Tofir
01.09.2002, 10:49 |
Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können...???! Thread gesperrt |
-->aus dem WO Board:
Überall nachzulesen und unzweifelhaft:
10. März 1952: zwei Monate vor der angekündigten Unterzeichnung der EVG-Verträge, die die Einbeziehung der BRD in einen Westpakt bedeuten, wendet sich die Sowjetunion mit einer Note an die Westmächte: Ihr Angebot: Rückzug der Sowjettruppen aus der DDR und Weg zur staatlichen Einheit, ihre Forderung: Neutralität Deutschlands.
Natürlich wurde dieser Vorschlag auf intensives Betreiben der....USA ohne größere Diskussion abgelehnt.
Ist dies jemandem bekannt?
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ottoasta
01.09.2002, 12:23
@ Tofir
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Re: Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können..Ja.. |
-->hallo,
ja ist mir bekannt, doch Adenauer war die treibende Kraft dahinter, dass es nicht zu einer Vereinigung kam. Er war sehr francophil und wollte eigentlich nur eine Rumpf BRD die eng an Frankreich angelehnt war.
Russen waren ihm immer suspekt!
Die Amis brauchten D für ihre Zwecke, um Russland einzukreisen. Schau dir die Karte mit den NATO Ländern an, ein schöner Halbkreis in Europa um Russland. Trotz gegenteiliger Behauptungen damals von Adenauer wurde schon ab 1949 über die Wiederbewaffnung von D beraten. Mir sind noch unsere Debatten 1954-55 in der Schule über die Wiederbewaffnung sehr in Erinnerung! Sowas wäre heute in der Schule nicht mehr möglich! Da stände hinter jedem Schüler der Verfassungsschutz!
Gruß
Otto
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Tassie Devil
01.09.2002, 14:05
@ Tofir
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Re: Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können...???! |
-->>Ist dies jemandem bekannt?
Selbstverstaendlich, ist mir nichts neues. Ein Koeder der Russen, die ihre Felle immer weiter wegschwimmen sahen.
Gruss
TD
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Herbi, dem Bremser
01.09.2002, 14:52
@ Tofir
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Re: Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können...???! |
-->>Ist dies jemandem bekannt?
Nü klar.
Nicht zu vergessen sind die damaligen knappen parteilichen Verhältnisse.
Die Ost-Christlichen-Demokraten (OCD) hätten Adenauer bei einer Wiedervereinigung zu keiner Mehrheit verhelfen können, zumal er sich mit seiner eigenen Stimme - hier im Westen - zum Kanzler hatte retten dürfen.
Das Thema gibt es aber auch (historisch) aufgearbeitet und ist nachlesbar.
Gruß
Herbi
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Baldur der Ketzer
01.09.2002, 15:45
@ Tofir
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Re: Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können...??? |
-->Hallo, Tofir,
habe erst neulich in einer Zeitung darüber gelesen.
Zitiert wurde Chrustschows Sohn, der sagte, das sei alles blabla gewesen, weil Nikita die Deutschen gehaßt hätte und so ein Vorschlag nie durchgeführt worden wäre (also nie so, wie sich das die Piefkes vorstellten).
Dem kann aber gegenüberhalten, daß Ã-sterreich ja auch einen freiheitlichen Weg nahm, warum also nicht auch Deutschland?
Das würde bedeuten, daß uns der Alte an die USA und Frankreich quasi verkauft hätte, um u.a. eine Widervereinigung mit den mehrheitlich nichtkatholischen Ländern Mitteldeutschlands zu hintertreiben.
Ich neige, ohne nährere Kenntnisse in dieser Sache, mittlerweile dazu, daß es einen österreichischen Weg hätte geben können, ohne den ganzen EWG-Käse.
Aber dann hätte man ja keine Leine in der Hand gehabt.....gell.....
Nachdem auch die Heßakten bis sanktnimmerlein geschlossen sind, hat man wohl ziemliche Sauereien zu verbergen, so daß ich deswegen immer die mieseste historische Variante als die wahrscheinlichste annehme.
Und die wäre, daß man die Wiedervereinigung nicht wollte, wobei die Frage ist, wer das *man* im Satz denn ist.
beste Grüße vom Baldur
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Uwe
01.09.2002, 17:55
@ Tofir
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Re: Hätte Deutschland schon 1952 wiedervereinigt und neutral werden können...???! |
-->Beide Fragen sind wohl mit NEIN zu beantworten, denn kurz nach Ende des Krieges fliel der"eiserne Vorhang" ("Copyrigth" Churchill Mai.1945), der wohl diesen zitirten Teil aus der ersten"Stalinnote" vom 10.03.1952 (Stalin stirb erst ein Jahr später, so dass Chruschtschow zu dieser Zeit den Diktator noch nicht"beerbt" hatte) unrealistisch werden ließ:
[i]7. Deutschland verpflichtet sich, keinerlei Koalitionen oder Militärbündnisse einzugehen, die sich gegen irgendeinen Staat richten, der mit seinen Streitkräften am Kriege gegen Deutschland teilgenommen hat.[/i]
War der Begriff des"eisener Vorhangs" von Churchill eher auf die"Geheimniskrämerei" hinter der sowjetischen Frontinie gemünzt, wurde dieser Begriff jedoch in den Folgejahren zur Bezeichnung der Grenzlinie des sowjetischen Machtbereiches einschließlich seiner"Satellitenstaaten".
Gleichzeitig liefen ab 1947 Vorbereitungen von amerikanischer Seite, die den Marschall-Plan (ERP) umsetzen sollten. Dieser Plan sah vor, Europa, und zwar allen Ländern, einschl. der UdSSR, wirtschafliche Wiederaufbauhilfen anzubieten, vermutlich, da man Europa als kurzfristig verfügbaren Absatzmarkt betrachtete.
