Popeye
28.08.2002, 12:50 |
Der Wettbewerb um die Top-Position in der Geld-Hierarchie Thread gesperrt |
-->Der Aufsatz
The Hierarchy of Money von Stephanie Bell vom April 1998 provoziert zu folgenden Gedanken:
Zunächst eine kurze Zusammenfassung des Denk-Ergebnisses von Stephanie Bell (SP), die hoffentlich deutlich macht warum dieses Thema für viele in diesem Forum des Nachdenkens wert ist.
Auf den Schultern von A. Smith, Knapp, Keynes und Minsky u.a. stehend erklärt uns SP die Geld-Pyramide der Chartalisten. Ausgehend von dem bekannten Garderoben-Marken-Geld von Georg Friedrich Knapp (1905) über Kinokarte Briefmarken, U-Bahnmarke,Flugtickets, prepaid Telefonkarten, Kreditkarten, persönliche Schecks, Firmenschecks, Giralgeld-Überweisungen, Bank-Schecks, Zentralbank-Schecks etc.etc. Jedes Glied in dieser Kette muss sich um die Akzeptanz seines"Geldes" mühen und sorgen (Bonität). Die Spitze dieser Pyramide bildet das Geld, dass die Staatskasse akzeptiert, Knapp nennt das definitives Geld. Man könnte - auf unsere heutige Situation bezogen - denken dieses definitive Geld sei Bargeld. Bargeld steht aber nicht mehr an der Spitze der Pyramide, zumindest nicht in Frankfurt. Ich kann keine Steuerschulden mehr mit Bargeld begleichen. Damit wird das Giralgeld des Bankapparates zum definitiven Geld. [Eine bezüglich der (weiteren finanziellen) Kontrolle/Überwachung des Staates des Einzelnen sehr bedenkliche Entwicklung, wie die jüngsten gesetzlichen Entwicklungen im Gefolge des"War on Terror" jedem plastisch vor Augen führt!]
Natürlich darf der Umstand, dass Giralgeld heute definitives Geld ist, nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies nur eine vom Staat"verliehene/delegierte Potenz" ist. Getreu dem Grundsatz: Der Staat kann alles zu Geld erklären, selbst (fälschungssichere) Hosenknöpfe.
Aber treten wir einen Schritt zurück und fragen wir einmal: Was macht denn die Akzeptanz des"Staatsgeldes" aus? Ist es wirklich nur der Umstand, das dieses Geld von der Staatskasse akzeptiert wird? Zunächst spricht nichts gegen diese Beobachtung/Annahme. Aber ich glaube, diese chartalistische Betrachtung ist zumindest einseitig, möglicherweise auch zu kurz gegriffen.
Schauen wir uns einmal die Finanzkrisen an, die die meisten von uns mehr oder weniger gut kennen/erlebt haben. Schnell wird deutlich, dass die Akzeptanz der Pyramidenspitze, also des"Staatsgeldes", nicht als selbstverständlich unterstellt werden darf. Auch das Staatsgeld hat ein massives Akzeptanzproblem, das vor allem in Krisenzeiten, aber nicht nur dann evident wird.
Jedes Arbitragegeschäft am Devisenmarkt ist u.a. eine Spekulation mit dieser Akzeptanz des Staatsgeldes.
Das jüngste Argentinienproblem macht es deutlich. Der Wertverlust (Inflation) des Staatsgeldes gemessen in anderen chartalen Geldeinheiten (z.B.Dollar/Gold) oder gemessen an einem repräsentativen Warenkorb läßt es unvorteilhaft erscheinen Liquidität in einheimischem Staatsgeld"zu speichern". Andere Alternativen müssen her, im Fall Argentinien also z. B. Dollar. Zum Steuertermin werden Dollar wieder in einheimische Währung getauscht.
Dieses Beispiel soll nur deutlich machen, dass wir es dem Phänomen Geld immer mit einem Akzeptanzproblem zu tun haben. Meine persönliche Ansicht ist, dass die chartalistische Betrachtung einen"Schleier" über das Phänomen"Geld" legt, der neue Erkenntnisse behindert.
