kizkalesi
03.10.2002, 17:50 |
Zum Tag der Deutschen: So schätzt man uns ein! Prost! Thread gesperrt |
-->eine Sammlung von Einschätzungen des angeblich so 'kautzigen Deutschen', gefunden in der RP. Ist ganz aufschlussreich.
aws
ma
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Was sind die Deutschen? Wer sind sie? Wie sind sie? Dichter und Denker, Politiker und Analytiker haben sich an Beschreibungen versucht. Das Kaleidoskop der Sprüche ergibt ein widersprüchlich-erhellendes Bild.
Von GREGOR MAYNTZ
Schon in der Antike ließ sich ahnen, wozu die Nachnachfahren der Germanen fähig sein würden. Tacitus jedenfalls meinte:
Der Germane ist hartnäckig, auch im Schlechten. Er selbst nennt es Treue.
Doch bevor aus den germanischen Stämmen Deutsche mit föderalem Staatswesen werden konnten, verzweifelten viele an der feudalistischen Kleinstaaterei, wie Heine 1843:
Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Auch die später für imperialistischen Größenwahn missbrauchte Zeile aus der Nationalhymmne
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt
meinte ursprünglich 1841 bei Hoffmann von Fallersleben die Sehnsucht, dass sich die Deutschen endlich in einer gemeinsamen Ordnung zusammen finden mögen. Selbst das am meisten für die NS-Propaganda als Forderung gebrauchte Wort
am deutschen Wesen soll die Welt genesen
klang in der Originalfassung des Dichters Emanuel Geibel (1815-1884) nur als frommer Wunsch zur Vereinigung der deutschen Länder:"Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen." Weniger militaristische als vielmehr europäisch-solidarische Wurzeln hat der oft zitierte Befehl
Germans to the front!
Der britische Admiral Seymor sprach ihn am 22. Juni 1900 und beorderte damit vier deutsche Kompanien in die vorderste Linie, wo sie ihre Verbündeten im Kampf gegen den chinesischen Boxeraufstand unterstützten. Kein Alleingang also. Der kam ab 1939 in gigantisch übersteigerter Form in Hitlers rassenverblendetem Griff nach der Weltmacht und führte zu einem letztlich völlig anderen Verständnis der zitierten Worte - und zu einer Verhaltensänderung. Churchill brachte es auf den Punkt:
Die Deutschen - man hat sie entweder an der Gurgel oder zu Füßen
Der Deutsche war zutiefst irritiert, oder wie Adenauer meinte:
Die Deutschen sind wankelmütig und unausgeglichen.
Und ihre Fähigkeit zur Selbsterkenntnis über die wahren Zusammenhänge der Schuld scheint traditionell begrenzt zu sein, wie es Tucholsky schon beschrieb:
Wenn der Deutsche hinfällt, dann steht er nicht auf, sondern er schaut, wer schadenersatzpflichtig ist.
In überspitzer Form fasste in dieser Hinsicht der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex Defizite in der Auseinandersetzung mit dem Mord an Millionen Menschen im deutschen Namen zusammen:
Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
Andre Glucksmann kam die moralisierende Zurückhaltung der Deutschen wie das Verhalten Oskar Matzeraths in der"Blechtrommel" vor:
Der kleine, wilde Trommler kreischt bei jeder Ungerechtigkeit auf der Welt hysterisch los, weigert sich aber standhaft, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
Dabei war es doch eigentlich das, was Europa von Deutschland erwartete und einer von angeblich drei Anliegen für die Gründung der Nato, wie der früheren Nato-Generalsekretär Lord Ismay beschrieb:
Keep the Russians out, the Americans in and the Germans down.
Das Sinnieren und Lamentieren mag den Deutschen entgegen gekommen zu sein, schon Hebbel befand:
Das Wort Wenn ist das deutscheste aller deutschen Worte.
Oder, um es noch einmal mit Tucholsky zu sagen:
Auch wenn ein Deutscher nichts hat, Bedenken hat er.
Vor allem amerikanische Politiker fanden dafür zwei Worte:
German Angst
und umschrieben damit den Hang der Deutschen, sich unendlich Gedanken zu machen, statt mit Augenmaß auf die Realität zu reagieren. Ähnliche Empfindungen hatte Schopenhauer:
Der eigentliche Fehler der Deutschen ist, dass sie, was vor ihren Füßen liegt, in den Wolken suchen.
