Dimi
07.09.2002, 19:31 |
Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? Thread gesperrt |
-->Hallo!
Läßt sich die Nettogeldmenge abschätzen, die nötig wäre, um die Debt/gdp-ratio massiv zurückzuführen, mit Effekten auf
- die Reduktion der Gefahr einer Hyperinflation oder Deflation,
- die Abgabenbelastung,
- die Spanne zwischen Arm und Reich,
- den Ertrag unternehmerischer Tätigkeit und von Lohnarbeit
- der Situation überschuldeter Entwicklungsländer
zu Lasten v.a. des Finanzsektors und des Zinsertrages?
Geht man vereinfacht von einem Welt-BIP von 40 Billionen USD aus, einer Welt-debt/gdp-ratio von 3, so beträgt die Welt-Schuld 120 Billionen.
Eine Halbierung der Welt-debt/gdp-ratio müßte genügen, wir wären auf dem Niveau der USA in den Sechzigern. Die Halbierung könnte durch Kombination einer Anhebung des nominellen BIPs mit einer Reduzierung der Schulden erreicht werden. Nettogeld würde auf beides entsprechend wirken.
Dies entspräche z.B. einem Welt-BIP von 60 Billionen, also einer Inflation von 50%, und einem Kauf von Schulden in Höhe von 30 Billionen durch Nettogeld, so daß die Schulden auf 90 Billionen fallen würden.
Nun weiß derzeit kein Mensch, wie genau Nettogeld auf die Preise wirken würde, und wie sehr die Anleihenmärkte einbrechen würden, was eine geringere Menge Nettogeldes erforderte.
15-20 Billionen könnten eventuell reichen, um 30 Billionen an Anleihen zu kaufen und um 50% Inflation zu generieren.
Ein zügiger, ja einmaliger Akt hätte den Vorteil, daß die Angelegenheit nicht nur verschoben würde, und endgültig bereinigt wäre. Er wäre aber verbunden mit massiven Verwerfungen, die u.a. Neuverhandlungen von Verträgen usw. erforderten. Zudem benötigte man danach geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung der Verhältnisse (z.B. Staatsverschuldungsverbot). Guthabenbesitzer hätten natürlich relativ entsprechend weniger. Die Folgen dürften aber geringer sein als bei einer Hyperinflation oder Deflation.
Bei Umsetzung mit Gold und (mit Käufen) 50000 t und bei nötigen 20 Billionen enspräche es einem Unzenpreis von 13000 USD. Dann hat wohl jeder sein Bergwerk im Garten...
Diese Zahl ließe sich reduzieren, wenn man eine neue Art an Goldforderungen dem Bestand hinzugesellt. Bei einem Kurs von 3000-5000 USD wird die Produktion angeheizt und die Minen könnten z.B. auf hundert Jahre 1000-2000 t p.a. abliefern und machen immer noch viel höheren Gewinn als heute. Dieses künftige Gold könnten die Notenbanken schon heute als Forderung verbuchen. Auf dieses Art würden auch die Staaten besser berücksichtigt, deren Zentralbanken kein Gold haben.
Als drittes könnte man das vor Monaten gedanklich ins Spiel gebrachte 'Kunstgold' verwenden, das rein netto per Deklaration einmalig geschöpft wird, und dann nach einem Schlüssel (BIP und Bevölkerung) zwischen den Staaten verteilt wird.
Alle drei Wege sind administrativ, wobei der zweite in bezug auf Gold einen Mittelweg darstellt.
Im Verhältnis zu diesen wäre eine (relativ) kleine Währungsreform berechenbarer.
Gruß, Dimi
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Diogenes
07.09.2002, 20:48
@ Dimi
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->>Läßt sich die Nettogeldmenge abschätzen, die nötig wäre, um die Debt/gdp-ratio massiv zurückzuführen, mit Effekten auf
Hallo Dimi,
Darüber zerbreche ich mir schon lange den Kopf. Ergebnis: Nur der Markt kann wissen, wieviel Geld insgesamt und Geld im Verhältins zum Kredit benötigt werden. Die beste Lösung erschiene mir daher, Gold als Paralellwähung einzuführen. Dann soll der Markt machen. Zudem hätte man via Markt den Schuldner-Gläubiger Streit über die Parität elegant umschifft.
Mit"breechnen" komme ich auf unterschiedlichsten Zahlen, alle viel zu weit voneinander entfernt. In der Praxis ein reines Roulettespiel. Zudem sozial äußerst brisant.
"Kunstgold" kanst du vergessen, es ist das äquivalent zu Notenpresse. selbst wenn dadurch nicht sofort die Hyperinflation ausgelöst würde (wovon ich ausgehe), dann hätten wir zumindest einen Präzedenzfall geschaffen. Die Politik würde das wieder und wieder ausnützen.
