BillyGoatGruff
13.07.2002, 08:38 |
Gedanken zum TauschparadigmaThread gesperrt |
1.TauschgeschÀfte gab und gibt es noch heute auf viel informellerer Basis als dottore dies skizziert, d.h. man musste nicht zuerst eine Gewerbepolizei und ein Handeslgericht erfinden, bevor getauscht werden konnte. Wer schon selbst Salat angesÀt hat, weiss sofort, was ich meine. Nachbar A tauscht Salatsetzlinge mit Nachbar B gegen Blumenkohlsetzlinge, wobei nicht gezÀhlt noch saldiert wird, denn..
2...sind Mehrprodukte seit je her wie noch heute, oft 'zufĂ€llig', durch die Laune der Natur oder Liebhaberei, Neigung, besondere Begabung der Menschen entstanden. Es brauchte keine VertrĂ€ge und VorvertrĂ€ge dazu. Beispiele: AckerfrĂŒchte in guten Jahren, unerwartete Fruchtbarkeit der Haustiere (mehr als man durchfĂŒtten konnte). Oder Liebhaberei einer Person (Pfeilbogenherstellung; man ging sicher nicht eine Tagereise weit, geeignete EibenĂ€ste fĂŒr einen Pfeilbogenzu finden, sondern schnitt dann soviele, wie man tragen konnte. Vielleicht hat der begabte Pfeilbogenmacher auch schon AuftrĂ€ge von Stammesgenossen erhalten; 'schneide mir auch einen, du machst die besten Pfeilbogen, ich gebe dir dann das oder jenes dafĂŒr'. Oder Holzkohlenherstellung: das ging nur in recht grossem Stil, sonst klappte das nicht, weil der Meiler erkaltete, bevor das Holz verkohlt war. Oder Kalkbrennen. Machte auch nur in grossem Stil Sinn.
3. Es gibt schon archĂ€ologische Hinweise (Steinzeit) auf sehr frĂŒhen GĂŒtertransport, was zugegeben nicht automatisch auch Handel bedeuten muss. Als Nichtfachmann, nur interessierter Laie, kenne ich kaum Quellen. Expeditionen, Stammeswanderung oder Handelswege? Tausch scheint eine Möglichkeit. Mit Sicherheit sind Silexteile (steinzeitliche Schneidewerkzeuge) aus einer bestimmten Fundstelle (MorĂ€nenhĂŒgel) im heutigen Deutschland in verschiedenen Teilen Europas gefunden worden (Quelle Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen). Wie sind die soweit gekommen? Anderes Beispiel: Megalithen bei Falera in der Schweiz. Da sind natĂŒrlich die 'Hinkelsteine' lokal gehauen worden, aber in der Basis, auf die sie gesetzt worden sind, findet sich als wahrsheinlich rituelle Beigabe neben Holzkohle auch Ocker, ein Mineral, das in der Schweiz meines Wissens nirgends an der OberflĂ€che ansteht. Dieser Ocker muss von irgendwo her (Oberitalien?) transportiert worden sein.
Mir scheint das alles die 'Machtypothesen' von dottore eher zustĂŒtzen als in Frage zu stellen. Das Erscheinen von 'Geld' ist in der Tat eine rĂ€tselhafte und komplexe Angelegenheit Die Besonderheit der conditio humana (MachverhĂ€ltnisse, Mystik, Erfindungsgabe u.v.a.m.) muss berĂŒcksichtigt werden. Das es von irgend jemandem einfach so beilĂ€ufig erfunden wurde, um das mĂŒhselige Tauschen von HĂŒhner gegen Ochsen zu erleichtern, scheint mir eine allzu naive, lebensfremde Vorstellung.
Gruss,
BillyGoat
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dottore
13.07.2002, 09:43
@ BillyGoatGruff
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Re: Gedanken zum Tauschparadigma |
Hi BillyGoat,
>1.TauschgeschÀfte gab und gibt es noch heute auf viel informellerer Basis als dottore dies skizziert, d.h. man musste nicht zuerst eine Gewerbepolizei und ein Handeslgericht erfinden, bevor getauscht werden konnte. Wer schon selbst Salat angesÀt hat, weiss sofort, was ich meine. Nachbar A tauscht Salatsetzlinge mit Nachbar B gegen Blumenkohlsetzlinge, wobei nicht gezÀhlt noch saldiert wird, denn..
Richtig. Es ging freilich um WirtschaftserklÀrungen nicht aus NachbarschaftsverhÀltnisse heraus, die immer konzediert sind (Àhnlich Familie, Stamm, Ge-mein-schaft, wo das Mein durchaus auch anderen zukommt) sondern via eigens eingerichtete MÀrkte. Die Nachbarn tauschen ihre Setzlingen nicht in der Markthalle.