Und sie neigen dabei zu übersteigerten Ansprüchen, sah Jean Cocteau:
Amerika ist Amerika. Deutschland aber will Deutschland und außerdem Amerika sein.
Dabei tun sie sich unendlich leid, wie Firmenchef Erich Lejeune vermerkte:
Die zweite Volkssprache in Deutschland ist immer noch Jammern und nicht Englisch.
Das einzig Tröstliche ist ein (freilich zweifelhaf}er) Selbstschutz, den Klaus Kinkel entdeckt hat:
Der Deutsche misstraut allem Fremden, es sei denn, es lässt sich trinken.
Na denn Prost auf den Tag der Deutschen!
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Der Husky
03.10.2002, 18:13
@ kizkalesi
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Dein zitierter Heinrich Heine hieß in Wirklichkeit.... |
-->Chaim Bückeberg. Und seine Gedichte wie zB.Denk ich an Dt. in der Nacht.... kriegen mit diesem Wissen einen komischen Geschmack, zumindest für mich.
Der Husky!
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HB
03.10.2002, 18:18
@ Der Husky
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Nachschlach |
-->Noch ein paar Bösartigkeiten über die Deutschen:
<ul> ~ Wer klickt ist selber schuld ;-)</ul>
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Jochen
03.10.2002, 18:59
@ Der Husky
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Re: Dein zitierter Heinrich Heine hieß in Wirklichkeit.... |
-->>Chaim Bückeberg.
Und? Was sagt uns das?
> Und seine Gedichte wie zB.Denk ich an Dt. in der Nacht.... kriegen mit diesem Wissen einen komischen Geschmack, zumindest für mich.
Hast du es schon gelesen?
Jochen
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Euklid
03.10.2002, 20:06
@ kizkalesi
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Re: Zum Tag der Deutschen: So schätzt man uns ein! Prost! |
-->>eine Sammlung von Einschätzungen des angeblich so 'kautzigen Deutschen', gefunden in der RP. Ist ganz aufschlussreich.
>aws
>ma
>--------------------------------- >
>Was sind die Deutschen? Wer sind sie? Wie sind sie? Dichter und Denker, Politiker und Analytiker haben sich an Beschreibungen versucht. Das Kaleidoskop der Sprüche ergibt ein widersprüchlich-erhellendes Bild.
> >
>Von GREGOR MAYNTZ
>Schon in der Antike ließ sich ahnen, wozu die Nachnachfahren der Germanen fähig sein würden. Tacitus jedenfalls meinte:
>Der Germane ist hartnäckig, auch im Schlechten. Er selbst nennt es Treue.
>Doch bevor aus den germanischen Stämmen Deutsche mit föderalem Staatswesen werden konnten, verzweifelten viele an der feudalistischen Kleinstaaterei, wie Heine 1843:
>Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
>Auch die später für imperialistischen Größenwahn missbrauchte Zeile aus der Nationalhymmne
>Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt
>meinte ursprünglich 1841 bei Hoffmann von Fallersleben die Sehnsucht, dass sich die Deutschen endlich in einer gemeinsamen Ordnung zusammen finden mögen. Selbst das am meisten für die NS-Propaganda als Forderung gebrauchte Wort
>am deutschen Wesen soll die Welt genesen
>klang in der Originalfassung des Dichters Emanuel Geibel (1815-1884) nur als frommer Wunsch zur Vereinigung der deutschen Länder:"Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen." Weniger militaristische als vielmehr europäisch-solidarische Wurzeln hat der oft zitierte Befehl
>Germans to the front!
>Der britische Admiral Seymor sprach ihn am 22. Juni 1900 und beorderte damit vier deutsche Kompanien in die vorderste Linie, wo sie ihre Verbündeten im Kampf gegen den chinesischen Boxeraufstand unterstützten. Kein Alleingang also. Der kam ab 1939 in gigantisch übersteigerter Form in Hitlers rassenverblendetem Griff nach der Weltmacht und führte zu einem letztlich völlig anderen Verständnis der zitierten Worte - und zu einer Verhaltensänderung. Churchill brachte es auf den Punkt:
>Die Deutschen - man hat sie entweder an der Gurgel oder zu Füßen
>Der Deutsche war zutiefst irritiert, oder wie Adenauer meinte:
>Die Deutschen sind wankelmütig und unausgeglichen.
