Bob
29.08.2002, 09:33 |
Dynamische Betrachtung von Dottores Theorie Thread gesperrt |
-->Guten Morgen,
Also: Der prospektive Machthaber muß erstmal über die Waffen/Söldner verfügen, um sein Erpresserwerk zu beginnen.
Wie verschafft er sich die?
Ganz einfach: er nimmt einen Kredit.
Das heisst: er selbst ist in seiner Funktion als Machthaber schon auf irgendwelche Leute angewiesen, die ihm einen Teil ihres Gütervorrats"leihweise" zur Verfügung stellen.
Jetzt beginnt er seine Beutezüge. Diese gestalten sich zunächst sehr profitabel, da er auf vollkommen unvorbereitete Bauernhöfe stößt. Jetzt kann er auch den Kredit tilgen.
In dem Maße aber, wie sich das Wissen um diese Praktiken verbreitet, werden von der Wirtschaft Anpassungsmaßnahmen vollzogen:
1. Die bisherigen Machthaber (vermutlich religiöse Führer) erheben Widerstand
2. Die Ausgeplünderten verstecken ihre Werte
3. Der Kreditgeber bemerkt die Profitabilität und will einen größeren Teil abhaben.
4. Andere Möchtegern-Machthaber treten auf und machen unserem Fürst Konkurrenz
Jetzt kommt das Problem: Die Profitrate unseres Machthabers sinkt beträchtlich, denn er muß
1. seine Konkurrenten niederhalten (Rüstung)
2. seinen Untertanen einen"Mehrwert" als Gegenleistung anbieten
3. seinen Kreditgebern eine Gewinnbeteiligung anbieten
4. seine Widersacher beteiligen
Dadurch wird das Geschäft unprofitabel, Erlöse decken gerade noch die Kosten.
Die Steuern, die er kassiert sind zunächst"Unternehmergewinn", später decken sie gerade noch die Kosten, aber dennoch müssen sie ja aufgebracht werden. Das kommt dadurch, daß durch die Ordnung, die der Machthaber dem Gebiet aufzwingt, erst das möglich wird, was man als wirtschaftliche Organisation bezeichnet, wodurch die Produktivität dieses Gebietes ansteigt.
Jedoch hatten wir zu Anfang gesehen, daß ein Gewinn für den Herrscher nur dann herausspringt, wenn er sich neue Untertanen macht, also sein Gebiet vergrößert, dazu bedarf es des Kredites. Ist der Krieg erfolgreich, kann er seine Gläubiger bedienen, wenn nicht kommt die Pleite.
Im Gleichgewicht der Mächte ist der Staat also eine ziemlich unprofitable Sache. Er mutiert dann praktisch automatisch vom gewinnerzielenden Unternehmer, zur kostendeckend arbeitenden Bürokratie. Der Zerfall ist die absehbare Folge.
bob
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Diogenes
29.08.2002, 12:04
@ Bob
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Re: Dynamische Betrachtung von Dottores Theorie |
-->Hallo Bob,
Klingt interessant. Macht ist:
- ein Geschäft für den der es betreibt
- eine Dienstleistung für die Beherrschten.
Sie ist also dem markt untrworfen.
>Ist der Krieg erfolgreich, kann er seine Gläubiger bedienen, wenn nicht kommt die Pleite.
Hier gibt es ein Problem: Krieg zerstört, er kann praktisch kaum rentabel sein. Wenn die Bevölkerung gemetzelt, die Felder verwüstet und die Städte geplündert sind, dann muß zuerst aufgebaut (= investiert) werden, bevor man Steuern erheben kann. Das dauert.
Der Kriegsherr kann nur hoffen, daß das Geplünderte zur Begleichung seiner Schulden langt. Nur leider sind gerade die reichen Städte/Landstriche schwer zu erobern, weil normaler weise gut bewacht/bewaffnet -> hohe Kosten für den Kriegsherrn.
Krieg rechnet sich daher fast nie. Er ist weit eher der Weg in den Ruin, als der Weg zu Reichtum.
Gruß
Diogenes
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Heller
29.08.2002, 12:10
@ Bob
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Deshalb dauert Krieg nicht ewig - und die Macht wechselt für ne Weile auf |
-->Friedenswirtschaft - was ebenfalls nicht ewig dauert.
Man muss nur die Zeichen der Zeit (möglichst noch als Teeny) erkennen und sich richtig positionieren... Dummerweise scheinen aber die Zyklen gerade so zu laufen, dass die Großeltern eigentlich die Erziehung übernehmen müssten, um ihre Enkel rechtzeitig auf die nächste Wellenumkehr vorzubereiten.
