-->Hi,
Der Artikel über Say aus dem Mises-Institut, den die Forenleitung zunächst unkommentiert eingestellt hatte und die von Galiani mit Bestnote bedacht wurde, nötigt nochmals zu grundsätzlichen Überlegungen.
Worum geht es überhaupt?
Say will uns im Grund sagen, dass erst mal produziert werden muss, bevor nachgefragt werden kann, was eine Binsenweisheit ist.
Er zieht daraus allerdings den völlig falschen Schluss, dass die Faktorkosten, die bei der Produktion anfallen, ausreichen, um die Produktion auf dem Wege über die mit Hilfe der Faktorkosten ausgeübten Nachfrage auch zu Angebotspreisen vom Markt zu nehmen.
Say hat zum einen ein realwirtschaftliches Modell:
Produziertes = Absetz- bzw. Verbrauchbares.
Zum zweiten ein monetäres Modell:
In monetären Einheiten ausgedrückte Produktionskosten = in monetären Einheiten ausdrückbare Nachfrage.
Beide Modelle werden kurzerhand als identisch erklärt, woraus sich in Kurzform sein"Theorem" ableitet: Die Produktion schafft sich ihre eigene Nachfrage.
Die Produktion ist etwas Realwirtschaftliches, die Nachfrage indes etwas Monetäres.
Dies zu vermengen ist ein schwerer Denkfehler.
Entweder wir produzieren etwas Reales und fragen es mit etwas anderem Realen nach (Tausch).
Oder wir bezahlen für die Produktion (= Auszahlung beim Produzenten) und haben damit eine in monetären Einheiten ausgedrückte Summe, mit deren Hilfe wir dann die monetär ausgepreiste Produktion bezahlen können (= Einzahlung beim Produzenten, alias Kauf).
Was Say und mit ihm Generationen von liberalen Ã-konomen, was sehr bedauerlich ist, übersehen haben, ist dies:
Die Produktion muss vorfinanziert werden. Dabei fallen kalkulatorische oder pagatorische Kosten an. Kalkulatorische, wenn der Produzent mit EK arbeitete, pagatorische bei FK.
Diese Kosten sind beim Erscheinen der ausgepreisten Produktion als Nachfrage nicht existent. Ein Produzent muss erst verkauft haben, bevor er daran denken kann, die Kosten der Vorfinanzierung an sich (Gewinn) oder andere (Finanzier) auszuschütten.
Es ist nicht möglich, Gewinne monetär auszuschütten, bevor sie monetär entstanden sind. Ebenso ist es unmöglich Zinsen zu bezahlen, bevor die Produktion, die mit Hilfe von Krediten, welche die Zinszahlung nach sich ziehen, vermarktet ist.
Ein Produzent, der zwar produziert (= Auszahlungen geleistet), aber noch nicht abgesetzt (= Einzahlungen erhalten) hat, ist außer Stande, Gewinne auszukehren oder Zinszahlungen zu leisten.
Auch in der Say'schen Wirtschaft (Produktion vor Absatz bzw. Nachfrage) läuft Zeit ab. Die Vorstellung, dass gleichzeitig produziert, Gewinn ausgeschüttet, Zins bezahlt und abgesetzt wird, ist ein Konstrukt, das mit der Wirklichkeit absolut nichts zu tun hat.
Es ist der immer gleiche Fehler der Ã-konomie, Wirtschaft zu konstruieren, in der es keine Zeit gibt. Daran kranken sämtliche"Gleichgewichtsmodelle", da sie Zeitraum und Zeitpunkt gleichsetzen.
Das gilt selbstverständlich auch für die in dem Mises-Artikel angegriffene Nachfrage-Theorie (demand theory), nach der sich aus dem Ausüben von Nachfrage (monetär) zeitgleich Produktion ergibt (real) bzw. deren Wechsel vom Produzenten zum Konsumenten.
Tatsächlich muss die Gütersphäre von der monetären sauber getrennt werden.
Es kann zweifelsfrei real nie mehr abgesetzt werden als produziert wurde. Die Kosten der Produktion (= Auszahlungen der Produzenten = Einzahlungen an die potenziellen Abnehmer der Produktion) reichen aber monetär niemals aus, um die monetären Produktionskosten (bereits ausgezahlt) plus Gewinn und Zinsen, also kalkulierte (und ergo noch nicht ausgezahlte!) Summen zu realisieren.
