-->Typischer Ablauf bei Banken- und Finanzkrisen:
Erst ein"Bankfeiertag" (auch mitten in der Woche), dann drei, dann die ganze Woche,
am Ende dann meist katastrophales.
Anbei einige Lesefrüchte hierzu:
Bricht aus Ecuador
http://salsatecas.de/x/chris/kirsi.htm
.... So, und jetzt zu den Ereignissen der letzten Wochen hier in Ecuador: Ca. vor einem Monat kam es hier zu einer dramatischen Benzin-Knappheit, da die staatliche Ã-l-Gesellschaft eine Chemikalie, die zur Herstellung des Benzins notwendig ist, zu spät bestellt hat. So waren wir ca. eine Woche ohne normales Benzin und über drei Wochen ohne bleifreies Benzin. Hinzu kam, daß die Situation vieler lokaler Banken immer prekärer wurde, da aufgrund der unsicheren politischen Situation (der Kongreß, in dem die Regierung nur 32% der Stimmen besitzt, hat die Reformvorschläge der Regierung immer blockiert, wodurch keine neuen Gesetze verabschiedet und keine Reforme durchgeführt werden konnten und alle Probleme des Landes ungelöst blieben) die lokalen Banken immer weniger Kredite der internationalen Großbanken erhielten. So, eines schönen Sonntagabends hat der Präsident beschlossen, einen"Bankfeiertag" zu erklären, was bedeutete, daß alle Banken am nächsten Tag geschlossen blieben.
Nach hitzigen Beratungen wurden diese Ferien nochmals um zwei Tage verlängert und blieben schließlich eine ganze Woche zu, da Ende der Woche ein zweitägiger Generalstreik angesagt wurde und die Regierung diese Tage zu allgemeinen Feiertagen erklärte um einerseits zu verhindern, daß die Leute von der Arbeit schwänzen um zu demonstrieren (die Leute hier sind meistens so faul, daß die an freien Tagen nicht streiken) und andererseits, daß Unbeteiligte durch Tränengas, Demonstranten etc. gefährdet werden. Der Hintergrund dieser"Ferien" war, daß mal wieder zwei Banken in Schwierigkeiten geraten waren, darunter auch die zweitgrößte Bank des Landes. Ende der Woche hat der Präsident denn einen Ausnahmezustand erklärt und entsprechende wirtschaftliche Maßnahmen per Dekret erlassen. Um der in Schwierigkeiten geratenen Banken zu helfen, hat er angeordnet, daß die Einlagen auf Kontokorrent- und Sparkonten zu Hälfte für sechs Monate bzw. ein Jahr"eingefroren" werden, d.h. nicht abgezogen werden können. Hiervon blieben unberührt nur diejenigen Personen, deren Guthaben nicht über 2 Mio. sucres auf dem laufenden Konto und fünf Mio. auf den Sparkonten überstiegen (also wirklich nur die ganz kleinen Leute). Festgelder und Dollar-Einlagen über US$ 500 wurden ebenfalls fúr ein Jahr eingefroren. Außerdem, um dem Staat mehr Einnahmen zu sichern, hat er ein neues Steuerpaket zum Kongreß geschickt, das die Erhöhung der MwST, eine Steuer für Luxusautos sowie auch andere unbeliebte Maßnahmen vorsah. Um dieses Mal sicherzustellen, daß das Paket nicht einfach abgeleht wurde, wie die vorherigen Male, hat der Präsident die Benzinpreise um ca. 165% erhöht, bis der Kongreß das neue Steuerpaket verabschiedet wird. Da kannst Du Dir vorstellen, was los war!!! Am nächsten Montag, wo die Streiks eigentlich vorbei sein sollten, haben die Taxifahrer die Straßen blockiert, um gegen die Benzinpreiserhöhung zu protestieren. In den nächsten zwei Tagen haben sich die Busfahrer der Aktion angeschlossen, und zumindest Quito und die Interprovinziellen Straßen blieben vollkommen blockiert. Für uns war das nicht so schlimm, da wir ja einen Arbeitsweg von nur ca. 2 km haben, aber z.B. mein Chef, der im Tal wohnt, mußte an einem Tag von zuhause aus arbeiten und am nächsten Tag ist er die läppischen 12 km zu Fuß marschiert... Tja, und die Einlageneinfrierung hat zumindestens der zweitgrößten Bank des Landes nicht lange geholfen, die haben nämlich vor einer Woche die Türen geschlossen, und jetzt wird analysiert, was gemacht werden kann. Es kommen immer wieder neue Skandale ans Tageslicht.