>Und ihre Fähigkeit zur Selbsterkenntnis über die wahren Zusammenhänge der Schuld scheint traditionell begrenzt zu sein, wie es Tucholsky schon beschrieb:
>Wenn der Deutsche hinfällt, dann steht er nicht auf, sondern er schaut, wer schadenersatzpflichtig ist.
>In überspitzer Form fasste in dieser Hinsicht der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex Defizite in der Auseinandersetzung mit dem Mord an Millionen Menschen im deutschen Namen zusammen:
>Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
>Andre Glucksmann kam die moralisierende Zurückhaltung der Deutschen wie das Verhalten Oskar Matzeraths in der"Blechtrommel" vor:
>Der kleine, wilde Trommler kreischt bei jeder Ungerechtigkeit auf der Welt hysterisch los, weigert sich aber standhaft, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
>Dabei war es doch eigentlich das, was Europa von Deutschland erwartete und einer von angeblich drei Anliegen für die Gründung der Nato, wie der früheren Nato-Generalsekretär Lord Ismay beschrieb:
>Keep the Russians out, the Americans in and the Germans down.
>Das Sinnieren und Lamentieren mag den Deutschen entgegen gekommen zu sein, schon Hebbel befand:
>Das Wort Wenn ist das deutscheste aller deutschen Worte.
>Oder, um es noch einmal mit Tucholsky zu sagen:
>Auch wenn ein Deutscher nichts hat, Bedenken hat er.
>Vor allem amerikanische Politiker fanden dafür zwei Worte:
>German Angst
>und umschrieben damit den Hang der Deutschen, sich unendlich Gedanken zu machen, statt mit Augenmaß auf die Realität zu reagieren. Ähnliche Empfindungen hatte Schopenhauer:
>Der eigentliche Fehler der Deutschen ist, dass sie, was vor ihren Füßen liegt, in den Wolken suchen.
>Und sie neigen dabei zu übersteigerten Ansprüchen, sah Jean Cocteau:
>Amerika ist Amerika. Deutschland aber will Deutschland und außerdem Amerika sein.
>Dabei tun sie sich unendlich leid, wie Firmenchef Erich Lejeune vermerkte:
>Die zweite Volkssprache in Deutschland ist immer noch Jammern und nicht Englisch.
>Das einzig Tröstliche ist ein (freilich zweifelhaf}er) Selbstschutz, den Klaus Kinkel entdeckt hat:
>Der Deutsche misstraut allem Fremden, es sei denn, es lässt sich trinken.
>Na denn Prost auf den Tag der Deutschen! >
Na ja zur Abwechslung auch ein Negativ-Klischee.Muß ja auch mal sein und ist gar nicht besonders schlimm.
Dies gibt es auch bei anderen Völkern.
Und dann gibt es ja auch noch das Positiv-Klischee.
Gruß EUKLID
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nereus
03.10.2002, 20:19
@ kizkalesi
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Re: Zum Tag der Deutschen: So schätzt man uns ein! Prost! - nicht verzagen ;-) |
-->Hallo kizkalesi!
Du schreibst: Doch bevor aus den germanischen Stämmen Deutsche mit föderalem Staatswesen werden konnten, verzweifelten viele an der feudalistischen Kleinstaaterei, wie Heine 1843:"Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht."
Der gute Heine hat sich Gedanken um seine Mutter gemacht die er schon 10 oder 12 Jahre nicht gesehen hatte. Daher seine Sorge.
Um das Land selbst war ihm garnicht bang, ganz im Gegenteil.
Er war fest davon überzeugt das Deutschland seinen Weg gehen wird.
Das kann man im selbigen Gedicht ein paar Zeilen weiter auch lesen.
Ein großer deutscher Dichter jüdischen Glaubens war stolz auf sein Heimatland.
Ach waren das noch Zeiten!
Dafür gibt es jetzt eine la-ola.. [img][/img]
mfG
nereus
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silvereagle
03.10.2002, 20:26
@ Euklid
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Du sagst es, EUKLID,... |
-->... Zum Tag der"Deutschen": Ein ganzer Turm voller Klischees.
Was will man an so einem Tag auch anderes erwarten... ;-)
Gruß, silvereagle
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