>2...sind Mehrprodukte seit je her wie noch heute, oft 'zufÀllig', durch die Laune der Natur oder Liebhaberei, Neigung, besondere Begabung der Menschen entstanden. Es brauchte keine VertrÀge und VorvertrÀge dazu.
FĂŒr den Markt-geplanten Tausch immer. Aus SubsidiaritĂ€t erklĂ€rt sich bloĂ nicht das ex Druck resultierende Wirtschaften, das von der frĂŒhen Antike (- 3000) bis heute reicht.
>Beispiele: AckerfrĂŒchte in guten Jahren, unerwartete Fruchtbarkeit der Haustiere (mehr als man durchfĂŒtten konnte). Oder Liebhaberei einer Person (Pfeilbogenherstellung; man ging sicher nicht eine Tagereise weit, geeignete EibenĂ€ste fĂŒr einen Pfeilbogenzu finden, sondern schnitt dann soviele, wie man tragen konnte. Vielleicht hat der begabte Pfeilbogenmacher auch schon AuftrĂ€ge von Stammesgenossen erhalten; 'schneide mir auch einen, du machst die besten Pfeilbogen, ich gebe dir dann das oder jenes dafĂŒr'.
Richtig. Der Stamm, der produziert, aber nicht wirtschaftet in dem Sinne wie wir heute Wirtschaft definieren. Wirtschaften = Produktion plus Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung usw.
>Oder Holzkohlenherstellung: das ging nur in recht grossem Stil, sonst klappte das nicht, weil der Meiler erkaltete, bevor das Holz verkohlt war. Oder Kalkbrennen. Machte auch nur in grossem Stil Sinn.
Der Köhler ist ein wichtiger Hinweis. Er ist das Pendant zum Schmied und der zum Metall und das zur Waffe.
>3. Es gibt schon archĂ€ologische Hinweise (Steinzeit) auf sehr frĂŒhen GĂŒtertransport, was zugegeben nicht automatisch auch Handel bedeuten muss. Als Nichtfachmann, nur interessierter Laie, kenne ich kaum Quellen. Expeditionen, Stammeswanderung oder Handelswege? Tausch scheint eine Möglichkeit. Mit Sicherheit sind Silexteile (steinzeitliche Schneidewerkzeuge) aus einer bestimmten Fundstelle (MorĂ€nenhĂŒgel) im heutigen Deutschland in verschiedenen Teilen Europas gefunden worden (Quelle Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen). Wie sind die soweit gekommen? Anderes Beispiel: Megalithen bei Falera in der Schweiz. Da sind natĂŒrlich die 'Hinkelsteine' lokal gehauen worden,
GroĂe Literatur darĂŒber, das gerade Megalithen ĂŒber Hunderte von Kilometern transportiert wuden. Um sich zu handeln, sicher nicht.
>aber in der Basis, auf die sie gesetzt worden sind, findet sich als wahrsheinlich rituelle Beigabe neben Holzkohle auch Ocker, ein Mineral, das in der Schweiz meines Wissens nirgends an der OberflÀche ansteht. Dieser Ocker muss von irgendwo her (Oberitalien?) transportiert worden sein.
Ja, wie Siena.
>Mir scheint das alles die 'Machtypothesen' von dottore eher zustĂŒtzen als in Frage zu stellen. Das Erscheinen von 'Geld' ist in der Tat eine rĂ€tselhafte und komplexe Angelegenheit Die Besonderheit der conditio humana (MachtverhĂ€ltnisse, Mystik, Erfindungsgabe u.v.a.m.) muss berĂŒcksichtigt werden.
Mystik als Macht-PhĂ€nomen? Was war mit Delphi? Als Orakel von gröĂter Macht (plus Inkassostelle). Die"Seher" und Propheten wurden entweder von der Macht belohnt (Joseph) oder von ihr als gefĂ€hrlich verbannt und getötet (Jeremia).
>Das es von irgend jemandem einfach so beilĂ€ufig erfunden wurde, um das mĂŒhselige Tauschen von HĂŒhner gegen Ochsen zu erleichtern, scheint mir eine allzu naive, lebensfremde Vorstellung.
Genau das. Warum kommen die ersten MĂŒnzen als Klamotten daher und nicht als Kleingeld?
GruĂ!