Der Präsident läßt sich überhaupt nicht mehr blicken (es wird getratscht, daß er krank ist) und verschiedene Interessengruppen an der Küste fordern ein unabhängiges Guayaquil. Zumindest wird der Kongreß das Steuerpaket höchstwahrscheinlich verabschieden, aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Jedenfalls steht schon fest, daß die Einkommenssteuer wieder eingeführt wird, die Steuer auf Kapitalverkehr, die Ende letzten Jahres eingeführt wurde, wird jedoch nicht aufgehoben, sondern bleibt ebenfalls weiterbestehen. Der Sucre hat dem Dollar gegenüber kräftig an Wert verloren (1 Dollar = ca. 11.000 Sucres) und die Inflation ist horrend.
Ja, so sieht es hier aus. Zur Zeit kann man wenig machen, nur abwarten eigentlich. Ich habe leider nicht mehr viel Zeit, da ich ja auch noch arbeiten muß. So als Anekdote beiseite, wir haben heute unsere Gehälter bekommen, in BAR, damit wir nicht alles in die Bank einzahlen müssen, für den Fall, daß weitere Banken"fallen". Da alle Leute jetzt so viel Geld wie möglich zuhause haben und nicht in der Bank, gibt es einen akuten Bargeldmangel auf dem Markt und so wurden wir in 10.0000Sucres-Scheinen bezahlt. Stell' Dir mal den Geldstapel vor...
22.-28.April Bankfeiertag in Argentinien
Brief aus Argentinien:
http://www.christus-koenig.com/ueberbl/aktuell/marie_6.htm
Liebe Gemeinde!
Viele liebe Grüße aus Santiago del Estero. Gerne würde ich über gute Neuigkeiten berichten, aber die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich weiterhin. Erst heute Morgen in der Zeitung haben sie einen Artikel über die Inflation im Monat April gebracht. Diese beträgt 10,4%, die Inflation in den 5 Monaten des Jahres 2002 beträgt bis jetzt 21,4% und Experten sagen eine Inflation von 45 % in diesem Jahr voraus. Dies sind sehr deprimierende Aussichten. Die Bevölkerung bekommt diese Inflation vor allem in der erneuten Preissteigerung zu spüren, ein paar Beispiele: das Ã-l hatte im Monat April eine Preissteigerung von 28,2%, im ganzen Jahr von 135,7%, das Mehl im Monat April eine Steigerung von 24,2%, im gesamten Jahr stieg der Preis um 121,6%. Insgesamt haben wir eine durchschnittliche Preissteigerung von 26,5 % auf Lebensmittel. Diese Preissteigerung geht natürlich zu Lasten der Bevölkerung. Immer wieder berichten mir die verschiedensten Familien, wie schwer es ist, heute die recht großen Familien zu ernähren. Der Staat hat das Projekt"Bolso economico" gestartet. Dies ist ein Beutel von Lebensmittel, der Mehl, Zucker, Ã-l, Matetee, Polenta, Salz und andere Lebensmittel enthält. Dieser wird zum Einheitspreis von 3 Pesos (5 Artikel) und 7 Pesos( 10 Artikel) in den Supermärkten verkauft. Auch das Benzin ist teuer geworden. Es kommt wieder zu verstärkten Protesten, vor allem in Buenos Aires, denn die Gehälter sind schon seit 3 Jahren nicht erhöht worden. Gewalt steht immer mehr auf der Tagesordnung und so wird täglich im Fernsehen über Raubüberfälle, gewalttätige Ausschreitungen, Polizistenmorde und Sachbeschädigung berichtet. Auch in Santiago herrscht eine düstere Stimmung. Zwar gibt es hier keine Proteste, dennoch kommt es zu mehr und mehr Überfällen. Erst kürzlich wurde eine private kirchliche Schule überfallen.