Konsequenz dieser Ausführung ist: Es ist die Geldpolitik des Geldmonopolisten Staat (BB) und seine Fiskalpolitik (unbeschränkter Zugang zum Kapitalmarkt) die letztlich die Akzeptanz selbst der Top-Position der ‚Hierarchy of Money' reguliert - und wir sehen alle hinreichende Gründe diesen beiden Instrumenten gründlich zu mißtrauen.
Auch definitives Geld ist Kredit!
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dottore
28.08.2002, 21:51
@ Popeye
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Re: On Top IMMER GZ und zwar als CASH! Mein Kopf ist hiermit verwettet! |
-->>Der Aufsatz
>The Hierarchy of Money von Stephanie Bell vom April 1998 provoziert zu folgenden Gedanken:
Hi Popeye,
der Aufsatz ist wirklich erste Sahne. Dennoch komme ich mit dem Begriff"Hierarchie" nicht klar. Beim Geld geht's um Zahlungen und die laufen nach Termin, nicht nach Hierarchien.
>Zunächst eine kurze Zusammenfassung des Denk-Ergebnisses von Stephanie Bell (SP), die hoffentlich deutlich macht warum dieses Thema für viele in diesem Forum des Nachdenkens wert ist.
>Auf den Schultern von A. Smith, Knapp, Keynes und Minsky u.a. stehend erklärt uns SP die Geld-Pyramide der Chartalisten. Ausgehend von dem bekannten Garderoben-Marken-Geld von Georg Friedrich Knapp (1905) über Kinokarte Briefmarken, U-Bahnmarke,Flugtickets, prepaid Telefonkarten, Kreditkarten, persönliche Schecks, Firmenschecks, Giralgeld-Überweisungen, Bank-Schecks, Zentralbank-Schecks etc.etc. Jedes Glied in dieser Kette muss sich um die Akzeptanz seines"Geldes" mühen und sorgen (Bonität). Die Spitze dieser Pyramide bildet das Geld, dass die Staatskasse akzeptiert, Knapp nennt das definitives Geld. Man könnte - auf unsere heutige Situation bezogen - denken dieses definitive Geld sei Bargeld. Bargeld steht aber nicht mehr an der Spitze der Pyramide, zumindest nicht in Frankfurt. Ich kann keine Steuerschulden mehr mit Bargeld begleichen. Damit wird das Giralgeld des Bankapparates zum definitiven Geld. [Eine bezüglich der (weiteren finanziellen) Kontrolle/Überwachung des Staates des Einzelnen sehr bedenkliche Entwicklung, wie die jüngsten gesetzlichen Entwicklungen im Gefolge des"War on Terror" jedem plastisch vor Augen führt!]
Das ist ein extrem wichtiger Punkt! Aber: Auch wenn die Finanzämter, wie heute, ihre Bar-Schalter geschlossen haben, muss es dennoch dieses"Erst-Geld" geben.
Beispiel 1: Die BuReg erklärt die Erstausstattung mit C-Geld (Währungsreform) für nicht mehr existent. Dann löscht die Buba den Titel aus der Aktivseite und weist passiv einen gleich hohen Gewinn aus, den der Staat dann kassiert. Damit würde das WäReform-Geld quasi zu Scheidemünzen erklärt.
Beispiel 2: Das"Banken-Apparat-Geld" nimmt ab, was es logischerweise tut, sobald die Zessionen von Bargeld bzw. Geldforderungen an die Banken aufhören bzw. sich in Abhebungen verwandeln. Dann nimmt das"definitive" Geld der Banken ("Giralgeld") rapidissimo ab. Siehe 1930 ff. in den USA, oft genug gepostet mit den Friedman-Statistiken:
Demand Deposits Oktober 1929 = 24,4 Mrd. $, April 12933 = 13,8 Mrd. $. Das war der Genickschuss!
Hierarchien besagen, dass jeweils das"Seltenste" an der Spitze steht. Für Guthaben (demand deposits) trifft das nicht zu, da sie nicht angeboten, sondern nachgefragt werden.