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BillyGoatGruff
13.07.2002, 10:24
@ dottore
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Re: 'eigens dafĂŒr eigerichtete MĂ€rkte" |
Hi dottore,
'eigens dafĂŒr eingerichtete MĂ€rkte' - DAS ist, worauf wir unser Augenmerk richten mĂŒssen - war mir nicht so klar bewusst. Das interessiert hier, wie kommt es denn dazu? Wo geschah der Quantensprung von der Selbstversorgerwirtschaft mit nachbarlichem Tauschhandel, vielleicht auch Tauchhandel mit nachbarlichen Siedlungsgemeinschaften in organisierte MĂ€rkte, wo die Gewerbepolizei die MarktstĂ€nde abgrenzen musste?
Abgabenzwang durch eine Staatsmacht könnte wirklich eine plausible erklÀrung geben.
Nebenbei: der Kalkbrenner (er muss mehrere Kubikmeter Gestein in einen Meiler einbauen, sonst lÀuft die Chose nicht) passt doch auch perfekt ins Strickmuster. Wer brauchte denn gebrannten Kalk, wenn nicht die Herrschaft zum Bau von Kirchen, Befestigungen, Burgen, ZeughÀusern? Der Bauer schlug Holz zum Bau von Haus und Scheune.
Und noch das: den Gedanken, dass Mystik ( im weiteren Sinn, auch heutige Heilslehren a la Mormonen oder Dianetik einschliessend) mit Macht doch auch zu tun haben könnte (ohne die lebende Mystikerin Silja Walter beleidigen zu wollen), ist faszinierend und muss weiter verfolgt werden! Vielleicht liegt hier auch ein Kernpunkt (conditio humana..).
Gruss zurĂŒck!
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R.Deutsch
13.07.2002, 10:48
@ dottore
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Re: Wie ist Wirtschaften entstanden? |
Dottore schreibt:
Wirtschaften = Produktion plus Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung usw.
Die Frage ist, wie ist das entstanden. Dottore sagt, weil Herrscher dieses System den Untertanen aufgezwungen haben um Abgaben zu erpressen. Hobbes sagt: Die Menschen haben freiwillig auf Gewalt (jeder hat ein Recht auf alles) verzichtet und sich freiwillig Rechtsnormen unterworfen (Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung), weil sie eingesehen haben, dass das Recht auf Alles (Gewalt) nutzlos ist, weil dann niemand ein Recht hat. Dieser Prozess der Vernunft ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Dummheit der Macht bricht sich immer wieder Bahn.
Das beste Beispiel heute ist Palestina. NatĂŒrlich haben die Araber ein âRechtâ auf SelbstmordattentĂ€ter, ebenso wie die Isreaelis ein âRechtâ haben, Kinder aus Panzern abzuschieĂen. Aber dieses âRechtâ nutzt niemandem.
Shalom
RD
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BillyGoatGruff
13.07.2002, 11:26
@ R.Deutsch
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Re: Wie ist Wirtschaften entstanden? |
Die Frage ist auch: Was trifft zu?
Hobbes = Schöngeist
Dottore = Realist
Sie erwÀhnen, Herr Deutsch, den 'Realismus' (PalÀstina) gleich selber!
Gruss!
BillyGoat
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Jochen
13.07.2002, 13:49
@ R.Deutsch
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Re: Wie ist Wirtschaften entstanden? |
> Wirtschaften = Produktion plus Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung usw.
>Die Frage ist, wie ist das entstanden. Dottore sagt, weil Herrscher dieses System den Untertanen aufgezwungen haben um Abgaben zu erpressen. Hobbes sagt: Die Menschen haben freiwillig auf Gewalt (jeder hat ein Recht auf alles) verzichtet und sich freiwillig Rechtsnormen unterworfen (Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung), weil sie eingesehen haben, dass das Recht auf Alles (Gewalt) nutzlos ist, weil dann niemand ein Recht hat.
Das heiĂt also, Louis der soundsovielte hat freiwillig auf seinen Kopf verzichtet, weil er eingesehen hat, daĂ es besser ist, sich freiwillig Rechtsnormen zu unterwerfen?
Oder: der englische Adel hat Wat Tylor angerufen und gesagt: werdet mal frei, damit wir in ein paar Jahrhunderten die FrĂŒchte freier Marktwirtschaft ernten können?
Oder BauernaufstÀnde, russische Revolution?
Du bist mir ja ein Humorist:-))
GruĂ
Jochen
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dottore
13.07.2002, 14:20
@ R.Deutsch
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Re: Macht ist Ratio in Vollendung! |
> Wirtschaften = Produktion plus Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung usw.
>Die Frage ist, wie ist das entstanden. Dottore sagt, weil Herrscher dieses System den Untertanen aufgezwungen haben um Abgaben zu erpressen.
