Baldur der Ketzer
11.09.2002, 10:21 |
Konjunkturzahlen: irgendjemand hat massiv was an der Waffel, nur, wer? Thread gesperrt |
-->Hallo, zusammen,
1) wie neulich schon reingestellt, ist kürzlich mein Nachbar konkurs gegangen, Autozubehör und so.
Nachdem es Sachen sind, die nicht für den Betrieb nötig sind, sondern nur für Tuning, ging da nichts mehr, nur noch im extrem hochpreisigen Bereich war es unverändert.
Sein Umsatz ist nicht langsam abgebrückelt, sondern einfach weggebrochen, aus, basta, futsch, aber die Kosten liefen weiter (Miete,Löhne).
Wo ist der Wirtschaftsabschwung in Höhe von 0,1 %?
Er hatte Einbrüche von 90%.
2) neulich ein Gespräch am Nebentisch, das nicht zu überhören war: Schausteller, alte Generation, schlimmstes Jahr seit dem Krieg, Umsatzeinbrüche 30-40%, Kosten steigen (Ã-kosteuer, Diesel etc.), niemand hätte jemals diesen Einbruch für denkbar gehalten, und bis Frühjahr wird es wohl so manchen Branchengroßen nicht mehr geben.
Aber die Städte nehmen die Standgebühren nicht zurück, verweisen darauf, es gäbe ja Wartelisten, und wenn jemand nicht mehr komme, komme halt der nächste.
Nur scheint man im Amt noch nie am Rummel gewesen zu sein, denn nur noch Verkaufsbuden ohne Attraktionsfahrgeschäfte sind halt zu wenig.
Wo ist der Wirtschaftsabschwung in Höhe von 0,1 %?
Er hatte Einbrüche von 30-40%, und er erwartet noch härteres.
3) In meinem Umfeld (Bau) herrscht ohnehin Panik, ein Bekannter hat 1948 angefangen, hatte in der Spitze 40 Leute, hat sich laufend vergrößert, und obwohl er heute nicht mehr ein Hauptgebiet, sondern gleich deren vier abdeckt und dort anbietet, mußte er in den letzten Jahren immer weiter Personal entlassen, heute steht er ALLEINE im Betrieb, hat eine große Halle, jede Menge Maschinen, und es wird immer weniger, er wird demnächst wohl das Handtuch werfen.
Wo ist der Wirtschaftsabschwung in Höhe von 0,1 %?
Er hat Einbrüche von locker 40%.
Sind die real existierenden Auslöffler eigentlich nur zu blöd, um ihre Zahlen zu lesen, oder leben die Wirtschaftsprognostiker *hust* in einer anderen Dimension, oder gibt es da ein Plunge Protection Team im Statistischen Bundesamt, daß alles rote mit schwarz überpinselt und die Zahlen frei Schnauze erfindet?
Die Brichterstattung und die Praxis klaffen riesig auseinander. Merkt das denn keiner?
Le Chat schreibt immer, ich verkauf nix , und ich schließe mich an mit ich glaub nix, was in der Zeitung steht oder im Fernsehen kommt .
Die Realität ist angsteinflößend, da ist das Geschreibsel pipifax dagegen ;-(
beste Grüße vom Baldur
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stocksorcerer
11.09.2002, 10:55
@ Baldur der Ketzer
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Systemfehler ;-) |
-->Hallo alter Ketzer,
diese Wirtschaftsprognostiker und Umfrageinstitute und ähnliches wollen auch weiterhin Aufträge erhalten. Das ist des Pudel´s Kern, um´s mal mit den Worten Fausts zu sagen.
Wenn ein Auftraggeber vorher befürchtet, dass die Ergebnisse einem die Schuhe ausziehen - und man a) womöglich zur Rechenschaft gezogen wird oder b) mit der Veröffentlichung des Resultats einen beschleunigten Abschwung durch Börsencrash und Konsumverweigerung hervorrufen kann.....
.....dann wird bei all diesen Instituten zwangsläufig eine Erwartenshaltung hervorgerufen.
Seien wir mal ehrlich.
Meistens liegt schon in der Fragestellung für Analysen oder Umfragen der Fehler. Gewisse Störfaktoren in allen Bereichen werden da gerne vorher schon durch die Präzisierung des Auftrags ausgeschlossen. Bei all diesen schwachsinnigen"repräsentativen" Umfragen nach dem Kandidatenduell habe ich auch mehrfach mit dem Kopf geschüttelt. Die Kategorien mit ganz bestimmten Antwortmustern für sich genommen zeigten, dass eine hohe Fehlerquelle durch Ahnungslosigkeit schon im Fragenkonzept steckte.