Zudem hatten wir in der Woche vom 22.-28.April Bankfeiertag, das heißt die Banken hatten alle geschlossen, in den Geldautomaten war kein Geld und die Wechselstuben wechselten keine Dollar. Man konnte also nicht an sein gespartes Geld herankommen. Mit diesem Bankfeiertag sollte die Hyper-Inflation unterdrückt werden, sehr erfolgreich war das ganze allerdings nicht. Allein in der Hinsicht, dass man den Leuten den Sinn dieses Vorganges nicht gut erklärt hatte und diese dann in voller Panik versuchten nach dem Bankfeiertag größere Mengen von Geld abzuheben. Dazu kommt die ständig wachsende Wut auf den sogenannten"Corralito". Dies ist eine wirtschaftliche Maßnahme, die noch aus der Regierungszeit des Präsidenten de la Rua übriggeblieben ist. Er ließ das Geld, dass die Privatanleger in Dollar auf ihren Konten hatten, einfrieren und seither kann die gesamte argentinische Bevölkerung in der Woche nur noch 300 Pesos abheben. Viel Menschen protestieren gegen den"Corralito", der eigentlich nur eine mehrwöchige Übergangslösung sein sollte, da sie nicht an größere Mengen ihres Geldes herankommen und ihr gesamtes Guthaben von Dollar zu einem festen Kurs in Pesos umgewechselt wurde.
Ich will euch aber nicht nur über traurige wirtschaftliche Tatsachen berichten. Mein Projekt geht, Gott sei Dank, wieder etwas aufwärts. Wir haben Unterstützung von 2 weiteren argentinischen Jugendlichen bekommen und bilden somit ein sehr gutes und dynamisches Viererteam. Auch bei einigen meiner Schüler lassen sich dann und wann Fortschritte bemerken und ich habe die Initiative gestartet, die Kinder behördlich melden zu lassen, die bis jetzt keinen Pass haben. Ich arbeite mit dem Büro für Kinderrechte der Stadt Santiago del Estero zusammen, die mir mit dem Papierkram helfen. Hoffentlich spielen auch die Eltern dieser Kinder mit, denn von ihnen hängt schließlich die Entscheidung ab, und ohne ihre Unterschrift können wir nichts machen.
Außerdem bereiten wir uns auf das Patronatsfest vor, das am nächsten Wochenende stattfindet. Normalerweise feiert man 3 Tage am Stück, aber dieses Jahr wird dies aus finanziellen Gründen wohl nicht sein können.
Aber bald werde ich euch mehr berichten können.
Hasta pronto y muchos saludos cordiales
Marie
13. Juli 1931 in Deutschland
http://www.weltpolitik.net/sachgebiete/wirtschaft/article/937.html
Der Zusammenbruch des Zweiten Goldstandards
Ã-sterreich war das erste europäische Land, das den Goldstandard aufhob. Wie bereits erwähnt, kam es Anfang der 1930er Jahre zu einer Reihe von Bankenkrisen, wobei Ã-sterreich als erstes europäisches Land betroffen war. Da die Wiener Banken extensive Kredite an den industriellen Sektor vergeben hatten, waren sie vom Zusammenbruch der industriellen Produktion und dem damit einhergehenden Ausbleiben der Bedienung dieser Kredite durch ihre Schuldner besonders hart getroffen. Auch hatte Ã-sterreich kurzfristige Kredite im Ausland in Höhe von 150 Millionen Dollar aufgenommen, wobei sich ein großer Teil dieser Schulden in liquiden Depositen bei den Wiener Banken befand. Insbesondere Ã-sterreichs größte Depositenbank, die Creditanstalt für Handel und Gewerbe, war hart getroffen. So waren ihre Verbindlichkeiten größer als das Budget der österreichischen Regierung. Im Mai 1931 musste die Creditanstalt eingestehen, dass faule Kredite ihr gesamtes Kapital aufgezehrt hatten. Dies führte zu einer Bankpanik. Die Einleger konnten jedoch auch nicht durch das Eingreifen des Staates beruhigt werden. Es war klar, dass die Bereitstellung von Liquidität durch die Zentralbank den Regeln des Goldstandards widersprach. Gleichzeitig war deutlich, dass weder Frankreich noch England als Lender of Last Resort aktiv werden würden, da Ã-sterreich und Deutschland gegen den Versailler Vertrag verstoßen hatten, indem sie Gespräche über die Bildung einer Zollunion geführt hatten. Dies unterminierte die internationale Solidarität weiter. Die österreichische Zentralbank erhöhte Ende Mai den Notenumlauf um 25%, was jedoch zu einem Abfluss der Devisenreserven führte. Demzufolge erwarteten die Anleger eine Abwertung des Schillings und befürchteten die Aufhebung der Konvertibilität. Dies führte zu einer Kapitalflucht. Um sein Bankensystem zu verteidigen, hob Ã-sterreich den Goldstandard auf, führte jedoch Devisenkontrollen ein, um eine Abwertung des Schillings zu verhindern. Im September wurde die Devisenbewirtschaftung offiziell bestätigt.