Falsch! Die Herrscher haben Abgaben erpresst (MachtausĂŒbung = produktiver als selbst arbeiten), sonst nichts. Von"Systemen" hat noch nie ein MĂ€chtiger was gehalten, von Blankwaffen bis Kampfjets sehr viel). Das"System" hat sich dann so entwickelt (allerlei Hin & Her), wie es sich entwickeln musste und wie wir es heute in Vollendung bestaunen dĂŒrfen.
>Hobbes sagt: Die Menschen haben freiwillig auf Gewalt (jeder hat ein Recht auf alles) verzichtet
Tja, wes Brot ich ess... (bread made by Charles II.)
Hobbes ist genau an der"richtigen" Stelle eingeknickt (Exil ist nicht so toll, siehe"Leviathan"). Eine herzige Luther-Doublette: Eine Macht zur Sau machen (Papst, Kaiser), die andere pampern (Sachsen-KursfĂŒrst, Wartburg usw.).
>und sich freiwillig Rechtsnormen unterworfen (Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung), weil sie eingesehen haben, dass das Recht auf Alles (Gewalt) nutzlos ist, weil dann niemand ein Recht hat.
Wundervoll! Wann haben sie sich denn wohl freiwillig unterworfen?
Bei Hobbes nirgends eine Datierung zu finden, nicht mal in AnsÀtzen.
AuĂerdem ein schwerer Denkfehler: Einer ist nicht"niemand". Die Macht kann sehr bescheiden auftreten (einer reicht ihr, Tyrann hat alles, siehe Agathokles in Perfektion, selbst Bertrand Russell staunte), sie kann auch unbescheiden tun (BĂŒrokratismus-Kraken).
>Dieser Prozess der Vernunft ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Dummheit der Macht bricht sich immer wieder Bahn.
Die Idee von der"Dummheit der Macht" ist Wischwasch. Die Macht denkt völlig straight und klar und rational: Macht erringen & halten ist die mit Abstand angenehmste Form, durchs Leben zu kommen.
GruĂ!
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dottore
13.07.2002, 14:45
@ Jochen
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Re: Richtig! Bereits Wat Tyler (1381) und die Bauernkriege... |
... widerlegen bereits den im"Gesellschafts"-Gewand daher wandelnden Macht-Lakaien Hobbes aufs Feinste.
Tylers Revolte war ein klassischer Anti-Abgaben-Aufstand. Und wer hat ihn hinrichten lassen? The King!
Das RĂŒckspiel kam dann mit Charles I. (Kopf ab 1649). Der versuchte es mit Zwangsanleihe, Staatsschulden (zum 1. Mal in der Geschichte 1 Mio Pfund), dem berĂŒchtigten"Ship Money" - dann schlieĂlich die Revolution.
Next in line: Cromwell. Der schloss wohl den"Gesellschaftsvertrag" der Einfachheit halber mit sich selbst?
Alle diese"Freiwilligkeits"-Theorien sind nichts als brainwash. Wie intelligente Leute immer wieder darauf reinfallen, ist mir ein RĂ€tsel. Aber ich bin selbst auch lange genug darauf reingefallen...
Nur jetzt ist Schluss mit Lustig.
GruĂ ins Reich derer, die das mit den Lollarden so fein entdeckt hatten!
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Euklid
13.07.2002, 14:57
@ dottore
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Re: Richtig! Bereits Wat Tyler (1381) und die Bauernkriege... |
>... widerlegen bereits den im"Gesellschafts"-Gewand daher wandelnden Macht-Lakaien Hobbes aufs Feinste.
>Tylers Revolte war ein klassischer Anti-Abgaben-Aufstand. Und wer hat ihn hinrichten lassen? The King!
>Das RĂŒckspiel kam dann mit Charles I. (Kopf ab 1649). Der versuchte es mit Zwangsanleihe, Staatsschulden (zum 1. Mal in der Geschichte 1 Mio Pfund), dem berĂŒchtigten"Ship Money" - dann schlieĂlich die Revolution.
>Next in line: Cromwell. Der schloss wohl den"Gesellschaftsvertrag" der Einfachheit halber mit sich selbst?
>Alle diese"Freiwilligkeits"-Theorien sind nichts als brainwash. Wie intelligente Leute immer wieder darauf reinfallen, ist mir ein RĂ€tsel. Aber ich bin selbst auch lange genug darauf reingefallen...
>Nur jetzt ist Schluss mit Lustig.
>GruĂ ins Reich derer, die das mit den Lollarden so fein entdeckt hatten!
Wetten daĂ nach einer Revolution sofort alle nach der Macht schreien die ihnen wieder die Sicherheit gibt Abgaben oder Steuern leisten zu dĂŒrfen-)
Wahrscheinlich wĂŒrden sich sogar manche noch Sorgen machen ob die Kontonummer des Finanzamtes noch stimmt.