Ich glaube, im allgemeinen kann mich in dieser Hinsicht kaum noch etwas überraschen. Die Politiker kommen eh immer zuletzt und merken, dass etwas KORRIGIERT werden müßte. Nur dann ist es meinst längst zu spät.
1. Pauschal negieren
2. überzeugt werden, dass es ein Problem gibt
3. Gesprächsrunden ankündigen
4. Untersuchungen beschließen
5. Zusagen machen
6. Gesprächsrunden einläuten, wie das finanziert werden soll
7. Ein Gremium für die Sachtehemen benennen
...... und irgendwann ist das Kind dann in den Brunnen gefallen, weil das einfach zu viel Zeit gekostet hat.
Wie lange wußte man in Deutschland bereits, dass eine Steuerreform nötig ist?
Verschleiern, vertrösten und abzocken, solange man kann.... und am Ende den Kopf schütteln und sagen, dass man auf gewisse Dinge einfach keinen Einfluß (mehr) hat.
winkääää
(Ketzer in Ausbildung) stocksorcerer
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ingobert
11.09.2002, 11:03
@ Baldur der Ketzer
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Re: Konjunkturzahlen: irgendjemand hat massiv was an der Waffel, nur, wer? |
-->Letztens war Kerb in einer Kleinstadt bei uns in der Nähe. Die Hauptattraktion war für heutige Verhältnisse nix besonderes, imo. Fahrpreis 3 euretten, aber die Teenies standen Schlange. Wat sagste nu?
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Dieter
11.09.2002, 13:32
@ stocksorcerer
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Re: Systemfehler ;-) |
-->Also Stocksorcerer,
vor etlichen Jahren war ich mal in der Kommunalpolitik engagiert und beteiligt und habe mein Amt nach einer Periode freudig und freiwillig abgegeben mit der Erkenntnis, daß es im politischen Bereich von der Idee bis zur Umsetzung (falls man es überhaupt schafft) viel zu viel Energie und Zeit einfließt. Mit ein paar Telefonaten kann man manchmal mehr erreichen als über den Parteien/Fraktions-Hindernislauf.
Zu den Wirtschaftsprognosen: In meinem pers. Umfeld (Baubranche) sehe ich ein verzerrtes Bild. Etliche Firmen die inzwischen pleite sind und etliche Firmen, denen es ausgezeichnet geht. Inzwischen kann man feststellen, daß die Pleitewelle auch Firmen des Baunebengewerbes betrifft, die bislang kaum betroffen waren. Für mich bedeutet das nichts anderes als das die notwendige Bereinigung der Überkapazitäten bald (2003) beendet sein wird.
Gruß Dieter
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stocksorcerer
11.09.2002, 15:49
@ Dieter
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Es wird keine Erholung geben |
-->Hallo Dieter,
ich glaube nicht, dass Du richtig liegst in Sachen Erholung. Aber lassen wir das jetzt mal beiseite.
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Zu den Wirtschaftsprognosen: In meinem pers. Umfeld (Baubranche) sehe ich ein verzerrtes Bild. Etliche Firmen die inzwischen pleite sind und etliche Firmen, denen es ausgezeichnet geht.
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Ich könnte mir in diesem Punkt auch vorstellen, dass einige Baufirmen durch diverse Beziehungen (muß nicht mal öffentliche Korruption im Spiel sein) bevorteilt werden, während andere beispielsweise auf dem Zahnfleisch laufen, weil Aufträge zu spät abgerechnet werden von öffentlichen Auftraggebern oder Auftraggeber plötzlich pleite gehen.... das kennen wir ja alle und Du durch Deine Arbeit auf kommunaler Ebene ganz sicher auch.
Der Markt ist in sehr sehr vielen Brachen extrem verzerrt durch Wettbewerbsvorteile und -nachteile. Aber ein Ausdünnen in der Baubranche tut Not, was national operierende Unternehmen bzw. Betriebe angeht. Das ist klar. Gemäß der Demographie über das steigende Durchschnittsalter der Bundesbürger und der demographischen Ausdünnung der Nachkommen ist es ganz eindeutig, dass es in Deutschland in wenigen Jahren bereits sehr viel Leerstände am Immo-markt geben wird, weil die alten Menschen in Heime kommen und der zahlreiche Wohnraum für die schrumpfende Bevölkerung unattraktiv wird, weil der Mist bloß kostet, aber nichts einbringt, wenn man nicht zu den Glücklichen gehört, die noch Pächter oder Mieter haben.