Da die Creditanstalt eine Mehrheitsbeteiligung an der größten Bank Ungarns besaß, breitete sich die Bankenkrise von Ã-sterreich nach Ungarn aus. Folglich zogen die Anleger ihr Kapital ab, so dass die Bankenkrise auch hier letztendlich zur Aufhebung des Goldstandards führte.
Auch Deutschland war von der Krise betroffen. Wie die österreichischen Banken waren die deutschen Banken eng mit der Industrie verbunden. Dementsprechend litten auch sie unter dem Zusammenbruch der industriellen Produktion. Die Geschäftskredite und die Reparationen konnten daher nicht mehr bedient werden. Aufgrund der Ähnlichkeit zum österreichischen Bankensystem ging des Weiteren das Vertrauen in das deutsche Bankensystem verloren, und Anleger begannen ihr Kapital aus Deutschland abzuziehen. Versorgte die Reichsbank die Banken anfänglich noch mit Liquidität, ließ sich dies langfristig nicht fortführen. So stand die Reichsbank schwindenden Reserven gegenüber: Im Juni 1931 war der Anteil von Gold an den Reserven auf den gesetzlichen Mindestreserveanteil von 40% gesunken, während im Mai 1931 Gold noch über 50% der Reserven betragen hatte. Um den Goldstandard zu verteidigen, schränkte die Reichsbank ihre Kredite an die Banken ein. Die Konsequenz war, wie man hätte absehen können, eine Bankenkrise. Als Folge der Bankenkrise wurde am 13. Juli ein Bankfeiertag einberufen. Danach wurde in Deutschland die Devisenbewirtschaftung eingeführt. Die Konvertibilität der deutschen Währung wurde aufgehoben. Durch die Aufhebung des Goldstandards konnte fortan eine lockerere Geldpolitik verfolgt werden.
Der Reichsmark folgte bald das Pfund Sterling. Zwar waren die englischen Banken vom Zusammenbruch der industriellen Produktion weitestgehend weniger betroffen als die Banken in Ã-sterreich und Deutschland, da sie keine engen Kontakte zur Industrie pflegten, doch gerieten mehrere Handelsbanken in Schwierigkeiten. Die finanziellen Verbindlichkeiten der Bank von England überstiegen ihre liquiden Reserven bei weitem. Während dies bei Banken an sich nichts Unübliches ist, führte es in dieser Situation zu einer wachsenden Panik. Auch hatte England bereits seit 1925, also seit der Einführung des Goldstandards, mit dem Abfluss seiner Reserven zu kämpfen. Die Goldabflüsse wurden durch Einnahmen aus Zinsen und Dividenden auf Auslandsinvestitionen, Einkünften aus dem Tourismus, und Erträgen aus Schiffsfracht-, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen durch den Staat gegenfinanziert. Diese Einkünfte nahmen jedoch Anfang der 1930er stetig ab. Auch verschlechterte sich die Leistungsbilanz Englands zunehmend, so dass die Goldzuflüsse weiter abnahmen. Ende 1930 beschleunigten sich die Goldabflüsse rapide, und es wurde immer schwieriger für die Bank von England den Kurs des Pfund Sterlings zu halten. Trotz Stützungsversuchen durch die Fed in New York und die Bank von Frankreich fiel der Kurs des Pfund Sterlings Anfang 1931 weiter. Auch Erhöhungen des Diskontsatzes waren nicht ausreichend, um das Kapital im Land zu halten, oder anzulockern. Die Wirkungslosigkeit der Erhöhung des Diskontsatzes kann damit erklärt werden, dass das Vertrauen der Märkte bereits verloren war und dass angenommen wurde, dass die hohen Zinsen langfristig nicht gehalten werden könnten. Man wusste, dass die hohen Zinsen die Staatsschulden verteuern und den Haushalt, der bereits ein Defizit aufwies, weiter belasten würden. Des Weiteren erwartete man, dass eine längerfristige restriktive Geldpolitik die Rezession verstärken und die Arbeitslosenquote weiter steigern werde. Dementsprechend nahm man an, dass die Unterstützung