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(Sperrfrist 20. September 10.00 Uhr)
"Spiegel": Bankgesellschaft versteckt Bilanz-Risiken =
Berlin (dpa/bb) - In der jüngsten Jahresbilanz der Berliner Bankgesellschaft sind nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins"Der Spiegel" erhebliche Risiken versteckt worden. Beispielsweise habe der angeschlagene Finanzkonzern seit 1998 gut eine Milliarde Euro in Investmentfonds angelegt, die auf dem Eurostoxx basieren. Zum Stichtag der Bilanz am 31. Dezember 2001 habe der Marktwert jedoch um 286 Millionen Euro unter dem Buchwert gelegen. Der"Spiegel" stützt sich dabei auf einen Prüfbericht der PwC Deutsche Revision.
Abgeschrieben worden sei der Betrag nicht, da die Bank davon ausgehe,"dass die Wertminderungen in den Eurostoxx-basierten Fonds nicht dauerhaft sind". Mittlerweile habe der europäische Blue-Chip- Index weitere 34 Prozent verloren, eine Wertminderung von rund 300 Millionen Euro. Die Bank sehe aber noch immer keine Notwendigkeit, die Summe abzuschreiben. Der"Spiegel" zitiert eine Unternehmenssprecherin lediglich mit den Worten, die Bankgesellschaft werde den Posten"beobachten".
Auch im Geschäft mit Privatkunden seien die Risiken"eher versteckt" ausgewiesen worden. Die Vorsorge liege hier mit einer angenommenen Ausfallquote von 4,74 Prozent trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage"auf niedrigem Niveau", so die Prüfer. Außerdem würden auch die 125 Beteiligungen des Konzerns zu hoch bewertet. Die Berliner Bankgesellschaft war durch riskante Immobilien-Geschäfte an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Derzeit bemüht sich der rot-rote Senat, den mehrheitlich landeseigenen Finanzkonzern an zwei Investorengruppen aus den USA zu verkaufen.
dpa/bb cs yybb bn
200931 Sep 02
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-->vielleicht hätte man die Bankges. einfach mal den Bach runtergehen lassen sollen. Mit den 21 Mrd. Euro hätten Sie immerhin einen Grund gehabt, den das Volk schluckt und wo es nicht in Panik ausbricht. Für die kleinen hätte ja genug Geld vorhanden sein müssen.
Es wär ein Ruck, aber keine Panik durch Land gegangen.
Bankgesllschaft Berlin: seit mind. 1997 war vieles bekannt!
ARD / SFB Kontraste Die Themen vom 22.August 2002
www.kontraste.de
Unseriöse Wirtschaftsprüfer - Milliardenschäden für die Wirtschaft
AUTOREN: Ursel Sieber, Mathew D. Rose und Olaf Jahn
Der Wirtschaftskrimi: Enron. MCI World Com. Xerox.: Große, renommierte Konzerne in den USA manipulierten ihre Bilanzen. Betrogene Aktionäre, verhaftete Manager. Ihre Komplizen waren Wirtschaftsprüfer!
Raubtierkapitalismus in den USA. Wir führen Sie jetzt nach Berlin. Hier gab es den größten Bankenskandal der Republik. Wir haben mehrfach berichtet. Auch hier wurden Zahlen geschönt. Und auch hier hatte die Bank Komplizen.
Ein Zeuge geht jetzt für Kontraste zum ersten Mal an die Ã-ffentlichkeit. Olaf Jahn, Matthew D. Rose und Ursel Sieber decken den Skandal auf.
Das Ende eines amerikanischer Traums. Großkonzerne unter Verdacht: MCI Worldcom, Enron, Xerox. Manager in Handschellen. Der Vorwurf: Bilanzbetrug. Geschredderte Akten. Mitgemacht haben teilweise Wirtschaftsprüfer. Der Vorwurf ebenfalls: Manipulation von Bilanzen.