Denken wir an die allgemeine (Rück-)Abwicklung, wie sie nun mal in DeDe's unausweichlich kommt. Zum Schluss werden alle einem ZB-Geldschein hinterher hecheln, weil nur der und nicht etwa ein auf ihn lautendes Guthaben GZ ist.
>Natürlich darf der Umstand, dass Giralgeld heute definitives Geld ist, nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies nur eine vom Staat"verliehene/delegierte Potenz" ist. Getreu dem Grundsatz: Der Staat kann alles zu Geld erklären, selbst (fälschungssichere) Hosenknöpfe.
Giralgeld ist nicht definitives Geld. Es wird nur als solches angesehen, ohne es zu sein.
>Aber treten wir einen Schritt zurück und fragen wir einmal: Was macht denn die Akzeptanz des"Staatsgeldes" aus? Ist es wirklich nur der Umstand, das dieses Geld von der Staatskasse akzeptiert wird? Zunächst spricht nichts gegen diese Beobachtung/Annahme. Aber ich glaube, diese chartalistische Betrachtung ist zumindest einseitig, möglicherweise auch zu kurz gegriffen.
"Einseitig" und"zu kurz" passt hier m.E. nicht. Selbst wenn alle Banken krachen sollten, bleiben die auf GZ lautenden Steuerforderungen EISERN stehen.<font color="FF0000">Dann machen die Finanzämter auch wieder ihren Bargeldschalter auf - dafür verwette ich meinen Kopf!</font>
>Schauen wir uns einmal die Finanzkrisen an, die die meisten von uns mehr oder weniger gut kennen/erlebt haben. Schnell wird deutlich, dass die Akzeptanz der Pyramidenspitze, also des"Staatsgeldes", nicht als selbstverständlich unterstellt werden darf. Auch das Staatsgeld hat ein massives Akzeptanzproblem, das vor allem in Krisenzeiten, aber nicht nur dann evident wird.
<bHalt![/b] In Krisenzeiten, wenn es DeDe's sind, hat das Staatsgeld unübertreffliche Akzeptanz. Dann lacht Bargeld lauthals. Als hier notorischer Bargeldhalter bin ich gegenüber allen Forderungen, Waren, Werten, Preisen, Kursen usw. bereits nach kurzer Zeit in großen Vorteil gekommen.
>Jedes Arbitragegeschäft am Devisenmarkt ist u.a. eine Spekulation mit dieser Akzeptanz des Staatsgeldes.
Ja, absolut richtig. Es geht aber nicht um die"Akzeptanz", sozusagen um etwas"Freiwilliges" (akzeptiere oder nicht). Sondern um den Zahlungszwang, der jede Devise überhaupt nur zu einer solchen macht. Sind in einer Währung keinerlei Forderungen existent, kann diese"Devise" keinerlei Kurs haben.
>Das jüngste Argentinienproblem macht es deutlich. Der Wertverlust (Inflation) des Staatsgeldes gemessen in anderen chartalen Geldeinheiten (z.B.Dollar/Gold) oder gemessen an einem repräsentativen Warenkorb läßt es unvorteilhaft erscheinen Liquidität in einheimischem Staatsgeld"zu speichern".
Völlig klar.
>Andere Alternativen müssen her, im Fall Argentinien also z. B. Dollar. Zum Steuertermin werden Dollar wieder in einheimische Währung getauscht.
Das ist es doch! ARG braucht nicht Pesos (kann die selber drucken und tut es auch), sondern Dollars um seinen Zahlugnsverpflichtungen nachzukommen.
>Dieses Beispiel soll nur deutlich machen, dass wir es dem Phänomen Geld immer mit einem Akzeptanzproblem zu tun haben.
Sorry,"Akzeptanz" führt in die Irre. ARG als Staat akzeptiert sofort unbeschränkt Dollar, kann sie aber nicht abfordern, weil die Steuern nicht in Dollar, sondern in Pesos zu leisten sind.
>Meine persönliche Ansicht ist, dass die chartalistische Betrachtung einen"Schleier" über das Phänomen"Geld" legt, der neue Erkenntnisse behindert.
