende mit seiner Forderung machen kann, ist ein Switchen in eine andere Forderung (oder in einen Sachwert, wobei dann der Sachwertabgeber die selbe Forderung in selber Höhe hält, was am Guthaben/Schulden-Stand in toto überhaupt nichts ändert).
>Forderungen (Guthaben) können immer nur abgetreten (zediert) werden und dies immer nur bis zur ihrer Endfälligkeit.
>Forderungen (Guthaben) sind (!) immer bereits"angelegt"! Was so gern als"anlagebereites Kapital" bezeichnet wird, gibt es nicht in dem Sinne, dass da etwas"netto" herumschwirrt und irgendwo ein Plätzchen finden muss."Anlagebereit" kann immer nur heißen:
>Zessionsbereit, also von einer täglich fälligen Forderung (inkl. Bargeld) in z.B. einen 10-Jahresbond umsteigen, usw.
>
>Durch dieses hin und her kommt natürlich nichts ins Portemonnaie des kleinen Mannes. Dazu bräuchte es Neuverschuldung. Und zwar von echten Eigentümern. Mehr im Portemonnaie heisst doch immer: mehr Anrechte auf Eigentum. Gründerdarlehen für Habenichtse sind diesbetreffend Unfug wenn sie von einem Staat kommen, der sich nicht über seine Zinszahlungen hinaus netto neuverschuldet.
Richtig. Allerdings bedenken: Der Staat hat inzwischen nur noch ein letztes"Eigentum", ihm wahrlich"eigentümlich":
Die Macht.
Besten Dank an netrader und Ihro Durchlaucht. So konnte ein weiterer Eye Opener formuliert werden. Denkfehler selbstredend zu meinen Lasten.
Gruß!
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Baldur der Ketzer
08.07.2002, 16:06
@ dottore
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Re: ein echter dottore - danke! Immer wieder einzigartig (Du fehltest) mfg OT (owT) |
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JÜKÜ
08.07.2002, 16:11
@ Baldur der Ketzer
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Re: ein echter dottore - danke! / Fürwahr! (owT) |
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Theo Stuss
08.07.2002, 16:13
@ dottore
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Re: Buchhalten müßte man können! Kann ich aber nicht. |
Hallo Dottore,
klar ist das von Interesse. Wird auch oft abgespeichert, im Privatarchiv und nach und nach verdaut. Nur traut man sich nicht immer dazu einen Kommentar abzugeben.
Also nicht verzagen, auch wenn nicht ständig Rückmeldungen kommen.
Danke!
Theo.
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Tombstone
08.07.2002, 16:21
@ Theo Stuss
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Genau, habe es viermal gelesen und glaube, jetzt alles |
>Hallo Dottore,
>klar ist das von Interesse. Wird auch oft abgespeichert, im Privatarchiv und nach und nach verdaut. Nur traut man sich nicht immer dazu einen Kommentar abzugeben.
>Also nicht verzagen, auch wenn nicht ständig Rückmeldungen kommen.
>Danke!
>Theo.
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Tombstone
08.07.2002, 16:23
@ Tombstone
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Re: Genau, habe es viermal gelesen und glaube, jetzt alles |
verstanden zu haben.
Irgendwie ist die Ãœberschriftszeile zu kurz......
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ottoasta
08.07.2002, 20:52
@ dottore
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Re: Perfider Dienstag, Goldstandard, maximal mögliche Kurse |
lieber dottore (wenn ich Sie so betiteln darf?),
ich habe den Beitrag mehrfach gelesen und verstehe immer noch Bahnhof! Vielleicht kommt es daher, dass ich Ihnen eine Menge über integrierte Schaltunge, Transitoren, Funkanlage udgl. erzählen kann, jedoch meine schmalen Kenntnisse aus der kaufmännischen Abteilung der Realschule reichen halt nicht! Wäre es möglich, fundamental wichtige Postings am Ende auch für Laien verständlich zusammenzufasse, als -summary-? Wäre ich enorm dankbar dafür!
Gruß
Otto
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Theo Stuss
08.07.2002, 22:05
@ ottoasta
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Re: zum Einstieg erst mal www.goldseiten.de (owT) |
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dottore
08.07.2002, 22:22
@ ottoasta
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Re: Kurzfassungs-Versuch |
>lieber dottore (wenn ich Sie so betiteln darf?),
>ich habe den Beitrag mehrfach gelesen und verstehe immer noch Bahnhof! Vielleicht kommt es daher, dass ich Ihnen eine Menge über integrierte Schaltunge, Transitoren, Funkanlage udgl. erzählen kann, jedoch meine schmalen Kenntnisse aus der kaufmännischen Abteilung der Realschule reichen halt nicht! Wäre es möglich, fundamental wichtige Postings am Ende auch für Laien verständlich zusammenzufasse, als -summary-? Wäre ich enorm dankbar dafür!
>Gruß
>Otto
Sorry, Otto,
versuche es noch mal (ansonsten bitte möglichst konkrete Fragen stellen):
1. Da Geld bei der EZB (Buba) immer nur dienstags abgeholt werden kann, müssen die Banken Bargeld (ZB-Geld, Banknoten) auch übers Wochenende halten, obwohl sie es da nicht brauchen. Sie müssen demnach den"Leitzins" (= Banknotensteuer) das ganze Jahr über bezahlen und können es nicht für"kurze" Frist, und damit zinssparend zurückreichen. Folge: Die Zinsen sind höher als sie sein müssten.
