nasdaq
21.07.2002, 23:12 |
Hat die Telekomindustrie die Zeichen der Zeit erkannt? Thread gesperrt |
Lange Zeit war ich negativ für die operative Entwicklung der europäischen Telkos eingestellt. Nun zeigt sich, dass selbst Pleitegeier Unternehmen wie KPN die Notbremse gezogen haben und im ersten Quartal einen Silberstreif am Horizont vermuten lassen.
Was bedeutet dies fĂĽr die Telekom???? ich habe versucht dies einmal in einem kleinen essay abzufassen:
KPN wird als stark Pleite gefärdet eingestuft und die Anleihen befinden sich auf Junk Bond Status. Allerdings zeigt sich durch eine radikale Restrukturierung Licht am Horizont. Inwieweit könnte sich die D. Telekom ein Beispiel an dieser Restrukturierung nehmen???
KPN Sparplan
- CAPEX wurde um 70 % auf 7,8 % des Umsatzes herunter gefahren Gesamtjahr evtl. 10 % und dadurch ein positiver FCF eingestellt.
Positiver Effekt 630 Mio. €
- Mitarbeiterzahl um 9 % reduziert operative Kosten von 73,1 auf 67,5 % des Umsatzes gesenkt = Äquivalent von Kosten für 2500-3000 Mitarbeitern. Zusätzlich Gehaltskürzungen der nicht abbaubaren oberen Gehaltsklassen.
Positiver Effekt 180 Mio. €
- Leicht negative operative Einflüsse durch die Einstellung der Finanzierung von verbundenen Unternehmen. Allerdings konnten hierdurch die Finanzierungskosten deutlich gesenkt und der Cash Flow erhöht werden.
Positiver Effekt Finanzierungseinsparungen von ca. 300 Mio. €
Negativer Effekt operatives EBITDA -80 Mio. €
Nettoeffekt Positiv mit ca. 200 Mio. €
Sparplan gesamt Nettoeffekt + 1010 Mio. € = 31 % des Umsatzes.
Operative MaĂźnahmen:
Festnetzgeschäft: Minimale Anhebung der Gebühren und Ausserkraftsetzen des Preisverfalls. (Stabile Lokal und Internet Raten)
Mobilfunk:
Einstellung der Kundenwerbung im Niederpreeissegment (Pre-paid etc.) Fokussierung auf hochwertige und „teurere“ Dienste (Einführung von i-Mode)
Data:
Rückführung von Überkapazitäten (Mitarbeiterabbau), dadurch kann Data/IP operativ seine Abschreibung verdienen. Aufgrund der Überinvestitionen in der Vergangenheit aber noch nicht die Zinskosten.
Fazit:
Trotz der Eingliederung von ePlus und des Tauschs von SBC von ePlus in KPN Aktien, welche zu einem negativen Effekt auf Aktienzahl, Ausweitung des Goodwills fĂĽhrte ist KPN operativ auf dem besten Weg seine Cash-Flows zu stabilisieren.
Negativ schlägt noch die schwache Bilanz nieder. Der Liquidationswert könnte nach Abzug von 80 % der Lizenzkosten auf negative 1,5 Milliarden € beziffert werden bzw. -0,62 € je Aktie.
Dies bedeutet fĂĽr die Telekom
- Capex Reduzierung auf 10 % des Umsatzes von im Vorjahr 19 % bzw. im 1Q auf 8 % von derzeit 14 % = -43 % Positiver Effekt von mind. 500 Mio. € pro Quartal.
- Mitarbeiterabbau von 20.000 bis in ein bis zwei Jahren = Positiver Effekt von 500 Mio. € pro Quartal. Langfristig Abbau von bis zu 40.000 Mitarbeitern oder Lohnzurückhaltung und Umsatzwachstum in äquivalenter Größenordnung.
- Finanzierung von verbundenen Unternehmen und Konsolidierungstrend stark einschränken. Positiver Effekt? evtl. Deutlich über 200 Mio. € pro Quartal
Fazit:
Die Telekom könnte durch ein Sofortprogramm nach dem Vorbild von KPN ca. 4-5 Mrd. € an jährlichen Kosten einsparen. Die Schulden könnten über einen Zeitraum von 10-15 Jahren nahezu vollständig abgebaut werden.
Hauptsächliche Einsparpotentiale bergen operative Kosten (Personal) und Investitionen. Investitionsstop ist eine kurzfristige Möglichkeit den Cash-Flow sofort zu erhöhen, um Mittel für Abfindungszahlungen und operative Kostensenkungen bereitzustellen. Längerfristig ist eine Anhebung der Investitionsquote (auf 12-15 % des Umsatzes) anzuraten, um Produktivitätsfprtschritte zu erzielen. Danach genügt die natürliche Fluktuation bzw. ein eventuelles Umsatzwachstum um keinerlei betriebsbedingte Entlassungen mehr durchführen zu müssen bzw. kleinere Zahlen neu einzustellen.
Negativ schlägt auch bei der Telekom die schwache Bilanz nieder. Der Liquidationswert könnte nach Abzug von 80 % der Lizenzkosten auf negative 2,4 Milliarden € beziffert werden bzw. -0,67 € je Aktie.