Sagen wir so: Der Geldschleier selbst muss fallen.
>Konsequenz dieser Ausführung ist: Es ist die Geldpolitik des Geldmonopolisten Staat (BB) und seine Fiskalpolitik (unbeschränkter Zugang zum Kapitalmarkt) die letztlich die Akzeptanz selbst der Top-Position der ‚Hierarchy of Money' reguliert - und wir sehen alle hinreichende Gründe diesen beiden Instrumenten gründlich zu mißtrauen.
Wir müssen ihnen misstrauen, weil Geld- und Fiskalpolitik wie auch immer gedreht und gewendet in den Bankrott führen.
> Auch definitives Geld ist Kredit!
Ja. Kredit = Vertrauen. Als erstes fällt das Vertrauen in den Kunden, dann das in Versicherungen & Banken, dann das gegen den Chartalisten Staat.
Ganz genau so wird es ablaufen.
Gruß!
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Euklid
28.08.2002, 22:28
@ dottore
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Re: On Top IMMER GZ und zwar als CASH! Mein Kopf ist hiermit verwettet! |
-->Was für mich hier noch die große Unbekannte darstellt ist folgendes:
Wie lange kann eigentlich die DeDe von Staatsseite durchgehalten werden?
Daß sie kommt mit Getöse darüber bin ich mir mittlerweile auch im klaren obwohl ich das anfangs mit meinem Technikerlatein nicht glauben wollte.
Aber was wird mit Gesetzen für den Staatsnotstand?
Wer kann das abschätzen?
Ich meine keiner und niemand.
Im Endeffekt wenns richtig knüppeldick mit Arbeitslosen kommt wird das die Politik nicht durchhalten können.
Die völlige Rückabwicklung der inflationären Entwicklung kann ich nicht sehen.
So etwas wird im völligen Chaos enden und die Leute werden auf der Straße stehen bei der programmierten Massenarbeitslosigkeit.
Und ich sehe noch immer vor meinen geistigen Augen den Staatsnotstand der dann vielleicht wenn Amerika auch in der Liqiditätsfalle sitzt auch Europa in diese tappt.
Also weltweit Verwerfungen.
Eine völlige Rückabwicklung des Preisbildes muß schon wegen der administrativ erhobenen Preiszuschläge scheitern.
Ich kann z.B den Benzin-Preis nicht mehr zu Adenauers - Zeiten erwarten wenn der Steueranteil schon 1,50 DM/ Liter ausmacht.
Wo und wann bleibts stehen bzw wann wird umgesteuert auch mit gesetzeswidrigen Tricks.Das läßt sich im Nachhinein immer mit dem Elend der Massen begründen.
Vielleicht wird das neue Geld mittels Immobilienpreisfaktoren staatlicherseits festgelegt verankert?
Wer will das wissen?
Ich denke zwar daß wir beobachten können habe aber ein gesundes Mißtrauen wenn Politiker am Werk sind.Mit Notstandsgesetzen läßt sich alles begründen.
Vielleicht drucken Amerika,Europa und Japan in einer abgestimmten Aktion die Staatsschulden tatsächlich weg.
Mein Mißtrauen gegenüber den Zettelchen ist irgendwie nicht wegzubringen.
Vielleicht sollen wir auch nur denken daß die Notenbanken unabhängig wären um auf die falsche Fährte gelockt zu werden.
Die sicherste Methodik ist meines Erachtens noch immer von jedem etwas zu haben.
Das garantiert zwar nicht den großen Gewinn aber man hat dann quasi überall die Finger mit ein paar Prozenten drin.
Gruß EUKLID
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dottore
28.08.2002, 23:20
@ Euklid
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Re: On Top IMMER GZ und zwar als CASH! Mein Kopf ist hiermit verwettet! |
-->Hi Euklid,
>Was für mich hier noch die große Unbekannte darstellt ist folgendes:
>Wie lange kann eigentlich die DeDe von Staatsseite durchgehalten werden?
Keine Ahnung. Hängt wohl der Leidensbereitschaft der Menschen ab.