2. Im Goldstandard (Geldsystem vor WK I) konnten die Zahlungen an die Notenbank (damals Reichsbank) in Gold geleistet werden. Das ist eine Ware. Damit war die Schuld ein für alle Mal aus der Welt. Heute nimmt die Notenbank nur das von ihr ausgegebene Geld als Rückzahlung an. Da immer mehr an sie zurückgezahlt werden muss, als sie"verliehen" hat, müssen sich die Banken (und damit deren Kundschaft) immer mehr ZB-Geld bei der ZB beschaffen. Und dadurch immer mehr Zinsen (Summe) zahlen, abhängig natürlich vom jeweiligen ZB-Zins(=Steuer)-Satz. Wir sind heute also"Zinssklaven" der ZB, d.h. Steuersklaven des Staates, ohne jemals wieder rauszukommen.
3. Die Aktienkurse scheinen in Haussen nach oben"offen" zu sein. Letztlich hängen die Aktienkurse aber von denen der Festversinslichen ab. Steigen die, gehen die Zinsen runter, was gut für die Börse ist (alte"Regel"). Die Kurse der Festverszinslichen (Anleihen usw.) können aber nicht nach oben"offen" steigen. Sie können selbst beim allgemeinen Nullzins nie höher steigen als das, was sie verbriefen (Zinsen plus Rückzahlung des Kapitals).
Solange die Anleihen-Kurse (relativ zu denen mit kürzeren Fristen) steigen, steigt die Aktien-Börse. Aber dann...
Folge: Jede noch so tolle Aktienhausse muss automatisch enden.
Wann sie da tut, hängt natürlich noch von der Gier, der Blindheit und Verschuldungsbereitschaft auf Aktien oder anderem ab. Aber wegen der Begrenzung des überhaupt nur möglichen Kursanstiegs von Anleihen muss jede Börsen-Manie der Aktien enden.
Das waren die Grundaussagen, Rest erklärender Klimbim.
Oder anders:
1. Ohne Zinsen geht es heute nicht mehr. Der Druck, der auf allen lastet, muss sich immer mehr verstärken.
2. Beim Goldstandard war es besser, weil die Zinsen tatsächlich in Form von Leistungen (Ware Gold) bezahlt werden konnten und deshalb der übliche Zinssatz entsprechend tatsächlich um die Hälfte niedriger war als heute. Im"Idealfall" wäre er sogar wieder auf Null gesunken. Heute absolut unmöglich. Die EZB nimmt nicht mehr Waren (Gold) als Zahlung an. Ergo: Alle Schulden können heute nur vertagt (prolongiert), aber niemals am Ende (immer die ZB) mehr getilgt werden.
3. Alle Aktien-Exzesse enden letztlich in sich selbst. Nach dem definitiven Kipp-Punkt muss es in die andere Richtung gehen. Runter. Ist der Kipp-Punkt vorbei (sehr wahrscheinlich bereits passiert) muss jeder, der in Aktien anlegt auf Dauer verlieren.
Zocker können nur vorübergehend Glück haben, siehe Ecki1-Posting plus Diskussion dazu.
Besten Gruß!
PS: Komme gern auf Dich zurück, wenn ich was in der Richtung brauche.
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erhardbd
08.07.2002, 22:46
@ dottore
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Lesetip? |
Hallo dottore,
ich habe noch Lücken beim Verständnis der Aktivität der ZB. In Lehrbüchern habe ich schon ein bißchen geschmökert, zB bei Samuelson. Das hat mir weiter geholfen, reicht aber anscheinend noch nicht. Haben Sie eine Leseempfehlung?
Kann ruhig ein"mainstream"-Buch sein, Kritik und Feinheiten gibt es ja hier. Danke.
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netrader
08.07.2002, 23:56
@ dottore
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Betr. FL (Antwort) und dottore, (PS: erstes Mozilla-Posting, bin begeistert) |
Nachdem inzwischen dottore ausführlich und weiterführend Stellung genommen hat, möchte ich zu Deinen Anmerkungen noch wie folgt (fettgedruckt) kommentieren.
>Apropos"Geldschöpfung" durch Einschaltung juristischer Personen
>Der Gedanke bedarf noch einer konsequenten Fortführung.
>"Geldschöpfung" (=Geldschröpfung von Anlegern) vollzieht sich bei juristischen Personen privaten Rechts über die Aktivseite der Bilanz. Hierbei ziehen Gründer, Promoter, Investmentbanker und Staat (der bei Aktivierungen keine sofortigen Betriebsausgaben anerkennen muss) an einem Strang. Wirtschaftsprüfer sind kein ausreichender Hemmschuh.
Hier wird ja kein neues Geld geschaffen. Der Hauseigentümer der eine Grundschuld aufnimmt, um sich Aktien zu kaufen, schöpft neues Geld. Derjenige der sein Haus dafür verkauft, nicht.