der bereits geschwächten Labourregierung weiter sinken würde, und diese folglich eine solche Politik nicht langfristig verfolgen könne. Auch antizipierte man einen steigenden politische Druck auf die Bank von England, ihre Deflationspolitik zu beenden. Folglich glaubte man nicht, dass die restriktive Geldpolitik langfristig verfolgt werden könne. Aufgrund dieser Erwartungen und der Bankenkrise in Deutschland kam es trotz der Erhöhung des Diskontsatzes zur Kapitalflucht. Am 19. September 1931 musste die Goldkonvertibilität des Pfundes aufgehoben werden, was eine gravierende Abwertung zur Folge hatte. Innerhalb von drei Monaten verlor das Pfund ein Drittel seines Wertes gegenüber dem Dollar. Der Vertrauensverlust griff auch auf andere Länder über. 1932 hatten 22 Länder die Goldkonvertibilität ihrer Währungen aufgehoben. Die Aufhebung der Goldkonvertibilität des Pfundes Sterling markiert somit das Ende des zweiten Goldstandards.
Die Länder, die die Goldkonvertibilität aufrecht erhielten, hatten durch die Verteuerung ihrer Währungen mit Exportschwierigkeiten zu kämpfen. Durch die sinkende Nachfrage nach ihren Gütern verschärfte sich der politische Druck auf die Zentralbanken, die Goldkonvertibilität aufzuheben und eine Abwertung zu zulassen. Auch in den USA stieg der Druck auf die Fed kontinuierlich an. So begann der US-amerikanische Kongress im März 1932 Druck auf die Fed auszuüben, expansive Offenmarktgeschäfte zu betreiben. Im Glass Steagall Act wurde die Verfügungsbeschränkung über freies Gold aufgehoben. Durch diese Entscheidung kam es zu massiven Kapitalabflüssen. Die Befürwortung einer deflationären Politik durch den Kongress erhöhten die Zweifel der Marktteilnehmer, dass die Fed langfristig ihre restriktive Geldpolitik würde aufrecherhalten können. Diese Befürchtungen wurden durch den Wahlsieg Roosevelts noch verstärkt. In der dritten Aprilwoche 1933 setzte Roosevelt wie erwartet die Goldkonvertibilität des Goldes aus, worauf der Dollar gegenüber dem Gold bis Ende des Monats zehn Prozent seines Wertes einbüßte. Andere Länder wie die meisten mittelamerikanischen Staaten, Argentinien und Kanada schlossen sich den USA an. Belgien hob die Konvertibilität seiner Währung 1935 auf, Frankreich, Holland und die Schweiz 1936.
International folgte eine Periode freier Wechselkurse - ein sogenanntes"managed floating". Das heißt, dass die Zentralbanken relativ häufig intervenierten, um allzu große Schwankungen zu verhindern. Die Periode zeichnete sich durch hohe Kapitalverkehrskontrollen und Handelsbarrieren aus. Viele Länder führten unilateral deflationäre Maßnahmen durch, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Diese Maßnahmen führten zu Abwertungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte aus den entsprechenden Ländern erhöhte. Je früher Länder sich vom Goldstandard getrennt und Abwertungen zugelassen hatten, je schneller setzte die wirtschaftliche Erholung wieder ein. Durch die niedrigeren Zinsen nahm die Staatsschuld weniger rasch zu, die Steuern mussten nicht erhöht werden und die Staatsausgaben zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums konnten erhöht werden. Weiter regten die niedrigeren Zinsen Investitionen an, und durch die Abwertung stiegen die Exporte. Die Abwertungen der Länder waren also eine Antwort auf die binnenwirtschaftliche Situation und sind nicht allein als"Beggar thy neighbour"- Politik (schädige deinen Nachbar zu deinem eigenen Nutzen) zu betrachten, als die sie oftmals dargestellt werden. Sie waren vielmehr eine Antwort auf das Problem der Weltwirtschaftskrise als ihre Ursache.
