Praxedis
30.08.2002, 23:07 |
Freital in Sachsen nach der Flut - Von allen Behörden verlassen Thread gesperrt |
-->Von allen Behörden verlassen
Freitaler fühlen sich nach der Weißeritz-Flut oft im Stich gelassen /"Aktion Lichtblick" versucht finanziell zu helfen
Ihre Geste wirkt so verloren wie der Ort dem sie gilt. Der dunkle Keller, in den Heike Wolf weit ausholend deutet, ist schlammverschmiert und leer. Bis vor kurzem stand dort die Heizung."Die ist hin. Dabei ist sie doch lebensnotwendig für unser Haus", sagt sie und kann die Tränen kaum zurück halten. Die überschäumende Weißeritz hat vielen Freitalern den Traum vom Häuschen regelrecht weggespült. Das Haus der Wolfs steht zwar noch. Die Ausbauarbeit von 13 Jahren ist aber zum großen Teil hin."Unsere Tochter sollte jetzt eigentlich ihr Zimmer beziehen und …" Der Rest geht im Schluchzen unter. In den neuen Zimmern im Erdgeschoss stand das Wasser einen halben Meter hoch. Frau Wolf sieht sich in den kahlen, feuchten Räumen um und fühlt sich vor allem hilflos."Das Einzige, das wir bis jetzt gekriegt haben, war warmes Essen beim DRK."
Vor der Flut gewarnt habe man sie nicht."Wir waren die ganze Zeit im Haus und niemand hat sich blicken lassen." Die Soforthilfe für die Schäden habe man ihr im Rathaus mit der Begründung verweigert, dass die nur für Gewerbetreibende sei. Den Müll, der vor der Flut noch Sofa, Schrank oder Fußboden war, musste ihr Mann selbst entsorgen,"weil niemand kam". Selbst die alte DDR-Hausratversicherung mache ihr das Leben schwer:"Der Vertreter sagt, dass Hochwasserschäden 1993 gekündigt wurden. Nur ein Anwalt könne uns da helfen." Wo sie welche Hilfen bekommen kann, weiß die arbeitslose Mutter zweier Kinder nicht so recht. Ein behördliches Faltblatt mit solchen Infos, das wünscht sie sich. Wie es jetzt weiter geht, weiß sie auch nicht."Der Kredit fürs Haus läuft ja weiter. Einen neuen können wir nicht aufnehmen." Ihre Augen hellen sich auf, als sie von den 30 Helfern vom Dresdner Karnevalsklub erzählt, die das Haus vom Schlamm befreit haben. Als sie plötzlich einige 100-Euro-Scheine in der Hand hält, bricht der Redefluss ab. In zitternden Händen hält sie Spendengeld, dass die"Aktion Lichtblick" verteilt."Das ist wirklich ein Lichtblick für uns. Vielleicht reicht es für die neue Elektrik" sagt sie dann und steckt das Geld in die Tasche.
"Ich stand in Unterhemd und Jogginghose mitten in der Nacht bei Bekannten vor der Tür", erzählt Steffen Kaiser. Die Flut habe von der Wohnung nichts übrig gelassen. Eine neue findet der Sozialhilfeempfänger nicht."Ich habe es wohl falsch gemacht. Statt woanders Schlamm zu schippen hätte ich mich gleich um mich selbst kümmern sollen", sagt er resigniert. Beim städtischen Wohnungsamt würde man jetzt nur mit den Schultern zucken."Seit einer Woche renne ich jeden Tag hin. Nichts!" Aber die Hoffnung hat er noch nicht aufgegeben, von der Spende etwas für eine neue Wohnung kaufen zu können.