Und was immer mit den Aktivseiten der Bilanzen gemacht wird, sie werden danach vom Markt bewertet. Also: Ist es jetzt schlau Eigentümer von diesem oder jenem zu sein. Oder: ist es schlau neues Eigentum zu schaffen und dafür altes Eigentum zu verpfänden. Die Neuerschaffer werden mit den Anrechten gegen das alte Eigentum bezahlt.
Der Hausbeleiher/-verkäufer-Fall trifft m.E. nicht ganz. Der Verschuldungsprozess beim Hausverkauf liegt natürlich beim Grundstückskäufer, der die Grundschuld zur Finanzierung bestellen muß.
Vielleicht sollte man wieder einmal einen praktischen Fall bilden, um mein Anliegen zu verdeutlichen:
Ein tüchtiger Biotechnologe hat mit einigen Mitgesellschaftern (zus. 6 Mio) und einigen Darlehensgebern (1 Mio) eine AG zur Produktion von XY gegründet. Nach einem Jahr ist man in der Entwicklung von XY weit, aber vom Geld sind schon 6 Mio weg, die Mitarbeiter sehen sich nach anderem um. Die Gesellschafter befürchten, nachschießen zu müssen.
Was rät der Investmentbanker unserem Helden? Wachsen natürlich. Dazu braucht man nur folgendes:
Die 6 Mio ausgegebenes Geld (entspr. Eigenkapital) werden als aktivierungsfähige und -pflichtige Innovation bilanziert (aktiviert), so wie wenn man mit dem Geld ein Betriebsgrundstück gekauft hätte. Ob in der Branche 90 von 100 vergleichbarer Innovationen scheitern, spielt keine Rolle.
Aktivseite also 6 Mio + 1Mio bares = Passivseite 7 Mio, somit kein Verlust!
Nachdem die Zukunftsaussichten rosig ausgemalt sind, werden mit Hilfe der schönen Bilanz weitere Aktionäre und Geldgeber gesucht. Hierbei kann es zB zu folgenden Geldschöpfungsprozessen kommen:
a) Grundschuldfall s.o.= partielle Geldschöpfung über das Bank-/Notenbanksystem beim Anleger, der sich Investitionsmittel leiht,
b) Hausfall s.o.= partielle Geldschöpfung über den Käufer, der das Haus fianzieren muss,
c) Aufnahme weiterer Kreditmittel durch das Unternehmen
ca) bei einer Bank
cb) beim Staat direkt (Förderungswürdigkeit unterstellt)
d) Ab einer bestimmten Größe kommen hochverzinsliche Unternehmensanleihen ins Spiel, die den Anlegern über Pakete mundgerecht serviert werden und weitere Neuverschuldungen auslösen können, zB auch Swap-Geschäfte (Yen leihen zu 1vH und in Worldcom & Co. hochverzinslich anlegen. #</br>
>Aktivseiten sind die substanziellen Gegenposten für die Beteiligungsrechte (Forderungen) der Zeichner und Anteilsinhaber, die letztlich darauf ihr Geld geben.
Eine Aktie ist keine Forderung oder Beiteiligungsrecht. Mit einer Aktie wirst du Miteigentümer an einem Eigentum dessen Preis stark schwankt. Der Käufer gibt Geld als Anrecht auf Eigentum (ein Eigentümer ist es immer schon schuldig) an die AG und wird damit Miteigentümer. Der Hauseigentümer von oben hält jetzt zweierlei Eigentum: sein Haus und ein Anteil an der AG. Dazu kommen die Schulden= er ist Eigentum schuldig.
Meine Ausführungen entsprechen in der Tat nicht der juristisch exakten Diktion, sondern sind im Sinne ökonomisch-psychologischen Zurechnungsdenkens gemeint. Es liegt doch auf der Hand, dass sich ein Aktionär im obigen Beispiel reicher rechnet, wenn die ausgegebenen 6 Mio. aktiviert sind, als wenn sie als Betriebsausgaben den Bach runter scheinen.</br>
>Demzufolge kommt es m.E. auf der Aktivseite heutiger Bilanzen zu nachgeradezu lächerlichen Aktivierungen von Forschungs- und Entwicklungskosten und sonstigen Aufwendungen, die man wohl nur unter dem Gesichtspunkt einer greater fool-Theorie (es wird schon einen geben, der das alles noch höher bewertet) vertreten kann.
>Die vielfach ausgewiesenen Beteiligungen sind nicht mehr als um sogenannten goodwill (Firmenwert) erhöhte Aktiva anderer Firmen, die sich viele Unternehmen im Wege des Ringtausches wechselseitig in die Bilanzen schreiben (Beteiligungsausweisung als Geldschöpfung 2. Stufe).
Auch hier wird kein Geld geschöpft. Höchstens abgeschöpft. Willst du sagen, dass das Unternehmenseigentum überbewertet ist? Aber im Vergleich zu was? Wird zuviel"Normaleigentum" für Unternehmenseigentum hergegeben?