Man kann sagen, dass eine frühere Aufgabe des Goldstandards und schnellere Abwertungen und expansive Geldpolitiken, die Weltwirtschaftskrise erheblich abgeschwächt hätten. Problematisch war allerdings an der Periode der Abwertungen und des Managed Floating, dass viele Länder, die weiterhin eine überbewertete Währung hatten, da sie länger am Goldstandard festhielten als andere, den steigenden Importen mit Protektionismus und einer Anhebung ihrer Zölle begegneten. Auch bestand die Gefahr einer sich beschleunigenden Abwertungsspirale, da alle Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit bewahren wollten.
Bereits Mitte 1932 war man sich einig, dass man der internationalen wirtschaftlichen Situation multilateral begegnen müsse, um eine Wiederbelebung der weltweiten Wirtschaft zu ermöglichen. Daher fand im Juni 1933 die"World Economic Conference" in London statt. Die Konferenz blieb jedoch erfolglos, da zur gleichen Zeit die USA den Goldstandard aufhoben und die Zukunft des Dollars sehr unsicher erschien. Um 1936, bevor Frankreich im September abwertete, stieg die Notwendigkeit einer internationalen Kooperation aufgrund der steigenden Handelsbarrieren und der Gefahr einer Abwertungsspirale. Um letztere zu verhindern, einigten sich Frankreich, Großbritannien und die USA in einem Dreierabkommen, dem"Triparitite Monetary Agreement" darauf, dass Frankreich die Abwertung seiner Währung begrenzt hält und dafür die anderen beiden Länder auf eigene Abwertungen verzichten würden. Auch sollten die Importsperren aufgehoben werden. Obwohl der Erfolg des Abkommens nicht überzeichnet werden sollte, gilt es als Vorläufer und Wegbereiter für die Bretton Woods Konferenz und die Gründung des internationalen Währungsfonds.
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Author: Stormy Mildner
Aktualisiert: 17. January 2002
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6. März 1933 in den USA
http://www.google.de/search?q=cache...kfeiertag&hl=de&ie=UTF-8
Auszug
In den USA hatte das Münzgesetz von 1792 sowohl einen Golddollar als auch einen Silberdollar definiert, welcher 15mal so schwer war wie der Golddollar.12 Da Gold am Markt zunächst eher mehr wert war als das 15 - fache des Silbers, waren die USA - dem Gresham`schen Gesetz entsprechend - bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts de facto auf einem Silberstandard. Durch die Münzgesetze von 1834 und 1837 wurde das Wertverhältnis von Gold zu Silber auf 16: 1 festgesetzt.13 Dadurch wurde das Gold eher etwas höher bewertet als an den Weltmärkten. Entsprechend dem Gresham`schen Gesetz wurde Silber aus dem Umlauf verdrängt, und es wurden hauptsächlich Goldmünzen ausgeprägt. Erst im Jahre 1873 wurde die freie Ausprägung des Silbers aufgehoben.14 Zu dieser Zeit waren aber in den Vereinigten Staaten noch die"Greenbacks" (Papiergeld mit grüner Rückseite) gesetzliche Zahlungsmittel,15 die während des amerikanischen Bürgerkrieges seit 1862 in Umlauf gekommen waren. Von 1879 an waren die Greenbacks wieder in Edelmetallmünzen einlösbar16, und die Einführung der Konvertibilität bedeutet den endgültigen Übergang zur Goldwährung. Diese wurde durch den Gold Standard Act von 1900 konsolidiert.17 Während der Weltwirtschaftskrise erlebten die USA drei Wellen von Bankenkrisen, und im Verlauf der dritten Bankenkrise wurde am 6. März 1933 ein Bankfeiertag proklamiert, der auch die Beendigung des Goldstandarts für die USA mit sich brachte.18
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