Die meisten Menschen sind der SelbstÀndigkeit entwachsen und brauchen die Macht damit sie als Schafe und Lemminge schön hinterher laufen können.
Selbst einen Adolf Hitler oder Honecker hatte die unumschrÀnkte Macht.
Der ganze Rest des Parlaments hĂ€tte man sich damals genauso sparen können wie das ĂŒbrigens heute auch möglich wĂ€re.
Die Frage was macht ihr ĂŒberhaut fĂŒr uns darf erst gar nicht gestellt werden denn diese Fuzzys sorgen ja auch dafĂŒr daĂ die Renten sicher sind.
Auch die Tatsache daĂ jeder fĂŒr sich selbst nach seinen AnsprĂŒchen sorgen könnte darf gar nicht auf den Tisch da anschlieĂend das Machtzentrum sich das Geld ja selbst verdienen mĂŒĂte und das wĂ€re heute ungeheuer schwer.
Und vor allen Dingen könnten sie uns nicht stÀndig erzÀhlen wie sie sich um uns sorgen.
Mit uns meinen sie real natĂŒrlich sich.
Nur fÀngt das erst beim Denken an.
Und vor allen Dingen haben die Leute Angst vor der absoluten Freiheit.
GruĂ EUKLID
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R.Deutsch
13.07.2002, 15:56
@ dottore
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Re: Macht ist Dummheit in Vollendung! |
Dottore schreibt:
Die Idee von der"Dummheit der Macht" ist Wischwasch. Die Macht denkt völlig straight und klar und rational: Macht erringen & halten ist die mit Abstand angenehmste Form, durchs Leben zu kommen.
Ja, sehr angenehm fĂŒr die armen Israelis, die mĂ€chtig durch die Luft fliegen, weil ihre FĂŒhrer straight, klar und rational die Macht erringen und erhalten wollen.
Hobbes sagt, suche den Frieden und wenn Du ihn nicht finden kannst, weil der andere ihn nicht sucht, sind alle Mittel erlaubt, Dich zu verteidigen. Macht erringen und erhalten ist so ziemlich die dĂŒmmste Art menschlichen Zusammenlebens, weil auch der SchwĂ€chste den MĂ€chtigen noch umbringen kann. Die enorme Macht der Israelis wird ihnen nichts nĂŒtzen. Sie werden nur ihr eigenes Leiden und das Leiden anderer vergröĂern, wenn sie nicht den Frieden suchen.
GruĂ
RD
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R.Deutsch
13.07.2002, 16:49
@ dottore
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Re: Hobbes und die Macht |
Auf meinen Satz:
Hobbes sagt: Die Menschen haben freiwillig auf Gewalt (jeder hat ein Recht auf alles) verzichtet und sich freiwillig Rechtsnormen unterworfen (Geld, Kredit, Zins, VertrÀge, Vollstreckung), weil sie eingesehen haben, dass das Recht auf Alles (Gewalt) nutzlos ist, weil dann niemand ein Recht hat. Schreibt dottore:
Wundervoll! Wann haben sie sich denn wohl freiwillig unterworfen? Bei Hobbes nirgends eine Datierung zu finden, nicht mal in AnsÀtzen.
Hobbes beschreibt den Weg zum Rechtsstaat (deshalb kein Datum). Dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende. Aber BGB, Gewaltenteilung, Verfassungen, Völkerrecht, UNO, Haager Gerichtshof, Pressefreiheit, Wahlrecht und selbst der Euro? all das sind Schritte auf diesem Weg. Wenn Amerika und Israel jetzt von diesem Weg abweichen und es wieder einmal mit der Macht versuchen, ist das ein RĂŒckschlag, aber es wird immer schwerer, eine industrialisierte und vernetzte Welt mit Macht zu beherrschen. SpĂ€testens wenn die Investoren im Herbst panikartig aus dem Dollar fliehen, wird Amerika merken, wie schwer es ist, heute weltweit Macht auszuĂŒben.
Fröhliches MĂ€chteln wĂŒnscht
RD
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dottore
13.07.2002, 16:54
@ BillyGoatGruff
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Re: Noch ein Treffer, danke! Wann und woher nÀmlich MÀrkte? |
Hi BillyGoat,
genau den Punkt erwischt:
>'eigens dafĂŒr eingerichtete MĂ€rkte' - DAS ist, worauf wir unser Augenmerk richten mĂŒssen - war mir nicht so klar bewusst. Das interessiert hier, wie kommt es denn dazu? Wo geschah der Quantensprung von der Selbstversorgerwirtschaft mit nachbarlichem Tauschhandel, vielleicht auch Tauchhandel mit nachbarlichen Siedlungsgemeinschaften in organisierte MĂ€rkte, wo die Gewerbepolizei die MarktstĂ€nde abgrenzen musste?