In diesem Plan war jedoch, so unterstelle ich, von Anbeginn das Kalkül enthalten, das die Sowjetunion und damit ihre"Satellitenstaaten" diesem Hilfsprogramm nicht beitreten würden (Anm.: wenn es das Wort WENN, in der Gesichte geben würde, dann würde mich interessieren, was passiert wäre, WENN dieses Kalkül unvorhergesehen sich anders Entwickelt hätte).
Fakt ist, dass der Plan ab 1948 umgesetzt wurde und zwar in fast allen Ländern, die dem westlichen Bündnis zugeornet werden (Ausnahme: Spanien, das nicht beigetreten war und Jugoslawien, das diesem Abkommen 1950/51 beitrat).
In diese Zeit (1948-1949) fällt auch die Blockade des Teils von Berlin, der durch die drei westlichen Allierten kontolliert wurde ("Westberlin"), so dass allein aus der Erfahrung diese Erlebnisses wohl unschwer vermutet werden kann, wie"Angebote" aus dem"Osten" im Westteil aufgenommen wurden, ungeachtet der Tatsache, dass in diesen Fragen die Entscheidung nicht beim deutschen Volk und seiner Vertreter lagen. Diese Souveränität, in aussenpolitischen Fragen, erhielt Deutschland letztendlich erst 1990 vertraglich zugesprochen.
Gruß,
Uwe, der eigentlich nur die URL-Adresse zur Stalinnote angeben wollte
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Tassie Devil
01.09.2002, 19:08
@ Baldur der Ketzer
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Re: Russenkoeder |
-->>Zitiert wurde Chrustschows Sohn, der sagte, das sei alles blabla gewesen, weil Nikita die Deutschen gehaßt hätte und so ein Vorschlag nie durchgeführt worden wäre (also nie so, wie sich das die Piefkes vorstellten).
Hallo Baldur,
anfaenglich, beginnend im Jahre 1952, war das Angebot der Russen keineswegs nur ein Blabla, wie das der Sohn Chrustschows jetzt glauben machen moechte. Waere es zu diesem Zeitpunkt zu einer"Wiedervereinigung" gekommen, dann haette Deutschlands Neutralitaet allerdings nur auf dem Papier Bestand gehabt, die Russen haetten sich ihre Zustimmung (nicht nur) von Deutschland teuerst bezahlen lassen (zentrale westeuropaeische Einfluss- und Interessensspaehre der Russen). Darueber hinaus war das Angebot auch als Keil fuer das zukuenftige westliche Buendnis gedacht, denn die BRD-Laender Deutschlands strebten unuebersehbar weiterer westlicher Gemeinschaft zu.
Wenige Jahre spaeter, jedoch spaetestens Ende der 50-ger Jahre, und nach Eintreten des Wirtschaftswunders in den westlichen Bundeslaendern, war das Thema"Wiedervereinigung" fuer die Russen komplett gegessen.
>Dem kann aber gegenüberhalten, daß Ã-sterreich ja auch einen freiheitlichen Weg nahm, warum also nicht auch Deutschland?
Wer Deutschland"in der Tasche hat", der hat zentralen Einfluss auf ganz Westeuropa (wegen Deutschlands Lage und Groessenverhaeltnisse/Volumina in jeder Beziehung), Oesterreich waere aus aehnlichen Gruenden im Fall der Faelle nur ein"en passant" gewesen. Deutschland hatte keine Moeglichkeit eines"freiheitlichen Weges", seit Versailles 1919 kein Thema (mehr).
>Das würde bedeuten, daß uns der Alte an die USA und Frankreich quasi verkauft hätte, um u.a. eine Widervereinigung mit den mehrheitlich nichtkatholischen Ländern Mitteldeutschlands zu hintertreiben.
Ich sehe das nicht ganz so positiv ;-) wie Du, aber einmal abgesehen vom unerschrockenen Verkaufstalent Adenauers unter gegebenen Umstaenden waere der Preis fuer ein Zustandekommen der Wiedervereinigung sehr hoch, wahrscheinlich zu hoch gewesen.
>Ich neige, ohne nährere Kenntnisse in dieser Sache, mittlerweile dazu, daß es einen österreichischen Weg hätte geben können, ohne den ganzen EWG-Käse.
>Aber dann hätte man ja keine Leine in der Hand gehabt.....gell.....
So isses, Baldur. Selbst wenn Oesterreich seinen freiheitlichen Weg gehabt haette, es waere schon seit laengerer Zeit wieder auf den Kaese-Pfad der EU-Tugend ueberfuehrt worden.
Es ist halt so wie es ist: am Anfang (volle Kassen) erscheint die sozialistische Idee - natuerlich eurosozial verpackt und verkauft - vielen Leuten attraktiv, nicht allzulange danach heisst dann die Parole: den Sozialismus in seinem Lauf...
>Nachdem auch die Heßakten bis sanktnimmerlein geschlossen sind, hat man wohl ziemliche Sauereien zu verbergen, so daß ich deswegen immer die mieseste historische Variante als die wahrscheinlichste annehme.
Als gebuertiger Deutscher liegst Du mit Deiner Annahme auf jeden Fall richtig, vom Standpunkt christlicher Ethik und Moral nicht minder.
>Und die wäre, daß man die Wiedervereinigung nicht wollte, wobei die Frage ist, wer das *man* im Satz denn ist.
Wem hat es lange Zeit genutzt? Und wem hat 1990 ff genutzt?
>beste Grüße vom Baldur
Likewise ;-)
Tassie Devil
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