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Bob
29.08.2002, 12:27
@ Heller
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Re: Deshalb dauert Krieg nicht ewig - und die Macht wechselt für ne Weile auf |
-->>Friedenswirtschaft - was ebenfalls nicht ewig dauert.
>Man muss nur die Zeichen der Zeit (möglichst noch als Teeny) erkennen und sich richtig positionieren... Dummerweise scheinen aber die Zyklen gerade so zu laufen, dass die Großeltern eigentlich die Erziehung übernehmen müssten, um ihre Enkel rechtzeitig auf die nächste Wellenumkehr vorzubereiten.
Das hab ich auch schonmal gedacht: könnte daran liegen, daß die Zyklen gerade so lange dauern, daß eine bestimmte Konstellation von einem Menschen nur einmal erlebt wird (eigentlich eine triviale Erkenntnis). Da die Leute heute älter werden, müßten dann auch die Zyklen länger dauern - interessante Hypothese.
Dass di Alten gelegentlich wiederkommen (auch die alten ideen) sieht man ja zurzeit, mit den grauhaarigen Herren, die wieder dass Ruder übernehmen. In einem Akt der Verbündung mit den ganz jungen, wobei das Mittelalter in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wird.
Die Verbindung von jugendlicher tatkraft und Altersweisnheit ist allerdings nicht immer ganz gemütlich...
bob
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Euklid
29.08.2002, 12:36
@ Heller
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Re: Deshalb dauert Krieg nicht ewig - und die Macht wechselt für ne Weile auf |
-->>Friedenswirtschaft - was ebenfalls nicht ewig dauert.
>Man muss nur die Zeichen der Zeit (möglichst noch als Teeny) erkennen und sich richtig positionieren... Dummerweise scheinen aber die Zyklen gerade so zu laufen, dass die Großeltern eigentlich die Erziehung übernehmen müssten, um ihre Enkel rechtzeitig auf die nächste Wellenumkehr vorzubereiten.
Darum alle noch verfügbaren Quellen nutzen und Oma und Opa fragen,aber nicht die heutigen denn die sind viel zu jung.
Die Väter der heute über 50-70 jährigen meine ich.
Diese Jahrgänge der Väter zeigen starke Verschleißerscheinungen da sie schon durch den Krieg sehr ausgedünnt waren.
Viele haben aber noch einen messerscharfen Verstand wenn es um das Überleben geht.
Das fehlt der heutigen Generation sehr.
Ab und zu sind solche Plauderstündchen beim guten Rotwein sehr sehr ergiebig.
Ich rede genau so gerne mit jungen Menschen wie mit Älteren aber auch hier bin ich irgendwie in der Mitte drin.Die Gesellschaft hat sich stark geändert.
Die Alten können nicht verstehen daß ein Altenheim vom Staat bezahlt existieren muß.
Das ist der Preis das Frauen sich selbstverwirklichen konnten und ihrer Arbeit nachgehen;-)
Toni jetzt weghören;-)
Nach dem Krieg wars Essig mit dem Selbstverwirklichen.
FRAUENÜBERSCHUSS war angesagt weil die Jäger auf der Strecke blieben.
Der Mann hatte noch die Qual der Wahl;-)
Heute ist er froh im Bett nicht Plastik zu finden von Dr.Dralle
Das ist halt das Erwachsensein der Selbstverwirklichung.
Zu seinem Körper stehen auch wenn die Nase der Natur nicht so gelungen ist,das ist die wahre Charakterstärke.
Sich eine basteln zu lassen kann jeder aber dazu stehen scheinbar umso weniger.
Das zeigt den Zustand der Gesellschaft.Mehr Schein als Sein.
Gruß EUKLID
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daxput
29.08.2002, 14:47
@ Bob
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Geschichte, die sich wiederholt, nur in anderen Dimensionen...... (owT) |
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silvereagle
29.08.2002, 15:38
@ Diogenes
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Krieg rechnet sich nie |
-->Hallo Diogenes,
> Krieg rechnet sich daher fast nie.
Einzige Ausnahme: Kolonisations-Kriege, wo Kanonen gegen Speere antreten. Leicht verdientes"Geld"...:-( Wobei es wohl nur eine Frage der Langfristigkeit ist, bis auch hier die Rentabilität unter null sinkt...
Warum wählt die"Macht" aber dennoch immer wieder den Weg in den Krieg? Oft auch gegen ebenbürtige Gegner?
> Er ist weit eher der Weg in den Ruin, als der Weg zu Reichtum.
Und wiederum: Warum wird dieser Weg dennoch beschritten? Vielleicht ist es kein Fehler, sich zu überlegen, ob es nicht auch ganz andere Gründe geben kann, einen Krieg anzuzetteln, als"materielle"... ;-) Nach all den Vor-Überlegungen sollte dies doch geradezu auf der Hand liegen, oder?