Zur Geldschöpfung s. obigen Beispielsfall. Je höher insbesondere die Beteiligungen ausgewiesen werden können, um so mehr Geld kann in den obigen Beispielsfällen erzeugt werden. </br>
>Demnach merken (offiziell!) alle, dass man den Schrott nicht aktivieren darf, auch erst dann, wenn die greater fool Theorie baissebedingt nicht mehr weiterhilft.
>Eventuell kann und mag einer der hier versammelten Bilanzexperten das eine oder andere Beispiel für lächerliche Aktivposten beisteuern.
>Man hat wirklich den Eindruck, §2 zahlreicher Unternehmenssatzungen sollte besser lauten: Gegenstand des Unternehmens ist die Produktion von Aktionären.
>Es liegt auf der Hand, dass von einem auf diese Weise in den Multibillionenbereich getriebenen Gesamtkapitalwert der Aktienunternehmen letztlich auch der Staat profitiert (vorausgesetzt er hat das dafür passende Steuerrecht, was in den USA wohl eher der Fall ist als hierzulande). Nur so ist erklärbar, dass ein Staat (USA) sich eine Reduzierung der Staatsschulden herbeireden kann und dies von zahlreichen Professoren und Politikern sogar jahrelang geglaubt wird.
>Das alles dürfte den Boardteilnehmern nicht fremd sein; ich wollte es nur noch einmal gedrängt skizzieren, weil es im Sinne einer vielversprechenden neuen Theorie nicht unerwähnt bleiben sollte.
>Letztlich geht es m.E. dabei um folgendes: Gelingt der Nachweis, daß die Staatsverschuldung auch für die derzeit anlaufende Wirtschaftskrise verantwortlich ist, hätten künftige Politiker und Generationen es bei der Abwehr solcher Fehlentwicklungen etwas leichter.
Ich wähle die Politiker, die mir am nützlichsten sind. Und was hast du davon, wenn eine"gute=schuldenfreie" Wirtschaftspolitik gemacht wird, wenn du beim"Kampf um die klugen Köpfe" dadurch den Kürzeren ziehst, weil es bei den Verschuldungsbereiten viel attraktiver ist. Das dicke Ende: die kaufen dich dann einfach auf und damit steckste mit drin.
Was stört dich an den Multibillionen? Die grossen Zahlen? So grosse Zahlen kann das alles nicht wert sein?
Letztlich glaube ich wohl an so etwas wie den guten (nämlich am Markt verdienbaren Kredit), verbundenen mit einem adäquaten (d.h. gerechten) Zins. Ein gerechter Zins muss nicht zwingend niedrig sein. Ich veweise hierzu auf das bereits empfohlene Buch: Muhammad Yunus, Grameen, Eine Bank für die Armen der Welt, Lübbe, 1997, ISBN 3.7857.0948-X. Hier kann man viel über Kreditvergaben an"eigentlich Kreditunwürdige" lernen. Dadurch, dass die Kredite aufgrund des hohen persönlichen Engagements der Kreditgeber genau dort eingesetzt werden, wo sie produktiv wirken, können 20vH Zinsen erhoben werden und die Schuldner sind trotzdem glücklich.</br>
>Dottores neue Theorie kann historisch belegt zum Nachweis verhelfen, dass die erste Raketenstufe einer Inflation (zuletzt bis ca. 1982) zwingend staatsverursacht ist.
Das kann die alte Theorie besser: Wenn viel auf (Staats-)Kredit gekauft wird, steigen die Preise.
S. hierzu dottore selbst.</br>
>Es bedarf dann jedoch noch eines weiteren Schrittes, nämlich nachzuweisen, dass nicht nur die Fortsetzung der Inflation in die große Krise führt, sondern auch der Abbruch der Inflation durch Disinflation. Disinflation verlagert m.E., gestützt durch die Wertsteigerungshoffungen der Allgemeinheit, das Gelddrucken nur in den Bereich der Vermehrung der Privatsubjekte und der Aktivseiten ihrer Bilanzen,
Warum bricht die Inflation denn ab? Die Nettoneuverschuldung sinkt. Der hochverschuldete Staat kauft weniger auf Kredit. Private wollen nicht mehr so recht. Der Kuchen ist verteilt. Warum etwas riskieren? Und wozu? Das Risiko-Gewinn-Verhältnis stimmt nicht mehr.
Wertsteigerungshoffnungen beziehen sich doch darauf, dass man schlau"investiert" ist. Ich hab jetzt dies und krieg morgen dafür mehr von jenem.
Disinflation treibt die Kurse nur einmal. Der 10%-ter bringt 200, danach nur noch 160, dann 140. Kurse gehen entsprechend hoch. Das Eigenkapital der Schuldner geht entsprechend runter. Hier liegt doch das Problem.
Die Inflation (nicht: Preisinflation) bricht ja m.E. nicht ab. In dem Moment, wo die Preisinflation abbricht, entwickelt sich die Assetinflation. Die Geldmengen steigen weiter, und zwar stärker als die Produktivität. Es ist doch gerade das große Rätsel der letzten Jahre bei moderater Preisentwicklung, warum ca. 400 USD an Kreditzuwächsen gebraucht werden, um 100 USD Wachstum zu ermöglichen. Offenbar werden die Mittel benötigt, um die Bilanzaktiva aufzublähen; die Produktivwirtschaft sieht davon nichts.</br>
Viele Gruesse
netrader
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mella
09.07.2002, 01:43
@ dottore
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Hallo dottore (et al.:), ich suche folgende Quelle: |
Hallo,
bitte helfen Sie mir bzgl. der Quellenangabe"EZB, Geldpolitik S. 27".
