-->>Kleiner Antwortversuch zu dottores Scherzfrage nach dem ersten Marktplatz.
>Markt im weitesten Sinne ist aller (aller) menschliche Austausch.
>In Erwartung von dottores Scherzerwiderung: es gibt keinen Tausch verbleibe ich
>MfG
>RD
Moin,
habe leider nicht alles verfolgt, was zum Thema"Marktplatz" gesagt wurde. Sollte ich jemand daher ungewollt plagiatieren, bitte ich um Entschuldigung, ggf. um Hinweis, wo etwas schon gesagt worden ist.
Ich bin penetranter"Definitionsfetischist" und halte daher Diskussionen, die vorab nicht genügend die Begriffe klären für zum"Aneinandervorbeireden" verurteilt. Begriffe wie Geld, Tausch, Macht, Markt, Sozialismus, Kapitalismus, liberal, Freiheit und und und und - sind Begriffe, die, wenn von einem Individuum vernommen, sich bei diesen immer verschiedene Gefühle und Gedanken bilden. Darauf dann eine stringente Dikussion aufzubauen, ist sehr schwierig; stellt sich doch ofmals erst sehr spät heraus, dass die Ausgangsvorstellungen der Einzelnen zu den Begriffen grundverschieden sind (waren). Denken wir nur an die"Ziegendiskussion": Hunderte von Postings waren gesendet; eine Menge Porzellan zerschlagen; bis die Aufgabenstellung im Detail halbswegs geklärt war.
Nun zum Begriff Markt. Natürlich ist da Reinhard in letzter Konsequenz Recht zu geben, wenn er sagt, dass Markt aller menschlicher Austauch ist. Ausschließen würde ich daher nur jeden menschlichen"Austausch", der mit Gewalt im weitesten Sinne (incl. Erpressung, Drohung etc)zu tun hat. D.h. Markt entsteht, wenn zwei Menschen sich treffen, und einer von dem anderen irgendwas will und zwar auf freiwilliger Basis - ihn zu einer bestimmten Dienstleistung oder Hergabe eines Dingens überreden will.
Wenn der Germane Gernot sagt:"Brunhilde, gib mir einen Kuss, ich geb dir dafür meinen ganzen Lederbeutel Preiselbeeren", so ist das Markt. Wenn Gernot eigens für diesen Zweck die Preiselbeeren gesammelt hat und durchaus Erfolgschancen sieht, so war das Marktforschung. Und wenn Brunhilde lächelnd sagt"Vielleicht", dann ist das Kundenpflege oder der Beginn eines raffinierten Preispokers. Wenn jemand meint, dies sei noch nicht Markt, so muß er auch sagen, ab welchem Komplexiditätsgrades er den Begriff Markt gelten läßt
Sehr viele Kulturen (wenn nicht gar fast alle) haben das Ritual gehabt, den zu verheiratenden Kindern viele Gaben auf ihrem Start ins Leben mitzugeben. Meist als Brautgeschenke seitens der Eltern des weiblichen Geschlechtes. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Planung einer Vorratshaltung, um für den Heiratstag vorbereitet zu sein. Da Menschen schon immer - auch vor tausenden von Jahren - kommunikativ und kreativ und auch faul waren, werden sich Menschen getroffen haben, die in ähnlicher Situation waren (eine Tochter kurz vor der Verheiratung), um das Portfolio ihrer potentiellen Brautgeschenke durch Tausch mit anderen zu verbessern. Die Faulheit der Menschen, lieber das zu tun, was man kann, als was neues zu lernen bringt es mit sich, dass z.B. jemand, der gut weben konnte, auffällig viel Bettwäsche"als Aussteuer" hat, während ein derberer Charakter z.B. mit Werkzeugen überversorgt ist. Und diese Menschen werden sich treffen und tauschen - allein der Geselligkeitsdrang und die Schwatzlust des Menschen wird sie dazu bringen.
Ein zweiter Aspekt, der zwangsläufig zum Sparen (Vorratshaltung) - führt, ist die Vorbereitung auf die harte Zeit des Winters. Vorräte müssen schon im Sommer zubereitet (haltbar gemacht)werden. Dazu ist auch ein Planungsgeist erforderlich, und dieser Planungsgeist wird es auch fertig bringen, sich mit jemandem zusammenzutun und mit ihm zu verabreden, dass der eine Pilze suchen und trocknen möge, während der andere sich lieber nach Preiselbeeren bückt (weil er einfach zu blöde ist, Pilze zu finden - so was gibts ja heute noch). Nun will der Mensch im Winter das gesamte Spektrum haben, aber möglichst immer nur das gleiche herstellen (nämlich das, was er kann und/oder gerne tut)
Daher ergibt sich Markt zwangsläufig aus dem Dasein und den Eigenschaften des Menschen.
Ich weiß nicht, welcher Ã-konom (oder Historiker) die These aufstellte, dass es kein Zufall ist, dass die Völker, die aufgrund ihrer strengen langen Winter rein evolutionär zur Entwicklung eines bestimmten"Planungsgeistes" gezwungen wurden, auch die effizienteste, vorauschauendste Volkswirtschaft entwickeln konnten. Mir hat sie jedenfalls sehr eingeleuchtet.
Insofern: Der Winter war die erste Macht, die die Menschen zur ökonomischen Planung, damit zur Wirtschaft gezwungen hat.
Gruß und schönen Sonntag wünscht
Campo
PS in eigener Sache: ich möchte mein Bedauern zum Ausdruck bringen, dass ich nicht selten auf Resonanzen meiner Beiträge nicht weiter eingehe. Ich kann es mir aus zeitlichen Gründen leider nicht leisten, das Antworten auf Beiträge für mich zu einer"moralischen Pflicht" werden zu lassen, obwohl es sich eigentlich"gehören" würde und ich es auch sehr gerne tun würde. Andererseits schreiben wir ja nicht nur für den, auf den wir antworten, sondern auch für alle anderen, die es interessiert. Außerdem fällt mir das Texten nicht so leicht wie anderen (denke ich zumindest). Gleichwohl möchte ich - wenn mir denn mal danach ist - trotzdem was schreiben. Ich glaub, ich bin da bestimmt nicht der Einzige, der u.U. gerade deswegen erst gar nichts postet, um bloß nicht in den Verpflichtungsdruck des Antwortenmüssens zu geraten. In diesem Sinne meinen besonderen Gruß an nereus und silvereagle, deren Beiträge ich immer gerne lese -aber das Antworten auf Resonanzen leider oft vernachlässige(n) (muß).
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