Irene Pohle geht es ein wenig besser. Ihre Tochter Rosemarie hat sie aufgenommen und nun, nach tagelangen Laufereien, zumindest eine neue Bleibe für sie gefunden. Die neue Wohnung der alten Frau wird aber erstmal ziemlich leer bleiben. Bei einer Spendenstelle habe man eine Waschmaschine für die Mutter reservieren lassen, die merkwürdigerweise 120 Euro kosten sollte. Bekommen hat Frau Pohle sie dennoch nicht."Die hat jemand anderes gekriegt, wurde uns am nächsten Tag gesagt." Alle Wege erledigt die Tochter für ihre schwerhörige Mutter, zwischen den Diensten als Krankenschwester. Grund zur Klage habe sie nur bei einigen Vermietern."Die verlangen zwei Kaltmieten Provision von den Hochwasseropfern", schimpft sie. Von der Lichtblick-Spende will sich Irene Pohle Bett und Schrankwand für die neue Wohnung weit weg vom Wasser kaufen.
Nachts kommen die Flutwellen wieder
Ganz anders macht das Hochwasser Gerhard Hille und seiner Frau zu schaffen. Sie wurden bei der Flut der Weißeritz in letzter Minute gerettet, vom Dach des überfluteten Hauses mit dem Helikopter."Wir hätten nie gedacht, hier heil rauszukommen", erzählt sie. Er erinnert sich an ohrenbetäubendes Krachen, als Wassermassen und Treibgut sämtliche Türen und Fenster aufdrückten. Das Drama ist für die beiden lange nicht zu Ende."Nachts können wir nicht schlafen." Sie schließen die Augen und sehen Wellen und reißende Strömungen auf sich zukommen. Jetzt sind sie äußerlich heil zurück im Haus und überwachen die Luftentfeuchter, die das Wasser aus den Wänden saugen. Ob das Haus noch bewohnbar ist, wissen die Hilles nicht. Der Gutachter war noch nicht da. Bis der seinen Bericht schreibt, gibt es keinen Cent von der Versicherung. Lichtblick versucht mit Spendengeldern, auch in Freital den am schwersten Betroffenen über die erste Not zu helfen, wieder ein bisschen Mut zu machen.
Mut brauchte besonders Renate Deutschländer. Die 77-Jährige hat ihren Mann verloren. Er lag im Kreiskrankenhaus Freital und musste evakuiert werden, zuerst in eine vor dem Hochwasser sichere Schule, dann in eine Klinik in Leipzig. Dort ist er gestorben. Die Ärzte haben ihr gesagt, dass ihr Mann sehr schwach war, bedingt durch einen Tumor, aber auch durch die Verlegung."Warum müssen wir so leiden?" Renate Deutschländer blickt stumm ins Nichts. Hinter ihr an der Wand stehen die Krücken ihres Mannes."Keiner hätte gedacht, dass er nicht wieder nach Hause kommt. Jetzt bin ich ganz allein." Mit dem Geld der"Aktion Lichtblick" will sie die Überführung ihres toten Mannes von Leipzig nach Freital bezahlen. Keine Spende kann ihr den Verlust ersetzen. Aber die alte Frau lächelt und freut sich, dass jemand an sie denkt, ihr helfen will.
[img][/img]
<ul> ~ Quelle - Sächsische Zeitung 2002-08-30</ul>
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Bob
30.08.2002, 23:24
@ Praxedis
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Müllspenden für den Osten |
-->Gestern habe ich einen Bericht gesehen, daß viele Leute offenbar ihre alten Sachen als Fluthilfe nach dem Osten schicken. Das Beispiel in den Bericht war ein alter Kühlschrank, wo man noch Essensreste sehen konnte und wo unten eine undefinierbare Flüssigkeit rauslief. Auch sind wohl viele Elektrogeräte rübergegangen. Da bekommt man den Eindruck, daß einige die Spendenaktion als willkommene Gelgenheit ansehen, ihren Schrott loszuwerden. Der Hammer war aber eine Fuhre Milchreis, der bereits seit 11 Jahren abgelaufen ist.
bob
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Baldur der Ketzer
30.08.2002, 23:33
@ Bob
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Re: Müllspenden für den Osten |
-->>Der Hammer war aber eine Fuhre Milchreis, der bereits seit 11 Jahren abgelaufen ist.