Ich möchte, nein, muß mich in vieles einlesen und deshalb die Frage:
"Wie finde ich die 'EZB, Geldpolitik'?"
Ade,
Michael
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dottore
09.07.2002, 10:26
@ erhardbd
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Re: Lesetipps und MEHR - Anti-ZB und Anti-Macht-Pamphlet |
>Hallo dottore,
>ich habe noch Lücken beim Verständnis der Aktivität der ZB.
Schließe ich Dir gern.
>In Lehrbüchern habe ich schon ein bißchen geschmökert, zB bei Samuelson.
Zu diesem Thema leider vergebliche Mühe. Das Problem: Alle die Makro-Lehrbücher setzen Geld, Zins, Notenbank usw. voraus, ohne sie zu erklären.
Beweis: Das Standardlehrbuch zu diesem Spezialthema ist Hans Schmid, Geld, Kredit und Banken. Ein modernes (sic!) Lehrbuch für Unterricht und Selbststudium. ISBN 3-258-06394-X. 5. Auflage 2001.
Seite 90:
"Unter Geldschöpfung bzw. Geldvernichtung verstehen wir die Vorgänge, die zu einer Erhöhung oder Verminderung der Geldmenge M1 führen."
Logischer Fehler: Die"Erhöhung" wird mit"Schöpfung" gleichgesetzt. Prof. Schmid ist immerhin an der besten Okonomen-Schmiede im deutschen Sprachraum (St. Gallen) tätig. Er geht - wie alle anderen mainstraemer - davon aus, dass es Geld als solches immer schon gegeben hat, denn etwas, das nicht schon mal existierte, kann nicht erhöht werden.
Was dieses Ur-, Erst-, Bestands-, Start-, Schmiermittel-, usw. -Geld ist, definiert bzw. erklärt er nicht. So macht er dann den üblichen Eiertanz und landet in solchem Unsinn wie dem "Geldangebot". Wie kann etwas, das erst geschaffen bzw. erhöht werden werden muss (wobei die Erhöhung die Schöpfung ist), bevor es angeboten werden kann, schon vor seiner Schöpfung angeboten werden?
Das alte Elend: M1 sind Banknoten (plus täglich Fälliges plus Scheidemünzen). Banknoten werden gedruckt und liegen als wertloses Papier in der ZB. Sie sind physisch vorhanden, in Multi-Milliarden-"Summen", aber selbstverständlich noch kein Geld, weshalb die ZB ihren eigenen Banknotenbestand nirgends verbucht. Wären Banknoten in der ZB Geld, müssten sie aktiviert werden.
Was nicht aktiviert, also wertlos ist kann nicht angeboten werden, abgesehen davon, dass es mit nichts nachgefragt werden könnte. Oder fragen die Banknoten, die im Publikum sind, die Banknoten nach, die in der ZB liegen? Wo kämen dann die nachfragenden Banknoten her?
Geld ist schwarze Kunst, die so schwarz ist, dass jene, die sich im mainstream damit beschäftigen sie selbst nicht kapieren. Jeder mainstreamer kapituliert sofort, wenn er Dir die Frage beantworten soll: Verkauft die ZB Banknoten oder vermietet sie diese? Banknoten sind schließlich Sachen.
Wenn er dann ausweicht und sagt, Banknoten seien keine Sachen, sondern eben Geld, bitte nachsetzen: Wenn Geld keine Sache ist, dann kann es nur eine Forderung sein (Schuld, Schuldschein, Guthaben, usw.). Auf der ganzen Welt gibt es - wirtschaftlich definierbar - nur Sachen oder Forderungen, daher im BGB nur Sachen- oder Schuldrecht.
Demnach müsste die ZB eine Forderung verleihen (zedieren = abtreten), wenn sie Banknoten hergibt. Wogegen hat die ZB die Forderung, solange sie selbst Banknoten hält? Dann der Fangschuss: Sagen Sie, Herr Professor, gibt die Notenbank Kredit?
Die ZB kann aber niemals Kredit vergeben, auch wenn in ihrer Bilanz"Kredit an Kreditinstitute" erscheinen. Beweis: Die Kreditinstitute verbuchen nirgends entsprechende Schulden gegen die ZB, sondern ihrerseits Forderungen gegen sie (Banknoten und ihre bei der ZB stehenden Guthaben), die in der ZB auf deren Passivseite verbucht werden).
Wer wäre also wem was schuldig? Schwarze Kunst eben.
>Das hat mir weiter geholfen, reicht aber anscheinend noch nicht. Haben Sie eine Leseempfehlung?
Das beste Buch zum Thema Geld ist Heinsohn/Steiger, Eigentum, Zins und Geld. Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft. 2. Aufl. 2002 ISBN 3-89518-304-0 sowie (Kurzform) dies., Eigentumstheorie des Wirtschaftens versus Wirtschaftstheorie ohne Eigentum, 2002, ISBN 3-89518-352-0.