Das Marktetablierungs-PhĂ€nomen! Genau darum geht's. Nach der Tauschtheorie hĂ€tten nicht nur kleine MĂŒnzen den groĂen vorangehen mĂŒssen, sondern auch permanente MĂ€rkte solchen mit langem Zeitabstand. Alle Tauschtheorien beginnen mit den bekannten Fisch-Eier-Fleisch-Mehl- usw. -Beispielen.
Bei den MĂŒnzen ist alles klar und unstreitig: GroĂ vor klein. Numismatik einhellig.
Bei den MĂ€rkten finden wir nun das nĂ€mliche Fiasko fĂŒr die Tausch-Freaks: definitiv zuerst JahrmĂ€rkte ("Messen"), danach zeitliche Abstaffelung bis Wochenmarkt und tĂ€glicher Markt. Der Markttermin fĂ€llt mit dem Abgabentermin zusammen, bzw. geht ihm voran: "Markttag ist Renttag".
Marktschluss ist stets Zahltag, der wiederum stets Ablieferungstag. In den spĂ€teren"Geldmessen" (Besancon als generelles Muster) war es der Saldierungstag (Skontration plus Begleichung der offenen Summen). Alle Marktrechte, also die Erlaubnis, lĂ€nger zu markten, mĂŒssen von der Herrschaft erworben werden, liegen also zeitlich spĂ€ter als deren Existenz.
Wie schon erwÀhnt, finden wir in den Àltesten Siedlungsgrundrissen stets AbgabenplÀtze (das Abgaben-GebÀude, Schatzhaus, Tempel, Burg in unmittelbarer Angrenzung) als Àlteste.
Etrurien (gerade Ausstellung im Palazzo Grassi): Keinerlei Stadt mit Marktplatz (wenn nicht in StÀdten, wo sonst MarktplÀtze). Arezzo bis Volterra, Marzabotto als"Idealstadt" und bis heute zu sehen (Luftaufnahme von Cortona).
Troja (siehe ausfĂŒhrliche Rekonstruktion von Troja VI, gerade erst Ausstellung in Bonn): keine Spur eines Marktplatzes unterhalb der"Burg". Das war eindeutig vor dem Quantensprung. Troja als Abgabenerzwingungs-Bollwerk.
Die"Handelstheorie", die den Markt aufs Meer verlegt, hat den Nachteil, dass die AnlandungsplĂ€tze (von Beute, Tribut usw.) fĂŒr einen allgemeinen Marktplatz der"Hafenstadt" viel zu klein waren, siehe noch den Grundriss von Alt-Karthago.
Ebenso Sardeis (Kroisos): gröĂter Platz um die Gold-Silber-Affinerie (Machtmittelschmiede), keinerlei Privatmarktplatz, in ganz Persien ohnehin nirgends (!) MĂ€rkte, aber Dareios gröĂter Abgaben-Zwingherr ("nach drauĂen") ĂŒberhaupt.
Athen nun aber mit Deinem Quantensprung: Die Agora NACH der Akropolis (archĂ€ologisch unstrittig; die Agora entsprechend kontrollierbar). Agora in erster (kleiner) Form und Bedeutung: Beratungs-, Versammlungsplatz, darin gleichbedeutend mit boulĂ€, dem homerischen"FĂŒrstenrat" und"-plan" (geht bis in die"Bulle" = Herrschersiegel, Byzanz und Mittelalter, vgl."Goldenen Bulle")."Bouleia" = RatsherrnwĂŒrde, also Patriziats-Singum.
Nach Klein-Agora, dann der"groĂe" Markt, komplett ausgegraben mit > 10.000"KleinmĂŒnzen" gefunden. Die mĂ€rchenhaften attischen GroĂmĂŒnzen (Dekadrachmen, ca. 40 g Silber, siehe Sammlung Hunt!) völlig unbestritten zeitlich frĂŒher.
Ebenfalls Quantensprung in Rom ersichtlich: Forum zuerst"Romanum", der Entscheidungs- und VerkĂŒndigungsplatz, Wortstamm:
for, fatus, fari = sprechen, sagen, verkĂŒndigen sowie:
foris = auĂerhalb, im Ausland, Lager, Krieg, in den HĂ€nden anderer, verschuldet (i.e. zunĂ€chst zur Abgabe verpflichtet).
Andere Foren in Rom spĂ€ter und vom Machtzentrum entfernt, ganz unbestreitbar: boviarum = Rindermarkt, holitorium = GemĂŒsemarkt, piscatorum = Fischmarkt, cupedinis = Naschmarkt, usw.