....die war mit Sicherheit aus Behördenbeständen ;-)))))))))))
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Herbi, dem Bremser
30.08.2002, 23:57
@ Praxedis
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Re: Freital in Sachsen nach der Flut ** Gemein nütziger Verein? |
-->>Von allen Behörden verlassen
Moin Praxedis,
du hattest mich auf Montag vertröstet - neulich. Bald ist wieder Montag ;-)
Hast du inzwischen einen - gemeinnützigen - Verein gefunden?
Oder habe ich gar ein Posting nicht mitbekommen?
Gruß nach Freital
Herbi
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braddi
31.08.2002, 02:05
@ Baldur der Ketzer
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Deine Postings - immer wieder genial... (owT) |
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LenzHannover
31.08.2002, 02:41
@ braddi
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Leider einfach nur realistisch (owT) |
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netrader
31.08.2002, 06:21
@ Herbi, dem Bremser
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Re: Darf ich mich einschalten? |
-->Hallo Baldur und andere Spendenwillige!
Anbei ein nur leicht gekürztes rotarisches eMail-Rundschreiben, damit hier in Sachen Spenden überhaupt etwas anläuft. Bitte an der Echtheit nicht zweifeln. S. insbesondere den weiterführenden Link zu rc-pirna.de. Eine Individualkontrolle über Spendenverwendung ist hier aber durch praxedis nicht möglich, man muss sich auf die Rotarier verlassen, was man m.E. aber wohl darf.
Gruesse
netrader
Liebe rotarische Freunde,
wir engagieren uns seit über 2 Wochen und sicher noch für die nächsten
Monate in einem der am stärksten von der Hochwasserkatastrophe betroffenen
Gebiete in Sachsen. Vorrangig und kurzfristig bitten wir um Geld, die
materiellen Hilfen sind schon angelaufen, die professionellen Institutionen
haben diese mittlerweile im Griff. Wie es bei uns aussieht, erfahren Sie
unter http://www.rc-pirna.de
Staatliche Mühlen mahlen langsam, auch große Hilfsaktionen benötigen Zeit.
Wir brauchen aber jetzt dringend und vorrangig Ihre finanzielle
Unterstützung. Von Club zu Club, Soforthilfe direkt vor Ort, wo sie ankommt
und effektiv umgesetzt wird, und wo Sie gezielt erfahren, wie Ihre Spende
verwendet wurde. Sollten für Spendenobjekte später öffentliche Förderungen
anlaufen, werden wir die bereits verwendeten Spenden herausziehen und neu
einsetzen. Wir halten Sie auf dem Laufenden, wir versichern höchstmögliche
Effektivität bei der Mittelverwendung!
Spenden Sie bitte direkt auf das von uns eingerichtete Konto:
Verein des Rotary Club Pirna - Sächsische Schweiz e. V.
Kto. 3 0000 71350
BLZ 850 503 00
Sparkasse Freital-Pirna
Kennwort"Hochwasser"
(Quittung wird selbstverständlich ausgestellt)
Wenn Sie darüber hinaus helfen können, schlagen wir Ihren Clubs die
Übernahme von Projekt-Patenschaften vor.
Folgende Probleme sind kurz- und mittelfristig akut:
1. Ã-konomische Infrastruktur:
Das lokale Gewerbe (Handel, Handwerk, Gastronomie) muss dringend
stabilisiert werden: über die Hälfte der Betroffenen droht aufzugeben.
Verschwindet diese Infrastruktur, sterben Städte und Regionen aus!
2. Soziale Infrastruktur:
Für die am stärksten betroffenen Familien müssen schnell akzeptable
Lebensbedingungen geschaffen werden, betroffene Kindergärten und Schulen
müssen schnell wiederaufgebaut werden, damit der Lebensmut zurückkehrt und
das soziale Umfeld erhalten bleibt.
3. Kulturelle Infrastruktur:
Sachsen ist reich an Kulturschätzen. Viele sind noch zu retten, bedürfen
jedoch gezielter, nachhaltiger Unterstützung.
Wir haben bereits unterstützungswürdige Förderprojekte für
Projekt-Patenschaften zusammengestellt. Unser Netzwerk steht, wir sind vor
Ort mit den Betroffenen in engem Kontakt und unmittelbar handlungsfähig.