Der einzige Fehler, den HS machen ist der, dass sie Geld zwar völlig richtig aus der Belastung von Eigentum entstehen lassen, aber dieses sozusagen als Geld in"Vorhalte", das darauf warten muss, dass es sich jemand über einen Kredit abholt (der Kredit muss seinerseits wiederum durch Eigentum besichert sein). HS sehen zwar, dass Geldentstehung und der das enstandene Geld dann leihende Vorgang quasi"uno actu" erfolgt, was aber nicht erklärt, was denn Geld ist bzw. war, bevor es geliehen wurde.
Aus diesem Dilemma hilft nur das heraus, was mir nach ewig langem Nachdenken endlich eingefallen war: Geld ist die erst in diverser physischer Gestalt (Naturalien), dann endlich standardisierte Zwangsabgabe.
Die Macht, und so ist es bis heute ("gesetzliches Zahlungsmittel") setzt also fest, was Geld ist, indem sie es als Abgabe fordert. Die Macht ist der erste Gläubiger, die zur Abgabe verpflichteten die ersten Schuldner. Was G fordert und S liefern muss, ist Geld. Von da an, läuft alles elegant bis heute: Geld ---> Preise ---> Märkte ---> Zins ---> eben die gesamte"Private Wirtschaft". Die gab es nicht etwa vor der Zwangsabgabe (sozusagen als ein Ensemble von Tauschenden, die zur Erleichterung des Tausches Geld "erfunden" haben,) sondern sie ist ihre Folge.
>Kann ruhig ein"mainstream"-Buch sein, Kritik und Feinheiten gibt es ja hier.
Wie die Schwarze Kunst heute funktioniert, kannst Du in diesem Text finden:
<font size="4">Das Wesen der heutigen Zentralbank</font>
Das Ganze läuft auf die einfache Frage hinaus: Worin wird getilgt? Oder besser: Kann in dem, worin bei Fälligkeit bezahlt werden muss, überhaupt getilgt werden?
Wenn wir das Hin- und Hergeschiebe auf Konten (= Forderungen und deren Abtretung, wodurch keine Forderung verschwindet) außen vor lassen, ist das, womit bezahlt werden kann, ausschließlich das"gesetzliche Zahlungsmittel".
Hübscher Name, aber nehmen wir ihm die Maske ab.
Dieses"Zahlungsmittel" ist, und dabei lassen wir die bösen Banken mal außen vor, das von der Zentralbank ausgegebene Geld. In Noten oder ZB-Guthaben, die von der ZB zugelassene"Geschäftspartner" bei selbiger halten. Partner sind zwar heute nur noch Banken, doch die können wir uns wegdenken, um zum Kern zu kommen. Banken braucht's eh nicht und sie"redimensionieren" sich schon saftig.
Das"Gesetzliche" gibt nur die ZB aus und nur, indem bei ihr Schuldtitel (BRD: Pfandbriefe, Bankschuldverschreibungen usw.) verpfändet werden.
Diese Titel aber laufen ab und müssen durch Titel ersetzt werden, die noch"Laufzeit" haben. Die ablaufenden Titel wiederum müssen mit dem"Gesetzlichen" bezahlt werden. Eine"Tilgung" ist das nicht. Logo.
Hätten die"außerhalb" der ZB keine solchen Titel (keine Sola-Papiere, bittschön!) mehr im Nostro, könnten sie sich kein"Gesetzliches" mehr besorgen und ein Konkurs-Katarakt wäre die Folge. Denn womit tilgen?
Also zum"Gesetzlichen". Das wird nicht gegen Zins von der ZB ausgegeben. Das hört sich nur so an, aber die ZB selbst hat kein Geld (etwa aktiv verbucht), das sie gegen Zins verleihen könnte, sondern"schafft" es.
"Geld", also das"Gesetzliche" gibt's erst, wenn es über den Tresen der LZB gewandert oder in ihren Büchern passiv gelandet ist (gegen die erwähnte Verpfändung).
Der ZB-Zins ist also kein Zins ein Schnippeln an dem Zinssatz, der auf den Schuldtiteln selbst liegt. Klartext: Eine Steuer. Banknoten- oder ZB-Geld-Steuer.
Die ZB nimmt sich vom Zinssatz, der auf den bei ihr liegenden Schuldtitel als Pfänder, dann das Ihre, nennt das frech"Zins" und verlangt von denen"außerhalb" von ihr, dass sie den geschnippelten Zins in"Gesetzlichem" an sie geben oder buchen.
Also: Pfand = 100, Zinssatz darauf 5 %. Bliebe der Titel außerhalb der ZB würde der Titelhalter die 5 % bei Laufzeit-Ende oder anteilig pro rata temporis kassieren. Aber in was könnte er kassieren?
Also sind wir beim ZWANG, sich bei der ZB das"Gesetzliche" beschaffen zu müssen. Einmal ZB, immer ZB. Die Gläubiger (ex Titel) sind in toto durchaus gezwungen, sich bei der ZB zu verschulden.