Der Telekommunikationsmarkt befindet sich weiterhin in der Krise, allerdings scheinen sich selbst extrem überschuldete Firmen mit extremen Expansionstrend an neue Verhältnise anpassen zu können (KPN). Die bilanzielle Situation bleibt zwar angespannt, diese könnte sich aber über einen Zeitraum der nächsten 5 Jahre merklich entspannen. Kurzfristig sind Ertragsverbesserungen möglich. Allerdings ist zur Einstellung einer nachhaltigen Profitabilität unbedingt notwendig, den Firmenwert so schnell wie möglich abzuschreiben (UMTS-Lizenzen) da ansonnsten derartige Belastungen den rechnerischen Nettogewinn auf die nächsten 10 Jahre hinweg belastet.
KGV einer restrukturierten KPN ohne Berücksichtigung der Belastungen von UMTS beträgt 11.
Das bei der Telekom unter gleichen Voraussetzungen 20 mit Potential auf 13, wenn ein Kostensenkungsprogramm nun schnell durchgesetzt wird. KPN hat hier bereits ca. 6 Monate Vorlauf.
<center>
<HR>
</center> |
Valueinvestor
21.07.2002, 23:42
@ nasdaq
|
Interessante Notizen, nasdaq. Thnx. (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Koenigin
22.07.2002, 10:49
@ nasdaq
|
Re: Hatben die Anleger die Zeichen der Zeit erkannt -wäre die Frage |
nicht desto Trotz: interessante Ansätze
<center>
<HR>
</center> |
Luigi
22.07.2002, 14:27
@ nasdaq
|
Re: Dottore hat doch recht! Das"Ratten-Rennen" fĂĽr die Bedienung der Schulden |
hat doch schon längst angefangen!
Du bist jetzt positiver fĂĽr die Telekoms eingestellt, daĂź heiĂźt aber im besten Fall"keine Insolvenz und 100prozentige ErfĂĽllung von Zins u. Tilgung"!
Kurszuwächse bei den Aktien oder gar bei den Anleihen sind da nicht drin.
<center>
<HR>
</center> |
nasdaq
22.07.2002, 20:12
@ Luigi
|
es kommt darauf an was man daraus macht |
wie gesagt, es liegt nun am neuen Vorstand inwieweit er es schafft die Schulden langfristig abzubauen. Mit dem vorgschlagenen Sparprogramm (nennen wir es mal 3 x 2 Milliraden):-) könnte die Telekom mittelfristig 6 Mrd. € jährlich einsparen. Das heisst ca. 4-5 Mrd. € jährlicher Schildenabbau und Zinssenkung.
Bei 70 Mrd. € Schulden und 5-10 Mrd. € Erlösen aus dem Verkauf des Kabelnetzes und anderen Dingen könnte man innerhalb von 5 Jahren die Schulden halbieren und die Zinslast auf 2,1 Mrd. € p.a. senken. In weiteren 5 Jahren könnte die Telekom dann schuldenfrei sein...
Es stellt sich einzig die Frage, ob solch eine Annahme nicht ein wenig unrealistisch ist, wenn man davon ausgeht, dass zur Senkung der Eigenkapitalkosten ein gewisses Schuldenniveau gehalten wird und man eher an die Auszahlung einer Dividende i.H.v. ca. 0,5 € je Aktie (2 Mrd. €) denkt. Dann wäre beim aktuellen Kurs die Dividende fast 5 %...
Was natürlich unkalkulierbar bleibt ist die Abschätzung der Telefongebühren, aber auch hier sehe ich aufgrund der Schwierigkeiten mit der Kapitalbeschaffung eher stabile, bzw. sogar leicht steigende Gebühren. (v.a. auf der Hosting Seite)...
Deshalb kann ich beim Aktienkurs bei der Telekom zwischen grob gesagt 5-10 € durchaus eine Basis für den Einstieg erkennen. Risikobehaftet wäre nur ein neuer Vorstand mit exzessiven Wachstumsplänen, aber ich glaube genau darauf will der Aufsichtsrat jetzt aufpassen. Die fundamentale Wende könnte sich abzeichnen.
Jede neue Industrie (Datentransfer) startet mit Vorschusslorbeeren und einem totalen Zusammenbruch. Trotzdem wird das Datenvolumen weiter zunehmen und wenn irgendwann einmal real gute Preise bezahlt, bzw. das Euipment billig genug ist kann man die Telekomindustrie nicht als tot erklären.
Beispiele gibt es ja genug mit der Eisenbahnkrise 1860, Autokrise 1929, Elektronikkrise 1973, Home Builder Krise 1989 oder S&L Krise 1990. Aufgrund der Geschwindigkeit, in der sich die Telekomkrise vollzogen hat. Kann ich mir vorstellen, dass spätestens 2003/04 ein fundamental solider Boden gebildet wird.
GrĂĽĂźe
Andreas
>hat doch schon längst angefangen!
>Du bist jetzt positiver fĂĽr die Telekoms eingestellt, daĂź heiĂźt aber im besten Fall"keine Insolvenz und 100prozentige ErfĂĽllung von Zins u. Tilgung"!
>Kurszuwächse bei den Aktien oder gar bei den Anleihen sind da nicht drin.
<center>
<HR>
</center> |