Dieses unvermeidliche Loch kann nur gefüllt werden, indem zwischen Erscheinen der Produktion auf dem Markt und ihrem Absatz eine zusätzliche Nachfrage (demand) auftritt, der den Absatzwunsch des Produzenten (Menge mal Preis) erfüllt. Diese zusätzliche Nachfrage kann der Produzent selbst nicht schaffen. Er erwartet sie. Die zusätzliche Nachfrage muss und kann nur zeitlich nach dem Erscheinen des vom Produzenten kalkulierten Umsatzes (Menge mal Preis) auf dem Markt selbst entstehen.
Da der Markt diese zusätzliche Nachfrage monetär nicht zur Verfügung hat (seine an ihn von Produzenten geleisteten Auszahlungen = von ihm kassierte Einzahlungen) können nur durch Schaffung zusätzlicher monetärer Summen (Klartext: Nettoneuverschuldung in monetären Größen) Märkte geräumt werden.
Bleibt die Nettoneuverschuldung aus oder erreicht sie nicht die erforderliche Höhe, können die Produzenten nur mit Verlust arbeiten bzw. ihre Zinszahlungen nicht bedienen und stellen über kurz oder lang die Produktion ein. Dies erklärt sämtliche Phänomene wie Deflation, Konkurse, Krisen.
Findet Nettoneuverschuldung in Summe höher Statt als zur zeitgerechten Räumung des Marktes notwendig, erklärt dies die Phänomene Inflation, Expansion, Boom.
Die Wirtschaft kann sich nur dann in Richtung auf ein"Gleichgewicht", das ex definitione immer sofort ein neues Ungleichgewicht ist, entwickeln, wenn die Nettoneuverschuldung in der Höhe Statt findet, in der sie erwartet (kalkuliert) wurde.
Dieses unaufhörliche Streben nach immer neuen Gleichgewichten, die sofort wieder neue Ungleichgewichte sind, macht die unerhörte Dynamik der freien, eigentumsbasierten Wirtschaft aus.
Diese Dynamik entfaltet sich am besten, wenn es völlig freie Märkte auf allen Stufen gibt (also inklusive freie Arbeitsmärkte), keinerlei Staatseingriffe, keinerlei Verschuldung, die nicht zu zusätzlicher Produktion bzw. Leistung zwingt, maximale Konkurrenz und unbedingte Vollstreckung sowohl im monetären als auch realen Bereich.
Gruß!
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-->doc,
Wenn das Blut in den Adern schneller zirkuliert, kann auch mehr produziert werden allerdings leistet der Muskel schon mehr, bevor das Herz merkt, dass es schneller schlagen muß.
In der Zwischenzeit braucht der Muskel aber mehr Sauerstoff (O2). Das Blut führt immer eine Menge O2 mit, die normalerweise ausreicht, um den Kreislauf in Gang zu halten und alle Körperteile mit O2 zu versorgen.
Wie geht das also? Der beanspruchte Muskel nimmt sich einfach, was er braucht und läßt einen anderen Muskel mit einem Defizit. Der Muskel nimmt gewissermaßen einen Kredit auf. Natürlich kann der Muskel auch bei anderen Organen Kredit nehmen. Er nimmt ihn sich in der Regel bei Organen, wo eine Produktionspause drin ist, also nicht gerade beim Gehirn oder etwa beim Herzen, sondern eben bei jenen Organen, die man nicht ständig braucht (ob das nun der Magen ist oder was auch immer).
Nun was fängt aber unser Muskel denn an? Er läuft einer Beute nach, also bspw. einem Tier, das er isst und dadurch wird letztlich dem ganzen Körper Energie zugeführt, wovon auch der Muskel profitiert, der den Kredit gab. Danach schlägt auch das Herz wieder langsamer. Weder Blutmenge noch Umlaufgeschwindigkeit haben sich dauerhaft erhöht und dennoch ist der Mensch auf ein neues Energieniveau gehoben worden.
Also: der Kredit ist kein Produkt des Gleichgewichts, sondern ein Produkt der wirkenden TAT. Gleichgewicht ist wie Schlafen.
Ã-konomisch gesprochen: die Kreislaufelemente der Wirtschaft geben den innovierenden Unternehmern Kredit, diese entwickeln etwas und verkaufen es. dadurch steigt die Produktivität der ganzen Volkswirtschaft auf ein neues Niveau, weil z.b. die Naturkräfte besser genutzt werden als vorher (analog: ein häufig genutzter Muskel wächst- wenn ich zb vom Stubenhocker zum Gefreiten befördert werde). Im GG braucht es weder Fremd- noch Eigenkapital.
ihr
bob
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