>Abgabenzwang durch eine Staatsmacht könnte wirklich eine plausible erklÀrung geben.
>Nebenbei: der Kalkbrenner (er muss mehrere Kubikmeter Gestein in einen Meiler einbauen, sonst lÀuft die Chose nicht) passt doch auch perfekt ins Strickmuster. Wer brauchte denn gebrannten Kalk, wenn nicht die Herrschaft zum Bau von Kirchen, Befestigungen, Burgen, ZeughÀusern? Der Bauer schlug Holz zum Bau von Haus und Scheune.
Perfekt! Der nÀchste Beweis. Wie schon Macht --> Waffe --> Schmied --> Köhler.
>Und noch das: den Gedanken, dass Mystik ( im weiteren Sinn, auch heutige Heilslehren a la Mormonen oder Dianetik einschliessend) mit Macht doch auch zu tun haben könnte (ohne die lebende Mystikerin Silja Walter beleidigen zu wollen), ist faszinierend und muss weiter verfolgt werden! Vielleicht liegt hier auch ein Kernpunkt (conditio humana..).
Danke. Macht mit Mythen besser legitimierbar (Drachenkampf, sogar Jahwe war einer,"Heroen", Alexander-MĂŒnzen sĂ€mtlich mit Herakles im Löwenskalp). Mystik dann machterhaltend (Latein,"Amtssprachen", Ă-konomen-Kauderwelsch).
Letzter GroĂmeister der Macht-Mystik: Alan Greenspan!
Vielen Dank und schönen GruĂ!
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Jochen
13.07.2002, 17:13
@ dottore
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Re: Noch ein Treffer, danke! Wann und woher nÀmlich MÀrkte? |
>>Abgabenzwang durch eine Staatsmacht könnte wirklich eine plausible erklÀrung geben.
>>Nebenbei: der Kalkbrenner (er muss mehrere Kubikmeter Gestein in einen Meiler einbauen, sonst lÀuft die Chose nicht) passt doch auch perfekt ins Strickmuster. Wer brauchte denn gebrannten Kalk, wenn nicht die Herrschaft zum Bau von Kirchen, Befestigungen, Burgen, ZeughÀusern? Der Bauer schlug Holz zum Bau von Haus und Scheune.
>Perfekt! Der nÀchste Beweis. Wie schon Macht --> Waffe --> Schmied --> Köhler.
>>Und noch das: den Gedanken, dass Mystik ( im weiteren Sinn, auch heutige Heilslehren a la Mormonen oder Dianetik einschliessend) mit Macht doch auch zu tun haben könnte (ohne die lebende Mystikerin Silja Walter beleidigen zu wollen), ist faszinierend und muss weiter verfolgt werden! Vielleicht liegt hier auch ein Kernpunkt (conditio humana..).
>Danke. Macht mit Mythen besser legitimierbar (Drachenkampf, sogar Jahwe war einer,"Heroen", Alexander-MĂŒnzen sĂ€mtlich mit Herakles im Löwenskalp). Mystik dann machterhaltend (Latein,"Amtssprachen", Ă-konomen-Kauderwelsch).
>Letzter GroĂmeister der Macht-Mystik: Alan Greenspan!
Dazu mal ne Frage: Wie soll die Mystik Macht sichern? Wie soll ein Drachenmythos bei der UnterdrĂŒckung helfen? Anders gesagt: wenn der Bischof einen Bannfluch ĂŒber mich spricht, dann nehme ich das zur Kenntnis und gehe meinen GeschĂ€ften nach und kĂŒmmere mich nicht weiter darum. Denn auch frĂŒher waren die Leute nicht dumm: folgt nichts auf, z.B., den Bannfluch, dann nutzt sich das ziemlich schnell ab. Meine GroĂeltern haben den Pfarrer noch ernstgenommen, aber wenn der Pfarrer es ĂŒbertrieben hĂ€tte, dann hĂ€tte sie das auch nicht gejuckt.
Ich meine, ein Mythos kann nur ernstgenommen werden, wenn er, paradox, keiner ist. Da komme ich dann wieder auf Velikovsky zurĂŒck, der ja gerade erklĂ€rt, daĂ Mythen einen tatsĂ€chlichen Hintergrund haben, sonst wĂŒrden sie ja keinen interessieren.
Das vielleicht nur zur ErgÀnzung.
mfg
Jochen
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BillyGoatGruff
13.07.2002, 17:33
@ Jochen
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Re: Mystik und Macht |
Hi Jochen,
Mystik könnte Macht dadurch sichern oder mindestens unterstĂŒtzen, durch die Undurchschaubarkeit, UnerklĂ€rlichkeit, mindestens fĂŒr das einfache Volk.