Gruß, silvereagle
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daxput
29.08.2002, 15:41
@ silvereagle
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ja, warum dann trotzdem der Krieg??? (owT) |
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silvereagle
29.08.2002, 16:08
@ daxput
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Warum dann trotzdem der Krieg? - Mainstream-Erklärungen... |
-->Hallo daxput,
es gibt verschiedene Erklärungsversuche dafür. Meines Wissens haben diese alle eines gemeinsam: Es geht um die Macht an sich. Entweder soll sie durch Expansion erhalten (und nebenbei sogar ausgebaut) werden. Nach dem (überaus wahren) Motto:"Angriff ist die beste Verteidigung." Oder aber man zettelt einen Krieg an, um den (als unausweichlich erkannten) Machtverlust hinauszuzögern. So kann man im Krieg etwa das Kriegsrecht verhängen, was einem durch leichter gewordene Liquidierung mancher Gegner (z.B. als"Hochverräter","Staatsfeinde" oder auch"Volksschädlinge") Zeit verschafft...
Aber wie gesagt: Mainstream...
Gruß, silvereagle
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Zardoz
29.08.2002, 16:44
@ daxput
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Selbstverwirklichungstrieb? (owT) |
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Saint-Just
29.08.2002, 16:45
@ silvereagle
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Re: Und wie lautet Deine Erklärung? |
-->RE-LIGIO - führ das doch mal aus (meinetwegen auch langsam).
Gruss!
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Diogenes
29.08.2002, 16:57
@ silvereagle
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Re: Krieg rechnet sich nie |
-->Hallo silvereagle,
>Warum wählt die"Macht" aber dennoch immer wieder den Weg in den Krieg?
Um die Macht zu erhalten bzw. sich selber an der Macht zu halten. Siehe z.B. USA aktuell.
"Macht" hantelt sich von einem Tag zum nächsten,"gerechnet" wird da nicht.
>Oft auch gegen ebenbürtige Gegner?
Dummheit. Vernunft und Politik sind zwei verschiedene - oft sogar gegensätzliche - Dinge.
>> Er ist weit eher der Weg in den Ruin, als der Weg zu Reichtum.
>Und wiederum: Warum wird dieser Weg dennoch beschritten?
Machtgier, Habgier, Dummheit, Opportunismus...
>Vielleicht ist es kein Fehler, sich zu überlegen, ob es nicht auch ganz andere Gründe geben kann, einen Krieg anzuzetteln, als"materielle"...
Klar: Kreuzzüge, heilige Kriege, kommunistische Revolution, Machtergreifung der Braunbehosten... so wird es wenigstens dem volke verkauft (Motiv Machterhalt?)
Krieg wurde und wird (besonders heutzutage) gerne ideologisch verbrämt. Das muß so sein, sonst kriegt man die Volksmassen nicht dazu, zuerst ihre Brieftasche und dann ihren Kopf hinzuhalten. Marketing.
>Gruß, silvereagle
Gruß
Diogenes
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daxput
29.08.2002, 17:27
@ Zardoz
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Ausrottungstrieb triffts eher.... (owT) |
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silvereagle
29.08.2002, 19:59
@ Saint-Just
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Religio |
-->Hallo Saint-Just,
bin noch Ivan im Wort, und das wird ein wenig länger dauern, wie mir scheint... ;-)
Aber Du kannst ja die Zeit nutzen und kurz selber ausführen, was Du unter religio verstehst, bzw. wieweit es mit meinen Ausführungen zusammenpasst. Dann hätten wir schon mal einen konkreten Ausgangspunkt für weitere Diskussionen!
Gruß, silvereagle
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Saint-Just
30.08.2002, 15:03
@ silvereagle
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Re: Hallo silvereagle! |
-->>bin noch Ivan im Wort, und das wird ein wenig länger dauern, wie mir scheint... ;-)
Wer wenig beansprucht, wird Übermass ernten. ;-)
>Aber Du kannst ja die Zeit nutzen und kurz selber ausführen, was Du unter religio verstehst, bzw. wieweit es mit meinen Ausführungen zusammenpasst. Dann hätten wir schon mal einen konkreten Ausgangspunkt für weitere Diskussionen!
'Religio' ist nicht mein Begriff. Ich habe registriert, dass Du Ihn hier im Forum hin und wieder kurz ins Spiel brachtest (habe allerdings auch nicht jeden Beitrag von Dir gelesen - Du musst schon entschuldigen). Es schien sich dabei jedoch nicht unbedingt um Religion zu handeln, sondern eher um ein, wenn auch im religiösen Kontext stehendes, philosophisches Konzept. Dies bat ich auszuführen, um eben jenen konkreten Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zu schaffen!
Aber wie gesagt - lass Dir ruhig Zeit.
Gruss!
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