Es wird der Tag kommen, in dem auch in UNSEREN Straßen die Menschen rufen:"Das Volk sind wir!"
>Daß sie kommt mit Getöse darüber bin ich mir mittlerweile auch im klaren obwohl ich das anfangs mit meinem Technikerlatein nicht glauben wollte.
>Aber was wird mit Gesetzen für den Staatsnotstand?
>Wer kann das abschätzen?
>Ich meine keiner und niemand.
Ja.
>Im Endeffekt wenns richtig knüppeldick mit Arbeitslosen kommt wird das die Politik nicht durchhalten können.
Ja. Aber was ist die Alternative zu"Politik"? Ganz schwierige Kiste.
>Die völlige Rückabwicklung der inflationären Entwicklung kann ich nicht sehen.
>So etwas wird im völligen Chaos enden und die Leute werden auf der Straße stehen bei der programmierten Massenarbeitslosigkeit.
Tja, das werden sie. Aber WAS dann?
>Und ich sehe noch immer vor meinen geistigen Augen den Staatsnotstand der dann vielleicht wenn Amerika auch in der Liqiditätsfalle sitzt auch Europa in diese tappt.
>Also weltweit Verwerfungen.
Ja.
>Eine völlige Rückabwicklung des Preisbildes muß schon wegen der administrativ erhobenen Preiszuschläge scheitern.
>Ich kann z.B den Benzin-Preis nicht mehr zu Adenauers - Zeiten erwarten wenn der Steueranteil schon 1,50 DM/ Liter ausmacht.
Ja.
>Wo und wann bleibts stehen bzw wann wird umgesteuert auch mit gesetzeswidrigen Tricks.Das läßt sich im Nachhinein immer mit dem Elend der Massen begründen.
>Vielleicht wird das neue Geld mittels Immobilienpreisfaktoren staatlicherseits festgelegt verankert?
Interessanter Gedanke. Fixpreise für Immos, als letzter Anker (siehe Julius Caesar, siehe Tiberius usw.).
>Wer will das wissen?
>Ich denke zwar daß wir beobachten können habe aber ein gesundes Mißtrauen wenn Politiker am Werk sind.Mit Notstandsgesetzen läßt sich alles begründen.
>Vielleicht drucken Amerika,Europa und Japan in einer abgestimmten Aktion die Staatsschulden tatsächlich weg.
Das würde man sehen. (Noch) also nicht.
>Mein Mißtrauen gegenüber den Zettelchen ist irgendwie nicht wegzubringen.
>Vielleicht sollen wir auch nur denken daß die Notenbanken unabhängig wären um auf die falsche Fährte gelockt zu werden.
Auch ein sehr interessanter Gedanke. Das Große Spiel noch viel größer als wir ahnen...
>Die sicherste Methodik ist meines Erachtens noch immer von jedem etwas zu haben.
>Das garantiert zwar nicht den großen Gewinn aber man hat dann quasi überall die Finger mit ein paar Prozenten drin.
Ja, kann man so sehen. Als Purist sehe ich es etwas anders, was aber überhaupt nichts heißen soll.
Herzlichen Gruß!
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Bob
28.08.2002, 23:22
@ Euklid
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Der Geld-Mechanismus wird beherrscht. einzige Möglichkeit |
-->für den Kollaps ist Knappheit eines lebenswichtigen Gutes. dann schlagen sich die Leute, nicht um Geld (ach, immer diese bunten Scheinchen...)
bob
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Popeye
28.08.2002, 23:30
@ dottore
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Nicht der Kopf, die Gedanken sollen rollen! |
-->Hallo, @dottore, ganz locker bleiben und weiter an den Stäben des Gefängnisses rütteln! Deine chartalistische Sicht ist richtig. Ich teile diese Gedanken. Aber die chartalistische Sicht des Geldes erklärt eben nicht alles. Sie erklärt den Normalfall, aber nicht die Extreme der wirklichen Welt des C-Geldes. Und die Extreme sind der Prüfstein jeder Theorie.