Deine Eltern waren sicher intelligente Leute!
Auf die Gefahr hin, 'Rassismus'-VorwĂŒrfe zu ernten, erwĂ€hne ich, dass der durchschnittliche IQ des Publikums bei leichtem Schwachsinn, so bei 90, liegen soll (keine Referenz greifbar, mĂŒsste mal suchen).
Dann nicht zu vergessen, massenpsychologische PhĂ€nomene! Sieh dir die Endzeitsekten an, mit den Massenselbstmorden! Da ist etwas UnerklĂ€rbares, RĂ€tselhaftes, Undurchsichtiges auf der Seite der MachausĂŒbenden richtig 'handy', da es eine massenpsychologische Drohwirkung durchaus haben kann. Spart vielleicht manchen Einsatz von Schwertern, Degen, Ketten, da die Leute in Furcht sich beeilen, die geforderten Abgaben zu leisten!
Ich lebe in einer Gegend (Ostschweiz), wo mancher Bauer heute noch an den bösen Blick glaubt, der sein Vieh krank machen kann. Das hindert ihn nicht daran, seine Buchhaltung auf dem Computer zu machen.
Gruss
(meine Schreibwut ist rar, durch Ferien und Regenwetter bedingt)
BillyGoat
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dottore
13.07.2002, 18:17
@ R.Deutsch
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Re: Macht ist ratio ab ratione suae ipsae ad rationem ibidem! |
>Die Idee von der"Dummheit der Macht" ist Wischwasch. Die Macht denkt völlig straight und klar und rational: Macht erringen & halten ist die mit Abstand angenehmste Form, durchs Leben zu kommen.
>Ja, sehr angenehm fĂŒr die armen Israelis, die mĂ€chtig durch die Luft fliegen, weil ihre FĂŒhrer straight, klar und rational die Macht erringen und erhalten wollen.
Ich mische mich nicht in die Debatte Nahost ein. Im Krieg gibt es nur das eine Kriegsziel:
Unconditional surrender! Das hat immer bestens funktioniert.
>Hobbes sagt, suche den Frieden und wenn Du ihn nicht finden kannst, weil der andere ihn nicht sucht, sind alle Mittel erlaubt, Dich zu verteidigen.
Und was will er damit sagen? Mit der Verteidigung beginnt der Krieg (Clausewitz!). Und wer nicht willens ist, diesen dann zum logischen Ende zu bringen, findet alles Mögliche, bloà niemals Frieden.
Tut mir leid (bin selber Pazifist, genug Kriegsopfer erlebt und geschaut), aber was nun mal so ist wie es ist, ist nun mal so wie es ist (Karajan).
>Macht erringen und erhalten ist so ziemlich die dĂŒmmste Art menschlichen Zusammenlebens, weil auch der SchwĂ€chste den MĂ€chtigen noch umbringen kann.
Den/die MĂ€chtigen vielleicht (sogar noch in den Rocky Mountains bei ihrem 1.387 G-all-Gipfel). Aber niemals die Macht!
Wer das erwartet, kennt weder die Geschichte noch die Psyche der MĂ€chtigen, noch den wahren Charakter der Macht.
Sorry!
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dottore
13.07.2002, 18:41
@ R.Deutsch
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Re: Der datierungsfreie Macht-Lakai Hobbes |
>Hobbes beschreibt den Weg zum Rechtsstaat (deshalb kein Datum).
Ach so. Er weiĂ nicht, wann er endet. Warum sagt er nicht, wann und wo er begonnen hat (auĂer in seinem Macht-Lakaien-Hirn)?
>Dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende. Aber BGB, Gewaltenteilung, Verfassungen, Völkerrecht, UNO, Haager Gerichtshof, Pressefreiheit, Wahlrecht und selbst der Euro? all das sind Schritte auf diesem Weg.
Fehlt nur noch: Abgang vom Goldstandard. Dann bist Du zu Hause.
Seit ich denken kann, gehen die bĂŒrgerlichen Freiheiten vor die Hunde.
>Wenn Amerika und Israel jetzt von diesem Weg abweichen und es wieder einmal mit der Macht versuchen, ist das ein RĂŒckschlag, aber es wird immer schwerer, eine industrialisierte und vernetzte Welt mit Macht zu beherrschen. SpĂ€testens wenn die Investoren im Herbst panikartig aus dem Dollar fliehen, wird Amerika merken, wie schwer es ist, heute weltweit Macht auszuĂŒben.
Na schaumermal, was weiter reicht und lÀnger dauert: Eine NYSE-Panik oder Stealth Bombing mit Nukes.
GruĂ!
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