Warum? Eben, weil es ohne"Gesetzliches" keine Ablösung alter Forderungen plus Sofort-Verwandlung in neue geben könnte. Zwischendurch soll auch mal was gekauft werden, Waren richtig zum Anfassen und so. Die werden aber nicht bezahlt, in dem Sinne, dass damit die Forderung, die der Käufer hat, erlischt, sondern der Käufer tritt nur seine Forderung an den Verkäufer ab.
Die ZB verlangt nun z. B. 2 %. Dann muss das bei ihr liegende Pfand, eben der Titel, mit 102 ausgelöst werden. Woher die 2 nehmen, die es doch gar nicht gibt? Die ZB hat doch nur 100 für das Pfand 100 als"Geld" emittiert.
Also müssen in Höhe der 2 zusätzliche"Gesetzliche" her, was wieder nur gegen Verpfändung von Titeln mit Noch-Laufzeit möglich ist. Und weil das"Gesetzliche" nicht erst am Ende der Laufzeit des Titels in die ZB zurück muss (sonst müsste sich die ZB selbst ums Inkasso beim Titelschuldner kümmern, dazu sind sich die Herren zu fein), sondern schon vorher, muss also das Rondo (weitere Titel mit noch späterem Laufzeit-Ende) weiter gehen.
Der Gag des Ganzen: Der von der ZB geforderte Zins-Anteil (am vorübergehend bei ihr verpfändeten Titel) kann selbst niemals getilgt werden. Denn die ZB fordert als Rückgabe eben das"Gesetzliche" und das ist IMMER etwas, das auf einem Schuldtitel basiert und so immer frisch"prolongiert" wird. Die ZB fordert nicht etwa eine Sache (Gut,"Ding"), auch wenn's so ausschaut, da man Banknoten"anfassen" kann. Sie sind nur leider wertloses Papier.
Die ZB"vollstreckt" bei Terminablauf (= Rückgabezeitpunkt des Gesetzlichen) niemals in Sachen (Güter, Dinge), sondern immer in Titel, also verzinsliche Titel, die wieder zu ihr wandern müssen. Eben solange es das"Gesetzliche" gibt.
Würde der Titel"außerhalb" platzen, wg. Schuldner pleite, wäre es so:
Der Titelhalter"außerhalb" müsste in die Sicherheit DIESES Titels vollstrecken: Beim Pfandbrief also ins Häuschen usw. Damit wäre die Schuld verschwunden. Die Leistung, die der Gläubiger"außerhalb" erhält, ist dahero entweder etwas, das er (als Forderung, die an ihn abgetreten wurde) akzeptiert oder akzeptieren MUSS: Letztlich eben das Pfand, das seine Forderung als DING (Sache, Gut, Arbeitsleistung, usw.)"besicherte".
Damit die perverse Situation: Ist die ZB im Spiel, die eine"Forderungsposition" auf das"Gesetzliche", noch dazu immer mehr als ausgegeben, und nicht auf"Güter" (Sachen, Dinge, Arbeit) hält, kann es keine Tilgung geben, da eben gegenüber der ZB als"Gläubiger" (besser:"Scheingläubiger") niemals mit Gütern getilgt werden kann, sondern nur mit Hilfe jeweils später fälliger Titel.
Drum: Heutiges System hat wg."Gläubiger" ZB, der niemals mit Gütern befriedigt werden kann - im Gegensatz zum privaten Gläubiger, der immerhin zum Schluss in Gütern (Grundstücke usw.) sich befriedigen lassen MUSS, beim Schuldnerkonkurs halt - den"Systemfehler" schlechthin:
Die ewig unbefriedigte ZB.
Die ZB hat dadurch, dass sie das Monopol aufs"Gesetzliche" hat, alles andere auch ruiniert. Es wird nicht mehr geleistet, kann auch gar nicht mehr (Arbeitslose!) und die Leistung (als Güter, Sachen, Dienste, Arbeit) kann gar nicht mehr so akzeptiert werden, dass dadurch die Schuld verschwindet.
Sondern es wird immer weiter und immer mehr"vorgetragen", also in etwas"bezahlt", was selbst leider nur ein Zahlungs-"Versprechen" ist bzw. etwas, das auf einem Zahlungsversprechen (Titel) basiert. Und Tilgung? Zero!
Der Zinseszins ist damit schon wg. ZB-System unausweichlich.
Der Rest der Wirtschaft (Unternehmer, Arbeitnehmer) wird automatisch reingesogen wie in einen Schlund.
Folgen: Immer miesere Verteilung, rapidissimo wachsendes Arm-Reich-Problem, falsche Allokation aller Ressourcen (die Banker und Assekuranten nennen ihre Titel und Titel-Derivate logischerweise"Produkte", um abzulenken, dass die Konstruktion neuer Forderungs-Mätzchen nichts PRODUZIERTES, sondern nur GEBUCHTES sind, immer weiteres Hochbuchen, immer größere Überschuldung, immer gewaltigere Anreize, Neuverschuldung zu schaffen (wealth effect, ick hör dir trapsen...) oder zu machen (Staatsschulden notfalls), usw.
Ein Pyramidenspiel ist zu bestaunen, gegen das die Nummern der Albaner der 90er Jahre wie Anfängerübungen wirken.