Und ein Extremfall ist eben die innere oder äußere nicht-mehr-Akzeptanz des Staatgeldes. Das C-Geld ist eben nicht mmer - wie Du schreibst - das"Seltenste". Der Staat in Argentinien wäre heute froh, wenn jeder Steuerzahler seine Steuern in Dollar (die die ZB nicht beschaffen müßte) in Cash bezahlen würde. Welche Antworten geben die Chartalisten? Ich sehe keine. Nicht mal"neues Geld drucken" hilft. Die einzige Brücke sind Kredite mit fremden (ausländischem) C-Geld oder Währungsschnitt mit entsprechender Entwertung aller Forderungen. Was sagen uns die Chartalisten dazu??? Die legalistische Betrachtung der Chartalisten engt uns soweit ein, dass wir Phänomene wie in Japan/Argentinien mit diesem Ansatz nicht wirklich erklären können.
Zur Erstaustattung: Wie ist diese Forderung wirklich entstanden? Politisch? Keine BB Verluste im 1. Jahr? Wer hat auf der Empfängerseite jemals gesagt (unterschrieben)"ich zahle dieses Geld zurück"? Welche ökonomische Rechtfertigung bestand diese Erstausstattung als Aktivum zu buchen? Haben die Banken eine passivische Gegenposition? Die Bürger?
Je länger ich über diese Frage nachdenke um so mehr drängt es mich die buchhalterische Behandlung der Erstausstattung als"klassische Fehlbuchung" zu deklarieren.
Grüße & gute Nacht
Popeye
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dottore
29.08.2002, 00:00
@ Popeye
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Re: ARG kann keine Dollar drucken und hat ergo diese nicht als C-Geld |
-->>Hallo, @dottore, ganz locker bleiben und weiter an den Stäben des Gefängnisses rütteln! Deine chartalistische Sicht ist richtig. Ich teile diese Gedanken. Aber die chartalistische Sicht des Geldes erklärt eben nicht alles. Sie erklärt den Normalfall, aber nicht die Extreme der wirklichen Welt des C-Geldes. Und die Extreme sind der Prüfstein jeder Theorie.
C-Geld ist C-Geld. Da gibts keine Extreme. Es gibt Geld-Extreme, die aber sind Kredit-Exzesse. Am Ende geht's immer nur um C-Geld.
>Und ein Extremfall ist eben die innere oder äußere nicht-mehr-Akzeptanz des Staatgeldes.
Stopp! Außen ist außen vor, völlig klar. Innen ist C-Geld erledigt, wenn es inflationiert, also nicht zeitgleich als Abgabe abgefordert wird (Vorgriff = Staatsschulden).
>Das C-Geld ist eben nicht mmer - wie Du schreibst - das"Seltenste".
DOCH, als Abgabe. Nur die Steuern entsprechend den Vorgriffen (= Staatsschulden) rauf - und schon ist Ruhe im Bau.
>Der Staat in Argentinien wäre heute froh, wenn jeder Steuerzahler seine Steuern in Dollar (die die ZB nicht beschaffen müßte) in Cash bezahlen würde.
Weil Dollar dort kein C-Geld sind und waren.
>Welche Antworten geben die Chartalisten? Ich sehe keine. Nicht mal"neues Geld drucken" hilft.
Na klar kann ARG keine US-Dollar drucken.
>Die einzige Brücke sind Kredite mit fremden (ausländischem) C-Geld
Genau darum geht es.
>oder Währungsschnitt mit entsprechender Entwertung aller Forderungen.
In ARG sind keinerlei Dollar-Forderungen entwertet. Wie denn?
>Was sagen uns die Chartalisten dazu???
Die Charta für Dollar lag nicht in Buenos Aires. Die liegt nach wie vor in Washington. Ganz einfach also.
>Die legalistische Betrachtung der Chartalisten engt uns soweit ein, dass wir Phänomene wie in Japan/Argentinien mit diesem Ansatz nicht wirklich erklären können.
Doch, ganz leicht. Japan ist Binnen-C-Geld binnen-schuldig. Muss es also halten = DeDe. ARG ist Pesos als C-Geld schuldig. Kann es herstellen wie es will = Hyperinflation. Japan könnte jederzeit in die Rolle ARGs wechseln. Aber mit welchem Geld?