Deutschland: Große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Zwielicht: KPMG, Price Waterhouse Cooper oder die BDO. Eigentlich müssten sie die Bilanzen großer Konzerne unabhängig prüfen. Doch die Prüfgesellschaften leben von den Aufträgen der Großkonzerne. Die Gefahr: Kumpanei, Gefälligkeitstestate.
Berlin. Eine Stadt vor dem Ruin. Die landeseigene Bank: verwickelt in den größten Bankenskandal Deutschlands. Unfaßbar: Immobilienrisiken über 21 Milliarden Euro muß das Land absichern. Haben hochdotierte Wirtschaftsprüfer windige Geschäfte der Bankgesellschaft Berlin über Jahre gedeckt?
Die Antwort finden wir in Frankfurt bei den Rechtsanwälten von Clifford Chance Pünder. Sie suchen für die Bankgesellschaft nach Schuldigen der Bankenaffäre. Und sie finden ein hochbrisantes Dokument: Diesen vertraulichen"Bericht einer Sonderprüfung" - über die Risiken der Immobilienfonds der Bank. Den entscheidenden Beleg für die Mitverantwortung der Wirtschaftsprüfer, datiert vom 24. Juli 1997.
In Hannover finden wir den Autor dieses Berichts: Achim Walther. Sonderprüfer. Kronzeuge für Bilanzverstöße innerhalb der Bankgesellschaft Berlin. Für KONTRASTE äußert er sich erstmals seit fünf Jahren öffentlich. Die Initiative für die Sonderprüfung ging damals von ganz oben aus. Ein Topmanager aus dem Bankkonzern rief ihn an.
Achim Walther, Wirtschaftsprüfer:
"Er fragte mich, ob ich für ihn einmal die Risiken der Immobilienfonds der Bank prüfen würde, er kenne meine Arbeitsweise und er würde Wert darauf legen, dass ein Außenstehender, Unabhängiger sich einmal mit diesen Problemen befaßt."
Walther prüft die Immobilienfonds der Banktochter IBG. Milliardenschwere Fonds mit Wohnungen, Einkaufszentren, Plattenbauten. Fonds, in denen Anlegern Mieten für 25 Jahre garantiert sind. Walther entdeckt enorme Risiken für die Bank. Und noch etwas entdeckt er: Die Risiken sind falsch berechnet, im Ergebnis: geschönt.
Achim Walther, Wirtschaftsprüfer:
"Mein Ergebnis aus der Prüfung war, dass die Bank durch ihre Garantien den Fonds gegenüber so hohe Risiken eingegangen ist, dass sie sie auf Dauer möglicherweise nicht tragen kann. Zweitens die Organisation nicht darauf ausgerichtet war, diese Risiken rechnerisch zu erfassen und als Schlußfolgerung daraus die Konsequenz, dass die Abschlüsse der IBG nicht hätten testiert werden dürfen."
Testiert, also die Richtigkeit der Bilanz bestätigt, hat diese große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die BDO. Jahresumsatz 2 Milliarden US-Dollar weltweit. Die BDO soll kontrollieren, ob die Zahlen bei der Banktocher IBG stimmen.
Die Berliner Niederlassung des BDO am Kurfürstendamm: Am 2. Juni 1997 kommt Sonderprüfer Achim Walther hierher. Er trägt den offiziellen Wirtschaftsprüfern die Ergebnisse seiner Sonderprüfung persönlich vor. Denn er ist davon überzeugt, das Zahlenwerk der Banktochter sei falsch.
Im Oktober 1997 dann die entscheidende Besprechung. Hier wird über Walthers Sonderprüfung beraten. Mit am Tisch: der Auftraggeber und der Wirtschaftsprüfer von BDO. Walthers Warnungen stören aber nur.
Achim Walther, Wirtschaftsprüfer:
"Man hatte den Wunsch, dass ich die kritischen Passagen in diesem Bericht verändere. Da es dafür aus meiner Sicht keine durchschlagenden Argumente gab, habe ich gesagt, der Bericht bleibt so."