Ich für meinen Teil bin froh, dass ich keine Immobilien habe, die ich selbst nicht bewohne. Anlagenobjekte in Sachen Vermietung sind in Deutschlanmd nämlich bald mit hohem Risiko nur noch Konkursbringer....
Und ich sehe keinen"Aufbruch" in 2003. Ich bin sicher, dass wir vor einer heftigen Talfahrt stehen und viele Anleger das noch immer nicht wahrhaben wollen. Wenn ich den Leerstand in unserer City sehe und das schwachsinnige Eröffnen von Friseursalons und kleinen Modegeschäften, während vieles andere pleite geht...... dann denke ich mir meinen Teil.
Die Deflation wird sich noch so was von verschärfen, aber der Otto-Normal-Bürger wird erst sehr spät realisieren, wie schlimm es wirklich steht. Zu einer weiteren Verschärfung der Lage wird es schon bald kommen. Wart´ mal ab, was bei Beginn des Irak-Krieges mit dem Ã-l passiert (Benzin, etc.) und was das für diverse Branchen und den Staat für Folgen haben wird.
Hier wurde schon oft von Konsumstreik und von Horten gesprochen. Auch beim Bruttosozialprodukt wird man sich umschauen! Das wird irgendwann in aller Munde sein! Aber bei den Politikern zuletzt.
winkääää
stocksorcerer
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stocksorcerer
11.09.2002, 16:22
@ Dieter
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Es wird keine Erholung geben |
-->Hallo Dieter,
ich glaube nicht, dass Du richtig liegst in Sachen Erholung. Aber lassen wir das jetzt mal beiseite.
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Zu den Wirtschaftsprognosen: In meinem pers. Umfeld (Baubranche) sehe ich ein verzerrtes Bild. Etliche Firmen die inzwischen pleite sind und etliche Firmen, denen es ausgezeichnet geht.
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Ich könnte mir in diesem Punkt auch vorstellen, dass einige Baufirmen durch diverse Beziehungen (muß nicht mal öffentliche Korruption im Spiel sein) bevorteilt werden, während andere beispielsweise auf dem Zahnfleisch laufen, weil Aufträge zu spät abgerechnet werden von öffentlichen Auftraggebern oder Auftraggeber plötzlich pleite gehen.... das kennen wir ja alle und Du durch Deine Arbeit auf kommunaler Ebene ganz sicher auch.
Der Markt ist in sehr sehr vielen Brachen extrem verzerrt durch Wettbewerbsvorteile und -nachteile. Aber ein Ausdünnen in der Baubranche tut Not, was national operierende Unternehmen bzw. Betriebe angeht. Das ist klar. Gemäß der Demographie über das steigende Durchschnittsalter der Bundesbürger und der demographischen Ausdünnung der Nachkommen ist es ganz eindeutig, dass es in Deutschland in wenigen Jahren bereits sehr viel Leerstände am Immo-markt geben wird, weil die alten Menschen in Heime kommen und der zahlreiche Wohnraum für die schrumpfende Bevölkerung unattraktiv wird, weil der Mist bloß kostet, aber nichts einbringt, wenn man nicht zu den Glücklichen gehört, die noch Pächter oder Mieter haben.
Ich für meinen Teil bin froh, dass ich keine Immobilien habe, die ich selbst nicht bewohne. Anlagenobjekte in Sachen Vermietung sind in Deutschlanmd nämlich bald mit hohem Risiko nur noch Konkursbringer....
Und ich sehe keinen"Aufbruch" in 2003. Ich bin sicher, dass wir vor einer heftigen Talfahrt stehen und viele Anleger das noch immer nicht wahrhaben wollen. Wenn ich den Leerstand in unserer City sehe und das schwachsinnige Eröffnen von Friseursalons und kleinen Modegeschäften, während vieles andere pleite geht...... dann denke ich mir meinen Teil.
Die Deflation wird sich noch so was von verschärfen, aber der Otto-Normal-Bürger wird erst sehr spät realisieren, wie schlimm es wirklich steht. Zu einer weiteren Verschärfung der Lage wird es schon bald kommen. Wart´ mal ab, was bei Beginn des Irak-Krieges mit dem Ã-l passiert (Benzin, etc.) und was das für diverse Branchen und den Staat für Folgen haben wird.
Hier wurde schon oft von Konsumstreik und von Horten gesprochen. Auch beim Bruttosozialprodukt wird man sich umschauen! Das wird irgendwann in aller Munde sein! Aber bei den Politikern zuletzt.
winkääää
stocksorcerer
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