>Zur Erstaustattung: Wie ist diese Forderung wirklich entstanden? Politisch? Keine BB Verluste im 1. Jahr?
Doch, Verluste. Getarnt eben als"Ausgleichsforderungen" (aktiv, bis heute uneinbringlich). Verluste immer aktiv gebucht!
>Wer hat auf der Empfängerseite jemals gesagt (unterschrieben)"ich zahle dieses Geld zurück"?
Gesetz zur Währungsumstellung.
>Welche ökonomische Rechtfertigung bestand diese Erstausstattung als Aktivum zu buchen?
Die Nominalisierung als GZ.
>Haben die Banken eine passivische Gegenposition?
Dazu nicht. Sie lieferten sofort ZB-fähige Sicherheit ab.
>Die Bürger?
Jawoll. Sie müssen das noch bezahlen. Ab 2004 in 10 Jahresraten. Echt! Aus Steuermitteln!
>Je länger ich über diese Frage nachdenke um so mehr drängt es mich die buchhalterische Behandlung der Erstausstattung als"klassische Fehlbuchung" zu deklarieren.
Keineswegs. <font color="FF0000">Es gibt kein Nettogeld, das die ZB aktiv verbuchen könnte. Niemals, nirgends.</font>
Es sei denn sie aktiviert die Druckkosten der Banknoten...
Mensch, Popeye!
Gute Nacht auch und herzlich grüßend!
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Popeye
29.08.2002, 14:26
@ dottore
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Re: ARG kann keine Dollar drucken und hat ergo diese nicht als C-Geld |
-->Hallo, @dottore,
es wird ommer offensichtlicher: wir kommen bei dem Thema C-Geld nicht zusammen., weder was die Ursprünge des Tauschhandels und Zinses, noch was die Analyse der heutigen C-Geld Situation betrifft.".... und das ist gut so".
Aber zu dem Thema"Erstausstattung" seh' ich noch eine Möglichkeit der Verständigung.
Aber zunächst einige merkwürdige Fakten:
- Zum Zeitpunkt der Währungsreform gabe es keinen Staat (wohl aber Macht)
- Die Bank deutscher Länder (BdL) war nicht Rechtsnachfolger der Reichsbank
- Die Gründer der BdL waren die Landeszentralbanken (LZB) der Bi-Zone, später rückwirkend Beitritt der LZB der französischen Besatzungszone
- Die neuen DM-Geldscheine wurden (überwiegend) 1947 in den USA gedruckt, Auftraggeber die US & GB Militärregierung
- Die Gründungen der LZBs bzw. der BdL waren reine Luftnummer, die nur durch ominöse Ausgleichsforderungen (AGF) bilanztechnisch überhaupt möglich war. (AGF = Restposten aus der ungeheuren Reichsmark-Verschuldung des Reichs an die Banken)
- Die Gründung der BdL erfolgte durch die LZBs (3/48) mit 100m RM später umgestellt 1:1 auf 100m DM
- Währungsreform grundsätzlich 1DM:10RM, Kopfgeld aber 1:1, Reichsbankguthaben 0,65:10
- RM-Guthaben öffentlich Stellen erloschen, ebenso alle Interbankforderungen/verbindlichkeiten
- Erst nach Gründung übernahmen Bund bzw. Länder die Ausgleichsfordnerungen als Schuldner (Ausgleichforderungen der LZBs erst nach Gründung der BB)
Es mag zwar rechtlich eine Regelung für die Tilgung der Erstausstattungs-Forderung geben (für die Quelle wäre ich gelegentlich dankbar), aber sie wurde vermutlich lange nach der Währungsreform getroffen. Wer aber nachträglich noch einen buchhalterischen Sinn in diese Regelungen interpretieren will verkennt die Mischung aus sozialen, politischen, finanztechnischen und rechtlichen Überlegungen die bei der Währungsreform am Werke waren. Der"Beitritt" DDR/BRD ist ein jüngeres Beispiel für den ökonomischen Unsinn, der in solchen Zeiten abläuft.
Grüße Popeye
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