dottore
20.09.2000, 12:19 |
Japan: neues Konjunkturprogramm! Thread gesperrt |
Es ist wohl das 17. in der Reihe und es umfasst 37,6 Mrd. Dolores, umgerechnet.
Es soll"support economy". Was auch sonst.
Japan unterscheidet übrigens zwischen"real" und"headline" - Programmen. Bei"real" fliesst richtig Cash. Bei"headlines" werden Backups für krachende und kränkelnde Unternehmen gestrickt. Die Headlines in 1998 und 1999 lagen bei zusammen knapp 400 Mrd. US-$.
Irgendwann wird wohl jede faule Forderung in Japan mit einem Zugriff auf die Staatskasse unterlegt sein. Und dann, endlich!, kann nie mehr was passieren.
Die obige Summe des neuesten Programms ist übrigens"real", die dazu gehörende Headline macht nochmal ca. 100 Mrd. $ aus.
d.
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Hardy
20.09.2000, 12:22
@ dottore
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Re: Japan: neues Konjunkturprogramm! |
>Es ist wohl das 17. in der Reihe und es umfasst 37,6 Mrd. Dolores, umgerechnet.
>Es soll"support economy". Was auch sonst.
>Japan unterscheidet übrigens zwischen"real" und"headline" - Programmen. Bei"real" fliesst richtig Cash. Bei"headlines" werden Backups für krachende und kränkelnde Unternehmen gestrickt. Die Headlines in 1998 und 1999 lagen bei zusammen knapp 400 Mrd. US-$.
>Irgendwann wird wohl jede faule Forderung in Japan mit einem Zugriff auf die Staatskasse unterlegt sein. Und dann, endlich!, kann nie mehr was passieren.
>Die obige Summe des neuesten Programms ist übrigens"real", die dazu gehörende Headline macht nochmal ca. 100 Mrd. $ aus.
>d.
Um alle zu verwirren: werden diese Programme in selbstgedruckten ¥ oder teuer (womöglich gegen €) auf dem Devisenmarkt gekauften $ aufgelegt?
Hardy
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dottore
20.09.2000, 14:16
@ Hardy
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Re: Japan: neues...! Klartext: Japans neueste Konkursverschleppung! |
>>Es ist wohl das 17. in der Reihe und es umfasst 37,6 Mrd. Dolores, umgerechnet.
>>Es soll"support economy". Was auch sonst.
>>Japan unterscheidet übrigens zwischen"real" und"headline" - Programmen. Bei"real" fliesst richtig Cash. Bei"headlines" werden Backups für krachende und kränkelnde Unternehmen gestrickt. Die Headlines in 1998 und 1999 lagen bei zusammen knapp 400 Mrd. US-$.
>>Irgendwann wird wohl jede faule Forderung in Japan mit einem Zugriff auf die Staatskasse unterlegt sein. Und dann, endlich!, kann nie mehr was passieren.
>>Die obige Summe des neuesten Programms ist übrigens"real", die dazu gehörende Headline macht nochmal ca. 100 Mrd. $ aus.
>>d.
>Um alle zu verwirren: werden diese Programme in selbstgedruckten ¥ oder teuer (womöglich gegen €) auf dem Devisenmarkt gekauften $ aufgelegt?
>Hardy
Finanzierung der"reals" über kurzfristigen Staatskredit bei der Notenbank. Die"headlines" sind quasi Bürgschaften, die bekannt gegeben, aber nirgends verbucht werden. Werden sie in Anspruch genommen, gehts so wie bei den"reals" - denn dann muss ja Cash über den Tresen.
d.
Ich wiederhole in diesem Zusammenhang noch einmal meine Einschätzung der japanischen Gesamtlage. Es ist eine sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor völlig überschuldete Volkswirtschaft, die sich obendrein den Luxus leistet, die Grenze zum gesamtwirtschaftlichen Gangstersyndikat überschritten zu haben.
Und noch zur"Überschuldung": Ein Unternehmen ist objektiv nicht mehr sanierungsfähig, wenn es keinen positiven Fortführungswert (FFW) mehr aufweist. Der FFW ist die Differenz aus dem künftigen Cash-Flow nach Investitionen und Tilgungen auf Altkredite und dem aktuellen Kapitalbedarf.
Da in Japan offenbar immer mehr dazu übergegangen wird, die Tilgungen auf Altkredite auszusetzen (bzw. dort"hedalines" zu setzen bzw. bei den finanzierenden Banken) und der aktuelle Kapitalbedarf über"reals" bzw. weitere"headlines" gesichert wird, verlagert sich das Problem immer mehr auf die Solvenz der öffentlichen Hand. Solange sie noch auf den Kapitalmarkt bzw. über diesen auf die Notenbank ziehen kann, gilt für Japan die - bereits hier des öfteren gepostete - Formel für den Staatsbankrott, wobei (in Kurzform) dieser dann eintritt, wenn die laufenden ordentlichen Einnahmen den zu leistenden Zinsendienst nicht mehr erreichen.