Wenn's endlich kracht, und das tut's mit Bestimmtheit, wann auch immer, geht's mit dem Ausbuchen los und zum Schluss beim Mega-Konkurs, werden die letzten Gläubiger, die noch in Sachen (Dinge usw.) vollstrecken können (sehr fraglich bei dem Durcheinander dann), die einzigen bleiben, die"bedient" werden, mit den Pfändern nämlich (SACHLICH!), mit denen ihre Titel besichert waren.
Wenigstens haut's die ZBs dann auch endlich um.
Vor allem jene, die wie die Fed, nur noch dinglich völlig unbesicherte Staatstitel halten. Die Fed kann dann gern in US Government"vollstrecken". Freu mich schon drauf.
Und nach dem Kladderadatsch geht's wieder los, mit welchem"Geldsystem" auch immer. Mit einem schuldtitel-basierten gewiss nicht.
Guter Rat: jede Forderung besichern lassen! Auch die gegen"gute Banken". Schließlich ist sie Schuldner.
Und beim nächsten"Kauf" von Bundeswertpapieren mal den Freddy am Banktresen fragen:
"Womit sind die denn besichert?"
Wenn der Freddy blöd guckt, dann ihm sagen:"Sie verlangen doch auch von mir Sicherheiten, wenn ich einen Kredit will!"
Wenn der Freddy dann sagt:"Aber der Staat ist doch sicher!" dann lächeln:"Dann geben Sie mir doch die Sicherheit und ich gebe dem Staat dann den Kredit."
Und wenn der Freddy stöhnt:"Aber der Staat kann doch Steuern erheben..." - dann sagen:"Warum tut er's denn nicht jetzt schon?"
Dann schnallt der Freddy ab. Bisschen mehr als Kleingeld muss freilich schon Sache sein.
Also Kinnings: Nicht leimen lassen, sondern immer fest den Geld- und Kreditkriminellen im Auge behalten. Ist schließlich nur einer.
(Text Ende)
Wie Du siehst, führt am STAAT nirgends mehr ein Weg vorbei. Aber ist es ein Wunder? Nein, denn am Staat (Herrschaft, Macht) hat in der Geschichte noch nie ein Weg vorbei geführt. Man konnte sich eine Zeitlang verstecken, wie die Mönche ihre Klöster im Wald. Sich gegenüber der Staatsmacht tot stellen wie die ersten Christen.
Der gesamte Kapitalismus, so sehr gescholten und verflucht, ist nichts anderes als der Versuch der Menschen, dem Abgaben- und Machtzwang zu entkommen. Den so überaus erfindungsreichen Kapitalisten ist es aber nie gelungen, eine definitiv staatsfreie Zone irgendwo auf der Welt zu errichten. Er entstand zum letzten großen Durchlauf im 18. Jh., als die Macht erschöpft am Boden lag.
Kriege, Revolutionen, Mega-Staatsverschuldung (GB bis über 200 % des BSP).
Die Staaten heute wären längst entmachtet (kein Mensch will doch diesen unsäglichen Politiker-Scheiß und die Pappnasen, die da durchs Fernsehen turnen).
Aber die Staaten haben jetzt die Notenbanken. Das unbezwingbare Bollwerk der Macht. Bis auf weiteres jedenfalls...
Um das Bollwerk sturmreif zu schießen, muss man erst mit äußerster Sorgfalt seine Konstruktion studieren. Kein Festungsbaumeister hat je seine Baupläne veröffentlicht. Also müssen wir sie rekonstruieren.
UND DAS GESCHIEHT HIER!
Nicht an jenen albernen Staatsbetrieben, genannt Universitäten oder Wirtschaftsforschungsinstituten. Dort schreinern Staats-Lakaien Modelle, die keiner kapiert und keiner kennen lernen will.
Der sich immer größer weltweit aufstauende Volkszorn soll nur in falsche Richtungen gelenkt werden. Aber irgendwann kommt das Volk der Macht schon noch auf die Schliche.
Dann gnade Gott der Macht!
Herzlichen Gruß!
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dottore
09.07.2002, 10:32
@ mella
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Re: Hier bitte der EZB-Bauplan: |
>Hallo,
>bitte helfen Sie mir bzgl. der Quellenangabe"EZB, Geldpolitik S. 27".
>Ich möchte, nein, muß mich in vieles einlesen und deshalb die Frage:
>"Wie finde ich die 'EZB, Geldpolitik'?"
Lieber Michael,
es ist:
EZB, Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3. Allgemeine Regelungen für die geldpolitischen Instrumente und Verfahren des Eurosystems. November 2000. ISBN 92-9181-109-2
Ãœber EZB (Kaiserstr. 29 D-60311 Frankfurt / Main) anzufordern +49 69 1344 0 Fax: 1344 6000.
Gruß!
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mella
09.07.2002, 10:59
@ dottore
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Vielen lieben Dank, dottore. Ich halt mich ran. (oT) |
oT
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mella
09.07.2002, 11:11
@ mella
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Und gefunden! Nochmals Danke. (oT) |
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erhardbd
09.07.2002, 21:09
@ dottore
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vielen Dank! Studieren wir also weiter die Baupläne (owT) |
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