Wie ich es sehe, bleibt nur der Markt. er wird es ohnehin erledigen, so oder anderst. Also wieso nicht gleich die Leute ran lassen?
Gruß
Diogenes
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Dimi
08.09.2002, 00:43
@ Diogenes
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->Hallo Diogenes,
>Darüber zerbreche ich mir schon lange den Kopf. Ergebnis: Nur der Markt kann wissen, wieviel Geld insgesamt und Geld im Verhältins zum Kredit benötigt werden. Die beste Lösung erschiene mir daher, Gold als Paralellwähung einzuführen. Dann soll der Markt machen.
Der Markt funktioniert allein nicht, da aufgrund der völligen Überschuldung sich das schuldfreie Geld, also Gold, durchsetzen würde, zum Nutzen weniger, und ohne einer Lösung näherzubringen, was die bestehenden Schulden angeht.
>Wie ich es sehe, bleibt nur der Markt. er wird es ohnehin erledigen, so oder anderst.
Es wird wohl erledigt werden...
Gruß, Dimi
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Wal Buchenberg
08.09.2002, 08:26
@ Dimi
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Rezept von Dimi & Dottore: Die Schulden sozialisieren! |
-->>Der Markt funktioniert allein nicht, da aufgrund der völligen Überschuldung sich das schuldfreie Geld, also Gold, durchsetzen würde, zum Nutzen weniger, und ohne einer Lösung näherzubringen, was die bestehenden Schulden angeht.
>Gruß, Dimi
<font color=red>Großartiges Argument für einen, der den Kapilismus retten will, und dabei ausschließen will, dass die Sache"zum Nutzen weniger" ausgeht!
Das schuldfreie Geld (Gold) soll beseitigt werden und die bestehenden Schulden sollen"sozialisiert", also auf alle übertragen werden.
Die einen wollen das über Steuererhöhungen machen, die anderen über Hyperinflation. Jetzt haben dottore & dimi die"neue" Idee, den Geldwert dadurch zu manipulieren, dass die Notenbanken das"Schlupfloch" Gold verstopfen. Soll das etwa ohne Zwang und militärische Intervention abgehen? Geht das, ohne Goldminen zu besetzen, Goldschätze zu rauben und privaten Besitz von Gold zu enteignen? Nebenbei müssten sie auch in der Schweiz militärisch intervenieren und den Schweizer Franken abschaffen und alle anderen Währungen, die sich der weltweiten Geldmanipulation entziehen wollen.
Wenn es je Sinn gemacht hat (ich denke, es hat nicht!) von einer"Diktatur des Finanzkapitals" zu sprechen, dann hier.[/b]
Gruß Wal Buchenberg
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Diogenes
08.09.2002, 08:28
@ Dimi
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->Hi Dimi,
>Der Markt funktioniert allein nicht,....
Markt funtioniert alleine am besten. Erst die Staatsinterventionen produzieren die Verzerrungen.
>da aufgrund der völligen Überschuldung sich das schuldfreie Geld, also Gold, durchsetzen würde,...
Gold wird sich durchsetzen, sehe ich auch so.
> zum Nutzen weniger, und ohne einer Lösung näherzubringen, was die bestehenden Schulden angeht.
Wieso nur zum Nutzen weniger? Und warum keine Lösung? Habe ich was übersehen?
Gruß
Diogenes
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Dimi
08.09.2002, 10:59
@ Diogenes
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->Hallo Diogenes,
>> zum Nutzen weniger, und ohne einer Lösung näherzubringen, was die bestehenden Schulden angeht.
>Wieso nur zum Nutzen weniger? Und warum keine Lösung? Habe ich was übersehen?
Vermutlich ;-)
Was passiert denn, wenn sich eine Währung als besser erwiese, und die andere überschuldet ist? Ein Beispiel, was weltweit passieren könnte, liefert Argentinien. Dort ist die bessere Währung der Dollar, weltweit wäre es wohl das Gold.
Wie jedes Beispiel hinkt natürlich auch dieses (z.B. in bezug auf die Auslandsschulden), bloß eine Lösung für die Schulden der alten ist eine parallele neue Währung nicht.
Gruß, Dimi
<ul> ~ Taggenaue Jahresverläufe: www.seasonalcharts.de</ul>
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Dimi
08.09.2002, 11:24
@ Wal Buchenberg
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Re: Rezept von Dimi & Dottore: Die Schulden sozialisieren! - Schmarrn |
-->Aber Wal!
>Großartiges Argument für einen, der den Kapilismus retten will, und dabei ausschließen will, dass die Sache"zum Nutzen weniger" ausgeht!
Ich will keinen Kapitalismus retten, und auch keinen Kapilismus. Mir geht es um die beste der möglichen Lösungen.
>Das schuldfreie Geld (Gold) soll beseitigt werden
Das habe ich nicht vertreten. Ich fände es lediglich unschön, wenn der Staat, nachdem er einmal eine Währung eingeführt hat, nach fünfzig Jahren sagt: Ellabätsch Leute, Pech gehabt.