Danach hat Japan zwar noch die Möglichkeit, durch weiteres Ziehen auf die Notenbank die Illiquidität hinauszuschieben, aber der Tatbestand der Konkursverschleppung träte dann so grell zu Tage, dass er nicht mehr übersehen werden kann (Übergang zur offenen Hyperinflation).
Bis dahin ist also noch Zeit, aber in dieser Zeit mahlt unerbittlich der Effekt der gesamtwirtschaftlichen Selbstverrentung, eine Folge der"arbeitslosen Einkommen" aus der Summe der inzwischen aufgelaufenen Staatsverschuldung, soweit die Gegenbuchung dazu im Publikum (Sparquote: fast 25 %!) gehalten wird. Je länger der unausweichliche Bankrott hinausgezögert wird, umso verheerender die anschließenden Folgen.
Japan wird in einem Massenelend versinken, das in der Geschichte so schnell keine Parallele findet.
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Hardy
20.09.2000, 15:13
@ dottore
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"zukünftiger cash-flow"? |
>Und noch zur"Überschuldung": Ein Unternehmen ist objektiv nicht mehr sanierungsfähig, wenn es keinen positiven Fortführungswert (FFW) mehr aufweist. Der FFW ist die Differenz aus dem künftigen Cash-Flow nach Investitionen und Tilgungen auf Altkredite und dem aktuellen Kapitalbedarf.
Was ein Cash-Flow ist, glaube ich zu wissen - aber was ist ein"künftiger" Cash-Flow - wie berechnet man oder schätzt man ihn? Wie merkt man, wenn jemand über so etwas spricht, ob er sich nicht in die eigene Tasche lügt? (bin kein Betriebswirt)
Es erinnert mich irgendwie an den Pleitier, der eine Portion Austern nach der anderen bestellt - in der Hoffnung, in einer eine Perle zu finden, mit der er seine Zeche bezahlen kann...
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dottore
20.09.2000, 15:32
@ Hardy
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Re:"zukünftiger cash-flow"? |
>>Und noch zur"Überschuldung": Ein Unternehmen ist objektiv nicht mehr sanierungsfähig, wenn es keinen positiven Fortführungswert (FFW) mehr aufweist. Der FFW ist die Differenz aus dem künftigen Cash-Flow nach Investitionen und Tilgungen auf Altkredite und dem aktuellen Kapitalbedarf.
>Was ein Cash-Flow ist, glaube ich zu wissen - aber was ist ein"künftiger" Cash-Flow - wie berechnet man oder schätzt man ihn? Wie merkt man, wenn jemand über so etwas spricht, ob er sich nicht in die eigene Tasche lügt? (bin kein Betriebswirt)
>Es erinnert mich irgendwie an den Pleitier, der eine Portion Austern nach der anderen bestellt - in der Hoffnung, in einer eine Perle zu finden, mit der er seine Zeche bezahlen kann...
Genau so ist es. Ein Hoffungswert. Er wird übrigens"geschätzt" - und da ist allem Tür und Tor geöffnet. Aber immerhin lehrt es so die BWL (neuester Stand).
d.
PS: Es gibt ja auch KGVs für nächstes Jahr (Basis:"erwartete" Gewinne usw.).
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Josef
20.09.2000, 18:32
@ dottore
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Re: Massenelend in Japan? WARUM? |
schnipp schnipp
>Japan wird in einem Massenelend versinken, das in der Geschichte so schnell keine Parallele findet.
Warum muss es denn zwingend Massenelend geben?
Kann man nicht eine Waehrungsreform durchfuehren und alle fangen von vorne
an?
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dottore
20.09.2000, 19:00
@ Josef
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Re: Massenelend in Japan? WARUM? Siehe Währungsreform 1948... |
>schnipp schnipp
>>Japan wird in einem Massenelend versinken, das in der Geschichte so schnell keine Parallele findet.
>Warum muss es denn zwingend Massenelend geben?
>Kann man nicht eine Waehrungsreform durchfuehren und alle fangen von vorne
>an?
Ja, natürlich. Aber wer führt diese Reform durch?! Warum hat Deutschland für seine Währungsreform drei Jahre nach dem Krieg gebraucht? So etwas kann jeder Depp über Nacht machen: Schulden und Guthaben streichen und fertig! Drei Jahre Nachkriegselend (ich habe damals wirklich gehungert!).
Was fehlt ist nur MUT.
d.
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