Fünf Tage später. Walter bekommt Post. Von seinem Auftraggeber. Er habe den Prüfauftrag offenbar falsch verstanden, heißt es in dem Brief und weiter:
"Wir erlauben uns daher, Sie mit sofortiger Wirkung vom Prüfungsauftrag zu entbinden."
Die Bank bezahlt zwar Walthers Sonderprüfung auf Heller und Pfennig. Aber sein Bericht verschwindet und die Bankmanager machen weiter. Neue, immer größere Immobilienfonds kommen auf den Markt. Auch die zuständige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO ignoriert die Warnungen von Walther. Der Prüfer von der BDO bescheinigt: Alles sei korrekt. Bis die Bank vor der Pleite steht.
Achim Walther, Wirtschaftsprüfer:
"Hätte er die Abschlüsse nicht in dieser Weise genehmigt, dann wäre das innerhalb des Konzerns ein derartiger Eklat gewesen, dass die Aufsichtsgremien des Konzerns wesentlich früher auf die Mißstände in diesem Wirtschaftsbereich aufmerksam gemacht worden wären und eindeutigen Handlungsbedarf erkannt hätten."
Schwere Vorwürfe gegen die verantwortliche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Eine der führenden Prüfgesellschaften weltweit. Wir lassen den Walther-Bericht von einem unabhängigen Experten bewerten: Hans-Peter Schwintowski ist Professor für Wirtschaftsrecht an der Humboldt-Universität Berlin.
Prof. Hans-Peter Schwintowski, Humboldt-Universität Berlin:
"Zunächst einmal hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf der Grundlage des Walther-Berichts gewußt, dass sie etwas falsches, etwas unrichtiges bestätigt, also testiert hat. Das hätte nicht passieren dürfen. Nach meiner Meinung ist damt auch zugleich der Straftatbestand des Bilanzbetruges erfüllt. Und darüber hinaus nach meiner Einschätzung auch ein Schadensersatzanspruch in vollem Umfang gegeben, weil man vorsätzlich gehandelt hat."
Als die landeseigene Bankgesellschaft Berlin vor dem finanziellen Kollaps steht, informiert Walther die Politiker des Landes Berlin. Zuerst Eberhard Diepgen, CDU, den damals noch regierenden Bürgermeister. Ihm schreibt Walther im März 2001:
"Es ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Mit hohen Schadensersatzforderungen für Berlin."
Dann bekommt Berlin eine neue Regierung mit Klaus Wowereit von der SPD an der Spitze. Achim Walther schreibt Ende 2001 auch dem neuen Landesvater Klaus Wowereit, dass:
"...teilweise vorsätzlich, teilweise fahrlässig falsche Jahresabschlüsse testiert worden sind".
Doch Eberhard Diepgen hat nicht geantwortet und auch Klaus Wowereit nicht.
Achim Walther, Wirtschaftsprüfer:
"Es gibt ein unausgesprochenes Einvernehmen meine ich zwischen den Entscheidungsträgern in Berlin, sich mit den Hintergründen der Affäre möglichst wenig zu befassen."
Prof. Hans-Peter Schwintowski, Humboldt-Universität Berlin:
"Es ist für mich schon ziemlich überraschend, dass weder Herr Diepgen noch Herr Wowereit, trotz der Informationen, die sie hatten, nichts gegen die Prüfgesellschaften unternommen haben, sie nicht versucht haben, sie verantwortlich zu machen. Das unterscheidet diesen Fall auch von der Art und Weise, wie man in Amerika damit umgeht, wo ja offensiv versucht wird durch die Regierung, gegen die Prüfgesellschaften vorzugehen."
Manager in Handschellen. In den USA haben Bilanzfälschungen Konsequenzen.
Manchmal sind die USA uns ja einfach nur voraus. Die BDO wollte keine Stellung nehmen. Der neue Vorstand der Berliner Bankgesellschaft hat aber inzwischen den Staatsanwalt eingeschaltet.
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