Bitte überlegen Sie, ob Ihr Club eine Projekt-Patenschaft übernehmen
möchte. Teilen Sie uns Ihr Interesse mit, wir stimmen mit Ihnen kurzfristig
ein geeignetes Projekt ab und begleiten dieses in den nächsten Wochen und
Monaten.
Herzlichen Dank für Ihre Solidarität,
mit freundlichem rotarischem Gruss,
gez. NN
(Internet-Beauftragter des RC Pirna - Sächsische Schweiz)
>>Von allen Behörden verlassen
>Moin Praxedis,
>du hattest mich auf Montag vertröstet - neulich. Bald ist wieder Montag ;-)
>Hast du inzwischen einen - gemeinnützigen - Verein gefunden?
>Oder habe ich gar ein Posting nicht mitbekommen?
>Gruß nach Freital
>Herbi
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André
31.08.2002, 08:58
@ Praxedis
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Re: Freital oder Dohna in Sachsen nach der Flut - Familie gesucht |
-->Haben zwar Geld gespendet, meine Frau sucht jedoch dringend eine bedürftige Familie, (Anschrift),die ihren Hausrat verloren hat.
Hat Umzugskarton neue (!) Sachen, vom neuen Dampf-Bügeleisen über Nähutensilien, Textilien zu Dampftopf.
(Keine Organisationen).
Danke
André
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Denis
31.08.2002, 09:10
@ Baldur der Ketzer
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Nehmt Euch zusammen, der gute Wille zählt.. |
-->Habe noch einen 30 jahre alten Boschkühlschrank, jemand Interesse?
Für 150 EUR.
gruss
Denis
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Praxedis
31.08.2002, 12:47
@ André
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Hilfe für Familien in Freital!!! |
-->Hallo Andre,
das Büro des Oberbürgermeisters von Freital hat eine Liste mit ca. 5.000 Namen von Familien, die dringend Hilfe der unterschiedlichsten Art benötigen. Wende Dich dabei bitte an Frau Jona Hildebrandt von der Stadverwaltung Freital (Mail: hildebrandt@freital.de, Büro-OB: Tel: 0351-6476236 oder über die Zentrale: 0351-64760) und frage nach, wie ihr weiter helfen könntet. In der Not kannst Du Dich auf mich berufen (Carsten) - Webmaster von www.wurgwitz.de - Wurgwitz ist ein Stadtteil von Freital. Und berichte bitte mal demnächst im Forum, was Du/Ihr erreichen konntest.
Schönes WE - Gruß Praxedis
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Herbi, dem Bremser
31.08.2002, 13:32
@ Praxedis
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Re: Hilfe für Familien in Freital!!! ** Ist in Arbeit, jedoch eine Frage hätte |
-->ich noch.
Moin Webmaster von www.wurgwitz.de,
steht der Stall mit den drei Türchen, zwei Tierchen und dem Tüt-Tüt etwa
"Im Ziegenwinkel am Wurgwitzer Wiesenweg"??
Gruß
Herbi
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Praxedis
31.08.2002, 13:40
@ Herbi, dem Bremser
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Herbi - ja Du hast es erfasst - heute ist ERÃ-FFNUNG UM 15:00 Uhr (owT) |
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André
31.08.2002, 15:17
@ Praxedis
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Re: Hilfe für Familien in Freital!!! |
-->Danke Praxedis,
habe mir vom Chef der Fluorchemie, Duhna, inzwischen den Namen des Werkleiters
geben lassen, der mir am Mo früh Familie durchsagen will.
Kann gern gegenchecken.
2 Umzugskartons, je 18 kg voll neuer, bzw. ungebrauchter Sachen sind gepackt.
War für uns nach 45 auch schön, carepakete (damals Nahrungsmittel) zu erhalten.
Falls der mich vergißt, frage ich auf dem Amt nach.
Wir sind leider etwas spät dran, da whd. der Unglücksperiode verreist.
MfG
A.
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