-->Haiku heißen japanische Kurzgedichte über Augenblicke, die einem vielleicht im Suff begegnet sind, aber jeden Suff überdauern.
1
Den Wein im Becher
macht die Abendsonne
dunkler.
2
Touristenattraktion von Ordesa:
Wasserfälle -
wie von Menschenhand gemacht.
3
Einige Himbeeren hat man uns gelassen.
Wir essen
und lassen einige hängen.
4
Ein Blatt, ein Stein und Menschenwitz
machten aus dem Rinnsal
einen Trinkbrunnen.
5
Im Pulk schreiten Dohlen durchs Gras.
Den Heuschreck, den eine wegscheucht,
pickt sich die andere auf.
6
Auf der Matte liegend
schaut er ihr bei der Arbeit zu
und gibt Ratschläge.
7
Das Gespräch vom anderen Seeufer
ist nicht mehr zu hören.
Bestimmt tuscheln sie jetzt über uns!
8
Wolkenschatten
jagen übern Hang.
Die Murmeltiere pfeifen Alarm.
9
Im Nebel stapfen Zweie vorbei.
Ich weiß:
Sie sind auf dem falschen Weg.
10
Das Regenstakkato auf dem Zeltdach
wechselt seit Tagen den Rhythmus.
Gern hätten wir das Finale beklatscht.
11
Vor der Hütte überm Wehr
bepackt der Senner die Maultiere
und ruft seinen Hund.
12
Der jetzt noch aufgestiegen kommt,
ist auf der Flucht,
nicht auf der Suche.
13
Nachts Winter, Frühling morgens.
Im Tal Sommer, Herbst zu Hause.
(Eine Sammlung japanischer Haikus in guter Übersetzung gibt es bei dtv klassik 2336)
Gruß Wal Buchenberg
|