>und die bestehenden Schulden sollen"sozialisiert", also auf alle übertragen werden.
Das habe ich nicht vertreten. Zudem: Heute sind Schulden sozialisiert, in Form der Staatschulden.
>Die einen wollen das über Steuererhöhungen machen, die anderen über Hyperinflation. Jetzt haben dottore & dimi die"neue" Idee, den Geldwert dadurch zu manipulieren, dass die Notenbanken das"Schlupfloch" Gold verstopfen.
Ach Wal! Was redest Du da? Nichts davon habe ich geschrieben oder gemeint.
>Soll das etwa ohne Zwang und militärische Intervention abgehen? Geht das, ohne Goldminen zu besetzen, Goldschätze zu rauben und privaten Besitz von Gold zu enteignen? Nebenbei müssten sie auch in der Schweiz militärisch intervenieren und den Schweizer Franken abschaffen und alle anderen Währungen, die sich der weltweiten Geldmanipulation entziehen wollen.
>Wenn es je Sinn gemacht hat (ich denke, es hat nicht!) von einer"Diktatur des Finanzkapitals" zu sprechen, dann hier.
Wozu diese Unterstellungen?
Wenn man erst versuchte zu verstehen, was ein Autor meint, bevor man extreme Wertungen dazu abgibt, käme man vielleicht dahinter, was er meint.
Im übrigen liefen Nettogeldrezepte zwangsläufig darauf hinaus, daß die Reichen weniger, die Arbeiter einen höheren Anteil erhielten. Das hatte ich auch geschrieben (Spanne Arm-Reich), war also für den aufmerksamen Leser erkennbar.
Gruß, Dimi
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Diogenes
08.09.2002, 13:54
@ Dimi
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->Hallo Dimi,
>>Wieso nur zum Nutzen weniger? Und warum keine Lösung? Habe ich was übersehen?
>Vermutlich ;-)
>Was passiert denn, wenn sich eine Währung als besser erwiese, und die andere überschuldet ist? Ein Beispiel, was weltweit passieren könnte, liefert Argentinien.
Eben darum ist es höchste Eisenbahn. Man kann nicht halten, was nicht zu halten ist.
>Dort ist die bessere Währung der Dollar, weltweit wäre es wohl das Gold.
Gold ist die bessere Währung. Deswegen wird es sich durchsetzen. Schulden, die nicht bedient wrden könen sind wertlos. Das kann niemand ändern.
Wer soll die Leute daran hindern das Bessere zu wählen? Es ist jedem sein gutes
Recht. Alles andere wäre die blanke Diktatur. Und selbst diese wäre nur Zeitgewinn. Sie würde am Ende scheitern - blutig scheitern. Wir wären noch schlechter dran.
>Wie jedes Beispiel hinkt natürlich auch dieses (z.B. in bezug auf die Auslandsschulden), bloß eine Lösung für die Schulden der alten ist eine parallele neue Währung nicht.
Wenn nicht geleistet werden kann bleibt nur abschreiben. Wenn das alte (Nicht)System scheitert, dann braucht man ein neues.
Was sonst? Den Bock zum Gärtner machen, kann es nicht sein. Die haben die letzten hundert Jahre nichts als monetäres Chaos, mal mehr mal weniger produziert.
Mittlerweile haben wir eine 50% Planwirtschaft mit einem 100% Planwirtschaft-Finanzsystem. Deswegen haben wir ja den Salat. Soll auch der Rest noch ruiniert werden?
Ich verstehe nicht, worauf du hinwillst. Vielleicht könntest du es mir kurz umreißen.
>Gruß, Dimi
Gruß
Diogenes
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Dimi
08.09.2002, 14:37
@ Diogenes
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Re: Wieviel Nettogeld wäre nötig zur dauerhaften Stabilisierung? |
-->Hallo Diogenes,
>Ich verstehe nicht, worauf du hinwillst. Vielleicht könntest du es mir kurz umreißen.
Wenn die Debt-gdp-ratio um den Faktor zwei zu hoch ist für dauerhafte Stabilität, wovon ich ausging, müssen nur 50% der Schulden real abgeschrieben werden. Ich denke, es macht schon einen Unterschied aus, ob z.B. der kleine Sparer nichts oder 75% real behält (bei Ausgleich). Desweiteren ist mir unklar, wie Du verhindern willst, daß die Wirtschaft zusammenbricht bei Einführung einer parallelen Währung. Alle bisherigen Wirtschaftsbeziehungen und Guthaben und Ersparnisse lauten auf die alte Währung. Du bekommst Schulden nicht problemlos weg, wenn Du parallel was neues aufbaust, wie Du die Probleme der Erde nicht löst, wenn Du zum Mars fliegst.
Gruß, Dimi
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